Herzphobie (Herzneurose)

Die große Angst vor dem Herzversagen - Menschen, die unter einer Herzphobie leiden, sehen oft keinen Ausweg aus der Angst, weil sie gar nicht verstehen, dass ihr Herz gar nicht das eigentliche Problem ist. Aber es gibt gute Möglichkeiten für eine Therapie der Herzneurose.
Herzneurose, Herzphobie und Herzangst

Ursachen, Symptome und Therapie

Dafür sollte allerdings die Ursache der Angst herausgefunden und ihre Behandlung aktiv angegangen werden. Wichtig ist auch, die Symptome einer Herzphobie zu verstehen und richtig zu deuten.

Diagnose & Definition

Die Herzphobie ist auch unter den Namen Cardiophobie, Effort-Syndrom, Herzangst, vasomotorische Neurose, funktionelle Herz-Kreislauf-Störung, Da Costa Syndrom oder Herzneurose bekannt. Betroffene haben ständig Angst, einen Herzinfarkt zu erleiden oder an Herzversagen sterben zu müssen.

Menschen, die von einer Herzphobie betroffen sind, machen sich ständig Sorgen um ihr Herz. Sie malen sich nicht nur alle möglichen furchtbaren Situationen aus, sondern kontrollieren beispielsweise auch ständig ihren Blutdruck und lassen häufig ihr Herz untersuchen. Ihre größte Angst ist die Sorge vor einem Herzinfarkt oder Herzstillstand.

Ein häufiger Gedanke ist: „Niemand glaubt mir und deswegen muss ich sehen, wo ich bleibe.“

Die Psychische Erkrankung (Angststörung) in Verbindung mit verdächtigen Herz-Symptomen führt häufig zu akuter Todesangst. Die Betroffenen bekommen Panik und fühlen eine extreme Herzangst, welche für Freunde, Verwandte und Bekannte meist nicht nachvollziehbar ist. Sie gehen zum Notarzt, weil sie befürchten, dass etwas mit ihnen nicht stimme, vertrauen dem Arzt aber nicht, sollte er tatsächlich nichts finden. Schafft es der Arzt dennoch, sie zu beruhigen, so sind sie kurze Zeit später beim kleinsten Symptom wieder stark verunsichert.

Das große Problem der Herzphobiker ist, dass kleinste und normale Herzsymptome wie beispielsweise ein Kribbeln im Brustkorb, ein Stechen in der Herzgegend oder Kreislaufprobleme sofort als extreme Herzprobleme gedeutet werden. Durch die plötzlich aufkommende Angst und Panikattacke verstärken sich die Symptome dann zusätzlich. Der Blutdruck erhöht sich, es setzt eine leichte Übelkeit ein, man bekommt einen roten Kopf, Herzrasen und einen Schweißausbruch. Nun gerät der Betroffene in einen Zwiespalt.

Auf der einen Seite wurde ja bereits mittels Belastungs-EKG, Langzeit-EKG, MRT usw. bereits viele Male alles überprüft und ein Herzleiden ausgeschlossen, auf der anderen Seite sind da ja doch die Symptome, welche eindeutig Herzprobleme kennzeichnen. Nun ist sich der Betroffene wieder sicher: „Ich bilde mir meine Herzkrankheit nicht ein. Mit meinem Herzen stimmt tatsächlich etwas nicht. Ich spüre das Herzstolpern. Ich habe ganz sicher keine Herzneurose und auch Ärzte machen Fehler. Sicherlich hat der Arzt etwas übersehen. Ich muss schnellstens einen neuen Termin vereinbaren. Diesmal bei einem anderen Arzt“.

Häufig konsultierte Ärzte sind Neurologen, Internisten und Kardiologen.

Folgen & Verlauf einer Herzangst

Durch die Vermeidung jeder körperlichen Anstrengung wie etwa Treppensteigen, Fahrradfahren oder sonstige sportliche Aktivitäten sind die Betroffenen schnell außer Atem und bemerken das aufgrund der Anstrengung schneller schlagende Herz sofort. Sie deuten schnelles Atmen und schneller schlagendes Herz als Alarmzeichen und geraten in Panik – denn für sie zeigen diese Symptome, dass mit dem Herzen etwas nicht stimmt. Menschen mit Herzneurose werden durch ihre Angst und die Tatsache, dass sie sich immer und überall zu schonen versuchen, sehr im täglichen Leben eingeschränkt und können private und berufliche Nachteile haben.

Wenn eine bestimmte Situation ein Herzrasen oder ähnliche Symptome ausgelöst hat, dann wird diese Situation künftig gemieden.

Die Vermeidungstaktik & Probleme

Menschen mit Herzphobie leben in ständiger Angst vor Herzstolpern, Herzbeschwerden, Herzversagen und Herzinfarkt. Sie vermeiden jegliche körperliche oder seelische Belastung, um ihr Herz so gut es irgend geht zu schonen. Konflikte werden gescheut, Herausforderungen nicht angenommen und körperliche Betätigung wird vermieden so gut es geht.

Betroffene werden nicht nur körperlich weniger belastungsfähig, weil der Körper selbst die kleinsten sportlichen Betätigungen nicht mehr gewöhnt ist. Sie lassen ihr Leben völlig von der Angst bestimmen – einige Herzphobiker igeln sich zu Hause ein und treffen sich nicht mehr mit Freunden. Das Berufsleben leidet bei Betroffenen aus Angst vor Konflikten und Überanstrengung, selbst wenn sie den Job gar nicht vernachlässigen möchten. Viele Betroffene leiden auch privat, weil sie nichts mehr mit dem Partner unternehmen – selbst Sex wird, genau wie Sport, oft vermieden.

Herzphobie / Herzneurose

Die Cardiophobie geht oft soweit, dass Wegstrecken mit dem Auto so gewählt werden, dass möglichst viele Krankenhäuser oder Praxen mit Fachärzten in der Nähe sind. Auch werden Nachtfahrten oder Fahrten in der Urlaub gänzlich gemieden, ebenso wie Flugreisen, da man bei einem Herzinfarkt im Flugzeug keine schnelle Behandlung erfahren würde.

Die Betroffenen haben Ihr Handy immer dabei, um im Notfall die fest eingespeicherten Fachärzte oder Krankenhäuser anrufen zu können. Auch Angehörige, Familie und Freunde werden über die Herzprobleme informiert, um im Ernstfall schnell Hilfe zu holen.

Tipp für Angehörige:

Zwingen Sie niemals einen Menschen mit Herzphobie zu irgendetwas in einer akuten Situationen. In einer Panikattacke, welche die Symptome noch verschärft, werden Sie es nicht schaffen durch gut gemeinte Worte zu beruhigen. Die Beruhigung stellt sich meist erst dann ein, wenn ein Facharzt vor Ort ist. Auch wenn diese dann nur kurz anhält.

Angst vor der Angst

Die Angst vor der Angst ist das eigentliche Ur-Problem der Angst vor dem Herzversagen. Die Betroffenen wissen in der Regel, dass möglicherweise eine psychische Erkrankung vorliegen könnte. Trotzdem sind sie nicht mehr Herr Ihrer Gedanken. Sie haben Angst, dass sie von der Angst überrannt werden. Die aufkommende Panik begünstigt aufgrund Ihrer Symptome die Herz-Symptome und ein Teufelskreis aus Zukunftsangst, Panikattacken und körperlicher Symptome beginnt.

» Mehr zur Angst vor der Angst

Symptome der Herzangst

Bei kleinsten Symptomen, wie etwa einem merklichen Herzpochen oder einem kurzen Stechen des Herzens, geraten die Betroffenen einer Herzphobie in Panik und glauben, in Lebensgefahr zu sein. Die Angst löst dann die typischen, körperlichen Symptome aus:

  • steigender Blutdruck
  • Herzrasen
  • Herzklopfen
  • Herzstolpern
  • Herzstechen
  • unregelmäßiges Schlagen des Herzens
  • Schweißausbrüche, Kälteschauer
  • Atemnot
  • Übelkeit
  • kalte Glieder

Durch diese Symptome geraten die Betroffenen erst recht in Panik und haben noch negativere Gedanken und Ängste. Dadurch glaubt der Körper schließlich, er sei wirklich in Gefahr und die Beschwerden können sich nicht beruhigen. Symptome und Gedanken schaukeln sich also gegenseitig nach oben – es kommt zur Panikattacke.

Neben den oben genannten körperlichen Beschwerden äußert sich eine Herzangst auch durch verschiedene Gefühle, Gedanken und Reaktionen. Diese können sein:

  • sehr starkes Schwitzen
  • Händezittern
  • Druck im Brustkorb
  • Angst vor Herzerkrankung, Herzinfarkt oder Herzversagen
  • Panik und Angstgefühle
  • Todesangst / Angst zu sterben
  • innere Unruhe
  • Erschöpfung
  • Schwindelgefühl, das Gefühl nicht richtig da zu sein oder dass alles ringsum unwirklich ist
  • häufige Arztbesuche
  • Vermeiden körperlicher Anstrengung
  • Vermeiden seelischer Belastung
  • Vermeiden, alleine irgendwohin zu gehen (und im Ernstfall ohne Hilfe zu sein)
  • ständige Beobachtung und Kontrolle des Herzens
  • ständiges Suchen nach Informationen über Herzkrankheiten oder deren Vermeiden

Herzstolpern / Extrasystolen

Den eigenen Herzschlag kann man in der Regel nicht spüren. Beim Herzstolpern wird ein fehlender oder zusätzlicher Schlag des Herzens vernommen. Unter Herzstolpern fällt auch das schnellere, langsamere oder unregelmäßige Schlagen des Herzens.

Für Betroffene von Herzneurosen ist das Herzstolpern ein großes Thema. Sie achten ganz genau auf Ihren Herzschlag und entwickeln mit der Zeit auch „fast“ die Fähigkeit, Ihr Herz schlagen zu hören. Bei der geringsten Unregelmäßigkeit wird dies als Herzstolpern interpretiert.

Selbstverständlich kommt das Herzstolpern auch bei Menschen mit schwerwiegenden Herzproblemen vor. Aus diesem Grund sollten Sie die Diagnose „Herzstolpern“ immer durch einen Facharzt abklären lassen. Wenn Sie allerdings schon einige EKG´s ohne Befund hinter sich haben, dann sollten Sie sich von einem Psychotherapeuten auf eine Herzphobie untersuchen lassen.

Nützliche Erfahrungsberichte im Forum zum Thema Herzstolpern und Herzaussetzer:

Ursachen und Auslöser

Eine Herzangst kann auf verschiedene Art und Weise entstehen. Manche Menschen reagieren recht schnell und stark körperlich oder mit Angst auf Stress. Wer in der Kindheit beispielsweise erfahren hat, wie sich die Mutter immer wieder Sorgen um ihr Herz macht, hat dies vielleicht unbewusst angenommen. Menschen, die als Kind oft oder schwer krank waren, vertrauen der eigenen Gesundheit möglicherweise nicht. Außerdem sind viele Betroffene sich nicht darüber bewusst, welche Auswirkung die Psyche auf die Gesundheit haben kann und es kommen für sie stets nur organische Ursachen in Frage, wenn mit der Gesundheit etwas nicht zu stimmen scheint. Viele Patienten haben auch tieferliegende, unbewusste Ängste, für die die Herzneurose sozusagen ein Ventil ist.

Therapie und Behandlung

Herzangst besiegen

Um die Angst vor dem Herzinfarkt zu besiegen, ist zuerst der Wille und die Einsicht nötigt, dass eine psychische Erkrankung vorliegt.

Es gibt gute Möglichkeiten zur Behandlung einer Herzneurose – die kognitive Verhaltenstherapie stellt die beste Möglichkeit dar. Aber auch eine Konfrontationstherapie kann gute Erfolge bringen, genau wie auch Trainings zur Bewältigung von Stress und Problemen. Wichtig ist es zudem, den Körper wieder langsam an stärkere Belastungen zu gewöhnen, denen sich viele Betroffene durch ihr Vermeidungsverhalten lange entzogen haben.

Menschen, die unter einer Herzneurose leiden, sollten sich unbedingt einer Behandlung unterziehen. Diese Phobie lässt sich mit einer Therapie gut in den Griff bekommen! Wenn Angehörige oder Freunde Symptome einer Herzphobie mitbekommen, sind sie ebenfalls gefragt, dafür zu sorgen, dass der Betroffene in einer Therapie nicht nur der Ursache des Problems auf den Grund geht, sondern Verhaltensweisen erlernt, die ihm dabei helfen, in Zukunft ein angstfreies Leben zu führen.

Medizin / Medikamente

Die Neurose sollte durch eine Verhaltenstherapie und die Hilfe eines erfahrenen Therapeuten bekämpft werden. In schweren und einzelnen Fällen greift der Therapeut auf die Gabe von Medikamenten zurück. Folgende Medikamente finden Ihren Einsatz:

  • Wiederaufnahme-Hemmer (häufig Citalopram)
  • Antidepressiva
  • Betablocker
  • Benzodiazepine (häufig Lorazepam)

Diese teils starken Medikamente wirken allerdings nicht gegen das vermeintliche Herzleiden. Der Einsatz zielt allein auf psychische Erkrankung ab. Der Angststress soll dadurch vermieden werden. Starten Sie unter keinen Umständen einen Selbstversuch! Es besteht das Risiko der Abhängigkeit. Ziehen Sie immer einen Therapeuten zurate.

Selbsthilfe & Entspannungstechniken

Verinnerlichen Sie sich den Satz: „Use it or loose it„. In Ihrem Fall bedeutet das, wenn Sie Ihr Herz nur schonen, helfen Sie Ihrem Herz dadurch nicht. Stellen Sie sich vor Sie sind aufgrund eines Beinbruchs an das Bett oder den Rollstuhl gefesselt. Wie lange wird es wohl dauern, bis sich der Muskel zurückbildet weil er nicht mehr benötigt wird? So ist es auch mit dem Herzen und unserem Kreislaufsystem. Sport in Maßen ist wichtig um Ihren Kreislauf und Ihren Körper fit zu halten.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Therapeuten über die Option Sport. Wenn dieser keine Einwände hat, dann ist Sport in Maßen nicht verkehrt. Lockeres laufen, walken oder auch Yoga steigern die körperliche Belastungsfähigkeit.

Damit Sie sich bei einer Panikattacke selbst beruhigen können ist es ratsam eine Entspannungsmethode zu erlernen. Hilfreich ist die progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Meditation oder Yoga.

Tauschen Sie sich mit den anderen Betroffenen im Forum von Psychic.de aus. Durch die Erfahrungsberichte der anderen Mitglieder können Sie Ihre Phobie besser verstehen lernen. Es ist immer gut, wenn man mit Geschichten von anderen konfrontiert wird, um zu erkennen, welches Problem man selbst hat.

Hilfreiche Erfahrungsberichte und Beiträge im Forum:

Sie schaffen das! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Gesundheit.



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Autor: Psychic-Redaktion - aktualisiert am
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