Dysmorphophobie Ursachen – Angst, hässlich zu sein

Zwischen ein bis etwa zwei Prozent der Deutschen empfinden ihr Spiegelbild als größten Feind – sie finden sich hässlich. Dabei können die Betroffenen ganz normal oder auch sehr attraktiv sein, sie können sogar Komplimente für ihr Äußeres bekommen.
Dysmorphophobie Ursachen - Angst hässlich zu sein

Doch das ändert nichts daran, dass Menschen, die darunter leiden, sich so abgrundtief hässlich finden, dass sie beispielsweise Stunden damit verbringen, ihre „zu große“ Nase mit den Händen platt drücken zu wollen oder sich nur mit dicken Schichten Make-up überhaupt vor die Tür trauen. Doch welche Ursachen stecken hinter dieser Angst, hässlich zu sein?

Eine definitive Aussage gibt es nicht

Es ist sehr schwierig zu sagen, woher genau die Angst der Betroffenen wirklich kommt. Wissenschaftler sind sich uneinig; viele vermuten einen Mangel des Glückshormons Serotonin im Gehirn. Allerdings wird auch angenommen, dass nicht nur eine Ursache der Grund für diese psychische Erkrankung ist, sondern dass mehrere Gründe zusammenkommen.

So leiden viele Dysmorphophobiker unter Zwangsstörungen, die nicht unmittelbar mit ihrem Äußeren zusammenhängen.

Leider verhält es sich so, dass viele Dysmorphophobiker mit ihrem Leben nicht zurechtkommen – bei vielen liegen die Gründe weit in der Vergangenheit und es gibt schmerzliche Erfahrungen, die nie verarbeitet wurden.

Für ihr unglückliches Leben machen Dysmorphophobiker dann oft irgendwelche Schönheitsmakel verantwortlich, die es eigentlich gar nicht gibt – und wenn es sie gibt, dann nur in ganz unbedeutender Form. Dysmorphophobie und Depressionen hängen eng zusammen, da viele Menschen, die von der Angst, hässlich zu sein betroffen sind, auch Depressionen haben oder bekommen.

Mangelndes Selbstwertgefühl

Auch wenn nicht klar ist, woher die Angst, hässlich zu sein genau kommt, so leiden viele Betroffene schon seit langer Zeit unter einem negativen Selbstwertgefühl. Viele haben auch einen ausgezeichnet ausgeprägten Sinn für Ästhetik und betrachten sich selbst deswegen gleich doppelt kritisch. Natürlich werden sie ihren eigenen, völlig übersteigerten Erwartungen an das Aussehen niemals gerecht, ganz egal, was sie auch dafür tun. Obwohl viele Dysmorphophobiker in Schönheitsoperationen die ersehnte Hilfe suchen, bringen diese fast nie etwas, weil die Betroffenen immer neue „Makel“ finden, an denen sie sich stören – ihr Selbstwertgefühl ist und bleibt gering. Die genauen Ursachen für das mangelnde Selbstwertgefühl allerdings sind vielschichtig und es bleibt oft die Aufgabe einer Therapie, diese herauszufinden.

Fehlerhaftes Selbstbild und Persönlichkeitsmerkmale

Es wird davon ausgegangen, dass es eine Mischung aus Persönlichkeitszügen und negativen Erfahrungen in Kindheit und Jugend ist, die dazu beitragen, dass sich eine körperdysmorphe Störung entwickelt. Beispielsweise fühlen sich viele Betroffene nicht liebenswert und hässlich, weil sie unter Minderwertigkeitsgefühlen leiden. Diese Gefühle können schon in der Kindheit ausgelöst worden sein – beispielsweise durch mangelnde Sensibilität der Eltern. Viele Betroffene neigen stark dazu, sich selbst immer und ständig zu beobachten, übertrieben hohe Erwartungen an sich zu stellen und der „Norm“ immer entsprechen zu wollen. Weitere Gründe sind auch Schwächen in der Kommunikation mit anderen Menschen und übertrieben große Scheu, die ebenfalls krankhaft sein kann. Beziehungsstörungen können zusätzlich dazu beitragen, dass sich Betroffene nur noch damit beschäftigen, eine körperliche Entstellung zu haben, die es gar nicht gibt. Probleme in Partnerschaften und vor allem auch bei der Partnersuche können hier einen Grund darstellen.

Kindheit oder Pubertät als Auslöser

Um wirklich verstehen zu können, warum sich ein ganz normal aussehender Mensch so hässlich fühlt, dass er oft sogar Selbstmordgedanken hegt, muss mitunter weit in die Vergangenheit zurückgegangen werden. Oft fällt auf, dass viele vom Entstellungssyndrom betroffene Menschen kein solides Verhältnis zu ihren Eltern haben. Gerade das Verhältnis zur Mutter, die vielleicht einen großen Hang zur Schönheitspflege hatte, kann eine Rolle spielen. Aber auch Schlüsselerlebnisse kommen als Ursachen in betracht. Wenn ein Kind in der Pubertät beispielsweise gehänselt wird für seine Körperbehaarung oder sonstige Merkmale, dann kann sich das in den Gedanken derart festsetzen, dass es sehr schwer wird, diese Hänseleien je wieder verarbeiten zu können.

Schönheitswahn in den Medien

Ein Merkmal vieler Dysmorphophobiker ist, dass sie sich immer und ständig mit anderen Menschen vergleichen müssen. Zusammen mit ihrem ausgeprägten Sinn für Ästhetik und ihren übersteigerten Erwartungen an ihr eigenes Aussehen wird dies zu einer gefährlichen Falle. Die Betroffenen möchten attraktiv sein – um jeden Preis. Sie verlangen von sich selbst ein perfektes Aussehen, das ihrem Schönheitsideal entsprechen muss, ohne objektiv beurteilen zu können, dass sie selbst auf ihre eigene Weise gut aussehen. Sie durchschauen nicht, wie sehr in den Medien getrickst wird, um Models mit viel Make-up und Nachbearbeitung „perfekt“ und attraktiv sein zu lassen.

Als hässlich empfundene Körperstellen

Es ist sehr schwer, überhaupt eine Eingrenzung vorzunehmen, weil die Betroffenen sich alle möglichen Makel an allen nur denkbaren Körperstellen einbilden können. Am häufigsten klagen die Betroffenen über Entstellungen im Gesicht. Hierbei sagen manche Betroffene allerdings ganz konkret beispielsweise: „meine Gesichtsbehaarung entstellt mich völlig“, andere wiederum beschweren sich vage über ein „schiefes“, „hässliches“ oder „komisches“ Gesicht. Es gibt allerdings auch Betroffene, die sehr wohl einzelne Bereiche ihres Körpers als abstoßend empfinden, denen es allerdings peinlich ist, darauf näher einzugehen, und die deswegen über ganz allgemeine „Hässlichkeit“ klagen. Zudem finden viele Betroffene oft nicht nur ein Körperteil abstoßend, Ekel erregend oder entstellend.

Von der Körperbildstörung sind im Einzelnen besonders folgende Bereiche betroffen

Im Gesicht:

  • Akne, Narben, Falten, Gefäßzeichnung,
  • Blässe oder Rötung(en),
  • Haar- und Bartwuchs, Behaarung im Gesicht, Augenbrauen,
  • Nase,
  • Wangen, Kinn, Kiefer
  • Mund, Zähne, Lippen
  • Ohren
  • Augen, Augenlider
  • Neigung zum Schwitzen und Erröten

Am restlichen Körper:

  • Körpergewicht und –größe, Proportionen, Figur
  • Hände, Füße,
  • Arme, Beine,
  • Brüste
  • Genitalien
  • Hüften, Schultern, Rücken
  • Körperbehaarung

Es ist vor allem deswegen so schwierig, die genauen Ursachen von Dysmorphophobie (Körperbildstörung) herauszufinden, weil viele Betroffene zwar von der Kosmetikerin bis zum Schönheitschirurgen alle möglichen „Hilfestellen“ aufsuchen, aber nicht diejenigen, die ihnen wirklich helfen könnten: Therapeuten und Psychologen. Daher ist in diesem Bereich noch viel Aufklärung nötig, um möglichste vielen betroffenen Menschen in Zukunft helfen zu können. Nutzen Sie das Selbsthilfe Forum für den Austausch.


Autor: Psychic-Redaktion - aktualisiert am
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