@Jana30
Hey du, danke erstmal für deine lieben Worte!
Und ja, ich war voll im Hypochondrie-Game drin. Ich hätte damals locker nen eigenen Freizeitpark aufmachen können: “Willkommen in Panikland – Eintritt frei, Rückweg schwierig.”
Was bei mir der Switch war? Ehrlich gesagt nix Krasses von außen. Keine große Erleuchtung, kein Zauberbuch. Ich hab einfach irgendwann beschlossen: “Ich glaub der Angst kein Wort mehr.”
(Also wirklich wie bei so einem nervigen Marktschreier: “Ja, ja, schrei ruhig, interessiert keine Sau.”)
Das kommt übrigens aus der ACT-Therapie (Acceptance and Commitment Therapy) – man akzeptiert, dass die Angst da ist, aber man entscheidet sich bewusst, nicht mehr alles zu glauben, was sie brabbelt.
Klar, damit war die Hypochondrie nicht einfach zack weg. Schön wär’s.
Das ist eher wie im Fitnessstudio: Du kannst auch nicht viermal auf die Hantelbank starren und erwarten, dass du danach 100 Kilo drückst.
Du musst trainieren, schwitzen, dich manchmal fragen, was du da eigentlich für ’ne sch. tust – und dann trotzdem weitermachen.
Und genauso hab ich meinem Hirn halt auch wieder und wieder klargemacht:
“Nein, wir googeln jetzt nicht den Leberkrebs, während wir nen Joghurt essen. Nein, wir messen jetzt nicht den Puls, während wir Netflix gucken. Fresse jetzt.”
Und wichtig: Du musst da knallhart durchziehen.
Egal wie sehr dein Kopf brüllt: NEIN! Keine Kontrolle, kein Googeln, kein Symptom-Checken. NICHT EIN EINZIGES MAL.
Gibst du auch nur einmal nach, bist du sofort wieder zehn Schritte zurück.
Ist halt wie bei einem trockenen Alk.: “Nur ein Schluck” gibt’s nicht. GAR NICHT. Auch nicht ein kleines bisschen.
Glaub mir, ich hab unzählige Male wieder neu anfangen müssen, weil ich doch „nur noch mal kurz gucken“ wollte…
Und jedes Mal war ich danach so unfassbar von mir selber genervt, dass ich das schon wieder gemacht hab und mich damit zurück katapultiert habe, dass ich mir irgendwann dachte:
“Boah nee, reicht jetzt. Entweder du willst da raus oder du willst für immer Panikland-Jahreskarte besitzen.”
Und dann hab ich einfach durchgezogen. Und ja, mit jedem Mal wurde es ein bisschen leichter.
Anfangs machst du gefühlt den ganzen Tag nix anderes als immer wieder deinem Gehirn den Mund zu verbieten und dich dann vergebens bemühen wieder dem realen hier und jetzt (TV, lesen, auto fahren...) zu beschäftigen. Du wirst hunderte Male denken boah die kacke bringt doch überhaupt nichts, ich kann mich auf nichts konzentrieren was nicht meine Gedanken sind.
Nö, anfangs nicht. Deswegen bist du eben ja den ganzen Tag damit beschäftigt deinem Gehirn nur noch halt die fresse zu antworten. Nix anderes mehr. Kein gut zureden, und schon gar nicht drauf eingehen und mit dem Gehirn diskutieren a la ja aber was wenn doch?-ja aber ist alles abgeklärt!-und was ist wenn der nicht richtig geguckt hat?-usw usw du wirst es kennen. Mein Hirn hat nur noch dumme Sprüche a la halt die fresse bekommen
Aber: du wirst merken, es wird leichter mit den Tagen. Den Wochen.
Wichtig ist:
Auch wenn du denkst du seist halbwegs stabil: mach nicht den selben Fehler wie ich und denke in dem Moment ach einmal kann man ja eben googeln/abchecken etc.
Damit ist dein Hirn wieder im alten Muster.
Aber wenn du das überwunden hast, hast du es geschafft. Dann kommen die Gedanken zwar noch, aber da reicht es wenn man dann einmal mit den Augen rollt und sich dein ernst? Denkt und kann dann wieder im hier und jetzt landen.
ich kenn auch dieses “Neue Krankheit! Jetzt aber wirklich!”-Hopping.
Früher: Arzt, alles abgeklärt, beruhigt – drei Tage später: “Oh mein Gott, hat er vlnlt icht gründlich geguckt? Und was ist das da am großen Zeh?!”
Jetzt? Denke ich vielleicht noch 10 Sekunden drüber nach – und dann sag ich mir: “Joa, wird wohl nix Wildes sein. Und wenn doch, werd ich’s früh genug merken.”
Panik hat noch nie was verhindert. Aber Lebensqualität rauben kann sie perfekt.
Also: nicht aufgeben. Nicht denken, du bist der einzige Idiot auf dieser Welt, der das nicht hinkriegt.
Dein Gehirn ist halt einfach ein bisschen übertrainiert im Katastrophen denken.
Zeit, es wieder auf real life umzutrainieren.
Und glaub mir: Das geht.
Langsam, aber sicher.
Wie im Fitnessstudio – nur dass du am Ende statt Muckis innere Ruhe hast.
Fühl dich gedrückt
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