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Hallo liebes Forum,

ich liege wach und lasse gerade Revue passieren, wie ich die letzten Monate von einer Krankheit in die andere gedanklich springe.

Dabei ist mir aufgefallen, dass für mich die Symptome so real sind und ich 1000 % sicher bin, diese Krankheit auch zu haben- das macht mir Angst. Geht es euch auch so? Ist es denn bei euch im Laufe der Jahre eingetroffen, dass ihr diese Krankheit dann auch bekommen habt? Manchmal denke ich mir, dass ich doch meinen Körper gut kenne und weiß, wenn etwas nicht stimmt. Lg

Gestern 05:28 • 29.04.2025 x 1 #1


31 Antworten ↓


@Jana30
Hey du,
ich kenn das nur zu gut. Genau dieses Gefühl, dass du ganz sicher weißt, da stimmt was nicht – das nennt sich „magisches Denken“.
Das bedeutet: Man denkt, man sei irgendwie wie ein Medium oder Wahrsager, weil man Dinge „spürt“, die andere nicht sehen. Es fühlt sich extrem echt an, aber es ist ein Trick der Angst. Sie macht dir Glauben, du wüsstest mehr als die Ärzte oder alle Untersuchungen.

Ich war 2021 auch felsenfest überzeugt, ich bin todkrank und überleb das nächste Jahr nicht. Heute – 2025 – ich leb immer noch, keine meiner Ängste ist eingetreten. Keine.
Und ich kenne wirklich niemanden, wo das, was im Kopf an Katastrophen ausgemalt wurde, dann wirklich passiert ist.

Deshalb: Ja, die Angst fühlt sich real an. Aber das macht sie nicht wahr. Dein Körper würde dir echte Krankheiten anders zeigen – und nicht über dieses diffuse „Ich spür da was, die finden’s nur nicht“.

Halte dir das immer wieder vor Augen: „Das ist mein magisches Denken. Nicht die Realität.“
Und vertrau darauf: Du bist nicht verloren. Und du bist nicht allein damit.

A


Ständig neue Krankheitsängste

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Hallo Jana,

Zitat von Jana30:
lasse gerade Revue passieren, wie ich die letzten Monate von einer Krankheit in die andere gedanklich springe.

ja, das kann schon mal hilfreich sein.

Zitat von Jana30:
Dabei ist mir aufgefallen, dass für mich die Symptome so real sind und ich 1000 % sicher bin, diese Krankheit auch zu haben- das macht mir Angst.

Symptome sind immer real. Was Du an Symptomen spürst ist tatsächlich da.

Nun aber kommt Dein Fehler, der Dich verrückt machen kann.

Du bewertest Deine Symptome mit Deinen Gefühlen. Das kann in eine starke Verunsicherung
führen bis hin zum Krankheitsgefühl. Du beschreibst es ja auch hier.
Dein Gefühl scheint sich absolut sicher zu sein.
Ein Gefühl ist aber nur ein Signal im Kopf.

Das ist genauso, wie wenn es bei Dir zuhause klingelt. Da ist Dein Gefühl auch ganz sicher,
das der Postbote vor Deiner Tür steht.
Glücklicherweise merkst Du wenn es geklingelt hat Deinen Gefühls-Irrtum sehr schnell.
Du brauchst nur die Tür aufmachen.
Ach sie sind das. Ich war mir sicher, es wär der Postbote und bringt mir mein Paket.

Wenn Dein Gefühl aber glaubt, Dein Symptom kommt von einer Krankheit, dann kannst Du
Deinen Irrtum nur sehr aufwendig erkennen.
Dann musst du erst einmal einen Termin beim Arzt machen. Und wenn der dann noch sagt.
Ich finde nichts, sie sind gesund. Dann sagst Du. Bestimmt hat der etwas übersehen.
Und so weiter und so weiter.

Solch ein Problem kannst Du nur anders lösen.
Anstatt auf Deine Gefühle zu hören, solltest Du immer zuerst mal Dein bewusstes
Denken benutzen.
Das ist zwar deutlich anstrengender, aber das bewusste Denken
bringt viel bessere und meistens richtige Ergebnisse.
Und es lässt Deine Ängste klein bleiben.


Viele Grüße
Bernhard

@Jana30 Hallo Jana.. Ja und wie ich das kenne Seit 7 Monaten habe ich immer was neues! Und die Symptome sind real! Und seit paar Tagen habe ich ein lymphknoten an der leiste entdeckt und schon spielt mein Körper und kopf verrückt... Ich weiss das wir eben auch gewisse Situationen anders bewerten als Menschen ohne Angststörung.. und dadurch entsteht dieser Hamsterrad aus der man irgendwie nicht raus kommt. Ich lebe seit Monaten in so einer Art Gefangenschaft meiner eigenen Emotionen/Bewertung der Dinge. Ich hätte nie gedacht das ich mal in so einer Situation sein werde.und das alles so körperlich abläuft..Übelkeit, zittern, Benommenheit, kribbeln am Körper, schluck Probleme, magen darm Beschwerden usw. Die Liste ist lang.

Das wichtigste ist das du siehst das du damit nicht alleine bist

Ganz vielen Usern hier geht es wie dir

Unterschreibe ich zu 100%. Furchtbar. Jedes Mal denke ich ja, aber jetzt muss es echt sein...

Zitat von 1fachnurich:
Unterschreibe ich zu 100%. Furchtbar. Jedes Mal denke ich ja, aber jetzt muss es echt sein...

Ihr macht da eben einen schwerwiegenden Fehler.

Unsere Gefühle benutzen wir Menschen sehr, sehr oft als Vorhersage-System.
Eine Vorhersage ist aber immer nur eine Vermutung.
Eine Vermutung welche manchmal
mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eintrifft. Aber auch.
Eine Vermutung die sich in über der Halfte der Fälle als völlig falsch erweist.


Wer also nicht in der Wirklichkeit lebt, sondern fast nur mit Einschätzungen und Vermutungen lebt,
der läuft sein Leben lang neben der Wirklichkeit her. Ohne es selbst zu merken.



Und die Angststörung, die bekommt diejenige/derjenige dann geschenkt.

Vielen Dank für eure Erfahrungswerte. Ich war zwar immer sehr vorsichtig und bin schon sehr früh zu den Vorsorgeuntersuchungen gegangen, aber für mich hat das dann gepasst, wenn der Arzt untersucht hat. Nun ist es so, dass ich ein Symptom habe, es abklären lasse sofort und dann nochmal zu einem zweiten Arzt zu gehen in der Angst, der erste Arzt hätte das übersehen. Dabei bin ich mir ganz sicher, dass ich Krankheit XY habe. Das zerrt mittlerweile an meine Nerven, aber wenn es euch auch so ähnlich geht, wird es das Schema sein!

@1fachnurich genau, so fühle ich mich auch. Diesmal ist alles echt und es muss ja mal das auch eintreten. Das Gefühl finde ich ganz schlimm. Deswegen frage ich mich, ob bei hypochondrischen Personen auch mal die Krankheit eingetreten ist, die man vermutet hat. Klar, wenn die Liste lang ist, ist es auch wahrscheinlicher …

Zitat von Melo89:
@Jana30 Hallo Jana.. Ja und wie ich das kenne Seit 7 Monaten habe ich immer was neues! Und die Symptome sind real! Und seit paar ...

Bei mir ist es auch so. Ich mache mir jetzt keinen Kopf über Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aber wenn ich etwas habe, meist sind es Haut oder Schleimhaut Geschichten, dann drehe ich voll durch. Ich habe im Gefühl als könnte ich es nicht ertragen wenn mein Körper eine Macke aufweist. Als Beispiel: ich habe Mandelsteine seit ein paar Wochen und Hauptprobleme im Gesicht. Die Steine haben viele Menschen, sie sind nicht schlimm, aber ich habe jeden Tag Panik vor diesen Dingern. Das ist doch nicht normal.

Hi,

nein, meine Befürchtungen wurden noch nie wahr - auch nicht die Verdachtsdiagnosen von Ärzten (Herzfehler, MS, Polyneuropathie) ... bisher zum Glück nie was gewesen.

Grüße

@Karimma ja es ist wirklich eine sehr schwierige Situation. Ich stecke da voll mitten drin, deshalb kann ich alles was hier geschrieben wird 1zu1 nachvollziehen. Es ist einfach unnormal und dennoch so normal... denn wir haben alle ähnliche Probleme. Ich dachte immer ich bin alleine damit, aber wie man sieht sind wir nicht allein und viele schaffen es da raus...

@WayOut hallo, danke für deinen Zuspruch. Ich lese immer mal mit, wie empathisch und souverän du antwortest. Du hast auch einmal an Hypochondrie gelitten? Was war für dich das Erlebnis, wo du gesagt hast, ,,stopp“ - jetzt muss ich wirklich etwas ändern? Hast du dazu ein Thread? Ich denke es mir immer wieder, schaffe es aber nicht, weil die nächste Krankheit kommt und ich dieses Mal ganz sicher bin, dass sie auch eintritt.
An alle anderen- habt ihr euch dann mit dem Arztbesuch abgesichert und dann zur neuen Krankheit ,,gesprungen“?

@Jana30 ja.. mache es seit Monaten durch. Von Arzt zu Arzt. Und es kommt wirklich immer was dazu. Wie ist es bei dir?

@Melo89 Ähnlich, aber es bleibt oft bei den gleichen Krankheiten über eine lange Zeit (6 Monate und mehr). So Sprünge, dass ich mal die und die Krankheit habe, gibt es nicht. Ich habe nur Panik, weil ich mir immer denke, dass ich ja meinen Körper so gut kenne und die Ärzte sicher etwas übersehen haben. Leider haben mich auch Foren im Internet stutzig gemacht mit Erfahrungsberichten….

@Jana30

Hey du, danke erstmal für deine lieben Worte!
Und ja, ich war voll im Hypochondrie-Game drin. Ich hätte damals locker nen eigenen Freizeitpark aufmachen können: “Willkommen in Panikland – Eintritt frei, Rückweg schwierig.”

Was bei mir der Switch war? Ehrlich gesagt nix Krasses von außen. Keine große Erleuchtung, kein Zauberbuch. Ich hab einfach irgendwann beschlossen: “Ich glaub der Angst kein Wort mehr.”
(Also wirklich wie bei so einem nervigen Marktschreier: “Ja, ja, schrei ruhig, interessiert keine Sau.”)
Das kommt übrigens aus der ACT-Therapie (Acceptance and Commitment Therapy) – man akzeptiert, dass die Angst da ist, aber man entscheidet sich bewusst, nicht mehr alles zu glauben, was sie brabbelt.

Klar, damit war die Hypochondrie nicht einfach zack weg. Schön wär’s.
Das ist eher wie im Fitnessstudio: Du kannst auch nicht viermal auf die Hantelbank starren und erwarten, dass du danach 100 Kilo drückst.
Du musst trainieren, schwitzen, dich manchmal fragen, was du da eigentlich für ’ne sch. tust – und dann trotzdem weitermachen.
Und genauso hab ich meinem Hirn halt auch wieder und wieder klargemacht:
“Nein, wir googeln jetzt nicht den Leberkrebs, während wir nen Joghurt essen. Nein, wir messen jetzt nicht den Puls, während wir Netflix gucken. Fresse jetzt.”

Und wichtig: Du musst da knallhart durchziehen.
Egal wie sehr dein Kopf brüllt: NEIN! Keine Kontrolle, kein Googeln, kein Symptom-Checken. NICHT EIN EINZIGES MAL.
Gibst du auch nur einmal nach, bist du sofort wieder zehn Schritte zurück.
Ist halt wie bei einem trockenen Alk.: “Nur ein Schluck” gibt’s nicht. GAR NICHT. Auch nicht ein kleines bisschen.

Glaub mir, ich hab unzählige Male wieder neu anfangen müssen, weil ich doch „nur noch mal kurz gucken“ wollte…
Und jedes Mal war ich danach so unfassbar von mir selber genervt, dass ich das schon wieder gemacht hab und mich damit zurück katapultiert habe, dass ich mir irgendwann dachte:
“Boah nee, reicht jetzt. Entweder du willst da raus oder du willst für immer Panikland-Jahreskarte besitzen.”

Und dann hab ich einfach durchgezogen. Und ja, mit jedem Mal wurde es ein bisschen leichter.
Anfangs machst du gefühlt den ganzen Tag nix anderes als immer wieder deinem Gehirn den Mund zu verbieten und dich dann vergebens bemühen wieder dem realen hier und jetzt (TV, lesen, auto fahren...) zu beschäftigen. Du wirst hunderte Male denken boah die kacke bringt doch überhaupt nichts, ich kann mich auf nichts konzentrieren was nicht meine Gedanken sind.
Nö, anfangs nicht. Deswegen bist du eben ja den ganzen Tag damit beschäftigt deinem Gehirn nur noch halt die fresse zu antworten. Nix anderes mehr. Kein gut zureden, und schon gar nicht drauf eingehen und mit dem Gehirn diskutieren a la ja aber was wenn doch?-ja aber ist alles abgeklärt!-und was ist wenn der nicht richtig geguckt hat?-usw usw du wirst es kennen. Mein Hirn hat nur noch dumme Sprüche a la halt die fresse bekommen
Aber: du wirst merken, es wird leichter mit den Tagen. Den Wochen.
Wichtig ist:
Auch wenn du denkst du seist halbwegs stabil: mach nicht den selben Fehler wie ich und denke in dem Moment ach einmal kann man ja eben googeln/abchecken etc.
Damit ist dein Hirn wieder im alten Muster.
Aber wenn du das überwunden hast, hast du es geschafft. Dann kommen die Gedanken zwar noch, aber da reicht es wenn man dann einmal mit den Augen rollt und sich dein ernst? Denkt und kann dann wieder im hier und jetzt landen.

ich kenn auch dieses “Neue Krankheit! Jetzt aber wirklich!”-Hopping.
Früher: Arzt, alles abgeklärt, beruhigt – drei Tage später: “Oh mein Gott, hat er vlnlt icht gründlich geguckt? Und was ist das da am großen Zeh?!”
Jetzt? Denke ich vielleicht noch 10 Sekunden drüber nach – und dann sag ich mir: “Joa, wird wohl nix Wildes sein. Und wenn doch, werd ich’s früh genug merken.”
Panik hat noch nie was verhindert. Aber Lebensqualität rauben kann sie perfekt.

Also: nicht aufgeben. Nicht denken, du bist der einzige Idiot auf dieser Welt, der das nicht hinkriegt.
Dein Gehirn ist halt einfach ein bisschen übertrainiert im Katastrophen denken.
Zeit, es wieder auf real life umzutrainieren.

Und glaub mir: Das geht.
Langsam, aber sicher.
Wie im Fitnessstudio – nur dass du am Ende statt Muckis innere Ruhe hast.

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Zitat von WayOut:
Nicht denken, du bist der einzige Idiot auf dieser Welt, der das nicht hinkriegt.

Genau DAS denke ich gerade über mich.
Jedes Zwicken und jedes Kribbeln. Jetzt wird nicht mehr gegoogelt sondern ChatGPT gefragt. Der antwortet schon beruhigender und die Antworten decken sich auch mit den Aussagen meiner Ärzte, aber dennoch. Ich hinterfrage und hinterfrage und hinterfrage. Am nächsten Tag frage ich das gleiche nochmal. Und hinterfrage es nochmal.

Ich hab zb. jetzt Probleme mit der Narbe an meiner Brust. Sie zwickt wenn ich liege. Sie zwickt wenn ich aufstehe. Sonst kribbelt sie ein wenig. Hatte nie Probleme vorher. Frage mich: Warum jetzt? Warum jetzt wo es mir eigentlich recht gut ging? Es gab endlich Tage wo ich keine Probleme hatte, mir tat nichts weh, ich hatte keine Sorgen und dann BÄMM! Meine Op war im Juli letztes Jahr, ich hatte ein paar Bestrahlungen und hatte wie gesagt, kein Probleme. Außer ein einziges Mal, das habe ich dann aber schnell in den Griff bekommen. Meine Schulter ist total verspannt, das zieht bis in die Brust rein. Und ich sitz dann da: Soll ich KI fragen oder Google? Mein Verstand sagt: NEIN! Und mein Kopf sagt: Los, sichere dich nochmal ab, hast du erst 20 mal gemacht die letzten 24 Stunden.

Also ich würde so gerne da raus kommen... aber es ist so schwer! Und es belastet mich auch total.

@WayOut danke für deine ausführliche Nachricht! Du bist mein Vorbild , du machst das im Forum toll!
Ich schmunzle aber immer wieder, dass du als ehemaliger Hypochonder hier drin bist und immer liebe und kompetente Antworten gibst! Wenn ich einmal die Krankheit besiegt habe, würde ich wollen, nicht mehr hier mitzulesen- dann wäre ich wieder bei den alten Krankheitsängsten, denke ich mir immer wieder

@-Biene- ja leider mache ich auch den Fehler, mittlerweile mit ChatGpt zu chatten über Krankheiten. Hat ein neues Level erreicht- es ist sicher nicht gut, aber ich denke mir, bevor ich google und mit dem Tod konfrontiert bin, erhalte ich bei ganz seltenen, tödlichen Krankheiten schon eine realistische Einschätzung- gerade wenn man oft beim Arzt war diesbezüglich!

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