Hallo K.!
Ich habe hier bereits als Gast gepostet (3. Beitrag).
Auf der einen Seite ist es beruhigend zu hören, dass man nicht der/die einzige ist, die mit solchen Gefühlen existiert (wie oft bezweifle ich meinen gesunden Menschenverstand!) andererseits wünsche ich keinem Menschen auf der Welt die Gefühle der Verzweiflung wie ich sie so oft empfinde.
Gestern hatte ich eine heftige Erfahrung. Am Abend (mein Mann ist zur Zeit da, *juppi) habe wir spontan mit einigen Freunden (mehr seine als meine, auch ein Thema was hier oft auftaucht...) gegrillt. Irgendwann fragte mich unser Trauzeuge wie es denn mir und meinen Prüfungen ginge... Wumm, und sofort hat mich meine derzeitige Situation wieder mal überrannt, dass ewige auf der Bude gehocke und gepauke ohne die Möglichkeit mir irgendeinen Ausgleich zu schaffen, weil ich hier einfach niemanden habe. Ich glaube die Leute hier im Dorf denken, dass es mir hier gut geht und ich mich schnell eingelebt habe... Schließlich wohne ich hier ja schon länger... Und umso weniger kommt ihnen der Gedanke, dass ich eventuell vor Einsamkeit eingehe. Naja, in meiner Verzweiflung denke ich mir: gut Christina, erzähl mal wie so eine Lernwoche bei dir aussieht...
Und dann saß meine Schwägerin dabei und musste ZU ALLEM was ich gesagt habe so was wie :Also, als ich damals für meine Prüfungen am lernen war, da hab ich das immer so und so gemacht oder ja, glaubst du etwa ich bin nie alleine, wenn mein Mann soviel arbeiten muss.... Also habe ich sie nett darauf aufmerksam gemacht, dass wir beide grundverschieden sind. Alleine schon ihr Schlafbedarf um den ich sie beneide. Sie kommt locker mit 4 Stunden jede Nacht aus! Ich für mich weiß aber, dass grade wenn ich lernen ich einen super geregelten 8 1/2-Stunden-Schlafrhythmus brauche (der grade im Ar*** ist, weil ich seit 2 Wochen nicht mehr durchschlafe und inzwischen vermute das ich eine nervöse Schlafstörung habe, *gähn)
Wie auch immer. ÄTZEND! Irgendwann habe ich dann gesagt, darauf habe ich keinen Bock, mich die ganze Zeit hier mit ihr zu vergleichen (LEIDER VOR DEN GANZEN ANWESENDEN GÄSTEN/FREUNDEN ) und bin abgestampft. Schwiegermutter hat das natürlich auch mitbekommen....
Was ich auf jeden Fall sagen wollte: Es gibt nichts schlimmeres als irgendwelche Besserwisser die sagen, mal solle sich mal am Riemen reißen, andere hätten es auch nicht leicht. Ich bin überzeugt, dass in diesem Formum Menschen sind, die sich in ihrem Leben viel mehr überwinden müssen wie andere. Weil jeder Tag erneut von einem die explizite Zusage zum Leben fordert. Weil es so schwer ist in einen neuen Tag zu starten und weil man es dennoch tut. Weil man die Verzweiflung aushält und aktiv nach Hilfe sucht (sonst wäre man ja nicht hier).
Heute Morgen hatte ich mal wieder eine Krise, lehnte mich an meinen Mann und er sagte einfach nur das wird schon. Ich weiß er meint es gut, und will mir damit Hoffnung machen, aber in dem Moment war ich verletzt. Verletzt weil er mich nicht ernst nimmt und das, was mich momentan belastet mir einem das wird schon einfach von sich schiebt. Weil er meint irgendetwas, dass ich schon seit über 10 Jahren mit mir rumschleppe würde sich einfach von einen auf den anderen Tag legen...
Argh, dass nenn' ich mal Einsamkeit in der Beziehung.
Ich glaube ich leide an einer Dysthymie. Da es vielleicht für manch einen hier interessant sein könnte poste ich mal eben die Definition von Wikipedia hier:
Die Dysthymie ist die chronische Form einer depressiven Verstimmung, die nicht alle diagnostischen Kriterien für das Vollbild der Depression erfüllt. Die Symptome müssen mindestens zwei Jahre lang anhalten. Ein Patient, der an Dysthymie leidet, kann zwischendurch zusätzlich noch depressive Episoden haben in diesem Fall spricht man im englischen Sprachraum von einer double depression.
Wechseln Perioden leicht getrübter (dysthymischer) Stimmung regelmäßig mit Perioden leicht euphorischer Stimmung, so liegt eine Zyklothymie vor, eine leichte Variante der bipolaren Störung.
Morgen habe ich einen Arzttermin bei meinem neuen Hausarzt hier im Dorf. Morgen geh ich es an und werde mal Klartext sprechen... Ich merke ich brauche grade dringender Hilfe denn je, weil mir alle ausgleichenden Ressourcen wie Freunde, Hobbies, kein Unistress und so grade fehlen und ich das einfach nicht alles kompensieren kann.
Noch ein kleiner Hinweis für alle Studierenden hier: Ich war während einer anderen stressigen Phase bei der Psychosozialen Beratungsstelle meiner Uni. Und es war wirklich gut. Es ging zwar mehr um Zeit- und Stressmanagement aber es hat mir gut getan! Kann ich jedem nur empfehlen (ausserdem habe solche Leute da auch immer ein paar GUTE Therapeuten die die weiterempfehlen...)
Allen in diesem Thread: viel Mut für den heutigen Tag, mir tut es gut mich hier austauschen zu können!
Alles Liebe, Christina