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Guten Morgen,

ich leide seit einiger Zeit an einer Angststörung, Depression und Hypochondrie. Psychotherapie und Tagesklinik haben kurzfristig geholfen aber momentan gibt es leider keine freien Plätze.

Ich hatte schon vor vielen Krankheiten Angst und bin auch immer untersucht worden ohne jemals einen Befund zu haben.
Richtig schlimm ist bei mir momentan die Herzangst. Entweder hab ich Angst vor Vorhofflimmern, Hypertonie, Herzinfarkt etc. Es ist ein Teufelskreis daraus geworden ständig meinen Puls und Blutdruck zu beobachten.

Angefangen hat alles nach einer stressigen beruflichen Phase mit sehr starken Kopfschmerzen, Herzstolpern und Herzklopfen. Ein MRT vom Kopf war sauber, beim Kardiologen ebenfalls Herz-Ultraschall und Ekg ohne Befund. Eine 24 Stunden Messung ergab einen durchschnittlichen Blutdruck von 139/75. bloß bei jeder Blutdruckmessung bekomme ich richtig Panik und Angst was der Kardiologe auch erkannt hat (Werte bis zu 170/90) und meinte mein Blutdruck steigt dadurch und ich sollte meine ''Panikstörung'' behandeln anstatt meinen Blutdruck. Naja er hat mir vor ca. 3 Monaten Bisoprolol 2,5 mg verordnet und sollte dies bei Bedarf nehmen. danach wurde es leider regelmäßig eingenommen da es mich tatsächlich beruhigt hat aber ich fühle mich seitdem schlapp, müde und habe dazu krasse Muskelschmerzen(Muskelkatergefühl) und Schwindel. Ich habe versucht mich mit etwas Kraftsport/Cardiotraining abzulenken aber es wurde nur noch schlimmer da ich nur Abends trainieren kann. danach bin ich aufgedreht und spüre meinen Herzschlag ganz doll so dass ich nicht mehr schlafen kann. Was dann folgt ist wieder die Erschöpfung und Kraftlosigkeit. Ich fühle mich dazu allgemein abgeschlagen und verspannt.

Vielleicht kann mir jemand mit ähnlichen Problemen weiterhelfen.

Liebe Grüße
Angst27

02.06.2025 08:07 • 02.06.2025 #1


8 Antworten ↓


Ich kenne deine Probleme zu gut, leide unter den selben, habe diese zur Zeit aber gut im Griff. Bei mir hat es auch mit einer generalisierten Angststörung angefangen, aus der sich irgendwann Panikattacken entwickelt haben inkl. einem Mal mit Notaufnahme, da ich dachte, jetzt wars das. Dadurch hat sich eine Herzangst manifestiert.
In der Notaufnahme wurde als gesund entlassen, auch weitere Untersuchungen beim Hausarzt (Blutabnahme, EKG, Langzeit-EKG und Belastungs-EKG) waren ohne Befund, auf einen Besuch beim Kardiologen hab ich extra verzichtet, da mein Hausarzt sagte, es gibt null Anzeichen einer Erkrankung.

Ein paar Fragen hab ich vorab? Wie ist dein Lebensstil, sprich Alk., Rauchen und Ernährung? Ggf. Übergewicht?
Machst du schon immer regelmäßig Sport oder bist allgemein körperlich aktiv? Gibt es Herzerkrankungen in deiner Familie?
Wichtigste Frage: Googelst du regelmäßig und hast ein Halbwissen entwickelt, welches dein Vertrauen in Ärzte stört?

A


Herzangst Erschöpfung

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Lieber Angsthase,
Deine Gedanken verstehe ich, glaube ich, sehr sehr gut.

Ich antworte Dir mal aus meiner Sicht. Nicht alles was ich sage muss richtig sein.
Jedoch habe ich einiges an Erfahrung. Du solltest manches in Deinen Gedanken deshalb
gelegentlich einmal selbst versuchen zu hinterfragen.

Zitat von Angst27:
ich leide seit einiger Zeit an einer Angststörung, Depression und Hypochondrie.

Du kannst davon ausgehen, dass dies nicht drei einzelne Krankheitsbilder sind.
Diese Krankheitsbilder hängen mit Sicherheit alle zusammen.

Zitat von Angst27:
Ich hatte schon vor vielen Krankheiten Angst und bin auch immer untersucht worden ohne jemals einen Befund zu haben.

Vermutlich konnte man das auch schon ohne Untersuchungen erkennen. Du selbst kannst es aber
bisher noch nicht erkennen.

Zitat von Angst27:
Es ist ein Teufelskreis daraus geworden ständig meinen Puls und Blutdruck zu beobachten.

Diesen Teufeskreis wirst Du Dir selbst gebildet haben. Es scheint Deine Vorstellunge zu überfordern,
dass unsere Psyche so viele starke und angstmachende körperliche Symptome auslöst,
das Du Dich ernsthaft krank fühlst.


Der Professor für Psychologie, Stefan Kölsch, schreibt dazu.

Zitat:
Die Tatsache, dass das Unterbewusste sowohl ein Denk- als auch ein Gefühlssystem ist,
ist wichtig für unsere Gesundheit.
Das Orbitofrontalhirn hat direkte Nervenverbindungen ins hormonelle System und ins
vegetative Nervensystem. Diese Systeme regeln die Aktivität aller Organe im Körper
und führen dazu, dass wir Gefühle auch körperlich empfinden.
Über diese Verbindungen kann uns das Unterbewusste jedoch auch krank machen, weil es
die hormonelle Aktivität und die Aktivität von Organen aus der Balance bringen kann.
Zitat Ende.

Damit sagt er aus. Heute wissen Fachleute, wie dieser Zusammenhang ist.
Allerdings können sich Betroffene leider kaum vorstellen, warum unser Psyche soetwas
machen kann.

Zitat von Angst27:
Angefangen hat alles nach einer stressigen beruflichen Phase mit sehr starken Kopfschmerzen, Herzstolpern und Herzklopfen

Gut dass Du das weißt. Begonnen hat es also mit einer Zeit, in der Du sehr gestresst und
überlastet warst.
Das bedeutet, nun solltest Du Dich wieder gedanklich so verhalten, wie wenn Du nicht
gestresst und überlastet bist.

Also in Deiner Freizeit langsam leben, Dir möglichst oft Ruhe antun, Dich entspannen,
lernen Deine Ängste zu erkennen und sie versuchen zu verstehen.
Dies sind alles Dinge für Dein Gehirn. Für Deinen Körper scheinst Du ja einiges Gutes zu machen.

Zitat von Angst27:
Ich habe versucht mich mit etwas Kraftsport/Cardiotraining abzulenken aber es wurde nur noch schlimmer da ich nur Abends trainieren kann.


Bitte frage mal Sportmediziner, ob die empfehlen, abends zu trainieren.
Und mit Ablenken kannst Du Deine psychischen Dinge kaum zur Ruhe bringen.
Ablenken funktioniert doch wie beide Augen schließen, wenn Du eigentlich Deine Wohnung
aufräumen müsstest.
Wenn Du Deine Augen schließt (Dich ablenkst), siehst Du die Unordnung nicht.
Machst Du Deine Augen wieder auf, ist die Unordnung immer noch da.
Ist Ablenken also eine gute Methode?

Zitat von Angst27:
Was dann folgt ist wieder die Erschöpfung und Kraftlosigkeit.

Wundert Dich das? Wenn Du Dein Gehirn nicht immer wieder zwischendurch mal
versuchst zu beruhigen und zu entspannen,dann wirst Du Dich natürlich oft saft- und kraftlos fühlen.
Deinem Körper gibst Du doch auch ständig Ruhphasen.

Du glaubst wahrscheinlich, Dein Gehirn hat seine Ruhephase, wenn Du schläfst.
Das wird aber nie ausreichend sein für eine Erholung und Entspannung Deines Gehirns.
Denn.
Dein Unterbewusstsein ruht nicht, wenn Du schläfst.
Wie Dein Herz, Deine Lunge, und andere Organe, arbeitet auch Dein Unterbewusstsein
ohne Pause 24 Stunden durch.

Nun frage ich Dich.
Wann, wann bekommt Dein Unterbewusstsein mal seine verdiente Ruhezeit bei Dir?
Möglicherweis nicht in der Nacht. Und sehr wahrscheinlich auch nicht tagsüber, weil es ja ständig,
von morgens bis abends, Deinen Körper nach möglichen Krankheiten absucht.

Könnte ich hier und da Recht haben?

Viele Grüße
Bernhard

@Daniel0306
@Hotin

Danke erstmal für eure Antworten, ich bin ca.181cm groß und wiege 86 Kg aber etwas kräftiger gebaut da ich früher regelmäßig im Gym war und dies leider in letzter Zeit (fast 1 jahr) vernachlässigt habe. Rauchen und Alk. trinken tue ich beides nicht. Meine Ernährung ist nicht unbedingt die beste aber auch nicht die schlechteste und vermeide so gut ich kann industriellen Zucker und Fett sowie Fast Food.

Ein Paar Kilo abzunehmen würde sicherlich nicht schaden und der Kardiologe hat mir Sport als Therapie Nr.1 vorgeschlagen aber wie gesagt kaum habe ich damit angefangen wurden die Symptome schlimmer aber komischerweise nur nach dem Training wenn ich zur Ruhe kommen will überwältigt mich meine Angst und ich traue mich danach kaum noch sportliche Aktivitäten durchzuführen erst recht nach einer schlaflosen Nacht.

Familiäre Vorbelastung ist schon vorhanden da mein Vater mit 52 Jahren einen Herzinfarkt hatte und Diabetes haben meine beiden Elternteile (Mein Vater hat sich aber nie bewegt und ist übergewichtig, bei meiner Mama ist Ihr Diabetes in Ihrer Schwangerschaft vor langer Zeit mit jungen 22 Jahren entstanden). Das setzt mich sehr unter Druck und zwinge mich irgendwie sportlicher zu sein um dies vorzubeugen, im Endeffekt verschlechtert sich dadurch mein Zustand. Ich bin nicht mal 30 Jahre alt aber fühle mich wie 80 aber irgendwie muss ich funktionieren als Ehemann und Vater eines 3 jährigen Kindes.

Danke nochmals für eure Antworten.

Liebe Grüße
Angst27

@Daniel0306

Zur wichtigsten Frage, ja ich google sehr oft und suche nach meinen Symptomen und so langsam werde ich verrückt und vermute sogar einen Zusammenhang mit meiner Corona Impfung was eigentlich total daneben ist. Ich bin in irgendwelchen Foren gelandet die alles nur noch verschlimmern. Leider zweifle ich immer an den vielen Untersuchungen weil mein Körper und mein Kopf sich dagegen wehren *Gesund* zu sein.

Kein Rauchen und Alk. ist doch schon mal super Diabetes wurde bei dir auch ausgeschlossen oder?
Dein Gewicht ist ja jetzt nicht erwähnenswert hoch und du hast schon früher regelmäßig Sport gemacht. Das in Kombination mit deinem Alter und den Aussagen der Ärzte schließt ja eine Herzerkrankung zu 99% aus.

Dann kommen wir mal zu deinem Kopf gerade diese Angst nach dem Sport kenne ich, da ist der Körper ja noch gerne am pumpen und auch der Puls braucht ja, bis er voll in den Ruhemodus kommt. Gerade dann wird dein Kopf wahrscheinlich anfangen zu arbeiten, du bekommst den Fokus drauf und zack, hängst du in der Angstschleife, die den Puls natürlich auch fröhlich hoch hält.
Nun musst du mal nach und nach versuchen, genau in dem Moment deine Gedanken zu beruhigen und zu kontrollieren. Ich finde da Selbstgespräche oder auch mal mit dem Partner dann hilfreich, du sagst dir z.B. hey, ich spüre gerade mein Herz, aber ich hab es eben ja auch gefordert, aber es ist alles gut, denn ich bin gesund!
Wie Bernhard sagte, du musst deine Ängste verstehen, dann verstehst du auch die Reaktionen deines Körpers viel besser. Wenn du dich krampfhaft ablenkst, ignorierst du die Ängste und trainierst dir an Reize deines Verstandes mit anderen zu bekämpfen. Dadurch kommt dein Kopf nicht zur Ruhe und durch dein malochendes Nervensystem dein Körper auch nicht.

Hast du schon mal Entspannungsübungen versucht wie Progressive Muskelentspannung oder autogenes Training? Das finde ich super, um das vegetative Nervensystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es bedarf etwas Übung, wirkt aber bei vielen sehr gut.

Wichtig finde ich, dass du bloß kein Vermeidungsverhalten beginnst. Geh normal zum Sport, mach momentan vielleicht auch etwas lockerer, viele verstehen gar nicht, dass es nicht viel braucht, um sich gesund zu halten.
Dann beobachte deinen Körper, versuche nach und nach zu realisieren es ist doch alles gut, dann versuche das fürs nächste mal abzuspeichern. Das in Kombination mit Entspannungsübungen könnte das Ganze schon einmal beruhigen.

Dazu gibt es einen Gedanken, der mir hilft, aber nicht jedem: Realisiere, dass du sterblich bist! Du kannst zu Ärzten gehen, du kannst ständig deinen Puls und Blutdruck checken, du kannst Sport treiben und gesund leben. Aber es gibt trotzdem einen minimalen Prozentsatz, den du nie beeinflussen kann.
Ich hab hier mal einen Satz eines anderen Users im Bezug auf Herzangst gelesen, der sagte ich gehe jeden Tag 2 Stunden spazieren, ich lebe und ernähre mich, so gut es geht, gesund und den Rest habe ich nicht in der Hand

Das ist nicht leicht, zu verinnerlichen, denn mal ehrlich, früh abtreten will keiner von uns, aber die Möglichkeit besteht nun mal immer.
Aber du warst beim Arzt, du lebst, was deinen Körper an geht, achtsam und du tust ja alles für ein langes Leben. Jetzt musst du einfach noch versuchen, mit deinem Kopf und der Psyche achtsamer umzugehen. Und das meine ich jetzt nicht als Vorwurf, man macht es ja nicht extra. Aber ist gibt viele Möglichkeiten, für mehr Entspannung, innere Ruhe und Gedankenkontrolle zu sorgen, da musst du aktiv heran gehen.

Zitat von Angst27:
@Daniel0306 Zur wichtigsten Frage, ja ich google sehr oft und suche nach meinen Symptomen und so langsam werde ich verrückt und vermute sogar einen Zusammenhang mit meiner Corona Impfung was eigentlich total daneben ist. Ich bin in irgendwelchen Foren gelandet die alles nur noch verschlimmern. Leider zweifle ich ...

Das lass auf jeden Fall sein, weißt du aber sicher selbst
Du liest da Sachen, die du ja gar nicht bewerten und verstehen kannst. Und ein Kardiologe, der Fachmann ist, würde dich nicht einfach nach Hause schicken und sagen, mach Sport, sofern etwas nicht stimmen würde.
Bei Google findeste nun die Mal die Fälle, die das seltene dies, das, Ananas hatten und doch mit 23 beim Sport tot umgekippt sind.
Da kommen aber wieder die oben beschriebenen 0,01%, die du eh nicht los wirst.

Zitat von Angst27:
wenn ich zur Ruhe kommen will überwältigt mich meine Angst


Das finde ich, ist nicht außergewöhnlich. Ruhe im Kopf herstellen solltest Du vermutlich erst noch üben.

Mit Deinem Körper kannst Du offensichtlich gut umgehen.
Wie aber ist es mit Deinem Kopf? Hast Du zu Deinem Gehirn eine Beziehung?

Beispielsweise. Gibst Du Deinem Körper im Laufe des Tages Möglichkeiten zu ruhen?
Bestimmt nutzt Du Sitzgelegenheiten wie Stühle. Du könntest ja auch den ganzen Tag stehen und
Umherlaufen. Das machst Du aber nicht. Dein Körper bekommt deshalb Ruhezeiten.

Frage Dich mal, in der Zeit wenn Du wach bist, wie viel Ruhe bekommt Dein Gehirn so tagsüber mal.
Kannst Du das in Minuten oder Stunden ausdrücken?
Das Dich folglich Deine Angst überwältigt, wenn Du zur Ruhe kommen möchtest, ist das dann nicht verständlich?
Wie kommt ein Gehirn zur Ruhe? Wer von uns weiß das noch? Wer kann sowas?

Zitat von Angst27:
Ich bin nicht mal 30 Jahre alt aber fühle mich wie 80 aber irgendwie muss ich funktionieren als Ehemann und Vater eines 3 jährigen Kindes.

Ach so, als Ehemann und Vater sollst Du auch noch funktionieren. Auch da bekommst Du wenig Ruhe?

Zitat von Angst27:
Leider zweifle ich immer an den vielen Untersuchungen weil mein Körper und mein Kopf sich dagegen wehren *Gesund* zu sein.

Das ist eine starke Aussage von Dir, dass sich Dein Körper dagegen wehrt, gesund zu sein.
Wolltest Du das wirklich genau so ausdrücken? Welche Möglichkeit, hat Dein Körper etwas zu wollen?

Und warum wehrt sich Dein Gehirn dagegen sich gesund zu fühlen?

Bis jetzt sprechen wir, von dem Körper. Von dem Gehirn.
Und was vermutest Du, wo sitzt Du? Du wirst doch in der Schaltzentrale sitzen. Am Steuerrad.
Wo kann sich das Steuerrad bei Dir befinden? Irgendwo in Deinem Körper? Oder wo?

Zitat von Angst27:

Zur wichtigsten Frage, ja ich google sehr oft und suche nach meinen Symptomen und so langsam werde ich verrückt und vermute sogar einen Zusammenhang mit meiner Corona Impfung was eigentlich total daneben ist.


Das zum Beispiel meine ich. Du steuerst ja, dass Du googlest.
Von wo aus steuerst Du das? Und warum machst Du das, obwohl Du gleichzeitig sagst,
das ist eigentlich verrück und total daneben ?
Kann es sein, dass Du Deine Angststörung regelmäßig mit Leckerchen fütterst?





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Dr. Christina Wiesemann
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