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M
Gestern hatte ich einen absoluten Horrortag. Ich fühlte mich nicht wohl. (Kreislaufprobleme) und habe trotzdem
unterrichtet. Ich hatte meine Arbeitsblätter nicht überprüft (Zeitmangel) und es wurde einen großen Fehler entdeckt. Die Schüler haben sich darüber schrecklich aufgeregt. Sie zweifelten an meiner Fachkenntnisse und
glaubten das sie jetzt die Prüfung nicht bestehen würden. Nach der Pause, ich hielt einen Vortrag, steht eine
Schülerin auf, sie sieht aus wie eine Fussballfrau, sie geht auf mich zu, so wie sie es auch bei ihren Pflegekunden macht, und macht mir die Hose zu. Ich hatte nicht bemerkt dass sie auf war. Die Klasse war nicht mehr zu bändigen. Ich habe mich danach so verhalten als ob so etwas die normalste Sache der Welt sei, aber war am Ende des Tages so kaputt, dass ich mich heute habe krankschreiben lassen. Aber ich lebe noch. Eigentlich ist nichts passiert. So was kann doch jeder passieren? Und die Tage die noch kommen werden, können nie so schlimm sein wie dieser. Und ich könnte die auch alle überleben. Jetzt wo meine Ängste Realität geworden sind, fühle ich mich auch irgendwie entspannt.

11.09.2013 10:09 • 22.09.2013 #1


71 Antworten ↓


M
Hallo Maarten,

sicherlich ist es eine peinliche Situation, aber sie ist nicht lebensgefährlich. Ich denke, dir fehlt es an Selbstvertrauen. du musst nicht perfekt sein - Fehler passieren und sind absolut menschlich.

Frage doch mal deine Schüler, was sie sich wünschen von dir bei der Unterrichtsgestaltung?

11.09.2013 10:46 • #2


A


Schüler zweifelten an meiner Fachkenntniss / schlimmer Tag

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M
Meine Haut wächst und wird dicker mit jedem peinlichen Situation. Ich bin zum Glück nicht mehr so dünnhäutig wie ganz am Anfang. Ich erwarte tatsächlich zu viel von mir. Meine Kollegen sind auch nicht viel besser. Diejenige die überleben sind einfach nur unglaublich überzeugt von sich, und dieses ohne richtigen Grund. Wie gerne ich auch so wäre. Aber ich bin mir meine Fehler zu bewusst. Ich kann das (noch) nicht ändern.
Meine Schüler fragen? Damit mache ich mich denke ich noch schwächer. Ich bin derjenige die führen sollte.

Maarten

11.09.2013 11:59 • #3


Schlaflose
Meinst du nicht, dass sich deine Schüler irgendwann mal wegen deinen (von dir selbst zugegebenen) mangelnden fachlichen Kenntnissen beim Schulleiter oder beim Ministerium oder sonstwo beschweren werden?
Ich meine, das mit der Hose ist zwar peinlich, aber so etwas kann passieren. Dafür wird dir keiner den Kopf abreißen. Aber wenn einem Lehrer immer wieder fachliche Fehler unterlaufen, kann das schon gravierende Konsequenzen haben.
Und vor allem, spricht sich das alles ja herum, so dass man auch in anderen Klassen, die man gar nich unterrichtet oder später neu bekommt, von vornherein unten durch ist. Ich kenne das sehr gut.
Wie lange machst du diesen Job eigentlich? Ich kann dir ja aus eigener Erfahrung sagen, dass man das auf Dauer nicht ertragen kann, ohne dabei kaputt zu gehen.
Man muss den Mut haben, sich selbst gegenüber zuzugeben, dass man für etwas einfach nicht geschaffen ist.

11.09.2013 13:12 • #4


M
Seit drei Jahre. Erst war ich fachlich unter der Gürtellinie. Nur haben die Schüler dies nicht bemerkt, oder es akzeptiert weil meine Kollegen nicht besser waren. Und meine Kollegen waren froh das ich nicht besser war als sie und haben mich unterstützt. Jetzt mache ich keine gravierende Fehler mehr, bin sogar
ziemlich gut, aber man ist nie Perfekt, und wenn man fünf Tage die Woche unterrichtet, kann man nicht
jeder Arbeitszettel ganz genau kontrollieren. Aber trotzdem gebe ich zu das ich für diesen Beruf nicht geschaffen bin, auch wenn ich hoffe das ich mich noch ändern kann. Mein Körper macht es mir deutlich.
Aber ich habe auch Angst für Änderungen. Die ständige Demütigung ist mir irgendwie vertraut geworden. Meine Kollegen sind mir vertraut. Das Schulgebäude ist vertraut. Der Weg zur Schule auch. Und ich muss meine Schulden abzahlen. Wie hast du den Mut gefunden abzuspringen und was anders zu machen und hast du was gefunden?

11.09.2013 17:11 • #5


P
Dass diese Schülerin sich das überhaupt gewagt hat, zeigt, dass die Schüler keinerlei Respekt haben. Wo bist du denn? Berufsschule?
Kannst du dich nicht versetzen lassen? Vielleicht jüngere Kinder? Oder einfach an eine andere Schule? Ich hätte keine Lust, mich von Schülern derart demütigen zu lassen. Ich würde da einen richtigen Hass bekommen. Es spricht mal wieder für die Jugend von heute. Sowas hätte man sich früher niemals getraut. Da waren Lehrer noch Respektpersonen. So eine Schülerin ist wahrlich unerhört.

11.09.2013 17:42 • #6


F
Hi Maarten,

bitte mir nicht übelnehmen...

das mag ja für dich eine sehr unangenehme und peinliche Situation gewesen sein, aber als ich deinen Text soeben gelesen hatte, musste ich erst mal lachen...

11.09.2013 17:50 • #7


Schlaflose
Ich war in den letzten 2 Jahren bevor ich abgesprungen war mehrmals für mehrere Wochen krank geschrieben, weil ich einfach nicht mehr konnte. Ich hatte richtige Nervenzusammenbrüche, wo ich bei Gesprächen mit meinem Chef immer in Tränen ausgebrochen bin. Ich war nicht in der Lage, zu mündlichen Abiturprüfungen zu fahren, wo ich als Fremdprüfer eingesetzt war, ich konnte nicht zu Elternabenden gehen und dort vor den Eltern sprechen oder Informationsveranstaltungen für Eltern abhalten, was eigentlich auch zu den Aufgaben eines Lehrers gehört.
Ich war am Schluss so depressiv, dass ich nur noch daran dachte, mich umzubringen, oder die Schüler umzubringen. Es gab Tage, wo ich richtig gehofft hatte, ein Amokläufer käme und würde ein Blutbad anrichten und mich mit umbringen.
Am Schluss war ich für fast ein Jahr krank geschrieben und habe eine Therapie angefangen. Mein Therapeut hat mir dabei geholfen, den Mut aufzubringen, da weg zu gehen. Und dann habe ich mit Hilfe meines ehemaligen Schulleiters eine Stelle im Bildungsministerium in der Verwaltung bekommen.
Wenn ich verbeamtet wäre, wie in Deutschland die meisten Lehrer, dann hätten sie mich in Frührente geschickt. Ich bin aber Angestellte und da geht das nicht so einfach.
Es war nervenzermürbend, weil ich wirklich nicht wusste, wie es weitergehen sollte, aber dann kam der Anruf vom Minsiterium und das war meine Rettung.
So wie es jetzt läuft geht es mir richtig gut und ich bin froh, dass ich das druchgezogen habe.

11.09.2013 17:53 • #8


M
Wie schrecklich für dich. Was für eine dunkle Jahre müssen das gewesen sein. Und wie schön das es dir jetzt besser geht. Und wie war die Auswirkung auf dein Privatleben? Und Beziehungen. Es stimmt das die Jugend und Jungerwachsene verdorben und vor allem sehr faul sind. Das mit dem mangelnden Respekt. Na ja, es gibt Kollegen wo sie mäuschenstill in den Bänken sitzen. Hätte ich auch gern, werde ich nie schaffen. Ich habe heute bemerkt das ich gleichgültiger werde, oder abgebrühter den Schülern gegenüber. Ich gehe etwas mehr auf Distanz, und jetzt wissen sie nicht mehr so was sie an mir haben, und sind etwas ruhiger. Ich hoffe nicht auf einen Amoklaufer, aber in meinem nächsten Buch werde ich die Schüler umbringen. Hast du nie selber Amoklaufen wollen? Und ich lese die Stellenanzeigen.

Maarten
.

12.09.2013 18:49 • #9


G
Zitat von Maarten:
11.09.2013 10:09 Schüler zweifelten an meiner Fachkenntniss / schlimmer Tag
Gestern hatte ich einen absoluten Horrortag.

... Schülerin auf, sie sieht aus wie eine Fussballfrau, sie geht auf mich zu, so wie sie es auch bei ihren Pflegekunden macht, und macht mir die Hose zu. Ich hatte nicht bemerkt dass sie auf war.
Das passiert dir aber offenbar öfter!
Hattest du das nicht schon vor einigen Tagen oder Wochen berichtet, dass es dir mal passiert war?

Zitat von Maarten:
31.08.2013 15:27 Re: Neu hier

Letzte Woche war mein Hosenschlitz auf. Es wurde bemerkt. Ich wurde feuerrot. Aber ich habe mich auf den Unterrichtsstoff gestürzt und die Sache ignoriert.

Da wäre es vielleicht gut, mal in sich zu gehen, was es damit auf sich hat.

13.09.2013 12:06 • #10


M
Eine neue Hose kaufen. Ich habe zugenommen. Aber ich kann mir nur an einmal erinnern. Vor ein paar Tage.
Aber mir passieren dauernd Missgeschicke. (Stress eben) Auch weil ich nicht gerne in den Spiegel gucke, und versuche mein Körper zu ignorieren.
Aber es ist immer was. Einen Fleck, oder ein Krümel, oder nicht geputzte Schuhe, oder unterschiedliche Socke. Was man normal auch hat, aber im Buro sieht niemand das. Da kann man sich verstecken. Die Schüler sehen alles. Und fast jeden Tag stolpere ich über Kabel. Die Schüler warten darauf, oder entfernen grinsend alle Stolperfällen wenn ich die Klasse betrete. Meine Kollegen passiert auch mal etwas. Die lachen und vergessen es. Und ich sollte es auch nicht so ernst nehmen, weil Schüler vergessen auch schnell. Die haben genug eigene Probleme. Die beschäftigen sich auch nicht noch mit meinen. Trotzdem habe ich riesen Angst dass sie es irgendwann filmen. Also wunder dich nicht wenn du mich nächste Woche auf Youtube siehst mit offener Hose.

13.09.2013 18:59 • #11


S
Hi Maarten,

mach dir nichts daraus, wenn Schüler an deiner Fachkenntnis zweifeln. Das ist weder schlimm noch unnormal. Es gibt oft Themen, in denen einige Schüler mehr wissen als die Lehrer. Ich habe einen meiner Lehrer auch mal berichtigt. Bei dir ist das noch nicht einmal der Fall, denn dir ist ja nur ein Fehler unterlaufen.

Mach dir auch nichts aus doofen Sprüchen der Schüler. Auch das ist heutzutage leider normal. Nachdem Politiker und diverse Aktivisten alles dafür getan haben, dass Erwachsene keine Respektspersonen mehr sein dürfen, erlauben sich Schüler fast alles. Nur was die eine Schülerin getan hat, solltest du dir nicht bieten lassen.

Liebe Grüße
Schneematsch

13.09.2013 20:38 • #12


G
Diese Schüler und Schülerinnen sind aber doch Erwachsene, soweit ich das verstanden habe. Oder?

13.09.2013 21:37 • #13


Schlaflose
Zitat von Maarten:
Wie schrecklich für dich. Was für eine dunkle Jahre müssen das gewesen sein. Und wie schön das es dir jetzt besser geht. Und wie war die Auswirkung auf dein Privatleben? Und Beziehungen

Ja, das waren schlimme Jahre, aber hauptsächlich, weil ich durch den Schlafmangel immer übermüdet und fix und fertig war. Deswegen hatte ich kaum private Kontakte. Eine Beziehung hatte ich sowieso nie, schon vorher nicht, weil ich aufgrund der sozialen Phobie bzw. meiner Persönlichkeitsstörug nicht in der Lage bin eine Partnerrschaft einzugehen. Das hatte nichts mit der Schule zun.

Zitat von Maarten:
Hast du nie selber Amoklaufen wollen?


Doch.

Ist es bei euch in den Nierderlanden nicht so, dass Berufsschullehrer ihre Fächer studieren und ein Referendariat machen müssen? In Deutschland ist das so. Allerdings werden mittlerweile wegen Mangel an Fachlehrern auch Leute eingestellt, die kein Lehramtsstudium, sondern ein Diplomstudium gemacht haben. Sie müssen aber trotzdem ein verkürztes Referendariat vorher machen.

Zitat von Maarten:
Und ich lese die Stellenanzeigen.


Ich drücke dir die Daumen, dass du bald etwas Besseres findest.

14.09.2013 08:48 • #14


G
@ Schlaflose
Du hast nicht alles gelesen, oder?
- Er ist kein Niederländer.
- Er hat nicht Lehrer studiert.

14.09.2013 18:48 • #15


M
Ich wohne in Deutschland. Bin kein Niederländer, aber habe in den Niederlanden studiert.
Ich bin auch kein Deutscher, aber Europäer.
In Deutschland habe ich ich kein Lehramt gemacht. Wegen Fachkräftemangel. Ich hatte nicht mal
Pflegeerfahrung. Mit meine Qualifikationen hätte die Schule mich nicht eingestellt, hätten sie besser
Quallifizierten bekommen können.
Was ich mich frage: schlaflose. Warum hast du durchgehalten? Wegen des Geldes? Oder weil einem beigebracht
worden ist, dass wer A sagt. auch B sagen muss? Hast du gelernt dass du nicht zu schnell aufgeben darf? So bin ich
erzogen worden. Ich habe auch nicht gelernt in mir hinein zu horchen, aber zu gehorchen.
Jetzt versuche ich heraus zu finden, warum ich den Beruf noch nicht gewechselt habe.
Vielleicht weil ich noch wachse. Und weil ich doch Bestätigung bekomme.
Die Schüler (Erwachsene die sich in der Klasse wie Kinder benehmen) geben an, das sie mich bescheuert finden
aber trotzdem mögen. Es ist also nicht schlimm um bescheuert zu sein. Das bringen sie mir bei.

Maarten

15.09.2013 17:20 • #16


Schlaflose
Das habe ich dann irgendwie falsch verstanden. Ich habe gedacht, du wärst Niederländer und unterrichtest dort.

Ich habe durchgehalten, weil ich nicht wusste, was ich stattdessen hätte machen sollen. Übrigens war das auch der Grund, warum ich überhaupt Lehrer geworden bin. Mir ging es nur ums Studium selbst, Lehrer bin ich dann zwangsläufig geworden. Ich bin alleinstehend und finanziell völlig auf mich alleine gestellt. Da gibt man nicht einfach eine gut bezahlte, krisensichere Stellung auf, ohne zu wissen, wie es weitergehen wird. Außerdem habe ich mich mit den Schlafstörungen sowieso nicht getraut, etwas anderes anzufangen, weil ich wusste, dass ich das nicht schaffen würde. Für mich bringt jede kleine Veränderung im Leben Schlafstörungen mit sich.

Diese Stelle im Ministerium habe ich nur bekommen, weil ich nach den ganzen Zusammenbrüchen, Therapien und amtsäztlichen Untersuchungen offiziell als nicht mehr schulfähig erachtet wurde. In so einem Fall hat der Staat bei Angestellten im Öffentlichen Dienst, die schon mehr 15 Jahre im Dienst sind, eine Fürsorgepflicht und kann einen nicht einfach entlassen. Wenn ich schon früher von mir aus aufgehört hätte, dann hätte man mich da nicht genommen.

Es ist aber auch so, dass ich jemand bin, der gelernt hat, nicht so schnell aufzugeben. Ich bin sehr pflichtbewusst, gewissenhaft, ausdauernd und absolut unflexibel. Mein ehemaliger Schulleiter hat mal gesagt, ich wäre so flexibel wie Stahlbetonpfeiler. Bei mir muss immer alles so ablaufen, wie es vorher geplant war, wenn nicht, dann bekomme ich einen Nervenzusammenbruch.

15.09.2013 17:52 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

M
vielleicht solltest du für so ein Verhalten wie das junge Mädchen dir gegenüber gezeigt hat mal ein paar Verweise erteilen und strenge Strafen einführen -,-

15.09.2013 19:01 • #18


G
Zitat von malory:
vielleicht solltest du für so ein Verhalten wie das junge Mädchen dir gegenüber gezeigt hat mal ein paar Verweise erteilen und strenge Strafen einführen -,-

Leute! Wenn ein Lehrer so etwas dokumentieren würde, würde er absolut Gefahr laufen, wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses selber angezeigt und aus dem Dienst entlassen zu werden! Seien wir doch mal realistisch!

Wenn bei mir - sogar noch in meiner Schulzeit - ein Lehrer 2x kurz nacheinander mit offenem Hosenstall vor der Klasse angetroffen worden wäre, wäre ein Verweis für IHN noch das Mindeste gewesen, was ER bekommen hatte. Und heute ist man/frau da noch viel sensibler - Stichwort sexuelle Belästigung, besonders gegenüber Abhängigen. Das ist keineswegs eine Bagatelle, und schon gar nicht etwas, für das der Lehrer den Frauen einen Verweis erteilen dürfte und sollte, wenn er noch halbwegs an seinem Job hängt.

15.09.2013 19:54 • #19


Peppermint
Gast b ....das ist doch kein Drama....und kein erregen öffentliches Ärgernisses

Es war doch nur die Hose auf und es hing nichts raus....das kann jeden von uns passieren...
Ich würde es mit Humor nehmen...

15.09.2013 20:08 • #20


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