H
hide&seek
- 7
Sammelthema
hi,
mein betreff klingt recht dramatisch,aber dennoch beschreibt er meine angst so gut, dass ich hoffe dadurch andere leute zu finden, denen es ähnlich oder sogar genauso geht.
diese angst kenne ich schon seit meiner kindheit. ich glaube,dass es damit anfing, dass ich zum einkaufen ging für meine mutter und dann nicht genug geld dabei hatte. sie hatte mir genügend mitgegeben,aber ich lud mehr in meinen einkaufswagen, als ich sollte. die preise rundete ich ab,da man mir in der schule erklärt hatte,dass man bis x,4 so etwas tun kann. es aufs einkaufen zu übertragen,kam mir sehr logisch vor und es ließ sich alles auch leichter zusammenrechnen. an der kasse kam dann der schock. das geld reichte nicht aus. alle starrten mich an. die kassiererin wurde wütend. ich wurde knallrot und bat sie, das kaugummi zurückzulegen. sie tat dies,aber natürlich reichte das bißchen nicht aus. immer noch starrten mich alle an.
spätestens von dem tag an, konnte ich nirgends mehr alleine hingehen. meine eltern nahmen meine angst nicht ernst, denn schließlich trieb ich mich völlig unbesorgt alleine im wald herum. es dauerte einige jahre und ein gespräch mit der kinderärztin, bis sie auf die idee kamen,dass ich nicht bloß einfach faul war, sondern dass es mich wirklich ernsthaft quälte alleine unter menschen zu gehen.
man schickte mich zu einer ergotherapeutin und ich blieb zwei jahre dort. dann zog sie weg und meine therapie war beendet. das hatte mir schon etwas geholfen, aber der wirkliche durchbruch kam erst mit 18 ungefähr. ich hatte nämlich während der pubertät ganz gut zugelegt und dieses gewicht konnte ich mit viel disziplin loswerden. vielleicht war es der stolz über das erreichte, die neuen freunde und damit verbundene unternehmungen und auch das plötzliche interesse des anderen geschlechts an meiner person, aber es erfüllte mich nicht mehr so sehr mit angst mich frei und alleine in der öffentlichkeit zu bewegen.es machte mich nervös, aber nicht so, dass es quälend war. ich dachte tatsächlich, es wäre endlich vorbei und ich normal.
während meiner handwerklichen ausbildung wurde ich noch offener und selbstbewusster. ich hatte nun auch eine feste beziehung und war kein stiller außenseiter mehr in der schule. auch dort hatte ich mich früher stets zurückgehalten um bloß nicht im fokus zu stehen.
das ende der ausbildung kam,arbeitslosigkeit, verlust einer wichtigen freundschaft und gewichtszunahme durch mein frustfressen. ich ernährte mich fast ausschließlich mit döner.ich kann jetzt ganz sicher sagen..er macht leider nicht schöner. die beziehung hielt und es war eine wichtige erfahrung für mich,dass mich jemand trotz übergewichts lieben kann. früher ließ ich manchmal verabredungen platzen,weil ich zwei kg zugenommen hatte und ich fürchtete mein gegenüber würde mich nun ganz sicherlich ablehnen. wenn man es so sieht, war ich wohl auch damals nicht wirklich ganz normal.
kurzum, ich habe mich seitdem stark zurückgezogen.ich gehe nie aus.die wohnung verlasse ich für meine arbeit,die schule und arztbesuche oder wenn ich zu meinen großeltern möchte. selten fahre ich mal einkaufen.meist übernimmt das meine bessere hälfte.
jetzt kommt wieder der sommer und ich befürchte,dass ich wieder mal bloß von drinnen zusehe, wie er wieder vorbei geht. ich würde so gerne etwas unternehmen. so wie früher abends was trinken gehen. ich bin 27 jahre alt,aber es gibt tage,da wird mir bewusst, dass ich das leben einer alten dame führe, die gehbehindert ist. der unterschied ist bloß, dass ich einfach keinen weg weiß aus dieser sache herauszukommen.
klar. die meisten sagen.. geh einfach raus. reiß dich zusammen und ich habs auch versucht. aber wenn ich dann nach hause komme,habe ich kopfschmerzen,weil ich ständig die luft angehalten habe. ich bin verschwitzt, obwohl es nicht unbedingt warm war. meine hände sind klebrig,kalt und zittrig und ich fühlemich wieder hinterletzte trampel, weil ich mal wieder gestolpert bin.
naja,es wäre wirklich ganz toll,wenn es hier wenigstens einen menschen gibt,der bereit ist, sich mit mir auszutauschen und der mich ein wenig versteht.
schöne grüße,
hideseek
mein betreff klingt recht dramatisch,aber dennoch beschreibt er meine angst so gut, dass ich hoffe dadurch andere leute zu finden, denen es ähnlich oder sogar genauso geht.
diese angst kenne ich schon seit meiner kindheit. ich glaube,dass es damit anfing, dass ich zum einkaufen ging für meine mutter und dann nicht genug geld dabei hatte. sie hatte mir genügend mitgegeben,aber ich lud mehr in meinen einkaufswagen, als ich sollte. die preise rundete ich ab,da man mir in der schule erklärt hatte,dass man bis x,4 so etwas tun kann. es aufs einkaufen zu übertragen,kam mir sehr logisch vor und es ließ sich alles auch leichter zusammenrechnen. an der kasse kam dann der schock. das geld reichte nicht aus. alle starrten mich an. die kassiererin wurde wütend. ich wurde knallrot und bat sie, das kaugummi zurückzulegen. sie tat dies,aber natürlich reichte das bißchen nicht aus. immer noch starrten mich alle an.
spätestens von dem tag an, konnte ich nirgends mehr alleine hingehen. meine eltern nahmen meine angst nicht ernst, denn schließlich trieb ich mich völlig unbesorgt alleine im wald herum. es dauerte einige jahre und ein gespräch mit der kinderärztin, bis sie auf die idee kamen,dass ich nicht bloß einfach faul war, sondern dass es mich wirklich ernsthaft quälte alleine unter menschen zu gehen.
man schickte mich zu einer ergotherapeutin und ich blieb zwei jahre dort. dann zog sie weg und meine therapie war beendet. das hatte mir schon etwas geholfen, aber der wirkliche durchbruch kam erst mit 18 ungefähr. ich hatte nämlich während der pubertät ganz gut zugelegt und dieses gewicht konnte ich mit viel disziplin loswerden. vielleicht war es der stolz über das erreichte, die neuen freunde und damit verbundene unternehmungen und auch das plötzliche interesse des anderen geschlechts an meiner person, aber es erfüllte mich nicht mehr so sehr mit angst mich frei und alleine in der öffentlichkeit zu bewegen.es machte mich nervös, aber nicht so, dass es quälend war. ich dachte tatsächlich, es wäre endlich vorbei und ich normal.
während meiner handwerklichen ausbildung wurde ich noch offener und selbstbewusster. ich hatte nun auch eine feste beziehung und war kein stiller außenseiter mehr in der schule. auch dort hatte ich mich früher stets zurückgehalten um bloß nicht im fokus zu stehen.
das ende der ausbildung kam,arbeitslosigkeit, verlust einer wichtigen freundschaft und gewichtszunahme durch mein frustfressen. ich ernährte mich fast ausschließlich mit döner.ich kann jetzt ganz sicher sagen..er macht leider nicht schöner. die beziehung hielt und es war eine wichtige erfahrung für mich,dass mich jemand trotz übergewichts lieben kann. früher ließ ich manchmal verabredungen platzen,weil ich zwei kg zugenommen hatte und ich fürchtete mein gegenüber würde mich nun ganz sicherlich ablehnen. wenn man es so sieht, war ich wohl auch damals nicht wirklich ganz normal.
kurzum, ich habe mich seitdem stark zurückgezogen.ich gehe nie aus.die wohnung verlasse ich für meine arbeit,die schule und arztbesuche oder wenn ich zu meinen großeltern möchte. selten fahre ich mal einkaufen.meist übernimmt das meine bessere hälfte.
jetzt kommt wieder der sommer und ich befürchte,dass ich wieder mal bloß von drinnen zusehe, wie er wieder vorbei geht. ich würde so gerne etwas unternehmen. so wie früher abends was trinken gehen. ich bin 27 jahre alt,aber es gibt tage,da wird mir bewusst, dass ich das leben einer alten dame führe, die gehbehindert ist. der unterschied ist bloß, dass ich einfach keinen weg weiß aus dieser sache herauszukommen.
klar. die meisten sagen.. geh einfach raus. reiß dich zusammen und ich habs auch versucht. aber wenn ich dann nach hause komme,habe ich kopfschmerzen,weil ich ständig die luft angehalten habe. ich bin verschwitzt, obwohl es nicht unbedingt warm war. meine hände sind klebrig,kalt und zittrig und ich fühlemich wieder hinterletzte trampel, weil ich mal wieder gestolpert bin.
naja,es wäre wirklich ganz toll,wenn es hier wenigstens einen menschen gibt,der bereit ist, sich mit mir auszutauschen und der mich ein wenig versteht.
schöne grüße,
hideseek
11.06.2012 15:17 • • 16.05.2020 #1
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