Sunset87
ich habe mich in diesem Forum angemeldet, um mir anonym etwas von der Seele zu schreiben.
Ich bin 37 Jahre alt und habe in meinem Leben sehr viele schlimme Dinge erlebt.
Gewalt, die ich dabei in der Schule erfahren habe, ist nur ein Teil von dem großen Ganzen gewesen.
Eine Verhaltenstherapie mit der Diagnose PTBS und Depression habe ich bereits hinter mir. Die Therapie hat mir geholfen bestimmte Zusammenhänge und wieso ich so bin wie ich bin und auf manche Dinge reagiere wie ich reagiere, besser zu verstehen. Aber ich würde nicht sagen, dass die Therapie mich geheilt hat.
Eigentlich möchte ich mit diesem Beitrag auch zum Nachdenken anregen. Und zwar möchte ich die Frage stellen, ob das System Schule überhaupt noch zeitgemäß ist.
Wenn man heute als erwachsener Mensch Gewalt erlebt, versucht man sich möglichst gut aus der Situation zu ziehen, ruft die Polizei und erstattet dann Anzeige. Und das ist ja auch richtig so.
Und das passiert in der Regel auch, wenn Lehrer von Schülern angegriffen werden - ich zumindest habe so etwas schon mal live mit erlebt.
Was bei dem ganzen allerdings nie berücksichtigt wird, ist das Kind (oder der Schüler) an sich! Leider ist es so, dass Kinder in Schulen dazu angehalten werden alles zu ertragen. Wenn ein Kind geschlagen/gemobbt wird, wird einem Kind nicht gesagt, dass es die Situation verlassen und nach hause gehen kann, nein, im besten Fall ist ein Lehrer involviert. Aber am nächsten Tag geht meistens alles so weiter wie zuvor, ohne dass sich irgendwas ändert.
Und ich bin - auch aus eigener Erfahrung - der Meinung, dass das falsch ist. Wieso haben Kinder nicht auch das Recht in so einem Fall sofort die Schule zu verlassen und dann gar nicht mehr wieder zu kommen?
Dann wird immer gesagt, dass Kinder ja etwas lernen müssen. Aber um welchen Preis? Ist es richtig, dass man Kinder, die ganz offensichtlich Opfer sind, dazu zwingt sich dem zu ergeben, damit sie etwas lernen. Zumal hier die Frage gestellt werden kann, was genau der Sinn davon ist, wenn man im Gegenzug geschlagen/angegriffen und psychisch kaputt gemacht wird.
Ich bin immer wieder entsetzt, wenn erwachsene Menschen das gar nicht in Frage stellen und es für sie normal ist, dass Kinder das weiter aushalten müssen, weil es ja eine Schulpflicht gibt, die so vom Staat vorgeschrieben wird. Ein von Menschen geschriebenes Gesetz wäre für mich kein Argument, mein eigenes Kind so einem Terror weiter auszusetzen.
Kinder sollten frei sein, glücklich sein, ihre Umwelt erkunden und nicht als Humankapital für ein System heran gezüchtet werden, das sie nach unterschiedlichen Qualifikationen beurteilt (Stichwort Das Recht des Stärkeren).
Mir hat es definitiv sehr geschadet, und leider ist es so, dass jetzt gerade im Moment da draußen auch sehr sehr viele Kinder sind, die das alles durchleben, und die leider auch denken, dass das alles so normal ist und es keine Alternative gibt, und wo Lehrer wegschauen und Eltern nichts davon wissen (manchmal weil es sie auch gar nicht interessiert und/oder auch, weil sie damit sowieso überfordert wären - so wie es zB in meinem Fall war).
Wenn ich könnte, würde ich vor jeder Schule in Deutschland ein rotes Warnschild stellen, auf dem steht:
ACHTUNG! Gefahr für Leib und Leben! Betreten auf eigene Gefahr
Es ist der Grund, wieso ich niemals Kinder in die Welt gesetzt habe. Weil ich einem potentiellen Kind damit erspare, was mir leider nicht erspart wurde. Ein Aufwachsen in einem friedlichen Umfeld, wo es geliebt wird, sich frei entwickeln kann, neugierig seine Umwelt erkunden kann und wo keine Forderungen an es gestellt werden, dass es bitte so zu funktionieren habe und sich in bestimmte gesellschaftliche Kategorien einfügen muss, weil es sonst nicht akzeptiert wird.
Danke für alle, die das gelesen haben.
24.04.2025 15:12 • • 25.04.2025 x 2 #1