
PasdeChat
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meine Motivation für den Beitrag ist mir selbst nicht ganz klar. Vielleicht einfach was von der Seele reden und etwas gegen das momentane Gefühl der Einsamkeit tun. Oder vielleicht erhoffe ich mir, dass hier irgendjemand etwas Wichtiges erkennt, das ich selbst nicht sehe.
Und es könnte lang werden.
Mein Partner zog letzten Sommer aus der gemeinsamen Wohnung aus, und ich musste mir zügig eine neue Wohnung suchen, für unsere drei Kater und mich.
Seit kurzem sind wir geschieden.
Wir waren über neun Jahre verheiratet und 13 Jahre lang ein Paar. Fast seit Beginn der Beziehung lebten wir zusammen, mehr oder weniger, weil er kurz nach unserem Kennenlernen einfach bei mir blieb, und ich hatte nichts dagegen, weil es so harmonisch lief. Ein Jahr später zogen wir in eine größere Wohnung.
Wir haben keine Kinder. Wollten wir beide nicht. Und ich denke, in der jetzigen Situation ist das Fluch und Segen zugleich.
Größtenteils war unsere Beziehung über all die Jahre harmonisch. Oder zumindest empfand ich das so.
Nach einigen Jahren zeigte sich, dass er finanzielle Probleme hatte. Darauf möchte ich hier nicht im Detail eingehen. Jedoch veranlasste mich das, im Nachhinein einen Ehevertrag zu erwirken, über dessen Existenz ich heute sehr froh bin. Aus dem Gröbsten kam er dann heraus. Mein Ex ist ja auch ein intelligenter und fähiger Mann, beruflich sehr gefragt (zwischendurch im Ausland und auf Messen unterwegs), wenn auch nie mit den größten ernstzunehmenden Ambitionen ausgestattet (er hatte viele Visionen, die aber nach kurzer Zeit wieder Geschichte waren).
Vor einigen Jahren erkrankte er dann schwer. Das zog sich insgesamt zwei Jahre hin. Durch seine Krankenhausaufenthalte und Reha und weil ich selbst durch die Situation zunehmend belastet war, entfremdeten wir uns. Ich verliebte mich schließlich auch neu, einfach, weil der - sehr viel jüngere Mann, zu dem der Kontakt jedoch über ein Jahr lang nur online bestand - mir Impulse gab, die ich in meiner Ehe nicht hatte. Im Nachhinein frage ich mich, wie wichtig das Ereignis im Gesamtbild überhaupt war ... oder ist, denn der Kontakt besteht bis heute. Meinen Ex störte das seltsamerweise überhaupt nicht, als ich ihm erzählte, es gäbe da jemanden. Eher schien er sogar erleichtert zu sein. Er lernte auf der Reha ebenfalls jemanden kennen. Und das war nur der Anfang.
Wir einigten uns erst einmal auf offene Beziehung.
Mir ging es hauptsächlich darum, zu ergründen, welche Bedeutung dieser andere Mann für mich hatte. Im Endeffekt hätte ich die Beziehung wohl zugunsten unserer Ehe beendet. Jedoch kam es dazu nicht mehr.
Für meinen Ex bedeutete das Ganze nämlich, von einem Event zum nächsten zu laufen. Er war auch auf Dating-Apps unterwegs . Keine Ahnung, mit wie vielen unterschiedlichen Frauen etwas lief. Sicher weiß ich von dreien (eine davon kontaktierte mich sogar, weil sie sich schließlich ausgenutzt fühlte und meine Sichtweise hören wollte). Dazu kamen diverse Bekanntschaften, bei denen mir das Verhältnis zu ihm unklar war.
Ich ließ ihn gewähren, zum Einen wegen meiner neuen Bekanntschaft und weiterhin, weil ich dachte, er hätte aufgrund seiner Erkrankung etwas aufzuholen, und das würde sich alles evtl. wieder einrenken.
Zunächst blieb er nur mal am Wochenende weg. Daraus wurde dann fast jedes Wochenende. Dann auch unter der Woche. Schließlich kam er fast nur noch in die Wohnung, um im Home-Office zu arbeiten oder Sachen für das nächste Event zu packen.
Kurz nachdem ihm Anfang letzten Jahres seine Erwerbsminderungsrente bewilligt wurde, teilte er mir dann über einen Messenger mit, dass er eine Wohnung in Aussicht hätte und plante auszuziehen.
Ich versuche das jetzt mal abzukürzen.
Ohne, dass ich noch irgendwie Einfluss darauf nehmen konnte, meldete er Strom, Gas und Internet ab (lief über ihn), räumte er seine Sachen aus der Wohnung und schleppte sie in die neue. Diese Kaltschnäutzigkeit seinerseits, die er bei all dem zeigte, werde ich nicht vergessen.
Er hatte dabei sogar eine seiner weiblichen Bekanntschaften mit für mich unklarem Status dabei.
Ich musste dann schauen, wie ich das mit der gemeinsamen Wohnung noch abwickelte . Schönheitsreparaturen erledigen, Interessenten durch die Wohnung führen, schnell etwas Neues für mich und unsere drei Kater finden.
Irgendwann war alles geschafft und ich arrangierte mich mit allem. Musste ich.
Und jetzt?
Ich bin Mitte 40.
Von den drei Kater wurde der erste, mein Seelenkater, der über 14 Jahre bei mir war, Anfang des Jahres überfahren, was mir sehr zu schaffen machte.
Vier Monate später kam der jüngste Kater schwer verletzt aus dem Freigang zurück. Ihm musste ein Auge entfernt werden. Ansonsten ist er glücklicherweise wieder ganz der Alte. Nur nach draußen darf er jetzt nicht mehr.
Der dritte Kater ist seit dem Umzug sichtlich gealtert . ich vermute, da spielt auch der Verlust seines langjährigen Kumpels eine Rolle.
Alles in allem fühlt sich das, was ein Neuanfang sein sollte, nun so an, als sei mein Leben bereits gelebt.
In meinem Leben gibt es nach wie vor die Fernbeziehung zu diesem anderen Mann. Ich möchte auch gar nicht mehr als eine Fernbeziehung, denn er lebt noch bei seiner Familie, die von wiederholter Arbeitslosigkeit, psychischen Erkrankungen und Dauerdrama geprägt ist, und ich empfinde uns intellektuell nicht auf Augenhöhe, was mich zunehmend stört. Das war bei meinem Ex, der ansonsten ebenfalls aus sehr einfachen Verhältnissen kam, anders.
Von dem neuen Mann bekomme ich Zuneigung, Treue, Aufrichtigkeit und letztendlich einfach Gesellschaft, Dinge also, die wiederum in meiner alten Beziehung fehlten; zumindest am Ende.
Und das ist auch ein Grund, das Ganze soweit nicht zu beenden.
Trotz allem, was war, sehne ich mich nach meinem alten Leben, und in gewisser Weise auch nach der alten Beziehung und frage mich, ob das alles vermeidbar gewesen wäre.
Und das auch, wo mir erst in den letzten Tagen zunehmend dämmerte, dass ich möglichweise mit einem Hobosexuellen - den Begriff kenne ich auch erst seit ein paar Wochen - verheiratet war, und dass es meinem Ex womöglich nie um mich persönlich ging, sondern um die Möglichkeiten, die ihm unsere Beziehung geboten hat.
Er hatte zwar vor seinem Einzug bei mir eine eigene Wohnung und er stand die überwiegende Zeit auch stabil im Beruf (nachdem meine Eltern ihm einen Teil seiner Ausbildung finanziert hatten). Er zahlte auch seinen Mietanteil; zumindest, bis seine Krankheit und die Folgen daraus die Sache erschwerten und er kümmerte sich um die technischen Dinge bei uns.
Aber der damalige schnelle Einzug, seine ständige finanzielle Klammheit, die Abwesenheit von Aufmerksamkeiten, die Selbstverständlichkeit, mit der er mein Auto benutzte, das wiederholte Sich-Einladen-Lassen, die Weigerung, Verantwortung zu übernehmen und es größtenteils mir zu überlassen, wenn etwas schief ging, seine Begeisterung für die offene Beziehung und sein Abgang, als sich seine Situation verbesserte. das sollen wohl alles typische Symptome sein.
Ich frage mich nun noch, ob die Trauer um die Beziehung trotz allem gerechtfertigt ist, und warum sie gerade jetzt und seit mehreren Tagen mit voller Wucht wieder zuschlägt.
Ich habe mich wohl doch sehr stark über die Ehe identifiziert. Unsere Sozialkontakte waren letztendlich auch größtenteils seine.
Ich verstehe mich gut mit Kollegen auf der Arbeit, aber das war's dann im Wesentlichen. Die sind familiär, interessenmäßig und auch von der Persönlichkeitsstruktur ganz anders unterwegs als ich. Und auch sonst vertieft sich nichts an Kontakten, platonisch nicht, und romantisch steht das ja ohnehin nicht zur Debatte.
Ich fühle mich wie die wortwörtliche Katzenlady mittleren Alters, habe außer den beiden Katern nur noch meinen Beruf und ein langjähriges Hobby (und meine Eltern, die ich in ihrem Alter nicht mehr mit meinem Kram belasten möchte) und frage mich, wie es soweit kommen konnte.
Vielen Dank fürs Lesen.
29.06.2025 14:53 • • 14.07.2025 x 3 #1