Zitat von Feuerschale: Also man muss ja auch nicht die Bindung und Beziehung in einer offenen Beziehung verlieren, dann ist es mMn eigentlich keine mehr, sondern dann ist da schon ne Art Trennung auf Probe, jeder macht seins und niemand weiß was.
Da habt ihr euch irgendwie schon verloren, kann das sein?
Teilweise war das wohl so. Teilweise war die Situation auch einfach bizarr.
Er schickte mir z.B. ab und zu Fotos von Events auf denen er war, oder werkelte an Kostümen für Cosplay-Veranstaltungen (eine neu entdeckte Leidenschaft von ihm, mit Ende 30/ Anfang 40) herum. Er wollte auch immer wieder meine Bewunderung für das, was er da gerade erschaffte, und die gab ich ihm auch, weil ich es auch wirklich toll finde, wenn jemand etwas Kreatives macht und sich dabei fortwährend verbessert.
Wenn ich ihm aber vorschlug, mich mal auf irgendein Event mitzunehmen (nicht gerade Cosplay; sich wie die x-te Version eines Comic-Charakters anzuziehen ist nun echt nicht meins) oder auch sonst irgendwo zusammen hinzugehen, wiegelte er ab. Er sagte mir auch wortwörtlich, ich sei langweilig, und er bräuchte verrücktere Leute um sich herum.
So sprach er MIT mir. ÜBER mich sprach er offenbar noch ganz anders.
Seltsam, weil ich mich noch gut erinnerte, wie er mich in seinem Heiratsantrag charakterisierte, und da kannte er mich auch schon vier Jahre lang. Also sicher keine flüchtige rosarote Brille. Und ich war eigentlich immer noch dieselbe, aus meiner Sicht ... etwas älter, etwas müder, aber sonst?
Dieser Antrag war übrigens eine ziemlich spektakuläre Rede auf einem Rollenspiel-Event. Auch da frage ich mich im Nachhinein, ob der ganze Antrag irgendwo ein Rollenspiel war, das mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hatte.
Außerdem hält langweilig den Haushalt aufrecht und kümmert sich um die Katzen, während er unterwegs war.
Und trotzdem hatte er keine Hemmungen, überschüssiges Essen von mir zu irgendwelchen Leuten mitzunehmen, mit denen er unterwegs war und das an sie zu verteilen.
Nicht falsch verstehen, ich freue mich, wenn's schmeckt und gut ankommt. Aber das war so eine Situation, wo er zwar noch gern von mir genommen, mich aber gleichzeitig nicht mehr involviert hat. Und das finde ich schwer nachvollziehbar.
Zitat von Feuerschale: Also irgendein Geldloch war da bei deinem Mann vielleicht, was da einiges aufbrauchte.
Ich hätte glaub ich auch so ein Gefühl, dass da eine Art Doppelleben wäre.
Vielleicht auch so eine Art Spielsucht oder sowas?
Interessant, dass du das sagst.
Tatsächlich war in seiner erweiterten Verwandtschaft Spielsucht (die klassische Glücksspielsucht) ziemlich verbreitet, und er verachtete sie dafür. Aber vielleicht prägt so etwas trotzdem?
Er selbst war eigentlich nur Gamer, und da ist sicher auch Geld hingeflossen. Das Hauptproblem war aus meiner Sicht aber eher, dass er alle möglichen Abos hatte, über die ihm der Überblick fehlte.
Zitat von Feuerschale: Ja, also der Teil erinnert mich daran, dass es um das Verhalten geht von jemandem, der keine Verantwortung lebt, ggf. Suchtstrukturen hat. In dem Moment ist jemand eigentlich kaum zugänglich und auch nicht besonders vertrauenswürdig mMn.
Das ist aber natürlich auch bisschen viel Kaffeesatzleserei aus einem Forum heraus.
Trotzdem ein bedenkenswerter Ansatz.
Zitat von Feuerschale: Noch eine Frage: Die Trennung ging ja von ihm aus.
Hättest du dich jetzt gar nicht getrennt?
Welche Grenze muss überschritten werden oder wie lange geht ein Warten auf irgendwas, ein Festhalten an aber es war doch mal was, bis dass für dich so ein Zeitpunkt da ist - bis hierhin und nicht weiter?
Spontan: Eine definitive, nicht verhandelbare Grenze wäre bei mir körperliche Gewalt.
Ansonsten habe ich vieles akzeptiert, das ich unter anderen Umständen wohl nicht hingenommen hätte. Aber da ich ja diejenige war, die sich zumindest offiziell zuerst umorientierte, konnte ich nichts einfordern (z.B. Treue), das ich selbst gerade nicht geben konnte, und auch meine Schuldgefühle durch die Zeit seiner Krankheit spielten da mit rein, und dadurch verschoben sich dann zunehmend die Grenzen des Akzeptablen.
Was uns unterschieden hat, war das Thema Respekt.
Wenn ich im Nachhinein überlege, was ich mir am Ende alles bieten und sagen ließ, um uns noch eine Chance zu geben ... wenigstens habe ich mich in der Situation körperlich nicht mehr auf ihn eingelassen und bin nun froh darüber. Denn rückblickend hätte das nichts geändert, außer, dass ich mich als seine (damalige) Frau zu einer von vielen degradiert hätte.