Pfeil rechts
11

Brandungsburg
Lange Zeit habe ich überlegt, ob ich dazu nun ein Thema eröffne, doch nach längerem Nachdenken erschien es mir befreiend mal alles von der Seele zu schreiben.

Es ist so, dass mein Vater an Krebs sterben wird, im besten Fall hat er noch ein paar Wochen, also die Zeit ist sehr begrenzt. Um niemanden zu triggern lasse ich mal die Krebsart und die Symptome weg, fest steht allerdings, dass er sehr aggressiv ist und täglich wächst. Der Krebs ist zum fünften Mal wiedergekommen und es kann einfach nichts mehr gemacht werden, weder Op, noch Chemo. Der Krebs hat bereits gestreut.

Nun liegt er auf der Palliativstation, da seine Frau die Pflege Zuhause nicht mehr übernehmen kann und ich gehe ihn dort täglich besuchen. Sein Anblick macht mich komplett fertig, das ist nicht mehr mein Papa, das weiß ich längst, trotzdem bin ich jedes Mal wie in einer Schockstarre. Er ist von oben bis unten mit Morphium zugedröhnt, was ihn Gott sei Dank schmerzfrei macht, außerdem lebt er in seiner eigenen Welt und hat Halluzinationen. Er scheint aber nicht unglücklich dabei, was für mich also schlimm aussieht, ist für ihn nur positiv. Insgeheim weiß ich, dass es so ist, doch verarbeiten kann ich das nur schlecht. Ihn zu besuchen fällt mir jedes Mal so schwer, obwohl ich Abschied nehmen WILL, aber sein Zustand mir auch irgendwie... Angst (?) macht. Er ist eben so anders. Meine Psyche ist ohnehin nicht die Beste, aber ich möchte für ihn stark sein und ihm eben die Unterstützung bieten, die er braucht, auch wenn er das nicht mehr so mitbekommt, wer ich bin.

Er ist noch nicht einmal 50 Jahre alt und sollte noch so viel von mir mitbekommen, mich bei meiner Hochzeit erleben und irgendwann sein erstes Enkelkind in den Armen halten.

Habt ihr Tipps zum Umgang mit diesem Thema? Es würde mir helfen mit jemandem zu sprechen, der mal in einer ähnlichen Situation war und wie er damit umgegangen ist.

Grüße von Jamie

14.02.2017 19:31 • 19.04.2017 #1


29 Antworten ↓


4_0_4
Liebe Jamie,

das tut mir wirklich sehr sehr Leid für euch alle.

Zwar habe ich schon Menschen verloren, aber nicht auf diese Art und Weise. Das ist wirklich hart. Mir fällt es schwer Worte für so eine Situation zu finden.
So Phrasen wie Das ist der Lauf der Dinge helfen da nicht wirklich. :/

Was er noch realisiert und was nicht kann nur er sagen. Wenn er einen helleren Moment hat und dich erkennt, wird es ihm mit Sicherheit Kraft für diese Zeit geben.
Es ist wirklich schön, dass Du ihm diese Momente noch geben kannst.

Sei Du erst einmal für ihn da und begleite ihn. Das ist viel was Du ihm geben kannst. Das solltest Du sehen und spüren.

Wünsche euch alle Kraft der Welt.

Ganz lieben Gruß
Cube

14.02.2017 19:45 • x 3 #2


A


Mein Vater wird sterben

x 3


J
Hallo Jamie,

im Facebook gibt es mehrere Hospiz- und Paliativgruppen. Da könntest du dich zusätzlich erkundigen.
Ich finde es sehr gut und wichtig, dass du jeden Tag zu ihm gehst. Gib ihm all deine Liebe.
Wenn du bei ihm bist, dann versuche die Situation völligst wahrzunehmen, ohne irrgend etwas zu verdrängen.
Versuch achtsam zu sein.

Krebs ist etwas fürchterliches. Es mag eigenartig klingen, aber zumindest hat er nicht mehr lange sich zu quelen.
Für ihn wird der Tod eine Befreiung sein und ich denke, dass er Krebs bekam lag weder in deiner noch in seiner Hand.
Denke bitte nicht in Sachen Schuld. Es ist ein schicksalsschlag.

Bist du religiös?

Ich glaube daran, dass es Gott gibt und er uns, sofern wir uns nicht völlig vom Bösen verschlingen ließen, verzeiht und aufnimmt.

Auch wenn er vermutlich etwas benebelt ist, weine bitte nicht bei ihm. Mache es ihm bitte nicht schwieriger.

Ich glaube schon, dass du bereits jetzt anfangen solltest innerlich Abschied zu nehmen und auch schon mit der Verarbeitung anfangen solltest.

Schreib hier bitte all deine Gefühle und Gedanken. Ich bin sicher, dass du hier gehör finden wirst.
Vielleicht würde es dir auch gut tun mal bei der Telefonseelsorge anzurufen, falls du kein Psychologen hast.
Oder du redest mal mit einem Geistlichen.

Falls möglich, könntest du, aber bitte nur sehr vorsichtig, mit deinem Vater darüber reden, was alles nach seinem Ableben geschehen wird, aber nur wenn du auch meinst, dass er es verkraften kannst.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft.

14.02.2017 19:55 • #3


Brandungsburg
Zitat:
Auch wenn er vermutlich etwas benebelt ist, weine bitte nicht bei ihm. Mache es ihm bitte nicht schwieriger.


Er ist nicht nur etwas benebelt, er fantasiert und lebt in seiner eigenen Welt. Mittlerweile heule ich vor ihm ohne Ende, denn er bekommt es nicht mit. Das war anfangs noch anders, da habe ich es unterdrückt, um es ihm nicht schwerer zu machen.

Religiös bin ich auch absolut nicht, sondern leider (ja, in dieser Situation kann man das sagen) überzeugter Atheist. Ich wünschte ich könnte an den Himmel glauben oder Wiedergeburt.

Über einen Psychologen denke ich bereits nach, die Seelsorge in dem besagten Krankenhaus ist gar nicht mein Ding, die Frau ist ne Schlaftablette.

Am meisten Sorgen macht mir die Angst das nicht verkraften zu können, quasi verrückt zu werden.
Ich heule momentan sehe viel ganz plötzlich, dann gehts wieder, dann weine ich wieder. Schlaflos bin ich natürlich auch.

14.02.2017 21:53 • #4


T
Oh Mann,

das ist heute schon das 2 Thema das mich zu Tränen rührt. Das es hier kein Patentrezept geben kann ist klar, jeder verarbeitet das anders. Bitte verstehe das jetzt nicht falsch, ich finde es schrecklich aber das Schicksal deines Vaters scheint zumindest momentan besiegelt. Die Frage die ich mir stellen würde ist die, was ich eigentlich will möchte ich für ihn da sein oder einfach nur Abschied nehmen...

Ich würde mich nicht darauf verlassen das er nix mehr mitbekommt auch von Koma Patienten weiß man das diese zumindest spüren wenn jmd vertrautes da ist und ihnen beistehen.
Du scheinst selbst nicht zu wissen wie sich das auf dich auswirken kann. Bist du denn immer allein bei ihm? Gibt es noch andere Verwandte , Geschwister oder Tanten und Onkel?

Ich könnte das so wie du es machst nicht machen.

viel Kraft und alles gute

Gruß Tiberias

14.02.2017 23:05 • #5


4_0_4
@Brandungsburg

Das was ihr alle durchmacht ist wirklich hart. Das Du Ängste hat, das dich das aus der Bahn bringen könnte verstehe ich sehr gut.
Es wird Zeit brauchen bis sich deine Gefühle wieder in geregelte Bahnen begeben.

Du solltest auch Geduld und Liebe für dich aufbringen. Du hast das auch verdient.
Wenn Du versuchst dich daran festzuhalten, wirst Du schneller die Mitte in dir finden.

Wenn dir ein Psychologe dir deine Seele erleichtern kann, ja dann versuche es.

14.02.2017 23:45 • #6


J
Hier kannst du all deine Gefühle raus lassen.
Vielleicht würde dir auch malen oder Musik gut tun.

14.02.2017 23:55 • #7


Perle
Hallo Jaimie,

ich habe letztes Jahr das Gleiche durchmachen müssen wie Du jetzt.

Abschied zu nehmen von einem Elternteil ist unendlich schmerzhaft. Die Endgültigkeit, die der Tod vielleicht mit sich bringt, zerreißt einem schier das Herz. Ich kann verstehen, dass Du Dir die Frage stellst, ob Du das jemals wirst verarbeiten können. Du meinst, über diese ganze Extremsituation verrückt zu werden. Mir ging es nicht anders. Ich kann Dir aber jetzt, neun Monate nach dem Tod meines Vaters versichern, dass das nicht geschehen wird. Deine Seele wird immer nur so viel Schmerz zulassen wie sie auch verarbeiten kann.

Ich umarme Dich und wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit.

LG, Martina

15.02.2017 08:46 • x 2 #8


Luna70
Das ist natürlich sehr, weil es eigentlich viel zu früh ist. Wenn ein alter Mensch stirbt, ist es auch schlimm aber dann kann man sich wahrscheinlich besser damit abfinden.

Mir hat es geholfen, zu wissen was so in etwa geschehen wird. Ich hatte eine Informationsbroschüre von unserer Hospizgruppe bekommen, da war die letzte Lebensphase beschrieben. Damit konnte ich mich halbwegs vorbereiten, was auf uns zukommt.

Ich denke, es ist wichtig dass du dich darauf einstellst dass auf dich sehr starke, auch widersprüchliche Gefühle zukommen werden. Es ist alles schrecklich auf der einen Seite, dann gibt es aber auch Momente in denen man fast glücklich ist, weil man dem Kranken noch eine Freude machen konnte zum Beispiel. Im einen Moment denkt man hoffentlich dauert das nicht mehr ewig, dann wieder hoffentlich geht er/sie noch nicht.

Die Palliativ-Schwestern haben uns gesagt, dass das Hören von allen Sinnen zuletzt verschwindet, von daher weine ruhig, aber sage ihm auch, dass du ihn gehen lässt und dass er loslassen kann.

Ich wünsche dir viel Kraft in der nächsten Zeit. Es ist sehr, sehr anstrengend, auch für die Seele, aber ich bin sicher du wirst nicht verrückt werden.

15.02.2017 09:22 • #9


Brandungsburg
Danke Martina, solche Beiträge helfen mir sehr.


Zitat:
Ich denke, es ist wichtig dass du dich darauf einstellst dass auf dich sehr starke, auch widersprüchliche Gefühle zukommen werden


Ja, das kommt mir sehr bekannt vor. Auch dieses das ist mein Papa, aber gleichzeitig ist es auch eigentlich schon nicht mehr mein Papa.

Sein Zustand war unverändert heute, mir tut es gut seine Hand halten zu können.

15.02.2017 21:10 • #10


M
Ich habe auch schon Menschen -aber nicht meine Eltern- an Krebs verloren, den Anblick den du beschreibst kenne ich. Du bist sicher noch einmal in einer extremeren Situation, weil dir dein Vater so nahe steht.

Ich wäre mir auch nicht so sicher, dass er das alles nicht mehr mitbekommt. Bei vielen Patienten scheint es so, dass sie nicht mehr viel mitbekommen, obwohl sie alles gut wahrnehmen.

Ein Patentrezept mit dieser Situation umzugehen, gibt es wirklich nicht, keiner kann dir sagen ob du vor/mit deinem Vater weinen sollst oder nicht. Ich finde, dass ist ein persönliche Sache die nur du entscheiden kannst, denn nur du kennst deinen Vater so wie er ist.
Ich finde es gut und richtig, dass du ihn jeden Tag besucht. Zeig ihm deine Liebe und zeig ihm, dass er alles gut gemacht hat, damit er nicht das Gefühl hat, unvollendet zu gehen, auch wenn er noch sehr jung ist.

Wenn du Hilfe brauchst, würde ich vielleicht mal die Telefonseelsorge anrufen, vielleicht können die dir noch weitere Adressen geben.

Ich wünsche dir und deinem Papa viel Kraft für die kommende Zeit.

15.02.2017 21:27 • x 1 #11


derMark
Hallo Jamie, ich las grad die Beiträge/dein Thema und ich wollt dir mal was Berichten, insbesondere bzl. Himmel und Wiedergeburt. Ich bin auch knapp 50 und wenn ich nicht mit rund 40 einige Schlüsselerlebnisse gehabt hätte, wer weis, wie es mir heute ging, aber eher nicht gut aus damaliger Sicht. Nur mal soviel: Ein Freund von mir mit damals ähnlichem Gesundheitszustand lebt schon längst nicht mehr. Das heisst grob gesagt, die Schulmedizin/er können mir, grad auch in Bezug mit K., gestohlen bleiben. Besonders die Metzger- und Chemomethode (besteht aus Senfgas, war nicht gerade gesund für Soldaten im Krieg und heute solls heilen? Für mich sind solche Methoden ein Verbrechen an der Menschheit oft sogar wieder besseres Wissen. K. ist das Endergebnis von hochgradiger Versäuerung (Körperlich und Geistig), da kann gegengesteuert werden(Versäuerung/Vergiftung zurückfahren und nicht zuletzt Geistige Hilfsmittel nutzen). Leider nicht mehr wenn der Mensch im Delierium gehalten wird, da ist er hilflos und im Falle deines Vaters wohl schmerzmäßig zu weit fortgeschritten?
Also muß mit dem Unvermeidlichen gerechnet werden und das bringt mich zum Kern was ich sagen wollte bzl. Jenseits. Glaubs oder nicht, aber ich habe willentlich so genannte AKEs gemacht, also außerkörperliche Erfahrungen, z.B. man sieht sich selbst da liegen, die Materie ist nicht das wie sie uns Erscheint. Das Jenseits ist um uns, neben uns, in uns. Außerdem ist es mit Hilfe bestimmter geistiger Mittel möglich z.B. vorhergehende eigene Tode anzusehen, ist zwar beängstigend aber man lernt was/wer man wirklich ist. Glaub mir, unsere Lieben sind auch nach dem Tode noch da. Halt in anderer Schwingungsebene.
Viele Grüsse
Markus

15.02.2017 22:23 • #12


M
Ich erinnere mich nicht gern daran aber es war 1997 im Juli. Mein Vater hatte Wochen vorab über ständige Magenschmerzen geklagt, auffällig war wenn er beim Frühstück ein Ei gegessen hatte musste er ständig dass Eiweiß wieder erbrechen. Er ging zum Hausarzt und der Untersuchte so gut wie es ihm möglich war, überwies meinen Vater zur Abklärung bei uns ins Krankenhaus. An diesem Tag habe ich meinen Vater begleitet, ging mit ihm und dann begann für mich das warten. Nach vier Stunden kam mein Vater aus dem Untersuchungsbereich. Ich wartete weitere drei Stunden mit ihm auf ein Ergebnis.

Irgendwann kam der Oberarzt der Klinik, bat uns in sein Sprechzimmer. Er setzte sich neben meinen Vater und nahm seine rechte Hand in die seine. Herr ******, es tut mir sehr Leid aber wir können nichts mehr für sie machen, Magenkrebs im Endstadium gestreut in Leber, Nieren, Lunge und Darm und Hirn. Auf die Frage wie lange kam die schlichte Antwort höchstens drei Wochen.

Keine Behandlung mehr nur noch Schmerztherapie (Morphium). Sie haben ihn im Krankenhaus behalten und am selben Tag wurde die Therapie eingeleitet. Er bekam ein Einzelzimmer und von Tag zu Tag wurde die Dosis erhöht. Ich war auch jeden Tag bei ihm in jeder freien Zeit. Er erzählte viel von meiner Mutter (1977 verstorben).

Es dauerte keine drei Wochen, es wurden nur zwei. An einem Abend erlitt er eine Art Schlaganfall, bekam wegen der Unruhe und Aufregung zum Morphium zusätzlich
Valium! Wer diese Mischung kennt weiß um was es sich dabei gehandelt hat, er schlief ohne Angst und Schmerzen ein.

Ich selber musste ein Jahr später in Reha nach Rastede und eine Therapie absolvieren, der Tod meines Vaters war nicht der Grund aber der Auslöser. Ich konnte mich
einfach nicht vorbereiten und vor allem gelang es mir nicht Abschied zu nehmen, mich auszusprechen und einfach loslassen, heute bereue ich es zu tiefst.
Unabwendbares muss man akzeptieren oder man geht daran zugrunde. Noch heute hängt es mir nach und ich werde es auch nie los. Festhalten und umklammern
bricht einem das Herz, heute würde ich Abschied nehmen und loslassen!

15.02.2017 23:18 • x 1 #13


Gin
Mein Beileid... das ist wirklich traurig...

15.02.2017 23:26 • #14


Gin
Zitat von derMark:
Hallo Jamie, ich las grad die Beiträge/dein Thema und ich wollt dir mal was Berichten, insbesondere bzl. Himmel und Wiedergeburt. Ich bin auch knapp 50 und wenn ich nicht mit rund 40 einige Schlüsselerlebnisse gehabt hätte, wer weis, wie es mir heute ging, aber eher nicht gut aus damaliger Sicht. Nur mal soviel: Ein Freund von mir mit damals ähnlichem Gesundheitszustand lebt schon längst nicht mehr. Das heisst grob gesagt, die Schulmedizin/er können mir, grad auch in Bezug mit K., gestohlen bleiben. Besonders die Metzger- und Chemomethode (besteht aus Senfgas, war nicht gerade gesund für Soldaten im Krieg und heute solls heilen? Für mich sind solche Methoden ein Verbrechen an der Menschheit oft sogar wieder besseres Wissen. K. ist das Endergebnis von hochgradiger Versäuerung (Körperlich und Geistig), da kann gegengesteuert werden(Versäuerung/Vergiftung zurückfahren und nicht zuletzt Geistige Hilfsmittel nutzen). Leider nicht mehr wenn der Mensch im Delierium gehalten wird, da ist er hilflos und im Falle deines Vaters wohl schmerzmäßig zu weit fortgeschritten?
Also muß mit dem Unvermeidlichen gerechnet werden und das bringt mich zum Kern was ich sagen wollte bzl. Jenseits. Glaubs oder nicht, aber ich habe willentlich so genannte AKEs gemacht, also außerkörperliche Erfahrungen, z.B. man sieht sich selbst da liegen, die Materie ist nicht das wie sie uns Erscheint. Das Jenseits ist um uns, neben uns, in uns. Außerdem ist es mit Hilfe bestimmter geistiger Mittel möglich z.B. vorhergehende eigene Tode anzusehen, ist zwar beängstigend aber man lernt was/wer man wirklich ist. Glaub mir, unsere Lieben sind auch nach dem Tode noch da. Halt in anderer Schwingungsebene.
Viele Grüsse
Markus


Ich bin mir nicht sicher ob du sie verstören, oder ihr Mut machen wolltest.

15.02.2017 23:27 • #15


M
Hallo Jamie @Brandungsburg :

Ich fürchte, dass Dir niemand in Deinem Schmerz wirklich helfen kann.
Wir können Dir (nur) zur Seite stehen.
Das ist - wahrscheinlich - alles, und für Dich viel zu wenig.

Ich selbst habe mich hier in der Nacht angemeldet, in der ich gespürt habe, dass mein Vater sterben wird.
Und genau so ist es geschehen.

Mein Vater ist im Alter von 94 Jahren gestorben.
Aber der Tod hat mir in diesem Moment, in dem mein lebenslang so starker Vater sterben musste, bewiesen, dass er real und unausweichlich ist.

Seitdem mein Vater von mir gegangen ist, hat sich meine Wahrnehmung des Lebens sehr stark verändert.

Ich möchte Dich in dieser schweren Situation umarmen.
Aber helfen?
Ich wünschte, ich könnte es.

Der Tod ist unausweichlich.
Leider.

Begleite Deinen Vater auf diesem letzten Weg, soweit es Deine eigene Kraft erlaubt.
Dann wirst Du für Dich selbst Deinen inneren Frieden finden.
Als mein Vater starb, konnte ich nicht bei ihm sein.

Sei Du bei Deinem Vater, wenn es so weit ist, wenn Du kannst.

Er liebt und braucht Dich.
Auch und ganz besonders auf seinem allerletzten Weg.

Liebe Grüße.
Tom.

Zitat von Brandungsburg:
Lange Zeit habe ich überlegt, ob ich dazu nun ein Thema eröffne, doch nach längerem Nachdenken erschien es mir befreiend mal alles von der Seele zu schreiben.

Es ist so, dass mein Vater an Krebs sterben wird, im besten Fall hat er noch ein paar Wochen, also die Zeit ist sehr begrenzt. Um niemanden zu triggern lasse ich mal die Krebsart und die Symptome weg, fest steht allerdings, dass er sehr aggressiv ist und täglich wächst. Der Krebs ist zum fünften Mal wiedergekommen und es kann einfach nichts mehr gemacht werden, weder Op, noch Chemo. Der Krebs hat bereits gestreut.

Nun liegt er auf der Palliativstation, da seine Frau die Pflege Zuhause nicht mehr übernehmen kann und ich gehe ihn dort täglich besuchen. Sein Anblick macht mich komplett fertig, das ist nicht mehr mein Papa, das weiß ich längst, trotzdem bin ich jedes Mal wie in einer Schockstarre. Er ist von oben bis unten mit Morphium zugedröhnt, was ihn Gott sei Dank schmerzfrei macht, außerdem lebt er in seiner eigenen Welt und hat Halluzinationen. Er scheint aber nicht unglücklich dabei, was für mich also schlimm aussieht, ist für ihn nur positiv. Insgeheim weiß ich, dass es so ist, doch verarbeiten kann ich das nur schlecht. Ihn zu besuchen fällt mir jedes Mal so schwer, obwohl ich Abschied nehmen WILL, aber sein Zustand mir auch irgendwie... Angst (?) macht. Er ist eben so anders. Meine Psyche ist ohnehin nicht die Beste, aber ich möchte für ihn stark sein und ihm eben die Unterstützung bieten, die er braucht, auch wenn er das nicht mehr so mitbekommt, wer ich bin.

Er ist noch nicht einmal 50 Jahre alt und sollte noch so viel von mir mitbekommen, mich bei meiner Hochzeit erleben und irgendwann sein erstes Enkelkind in den Armen halten.

Habt ihr Tipps zum Umgang mit diesem Thema? Es würde mir helfen mit jemandem zu sprechen, der mal in einer ähnlichen Situation war und wie er damit umgegangen ist.

Grüße von Jamie

16.02.2017 01:24 • x 1 #16


derMark
Gin,
Mut heisst, sich über den Tellerrand schauen zu trauen, sonst ist man weiter Opfer der Umstände oder der Institutionen verschiedenster Art, die eigene Agenden im Sinn haben. Ob die immer zum Wohl des Einzelnen gereichen, mag dahingestellt sein.
Mit (nützlichem) Wissen kann man leichter Mutig sein.

16.02.2017 07:36 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

Brandungsburg
@derMark
Ich habe mich mal sehr für das Thema interessiert und mir viele Reportagen/Berichte dazu angeschaut und konnte dem ganzen trotzdem nichts abgewinnen. Ich glaube schlicht und ergreifend nicht daran.



In den letzten anderthalb Tagen ist es so, dass ich viel reflektiere und muss dazu sagen, dass wir nie eine so gute Vatee/Tochter-Beziehung hatten (ganz anders; als ich klein war, er war der stolzeste Papa überhaupt und hat super viel Zeit mit mir verbracht und konnte mir nichts abschlagen. Ich hatte eine ganz tolle Kindheit!). Er war eben ein sehr oberflächlicher Mensch und hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert, wir haben uns geliebt keine Frage, er eben so gut, wie er konnte und ich war oft sehr verletzt über sein Verhalten. Da denke ich auch sehr oft dran, weil ich ihn jetzt wegen der Situation nicht fälschlicherweise komplett idealisieren möchte. Ich habe auch seit anderthalb Tagen kein Bedürfniss zu weinen, was ich sehr seltsam finde... auch nicht, als ich gestern bei ihm war.

17.02.2017 05:33 • #18


derMark
Zitat von Brandungsburg:
@derMark
Ich habe mich mal sehr für das Thema interessiert und mir viele Reportagen/Berichte dazu angeschaut und konnte dem ganzen trotzdem nichts abgewinnen. Ich glaube schlicht und ergreifend nicht daran.



In den letzten anderthalb Tagen ist es so, dass ich viel reflektiere und muss dazu sagen, dass wir nie eine so gute Vatee/Tochter-Beziehung hatten (ganz anders; als ich klein war, er war der stolzeste Papa überhaupt und hat super viel Zeit mit mir verbracht und konnte mir nichts abschlagen. Ich hatte eine ganz tolle Kindheit!). Er war eben ein sehr oberflächlicher Mensch und hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert, wir haben uns geliebt keine Frage, er eben so gut, wie er konnte und ich war oft sehr verletzt über sein Verhalten. Da denke ich auch sehr oft dran, weil ich ihn jetzt wegen der Situation nicht fälschlicherweise komplett idealisieren möchte. Ich habe auch seit anderthalb Tagen kein Bedürfniss zu weinen, was ich sehr seltsam finde... auch nicht, als ich gestern bei ihm war.


Nun, reflektieren und nachdenken ist sehr gut, da aus meiner Sicht nichts passiert, das nicht so sein soll. Es gibt immer, auch bei schlimmen Dingen, irgendeine Lernaufgabe für jeden (beteiligten) Menschen. Wieviel Erkenntnis man daraus gewinnt, hängt natürlich vom Einzelnen ab wie er mit den Situationen klarkommt und mit seinem Bewusstsein. Scheinbar ist etwas in dir sich schon bewusst, das alles so kommt, wie es kommen muß und das jeder das Erntet was er Sät. Insofern kann Krankheit für sich Selbst einerseits ein Schubs sein auf dem Seelischen Weg zurück den man vorgehabt hat oder eine Möglichkeit seine Inkarnation zu beenden. Für die Angehörigen und das Umfeld vielleicht auch eine Möglichkeit zu reflektieren, was du auch tust. Alle Mitmenschen und gerade die Angehörigen geben Möglichkeiten zu lernen, wofür wir (m.M.) auf Erden sind, und da ist die wichtigste Lernaufgabe die Liebe im Herzen trotz aller Umstände (Umstände, die die Menschen in der Gesamtheit und im Einzelnen ja selbst produzieren) zu bewahren und zu danken für die gemeinsame Zeit.
Übrigens, das mit dem Glauben: Wer Glaubt weiß nichts und nur das Erfahren schafft Wissen und Erkenntnis. Insofern musst du nichts Glauben, nur den Geist offenhalten für die Erfahrung(auch die in den sog. Träumen).

17.02.2017 08:21 • #19


Uropanoel
Zitat von Brandungsburg:
Ich habe auch seit anderthalb Tagen kein Bedürfniss zu weinen, was ich sehr seltsam finde... auch nicht, als ich gestern bei ihm war.


Ich finde es nicht seltsam das du zur zeit nicht mehr weinen kannst, ich glaube das du dich so langsam mit der situation abfindest. So geht es mir mit meiner Krankheit (Krebs)auch.
Und ich habe auch eine Tochter, die ich über alles Liebe und sie mich auch. Bitte fang jetzt nicht an schlechtes in eurer Beziehung zu suchen. Behalte nur das gute deines Vaters in dein Herz und verdränge das negative. Jeder Mensch hat seine Fehler, die habe ich auch. Doch am ende sollte man immer vergeben können.
Da ich nicht weiß wie lange ich noch zu leben habe, unternehme ich wenn es mir gut geht viel mit meinen Kindern (3 kinder) und meinen Enkelkinder (9 Enkelkinder).

17.02.2017 12:03 • x 1 #20


A


x 4


Pfeil rechts



Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag