Pfeil rechts
12

Alex1337
Hallo liebes Forum,
ich habe mich schon eine Weile nicht mehr gemeldet, weil es mir mit meiner Angststörung gut geht und ich auch keine Medikamente mehr zu mir nehme.
Heute melde ich mich mit einem Thema, welches mich schon immer sehr belastet. (Wie heißt es bei Pokemon): Ich will der aller Beste sein. Bin ich das nicht, fühle ich mich wertlos, und das Leben fühlt sich schließlich sinnlos an. An den Gedanken, dass man nie der Beste sein kann, weil es immer einen gibt bei der Anzahl an Menschen auf diesem Planeten, der besser ist, kann und will ich mich nicht gewöhnen. Dann denkt mein Kopf sofort, was hat das alles für einen Sinn. Meinem Kopf reicht es jedoch auch schon meist, wenn ich der Beste in einem kleinen Kreis bin. Bestes Beispiel: mein Fußballverein.

So . bin ich da jetzt nicht, zumindest, einer der Besten (wie es ja meist ist) oder noch schlimmer, man auf der Bank sitzt, nicht mitgenommen wird, bricht die Welt für mich zusammen.
Ich kann das nicht abstellen, manchmal stellt sich ein ach dann l. mich doch alle am . und ich würd am liebsten aus der Fußballgruppe rausgehn und nie mehr kommen. Dann stellt sich jedoch sofort die Angst der Einsamkeit ein und merke, dass mein kompletter Freundeskreis nur am Fußballverein hängt.

Wenn ich mal besonders gut bin und bekomme Lob, ist das das unglaublichste Gefühl für mich (wie Sex), welches nur kurz ein paar Tage anhält. Vielleicht bin ich danach auch süchtig ?

Was kann ich gegen diesen Gedanken immer der Beste sein zu wollen tun ?
Woran liegt das? Ich bin schon auch ein Kind gewesen das gern sagte: Mama schau mal was ich kann, was ich gemacht hab usw.

Das ganze stresst mich. Ich bin es langsam Leid.

Grüße und schonmal danke fürs Lesen bis hierher

07.09.2023 16:36 • 08.09.2023 #1


11 Antworten ↓


E
@Alex1337
Einer in unserer Selbsthilfegruppe hat ein ähnliches Problem wie Du.
Es stellte sich in der Therapie heraus, dass der Grund für seinen ständigen Drang (immer der Beste sein zu wollen) durch die Erziehung seiner Eltern kam. Es wurde ihm unterschwellig vorgelebt, dass Zweiter zu sein, schlimm ist usw.
Vielleicht liegt der Kern also auch bei Dir in der Kindheit. Das wäre nicht außergewöhnlich, sondern wohl eher logisch.

Dass der Wettkampfgeist an sich aber nicht automatisch eine schlechte Sache ist, sollte man aber auch akzeptieren. Besonders im Sport ist es doch so (Olympiade und und und), dass gerade erst das Messen mit anderen zu Motivation, Erfüllung und Glück führt. Auch bei Kindern ist das ok so, wenn sie sich mit anderen schon früh messen, solange es nicht extrem ausartet.
Das liegt also in der Natur des Menschen, sich mit anderen zu messen und der Beste sein zu wollen.
Man kann das auch fair machen, ohne andere zu verletzen. Sportliche Wettkämpfe sind da wie gesagt das Paradebeispiel.

Wie ist das denn beim Fußball bei Dir?
Dir macht der Sport an sich schon noch richtig Spaß oder?
Oder ist es mittlerweile eher nur noch dazu da, damit Du Dich anderen gegenüber beweisen kannst?

Ich vermute, dass Du nicht mehr in Therapie bist oder?
Da würde man das auch aufarbeiten denke ich.

07.09.2023 16:48 • x 1 #2


A


Immer der Beste sein wollen ?

x 3


Reconquista
Zitat von Alex1337:
Was kann ich gegen diesen Gedanken immer der Beste sein zu wollen tun ?
Woran liegt das? Ich bin schon auch ein Kind gewesen das gern sagte: Mama schau mal was ich kann, was ich gemacht hab usw.

Es gibt da einen ganz wichtigen und entscheidenden Unterschied. Bei „Mama schau mal, was ich kann“ wolltest du deiner Bezugsperson zeigen, dass auch du etwas zu geben hast, dass auch du schon etwas kannst. Das ist ein sehr schöner Teil der kindlichen Entwicklung. Das bedeutet nicht, immer der Beste sein zu wollen. Das ist ein anderer Gedanke. Immer der Beste sein zu wollen, ist wahrscheinlich das ungesunde Ergebnis von zu wenig Anerkennung als Kind. Wenn man das Pech hatte, an Eltern geraten zu sein, die ihr Kind nicht so liebten wie es ist und ihm keine Anerkennung gaben, startete man das aussichtslose Programm, die fehlende Anerkennung mit Gewalt zu bekommen. Dahinter steckt auch eine Menge Wut und Hass auf andere Menschen (eigentlich die Eltern, aber die liebt man ja). Um aus diesem Programm auszusteigen, sollte man sich die Muster bewusst machen, die Menschen beginnen, zu lieben, so wie sie sind und sein Bestes zu geben, anstatt der Beste sein zu wollen. Wenn man sein Bestes gibt, fühlt man sich gut und ist authentisch. Wenn jemand anderes besser ist, macht es einem nichts aus, man freut sich sogar für ihn. Man könnte ihm sogar bei seinem Erfolg helfen (Trainer, Coach). Zusammengefasst:
1. Ich will immer der Beste sein: falsch
2. Ich gebe immer mein Bestes. richtig

07.09.2023 16:53 • x 2 #3


Alex1337
Ergänzend möchte ich noch erwähnen, dass es mir auch sehr darum geht nicht ausgegrenzt zu werden, eine Nicht-Berücksichtigung im Kader, fühlt sich an wie eine Ausgrenzung, dann bin ich traurig und beleidigt.
Ich bin nicht mehr in Therapie. Allerdings haben wir in der Therapie mal ein einschneidendes Erlebnis durchgesprochen:

Das war ebenfalls im Verein in der Jugend, Kindergartenalter, beim Zelten mit dem Verein in meinem Dorf. Da gabs ein cooles Zelt mit den coolen Jungs, die zeitgleich oft die Besten im Fußball waren. So ich war da auch drin gesessen, dann hieß es vom Rudelführer an mich, es klingt in meinem Ohren als wärs gestern gewesen: du darfst nur hier drinnen bei uns im Zelt bleiben, wenn du weißt an welche Zahl ich denke zwischen 0 und 100. Der Witz war, ich schlaues Kärlchen habs tatsächlich erraten, ich dachte mir es muss eine besondere Zahl sein, 0 oder 100 wär zu einfach, ich sagte 99 und das hat gestimmt. Dann hieß es ich hätte geschummelt und er hat sich eine neue Zahl ausgedacht, die ich dann nicht mehr erraten hatte. Ich ging aus dem Zelt raus lief weinend heim und war beim Zelten dann komplett raus, hatte mich dann auch vom Fußballverein abgemeldet damals.
Ich sehe da viele Parallelen zu heute. Ich werde nicht ausgegrenzt, es sind erwachsene Menschen und Freunde, aber es fühlt sich immer so an, wenn ich mal nicht eingesetzt werde, oder schlecht bin. Das führt wieder zu Angst, womit man dann Zwangsweise schlechter ist, ein Teufelskreislauf.

Mir macht Fußball sehr viel Spaß, aber diese Gedanken und Ausgrenzungsgefühle nehmen mir den Spaß.

07.09.2023 16:57 • x 1 #4


Alex1337
@Reconquista Danke, ja mein Vater gab mir nie die Anerkennung, die ich brauchte, ich hätte zumindest einmal im Leben gerne gehört ich bin stolz auf dich, aber er hat halt seine eigenen Probleme. Mütterlicherseits gabs da keine Probleme

07.09.2023 17:02 • x 1 #5


Schlaflose
Zitat von Alex1337:
Ich bin schon auch ein Kind gewesen das gern sagte: Mama schau mal was ich kann, was ich gemacht hab usw.

Als Kind war ich auch so drauf. Das hat sich aber im Laufe meiner Jugend gegeben, als ich merkte, dass das nicht geht, weil ich auf manchen Gebieten absolut unbegabt bin. Daraufhin habe ich mich auf meine Stärken konzentriert und versucht, nur darin am besten zu sein. Manchmal hat es geklappt, manchmal auch nicht. Langsam aber sicher ist mir im Laufe meines Lebens immer bewusster geworden, dass es keine Rolle spielt, besser zu sein als andere.

07.09.2023 17:03 • x 2 #6


E
@Reconquista
Super erklärt

Bei mir und meiner Kindheit war wohl genau das Gegenteil der Fall.
Ich habe zu viel Aufmerksamkeit bekommen, wurde also über-behütet.
Wenn ich so nachdenke, hatte ich nie den Drang, Bester sein zu müssen und habe ihn auch heute noch nicht. Eher war mir vieles egal und ich gab mich oft mit dem Mittelmaß zufrieden.
Schon interessant, wie das irgendwie alles ein bisschen Sinn ergibt.

07.09.2023 17:38 • x 1 #7


E
Zitat von Alex1337:
eine Nicht-Berücksichtigung im Kader, fühlt sich an wie eine Ausgrenzung, dann bin ich traurig und beleidigt.

Könnte zu dem hier passen:
Zitat von Reconquista:
Eltern geraten zu sein, die ihr Kind nicht so liebten wie es ist und ihm keine Anerkennung gaben

...und eben zu der geschilderten Nicht-Anerkennung des Vaters.

07.09.2023 17:40 • x 2 #8


U
Der Wunsch nach Aufmerksamkeit und Bewunderung, stets der Beste sein wollen erinnert auch ein bisschen an Narzissmus.
Zitat von Alex1337:
oder noch schlimmer, man auf der Bank sitzt, nicht mitgenommen wird, bricht die Welt für mich zusammen.

Das auch.

07.09.2023 18:21 • #9


Alex1337
@UlliOnline Passt halt nicht, weil ich mein ganzes Leben schon mit einem niedrigen Selbstwertgefühl zu kämpfen habe ^^

07.09.2023 19:42 • x 1 #10


U
Ich sagte ja auch * erinnert ein bisschen* an N.
Das war ja keine Diagnose eines Laien.
Ich weiß ja weiter auch nichts von Dir.

07.09.2023 19:47 • #11


moo
Hi Alex,
Zitat von Alex1337:
Das Ganze stresst mich. Ich bin es langsam leid.

Eine wichtige Einsicht!

Aber was denn das Beste oder der Beste ist, ist keine objektive sondern stets eine subjektive Sache. Sogar die angeblich beste Note 1 muss man erst als Subjekt so akzeptieren, damit sie auch wirkt. Insbesondere der westliche Geist liebt das numerische Bewertungssystem, doch eigentlich ist es ein Bemessungssystem - die Bewertung kann damit einhergehen, muss aber nicht.

Auch die Digitalisierung trug zur Religion Bewertung wesentlich bei, die insbesondere wir Westler nur allzu gerne annehmen. Was man messen kann, verschafft (vermeintlich) Klarheit. Aber dabei kommt das Subjekt, die Eigenheit, die Menschlichkeit zu kurz.

Ein eigenes Wertesystem zu entwickeln fordert den ganzen Mann: Körper, Geist und, wenn man es so nennen will, Seele. Dieser Herausforderung stellen sich nur wenige Menschen. Es ist einfacher, einem vorgegebenem Raster zu folgen und sich (ihm) zu übergeben.

Du bist es leid. Recht hast Du! Durchschaue den Bewertungsdrang des Geistes. Unsicherheit bekämpft man nicht mit Bewertung, sondern die Sicherheit zeigt sich, indem man ihre Ursache, nämlich die Bewertung durchschaut.

In der Praxis: Nicht die 99 ist richtig, sondern weder-noch.

08.09.2023 16:19 • x 1 #12


A


x 4





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag