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Brookler
wie leben Menschen heute, die in ihrer Kindheit misshandelt oder missbraucht wurden. Die in ihrer Kindheit gefoltert wurden. Welche Probleme sie heute im Alltagsleben haben. Welche Symptome sie in ihrem Leben begleiten und wie sie damit umgehen.
Ich fühle mich sehr alleine mit meiner Vergangenheit und bin neugierig, wie andere Betroffene damit umgehen. Ich wurde von meiner Mutter misshandelt und gefoltert was glaube ich eher selten ist. Glaube ich zumindest. Ich wurde vor einem Jahr schwer krank. Meine ganzen Gelenke haben angefangen zu schmerzen, konnte kaum noch sitzen oder ohne Hilfe die Toilette benutzen. Das an und ausziehen ging auch nicht ohne Hilfe. Eine Woche lang konnte ich mein eigenes Gewicht nicht mehr tragen und musste in einen Rollstuhl sitzen. Heute habe ich es fast im Griff, meine starken Schmerzen sind aber geblieben. Ich weiß jetzt auch nicht, ob ich hier richtig bin. Ihr könnt es ja löschen. Auch möchte ich niemanden mit so was belästigen. Ich würde sagen, schauen wir mal, was passiert. Ganz liebe Grüsse von mir und hoffe ihr seit alle gesund.
Brookler

14.05.2020 18:58 • 26.05.2020 x 3 #1


24 Antworten ↓


S
Willkommen im Forum

Hast du deine Gewalterfahrung durch deine Mutter schon in einer Therapie aufgearbeitet?

14.05.2020 19:06 • x 5 #2


A


Eure Folgen von Missbrauch und Folter durch Eltern

x 3


Sonja77
Hallo Brookler!
Willkommen im forum

Ich habe seit frühster Kindheit massive psychische Misshandlungen erfahren,massive emotionale Vernachlässigung..
Einige Erfahrungen körperlicher Gewalt in der Kindheit habe ich auch.

Als junge erwachsene habe ich innerhalb der Familie jahrelanger se..x.missbrauch erlebt...

Später noch einige andere schlimme Erfahrungen..

Heute lebe ich ohne jeglichen Kontakt zu meiner ehemaligen Familie

Ich mein Mann und meine Kinder ansonsten niemand..

Ich habe aus diesen gründen schon seit Jahrzehnten eine massive zwangsstörung (putzzwang und massiver Ordnungszwang)
Auch habe ich eine somatoforme schmerzstörung
Krankheitsängste
Komplexe Trauma folgestörung

Bin seit über zwei Jahren nicht mehr arbeitsfähig und in Therapie....auch bereits 2 mal vollstationär...

Ich nehme Medikamente..

Liebe Grüsse .

14.05.2020 19:22 • x 5 #3


Brookler
Hallo survivor3,
bin seit einem Jahr bei einem Psychotherapeuten. Ich kann über die Erlebnisse von damals mit ihm sprechen oder erzählen, als würde ich ihm ein Rezept über Königsberger Klopse vorlesen. Er meint, als Kind hätte meine Psyche die Gefühle eingeschlossen um grösseren Schaden zu vermeiden. Bin also dabei dies irgendwie aufzuarbeiten. Besser spät als nie. Lieben Dank für deine Antwort survivor3.

14.05.2020 19:29 • x 1 #4


Brookler
Hallo NIEaufgeben ,
überlege gerade, wie dir eine Antwort schreiben soll. Heftig, die Auswirkungen deiner Kindheit in deinem heutigem Leben. Ich kann mir vorstellen, dass euer Leben sicherlich nicht einfach ist. Plötzlich erscheint mir mein Anliegen ganz klein, wenn ich das von dir lese. Ich weiß, dass meine Mom mich als Kind an ihre Freundinnen ausgeliehen hat und ich musste dann bei denen im Bett schlafen. Gott sei Dank, hat meine Psyche die Dinge für mich ausgeblendet, so dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Erste Anzeichen in meiner Jugend, dass etwas nicht mit mir stimmt, war, dass ich mir ohne ersichtlichen Grund tief in meine Arme geschnitten habe. Ich bin jetzt 56 Jahre alt und schneide mich Gott sei Dank nicht mehr. Die Narben trage ich aber immer bei mir. Ich glaube, dass psychische Gewalt viel härter ist als körperliche. Sie vergeht mit der Zeit, aber bei psychischer Gewalt sieht niemand die Narben, die mit der Zeit immer mehr werden. Du schreibst, dass du seit 2 Jahren nicht mehr arbeiten kannst. Ich kann dir nachfühlen wie das ist nicht arbeiten zu können. ich habe noch Zeit bis August, bis dahin muss ich wieder fit sein. Die Erkenntnis, dass meine Schmerzen viel mit meiner Psyche zu tun hat, macht es auch nicht unbedingt leichter. Körperlich kann ich trainieren, aber bei der Psyche bin ich überfordert. Arbeitest du an deinem Putzzwang, oder hast du es in deinem Leben integriert?
Ich wünsche dir viel Kraft und dass das Corona Virus euch erspart bleibt.
Liebe Grüsse Brookler

14.05.2020 19:45 • x 2 #5


Sonja77
Zitat von Brookler:
Hallo NIEaufgeben ,überlege gerade, wie dir eine Antwort schreiben soll. Heftig, die Auswirkungen deiner Kindheit in deinem heutigem Leben. Ich kann mir vorstellen, dass euer Leben sicherlich nicht einfach ist. Plötzlich erscheint mir mein Anliegen ganz klein, wenn ich das von dir lese. Ich weiß, dass meine Mom mich als Kind an ihre Freundinnen ausgeliehen hat und ich musste dann bei denen im Bett schlafen. Gott sei Dank, hat meine Psyche die Dinge für mich ausgeblendet, so dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Erste Anzeichen in meiner Jugend, dass etwas nicht mit mir stimmt, war, ...


Jeder hier im forum hatt seinen Rucksack den er tragen muss,meiner ist richtig prall gefüllt mit Dreck..

Leider kann ich daran nichts ändern..

An meinem extremen zwang habe ich schon sehr viel gearbeitet und es ist schon besser als früher...
Besser wird es wohl nicht mehr werden...
Damit muss ich und meine Familie leben so leid es mir tut...

Jetzt sind seit über zwei Jahren noch massive Ängste und Schmerzen täglich da ..damit habe extreme Mühe...
Aber auch da muss ich wohl durch,bleibt ja nichts anderes übrig...

Ich wünsche dir jedenfalls alles gute....

Das wünsche ich allen hier im forum

14.05.2020 19:52 • x 5 #6


4_0_4
Hallo und Willkommen.

Das tut mir sehr leid das Du als Kind Dinge hast miterleben müssen, die das bei dir ausgelöst haben.

Nahezu jede Person die ich kenne, die in ihrer Kindheit in hohem Maße körperliche/psychische Gewalt, s. Übergriffe, Demütigung, Vernachlässigung, Überforderung erleben musste, hat bis heute Traumafolgestörungen.
PTBS, KPTBS, emotional instabile Persönlichkeitsstörung Borderline Typ, sind nur ein Teil einer langen Liste.

Die Gewalt, Demütigung und die anderen netten Dinge denen ich ausgesetzt war, führten bei mir zu einer KPTBS.
Für mich haben die Traumata durch Gewalt gefühlt mehr Auswirkungen als die durch psychische.

Das fatale - richtig gut angepasste Therapien gab es damals nicht. Erst seit den 90er Jahren gab es in wenigen Uni-Kliniken erste brauchbare Therapien, verbreitet waren diese jedoch so gut wie nicht. Und wenn ich das richtig im Kopf habe gibt es erst nach 2010 erste, aus der Borderline Therapie abgewandelte Formen der DBT für die KPTBS - die DBT-PTSD.
Bis dahin musste ich mir bei betroffenen Freunden Rat holen. Für die Hilfe damals bin ich unendlich dankbar.

Ich bin angehalten gut mit mir umzugehen und eine durchdachte Lebensweise zu führen. Durch eine, ich nenne sie, Patchworktherapie, kann ich gut mit allem Leben. Patchwork deshalb, weil sich das aus vielen Modulen und Einzelteilen verschiedener Therapieformen zusammensetzt, die stark verzahnt in einander greifen.

14.05.2020 20:32 • x 3 #7


Idefix13
Hallo Brookler

Sie leben zurückgezogen. Teilweise in sich gekehrt, mit dem einen oder anderen Säckchen, dass sie ihr ganzes Leben mit sich herumschleppen müssen, aber das weißt du doch selber, trägst ja dein eigenes. Ich denke jeder hat ein, zwei Säckchen zu tragen, andere - nen Rucksack, darf jeder entscheiden was ihm lieber ist.

Hab' jetzt ne ähnliche Auflistung wie 'NIEaufgeben' gewählt, weiss nie wie ich einen kurzen Überblick meines Seins so für andere zur Verfügung zu stellen kann.

Missbrauch, physische und psychische Misshandlung, Vergewaltigung..

Mobbing in Schule, Lehre und Bundeswehr..

So hat sich dann eine dissoziative Störung entwickelt. (ESD / DSNNS multiple Persönlichkeit)
Ängste hab ich seit meiner frühester Kindheit, dann noch Hospitalismus und ein paar LBS' (Lebensbedrohliche Situationen)
Ein chronisches Schmerzsyndrom
PTBS und Depression

Faszinierender weise bin auch ich seit zwei Jahren, wie NIEaufgeben, arbeitsunfähig geschrieben und lebe von Grundsicherung.

Ich lehne Medikamente gegen oder für psychische Leiden, strikt ab!


LG

14.05.2020 20:42 • x 2 #8


Brookler
Hallo Idefix13,
mein größter Alptraum ist, nicht mehr arbeiten zu können. Wie gesagt, körperlich ist sichtbar. Ich kann meine Übungen machen und gesund leben, aber wie kann ich den psychischen nicht sichtbaren Teil behandeln? Mein Psychotherapeut sagt, durch Gespräche die ich mit ihm führe. Wenn ich euren Werdegang so lese, kann ich mich fast glücklich schätzen, dass es mir noch so gut geht. Bis auf meine Schulter,Arme und Finger geht es mir ja wieder besser. Deswegen versuche ich demnächst ein Wiedereingliederung zu machen. Ich habe in einem Fernlehrgang den psychologischen Berater gemacht um meine Psyche besser zu verstehen. Ich kann mich nur sehr schwer berühren lassen, selbst wenn meine eigene Hände meinen Körper berühren, bekomme ich eine unangenehme Gänsehaut. Dinge mit denen ich mittlerweile einigermaßen leben kann. Wenn ich eure Beiträge so lese, hört sich das wie eine Sackgasse an. Empfinde ich das nur so? Ich kenne das Gefühl der Sackgasse, aber ich versuche immer neue Wege aufzureißen. Denn Sackgasse heißt Stillstand. Ein Zustand den ich immer versuche nicht zuzulassen. Gott, dass ist so ein beschissenes Thema hier. Ich wünsche uns allen viel, viel Kraft für die Zukunft. Ich bin Gott sei Dank schon 56 Jahre alt. Hab den Hauptteil schon hinter mir.
Liebe Grüsse, Brookler

14.05.2020 21:03 • x 3 #9


4_0_4
In der Psychologie sollte es nicht so zugehen wie bei einer Weltmeisterschaft wer die schlimmsten Erlebnisse hatte.
Die Dinge die ich als Kind körperlich erleben musste sieht man heute nicht mehr.

Zitat von Brookler:
Wenn ich eure Beiträge so lese, hört sich das wie eine Sackgasse an. Empfinde ich das nur so?

Ich denke das ist bei jedem individuell. Klar kann man in der Theorie an einen Punkt kommen, wo man quasi austherapiert ist.
Für mich fühlt es sich so an, als würden man im Laufe der Jahre weniger neues in einer Therapie hören. Das empfinde ich selbst auch, jedoch lerne ich immer wieder ein wenig neues dazu oder verfeinere meine Strategie.
Denn die Erkenntnisse in der Traumaforschung führen stetig zu besseren Therapien und neuen Erkenntnissen.

Wenn Du dich damit beschäftigen willst, kann ich dir empfehlen mal die Publikationen folgender Personen anzuschauen: Hr. Dr. Bohus (ZfP Mannheim), Fr. Prof. Dr. Herpertz (Psychiatrische Uniklinik Heidelberg), Hr. Dr. Birger Dulz (Lehrkrankenhaus Uni Hamburg), Peter Lavine (Somatic Experiance), Luise Reddemann (PITT).

14.05.2020 21:30 • x 2 #10


Idefix13
Sackgasse nicht gerade.
Das 'multiple Sein' kenne ich nicht anders oder besser, wir haben es nur so kennengelernt. Früher dachte ich jeder ist so, jeder hat mehrere Stimmen (Persönlichkeitsanteile) in sich und unterhält sich mit denen und auch wenn man sich mit der Außenwelt unterhält sind die nicht einfach still, da dachte ich auch, dass ich das irgendwie hinkriegen muss, weil das ja alle anderen Menschen auf der Welt, auch können. Doch ich sollte falsch liegen!
Schon in der Jugend haben wir versucht, mit den Flashbacks umzugehen, eigene Skills zu trainieren und später oder jetzt haben wir unsere Trigger so weit wie nur möglich unter Kontrolle und sind jederzeit in der Lage sie fast vollständig zu negieren.
Also der Körper ist 42 Jahre alt und wir dachten, dass wir schon die Hälfte hinter uns haben, aber jeder sieht das anders. Kommt wohl immer darauf an, wie lange jeder vorhat zu leben. (Hatten mit etwa 30 unseren ersten Suizid-versuch!)
Und aus den Ängsten hat sich ne ÄVPS (ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung) entwickelt, die einen auch auf trab hält.

Ja, anlangen und anfassen, ist auch so eine Sache, aber mit gewissen Anteilen denen das leichter fällt, haben wir das geübt und das geht einigermaßen, weil ich auch noch an chronischen Lymphödemen leide und somit mich Physiotherapeuten eigentlich anfassen und massieren müssen.
Was anderes sind 'Umarmungen' oder etc. das geht absolut gar nicht.

Zitat:
aber wie kann ich den psychischen nicht sichtbaren Teil behandeln? Mein Psychotherapeut sagt, durch Gespräche die ich mit ihm führe.


Nun, wir haben und hatten uns und wir sind auch sehr introvertiert. Also die Gespräche mit unserer damaligen Therapeutin waren ganz i.O., aber wirkliche 'AHA'-Momente und Erleichterung psychisch, gab es nicht, nur weil ich mein Leben und meine Erlebnisse mit ihr geteilt habe. Was wiederum auch eine ganze Menge an Zeit gekostet hat. Es kommt wohl immer darauf an, wie man selber ist, welche Eigenschaften der eigene Charakter aufweist um herauszufinden in wie weit einem das hilft, wenn man sich jemanden anvertraut der über therapeutische Erfahrungen verfügt.
Also ich habe jetzt seit 4 Jahren keine Therapie mehr, auch weil ich oder besser gewisse Anteile in mir, keine mehr haben wollen. Sie sehen darin keinen Sinn.

LG

14.05.2020 21:52 • x 2 #11


Brookler
Guten morgen an euch,
es gibt viele Menschen, die eine heftige Kindheit hatten. Mit Psychologen, Psychotherapeuten oder auch ganz alleine gehen wir durchs Leben. Der eine geht besser, der andere weniger gut mit seiner Vergangenheit durchs Leben. Die Peiniger von damals leben vielleicht heute noch, oder sind schon verstorben. Ich möchte mal gerne von euch wissen, was ihr von Vergebung haltet? Hat vielleicht jemand schon vergeben, oder ist das überhaupt nicht euer Thema. Viele Jahre habe ich meine Mom und die Frauen gehasst die sich damals an mir vergangen haben. Ich habe symbolisch eine Puppe mit einem Strick in meiner Wohnung hängen gehabt. So als Symbol. Es stand für mich für alle Schmerzen, die ich in mir spürte. Vor vielen Jahren habe ich begonnen, meinen Peiniger zu vergeben. Am Anfang fühlte es sich mächtig beschissen an. Aber ich wollte diesen Menschen nicht mehr die Macht über mich zugestehen. Sie haben mich täglich in meinem Schmerz begleitet. Das wollte ich nicht mehr haben. Muss aber sagen, dass es ein Jahre langer Prozess war, bis ich ihnen vergeben konnte. Mein Leben wurde besser, meine Psyche stabilisierte sich und meine ständigen Alpträume waren endlich weg. 2012 kam meine Mom aus Amerika zurück nach Deutschland. Sie war todkrank und hatte nicht mehr lange zu leben. Sie wollte wieder Kontakt zu mir und ich sollte sie die letzten Monate bis zu ihrem Tod pflegen. Erst dachte ich, ich müsste sofort tod umfallen, als ich dass hörte. Aber ich wollte wissen, in wie weit ich ihr tatsächlich vergeben hatte. Und ich pflegte sie, bis sie ende Dezember in meinen Armen starb. Das Jahr 2013 war für mich der Horror schlecht hin. Ich dachte ich verliere mein Leben und müsste in ein tiefes Loch fallen. Meine Beziehung stand vor dem Aus und ich wollte mich im Alk. ertränken. Dank meiner heutigen Frau kam ich wieder ans Tageslicht zurück und wir haben 2016 dann geheiratet. Noch heute bin ich am grübeln ob es richtig war, was ich damals gemacht habe. Sie zu pflegen, der Mensch der mir so viel Leid zugefügt hat. Fühle mich jetzt recht sch. weil ich das hier schreibe. Habt ihr in der Richtung irgend welche Erfahrungen? Wäre echt dankbar dafür. Bleibt gesund und liebe Grüsse, Brookler

19.05.2020 10:29 • #12


N
Vergebung ist für mich kein Thema. Ich vergebe niemandem, der mir Schlimmes angetan hat. Vor allem nicht meiner Mutter. Denn wegen ihr habe ich erst diese ganzen psychischen Probleme, die mir das Leben schwer machen.
Ich bin froh, wenn sie nicht mehr lebt. Dann habe ich endlich meine Ruhe. Genauso sieht es mit dem Rest meiner Verwandten aus.

19.05.2020 10:38 • x 2 #13


F
Ich konnte bei meiner Mutter die Gründe für ihr Handeln bis zu einem gewissen Punkt verstehen. Nicht aber, daß es 16 Jahre anhielt.
Tatsächlich hätte ich ihr früher gerne vergeben, aber nur um eine Mutter zu bekommen. Und das ist absurd.

Meine Therapeutin sagte damals zu mir, Kontakt zum Täter zu haben sei höchst ungesund und triggert unbewusst alte Muster.

Ich denke für mich, es gibt einen sehr großen Unterschied zwischen Vergebung und Verständnis/Nachvollziehbarkeit.

Ich vergebe nicht.
Aber ich kann manches verstehen.

Diese Macht, die Täter über einen noch Jahre später haben, hat was mit einem selbst zu tun. Das wohnt tief drinnen. Wut, Hass, Trauer, Schmerz, Hilflosigkeit, Angst etc. Das kann man anders verarbeiten, als jemandem (scheinbar) zu vergeben.

19.05.2020 10:46 • x 5 #14


Idefix13
Vergeben kann ich nicht. Verständnis eigentlich auch nicht, weil ich niemals nachvollziehen kann, wie man auf diese Dinge kommen kann. Vielleicht fehlte mir die Sadistische Ader, aber sie wurde geweckt, dass kann ich sagen, auch wenn sie nur als Gedanken oder als Imagination zum Einsatz kommt.

Ich hatte nie diese Bürde spüren dürfen, nur weil ich meine Peiniger nicht vergebe, haben sie Macht über mich. Ja es stimmt, dass wenn man sich in ihrer Gegenwart aufhält, das man nicht wirklich genesen kann und als ich einen von ihnen nach 25 Jahren wieder über den Weg lief, versteh ich auch, warum viele sich selbst nach Jahren kaum wehren können, wohl auch weil selbst die Skills die man sonst benutzt, in dem Moment nicht helfen. Nur ein Anteil in uns, eine Art Beschützer haben wir es zu verdanken, dass wir uns dann doch wieder bewegen konnte und wir sahen noch wie er auf der anderen Seite der Straße ohne auch nur einen Blick auf uns gerichtet zu haben, davon schritt.
Ein Anderer ist seit mehr als 10 Jahren schon tot, Unfall mit seinem Motorrad auf der Autobahn.

Meinem Bruder auch nicht wirklich, nur man kann sich seine Familie nicht aussuchen, also muss man Abstriche machen und so..
Nur für meine Mutter habe ich teilweise Verständnis, obwohl das sehr zwiegespalten ist. Und auch erst, als sie bei einem der Gespräche zwischen uns - zugegeben hat, dass doch vieles Schief gelaufen ist, als sie beabsichtigt hatte.
Außerhalb der Familie wird meine Mutter nämlich immer als sehr liebevoll und warmherzig betitelt, Kindern gegenüber besonders, doch für ihre eigenen Kinder konnte sie diese Eigenschaften nie wirklich aufbringen.
Auch lag das Maß an Zuwendung immer auf der Höhe meines Bruders und der war ein Draufgänger, ich das blanke Gegenteil. Im Erwachsenen-Alter spielt das eine weniger wichtigere Rolle, weil man für sich selbst sorgen kann und alles, aber als Kind, war das immer eine Hürde der Unmöglichkeit.

19.05.2020 13:44 • x 4 #15


A
Vergeben ist in solchen Fällen sehr schwer,doch ich arbeite daran zu vergeben....ob es mir gelingt weiß ich nicht!

19.05.2020 13:57 • x 1 #16


Q
Zitat von Brookler:
Ich möchte mal gerne von euch wissen, was ihr von Vergebung haltet?


Zitat von Brookler:
2012 kam meine Mom aus Amerika zurück nach Deutschland. Sie war todkrank und hatte nicht mehr lange zu leben. Sie wollte wieder Kontakt zu mir und ich sollte sie die letzten Monate bis zu ihrem Tod pflegen. Erst dachte ich, ich müsste sofort tod umfallen, als ich dass hörte. Aber ich wollte wissen, in wie weit ich ihr tatsächlich vergeben hatte. Und ich pflegte sie, bis sie ende Dezember in meinen Armen starb.


Puh! Das ist eine beachtliche Leistung, von der ich im Moment noch gar nicht so recht weiß, ob ich dich darum beneiden soll, denn der Sinn von Vergebung liegt (zumindest nach meinem Verständnis) darin, seinen inneren Frieden (wieder) zu finden. Was du beschreibst, klingt für mich zunächst wie Selbstzerfleischung.

Zur Vergebung bereit und in der Lage bin ich, wenn ich davon ausgehen kann, dass der mir zugefügte Schaden nicht auf Vorsatz beruhte. Auf meine Eltern trifft dies weitestgehend zu. Auch ich bin z. B. mit Prügelstrafe aufgewachsen, was damals ja leider zum tolerierten Erziehungsverhalten zählte (wir beide sind ungefähr gleich alt). Bis zu einem gewissen Grad kann ich sagen: meine Eltern haben es einfach nicht besser gewusst, sie wollten für mich das Beste, obwohl sie vieles falsch machten.

Doch Entschuldbarkeit kennt auch bei mir Grenzen; von mir wird schließlich erwartet, Verantwortung für mein Verhalten zu übernehmen, daher sehe ich keinen Grund, weshalb das nicht ebenso für andere gelten soll!

Hier zeigt sich nämlich die Kehrseite der Medaille: Sobald Vergebung nur dazu dient, Tätern eine Absolution zu erteilen, um so ganz nebenbei der Umwelt das Wegschauen zu erleichtern und den Weg des geringsten Widerstands zu wählen, bleibt das Pech am Opfer kleben!

Bevor jemand, dem viel Leid angetan wurde, wirklich von Herzen vergeben kann, muss das ihm widerfahrene Unrecht erst einmal ernst genommen werden. Vergebung setzt Verständnis voraus, doch Verständnis für Täter aufzubringen, ohne selber verstanden zu werden, funktioniert nicht!

Für dich, lieber @brookler, hoffe ich, dass deine jetzige Frau und der Therapeut dir weiterhin eine große Hilfe dabei sind, das Erlebte zu verarbeiten. Dann wird dich auch dein Gewissen nicht mehr mit der Frage quälen, ob es richtig war, deine Mutter zu pflegen - die Vergangenheit ist abgeschlossen.

LG

21.05.2020 11:24 • x 3 #17

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4_0_4
Zitat von Quasinemo:
Hier zeigt sich nämlich die Kehrseite der Medaille: Sobald Vergebung nur dazu dient, Tätern eine Absolution zu erteilen, um so ganz nebenbei der Umwelt das Wegschauen zu erleichtern und den Weg des geringsten Widerstands zu wählen, bleibt das Pech am Opfer kleben!

Das sehe ich absolut genau so.

Ich kann viel vergeben, aber bei mir kommt auch bei aller Erklärbarkeit irgendwann der Punkt wo ich es schlicht weg nicht mehr will.
Der kam früher viel zu schnell, aber auch kein Wunder bei dem was ich habe miterleben müssen. Inzwischen kann ich da gut differenzieren.

Bei dem was ich als entschuldbar definiere sind einige Variablen von Bedeutung:
- Die Tat an sich. Also auch ob ich nur seelischen, körperlichen oder finanziellen Schaden davon getragen habe.
- Schwere der Folgen
- ob ein Vorsatz bestand und damit auch was dahinter für eine Motivation stand oder ob es ein Impuls war.
- Dauer des Ereignisses
- Lebensumstände des Täters.
- Charakter des Täters.
- Tateinsicht, Motivation den Schaden bei mir zu begreifen.
- Wille zur Wiedergutmachung oder Kompensation.
- Reue, Einsicht, Lehren und Konsequenzen daraus ziehen.
- Ob er es nur einmal getan hat oder so was zu seinem Charakter gehört.
- Wie weit es zurück liegt und wie sein Lebenswandel danach war.

Mein Vater beispielsweise war pathologisch schizophren inkl. Persönklichkeitsspaltung, meine Mutter nicht. Opferrolle hin oder her, sie hat uns Kinder nicht vor Schaden bewahrt. Und zwar bis wie alle aus dem Elternhaus geflüchtet sind.
Meinem Vater habe ich vergeben können, die Taten jedoch nicht vergessen. D.h. Kontakt nur vielleicht 1x im Jahr bis er verstorben war. So bald wieder Stress zwischen ihm und meiner Mutter war, bin ich gegangen.

Meine Mutter wurde gebeten mit einem Psychiaterteam einer Klinik zu sprechen um wichtige Dinge aus meiner Kindheit in Erfahrung zu bringen. Sie wollten meine Therapie anpassen. Sie leugnete den Familien-Holocaust und weigerte sich. Danach habe ich den Kontakt komplett abgebrochen.
Bei mir ist nun der Punkt erreicht wo ich ihr nicht mehr vergeben will. Absolution kann sie sich bei ihre Trullafreundinnen holen.

21.05.2020 11:48 • x 1 #18


Q
Zitat von cube_melon:
Sie leugnete den Familien-Holocaust und weigerte sich.
.

........so wie mein Vater sich heute hinstellt und behauptet, er hätte mich nie geschlagen. Da geht einem doch direkt die Hutschnur über!

Ich befürchte, @cube_melon, wir sind da leider auch nicht die einzigen, deren Eltern ihre früheren Vergehen leugnen. Es wäre vielleicht mal interessant, nach den Gründen zu forschen..?

Ah, noch eine Frage: wofür steht das K bei KPTBS?

21.05.2020 12:29 • x 1 #19


Idefix13
@cube_melon

erst wollte ich dir schreiben dass du womöglich deiner Mutter doch ein gewisses Maß an Verständnis entgegenbringen solltest, nur hatte ich da den letzten Artikel noch nicht gelesen gehabt.
Und diese Reaktion von ihr zeigt, dass sie es verleugnet bis in die letzte Instanz, also auch vor sich selbst.

Nun kann man Vermutungen anstellen, wann ihr, seine Veränderungen bewusst geworden sind oder sie es von anfang an wusste und dachte sie würde damit zurecht kommen. Gleichzeitig kann man aber auch schlussfolgern, in wie weit man dann sich und womöglich seine Kindern davor schützen kann oder ob sie nur an sich gedacht hat und euch sogar absichtlich dem ausgesetzt hat, damit sie weitgehends ihre Ruhe vor im hat. (Sorry, wenn ich ein wenig spekuliere, wenn dir das nicht passt, dann sag es bitte.)

Aber so denke ich hast vollkommen richtig gehandelt.
Sie läuft vor der Wahrheit weg, also ist sie es auch nicht Wert, weil du es in ihren Augen auch nicht bist.
Ich weiss es hilft nicht, aber mein Beileid!

21.05.2020 12:32 • x 1 #20


A


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