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232

marialola
@Hotin
Danke für deine Aufmerksamkeit.
Die Frage, in welchen Situationen ich mein Verhalten bereue ist interessant.
Wenn ich mich persönlich missachtet oder verletzt fühle, kommt bei mir ein enormes offensives Potenzial an die Oberfläche.
In den Situationen würde ich mir wünschen, zwar sehr klar und hart zu kommunizieren, das ist mein Recht, aber nicht emotional zu werden. Ich werde dann laut, das ist sehr uncool und Freunde sagen mir, dass ich dann irgendwie auch zitterig werde. Ich arbeite da mental wirklich an mir.
Aber du fragtest nach Situationen, in denen ich hinterher traurig über mein aggressives Auftreten bin. Das passiert inzwischen seltener, aber es geschieht in Situationen mit Menschen die ich kenne, eigentlich sogar mag, aber aus irgendwelchen Gründen sind sie mir in der Situation „dumm“ gekommen, meistens wenn man mir Vorhaltungen macht. Wenn ich dann nicht wirklich gerade sehr gut drauf bin, kann ich unangenehm werden, dann ist mir sogar klar, dass ich jetzt überziehe, aber es macht mir dann gerade sogar Spaß. Ich vermute mal, weil ich damit unbewusst Rache an lange vorher erlittenem Unrecht nehme, das mir andere zugefügt haben. Beispiel? Der Hund einer Nachbarin hat meinen Hund angegriffen und gebissen. Da habe ich sie krass beschimpft, also mich richtig ausgetobt. Kurz darauf tat es mir leid. Ich habe dann auch das Gespräch gesucht. Oder eine andere Nachbarin, die so wie ihr Mann eher unangenehme Menschen sind, spricht mich an und will etwas von mir, das mir nicht passt. Ich habe sie dann derart mit Worten attackiert, dass sie zu weinen begann. Das tat mir sofort leid und ich sagte „bitte nicht weinen, das wollte ich nicht.“ Seitdem verstehen wir uns sogar ganz gut. Weil ich hinter dem unangenehmen, oft nörgelnden Feindbild den Menschen erkannt habe.
Es tat mir sehr gut, wie wir uns in dem Moment nahe kamen, das war toll.
Leider geht das nicht immer und ich hatte Situationen, wo ich mich im Recht fühlte, aber so heftig reagiert habe, dass eine Freundschaft endgültig zerstört wurde. Eben weil man mich nur sehr freundlich und einfühlsam kennt und plötzlich blitzt der „Teufel“ auf. Für diese Personen bin ich jetzt tatsächlich das personifizierte Böse und das Bild lässt sich nicht korrigieren, weil diese *beep* Bosheit sie total erschreckt hat und natürlich abstößt.
Ich habe für mich sogar ein Ritual entwickelt, Menschen mit denen ich unversöhnt auseinander gekommen bin, in mein Gebet einzuschließen. Das ist nicht leicht, aber heilsam.
Aber von diesen Situationen abgesehen bleibe ich bei meiner Überzeugung, dass ich das Recht habe, klar und deutlich zu handeln, wenn man meine Grenzen überschreitet.

03.11.2022 11:31 • x 1 #101


Hotin
Zitat von marialola:
Aber von diesen Situationen abgesehen bleibe ich bei meiner Überzeugung, dass ich das Recht habe, klar und deutlich zu handeln, wenn man meine Grenzen überschreitet.

Deine Meinung teile ich. Ja, auch ich finde, dass Du das Recht hast, zu handeln, wenn jemand Deine
Grenzen überschreitet.
Was ich allerdings weniger verstehe, ist Deine Heftigkeit der Reaktionen. Bei dem, was Du beschreibst,
überschreitest Du sehr oft die Grenzen anderer und erschreckst und verängstigst diese Menschen.
Deshalb wissen sie oft nicht, was ihnen plötzlich passiert.
Wesentlich besser ist es, wenn Du in solchen Situationen erst einmal klar machst. Stopp meine Dame oder mein Herr.
Hier hast du gerade meine Grenze überschritten. Nun solltest Du eine Pause machen, damit die/der
andere Zeit bekommt, über seine Grenzüberschreitung nachzudenken. Sich gegebenenfalls auch bei
Dir zu entschuldigen.
Diese Gelegenheit bekommen die Menschen bei Dir vermutlich normalerweise aber gar nicht. Das finde ich schade.
Du verhinderst damit, das Du Erfolgserlebnisse bekommst.

Zitat von marialola:
Wenn ich mich persönlich missachtet oder verletzt fühle, kommt bei mir ein enormes offensives Potenzial an die Oberfläche.

Ist Dir bewusst, das wir Menschen uns ständig gegenseitig missachten und verletzen.
Wir sind meistens in unsere eigenen Gedankenwelt gefangen. Deswegen ist es so wichtig, amderen
anzuzeigen, wenn sie meine Grenze überschritten haben. Aber leise, verständlich und vernünftig
sollten wir dies anzeigen.
Nur wenn jemand gar nicht bereit ist, seine Grenzüberschreitung mir gegenüber zu entschuldigen, dann
würde ich Dir auch empfehlen, seine/ihre Grenze zu überschreiten. Dann kommt es zum Streit und
letztlich zum Kampf.

Zitat von marialola:
aber es geschieht in Situationen mit Menschen die ich kenne, eigentlich sogar mag, aber aus irgendwelchen Gründen sind sie mir in der Situation „dumm“ gekommen, meistens wenn man mir Vorhaltungen macht.

Kann es sein, dass Du an Menschen, die Dir vertraut sind und die Du magst etwas zu hohe
Erwartungen hast?

Zitat von marialola:
Ich vermute mal, weil ich damit unbewusst Rache an lange vorher erlittenem Unrecht nehme, das mir andere zugefügt haben.

Das glaube ich weniger. Ich vermute, Du hast Dir zum Eigenschutz mal dieses Verhalten irgendwann ausgedacht.
Niemand hat Dir aber bisher gesagt, dass sie unter Deiner Verhaltensweise teilweise leiden.
Menschen haben oft keinen Mut, helfend zu kritisieren. Lieber laufen sie aus Angst und
Enttäuschung weg.

03.11.2022 12:00 • x 1 #102


A


Der schlechte, böse Teil in mir - wie soll ich damit umgehen

x 3


Holger-
Zitat von kritisches_Auge:
dass er seiner Mutter einen Wunsch erfüllt hätte indem er sich von ihr schlagen ließ.

Vielleicht missverstehe ich dich an dieser Stelle, dann tut es mir leid. Aber einem Psychologen Recht zu geben, der dem Kind die Verantwortung für elterliche Gewalt zuspielt, ist vollkommen fragwürdig. Du hast dich ja selbst auf sein Bild für Kausalitäten bezogen. Stock trifft auf Wasser erzeugt Wellen! Und Eltern erzeugen Kinder und die Kausalität ist hier die einseitige Verantwortung auf Seiten der Eltern zum Schutz und zur Fürsorge für ihre Kinder. Dass ein Kind selbst dafür zu sorgen hätte, dass es nicht geschlagen wird, ist eine Verkehrung der Verantwortung, eine Parentifizierung. Es ist Hohn und Spott für die Opfer von Gewalt! Das erinnert auch stark an die Justiz der 50er Jahre, als Frauen in kurzen Röcken die Verantwortung für ihre Vergewaltigung übernehmen sollten, weil sie den Täter ja angeblich provoziert hätten.
Ich würde das an deiner Stelle nochmal überdenken, sorry.

03.11.2022 13:27 • x 1 #103


kritisches_Auge
Holger hier geht es um ganz verschiedene Dinge die nichts miteinander zu tun haben.
Der erste entscheidende Unterschied ist, ob es sich um sehr nahe Bezugspersonen oder um Fremde handelt, kein Analytiker würde die Opfer von priesterlicher Gewalt fragen was sie damit zu tun haben, er würde höchstens mit ihnen darüber reden warum sie sich nicht den Eltern anvertrauten.

Dann geht es um den Unterschied zwischen realem Leben und innerer Betrachtungsweise.
Einem Kind das im realen Leben unter einem Elternteil leidet, muss geholfen werden, darüber dass die Mutter nicht ihrer Verantwortung nachkam, muss gar nicht nicht diskutiert werden.
Auch in einer Therapie sollte der Patient erst einmal gestützt und gesehen werden.
Aber das Ziel ist doch, dass der Patient etwas ändern will, nehmen wir einmal als Beispiel den schon erwähnten.Er hat Beziehungsschwierigkeiten, jede Beziehung geht früher oder später ind die Brüche, ihm fehlt die Unterstützung der Partnerin, meint aber die Dominanz.
Wenn darüber geredet wird, was die Dominanz der Mutter früher für ihn bedeutete, sieht der Patient klar, diese Einsicht ersetzt Unbewußtes durch Bewußtes und eröffnet den Weg zu einer guten Partnerbeziehung.

Natürlich ist das alles sehr vereinfacht dargestellt.

03.11.2022 14:34 • x 3 #104


Holger-
@kritisches_auge
Ich möchte dir deine Sichtweise nicht nehmen. Trotzdem sehe ich diesen Ansatz in höchstem Maße kritisch.
a) Er schreibt dem Kind entwicklungspsychologisch ein Reflexionsvermögen zu, dass es an dieser Stelle seines Lebens weder besitzen kann noch muss.
b) Solche Kinder sind oft sehr verzweifelt, da sie bei Gegenwehr mit gutem Recht befürchten, dass alles nur noch schlimmer wird. Hier zu suggerieren, es ginge um subtile Wunscherfüllung, ist falsch. Es geht dem Kind innerpsychisch zu diesem Zeitpunkt um Selbstschutz!
So groß die historischen Errungenschaften der Psychoanalyse auch sein mögen, an manchen Stellen schüttet sie das Kind mit dem Bade aus.

03.11.2022 15:45 • x 1 #105


kritisches_Auge
Ich weiß woran du denkst, du denkst an Identifikation mit dem Aggressor.
Ich bin keineswegs einer bestimmten Sichtweise verpflichtet sondern gehe nur von dem einen Fall aus, nur ein erfahrener Analytiker kann versuchen das Richtige zu finden.

Ich empfand lange noch so etwas wie Haß gegenüber den Mitschülern die mich gemobbt hatten und als ich meine eigene Beteiligung daran erkannte schloss ich innerlich meinen Frieden mit ihnen.

03.11.2022 16:13 • x 2 #106


Cbrastreifen
Zitat von Hotin:
Das ist doch gar nicht zu bestreiten. Batson hat aber mit seinen Versuchsreihen keine Möglichkeit
gehabt herauszufinden, welche unterbewusste Entscheidungen wir aus welchen Gründen treffen.

+
Zitat von Hotin:
Auch Du gehst offensichtlich immer von bewussten menschlichen Entscheidungen aus.
Wir treffen viel mehr Entscheidungen unterbewusst, die wir auch nachher bewusst dann leider nicht
erklären können.

Ich bin generell ein großer Freund der aufdeckenden Ansätze der Psychologie, die mit dem Unbewussten arbeiten. Das ist der eine Punkt.
Der andere ist, dass jeder eine sogenannte prima facie Berechtigung hat, wenn es um Auskünfte über ihn selbst geht. Das heißt nicht, dass man nicht Zweifel anmelden kann, ob eine Selbstaussage zutrifft, aber für seine Zweifel braucht man sehr gute Gründe.
Pauschal auf das Unbewusste zu verweisen, ist m.E. kein guter Grund, es müsste stets erklärt werden, warum welche Aussage zweifelhaft ist und es müsste eine treffendere, mindestens aber alternative Deutung vorlegt werden.

Generell glaube ich, dass uns liebevolle und aggressive Motive antreiben, sowie auch bewusste, vorbewusste und unbewusste.

Zitat von Hotin:
Ich halte allerdings die unbewusste Entscheidungsebene für die Ebene, die hauptsächlich unser Denken
und Handeln steuert.

Was meinst Du da genau?

Zitat von Hotin:
Das sehe ich wie Du. Schließlich führst auch Du hier ständig Begründungen an, warum der
Mensch altruistisch, also selbstlos handelt.

Eigentlich ist meine Einstellung, dass die Motive von uns sich entlang eines fließenden Kontinuums bewegen, das ständig wechselt und von rein egoistisch bis rein altruistisch reicht und wohl meistens Mischformen darstellt.

Zitat von Hotin:
Wenn man das genauer betrachtet, haben dann nicht beide Seiten irgendwie Recht?

Ja.
Solange man nicht versucht den einen Pol auf den anderen zu reduzieren.

03.11.2022 17:43 • x 2 #107


Cbrastreifen
Zitat von kritisches_Auge:
Ich erzählte ihm wie traurig das mich mache, das Vögel auf ihrem Heimweg nach Deutschland umkamen weil wegen Öl ihre Federn verklebten und ich höre ihn heute noch den Ausspruch tätigen den ich so oft vom ihm hörte:
Was hat das mit Ihnen zu tun?

Das finde ich in dem Kontext vollkommen in Ordnung. In einer Analyse geht es ja darum, genau das herauszufinden und den Fluchtmechanismus, immer wieder allgemein, pauschal und von sich ablenkend zu werden, zu untergraben.
Genau dafür ist Therapie da, dass man alles gespiegelt bekommt.

Die Philosophie nutzt ebenfalls die Reflexion (und die Klärung der Begriffe), nur mit dem Unterschied, dass man hier rein auf die Aussage oder Argument schaut und es vollkommen egal ist, ob der, der es ausgesagt hat, dumm, ein Lügner, ein Genie, gleichgeschlechtlich, arm, schwerreich, depressiv oder sonst was ist und es ist auch wurscht, wie er oder sie sich fühlte.

Wo also die Philosophie alles Persönliche herauskürzt, geht es in der Analyse genau darum: Was hat es mit Ihnen zu tun?

03.11.2022 18:00 • #108


kritisches_Auge
Ich als Analytiker würde erst einmal bestätigen, dass es unschön ist, dass die Vögel nicht mehr fliegen konnten, dann würde ich auf die Frage zurückkommen, warum es mich so beschäftigt.

Es gibt einiges das ich an ihm aussetzen könnte, aber hier ist nicht der richtige Ort dafür, denke ich.

03.11.2022 18:37 • #109


giesewickl
Zitat von Holger-:
Er schreibt dem Kind entwicklungspsychologisch ein Reflexionsvermögen zu, dass es an dieser Stelle seines Lebens weder besitzen kann noch muss

Ich denke, das darf man in dem Fall nicht auf das Kind kritisches_Auge beziehen. Sondern eben in der Therapie heute (oder halt später, wann immer das war @kritisches_auge ) und aus der Rückschau betrachten.
Klar, einem Kind, das misshandelt wird, sagt man nicht, es erfülle den Wunsch der Mutter zu schlagen.
Aber einem erwachsenem Menschen, der das mit Unterstützung verarbeitet, kann diese Sichtweise helfen. Und Kritisches_Auge scheint es geholfen zu haben.
Das zählt, denke ich.

04.11.2022 10:03 • x 1 #110


kritisches_Auge
Ja, aber es ging ja nicht um mich sondern um einen anderen Patienten meines Therapeuten von dem er erzählte und dem seine Deutung half.

04.11.2022 10:37 • x 1 #111


Hotin
Zitat von Hotin:
Ich halte allerdings die unbewusste Entscheidungsebene für die Ebene, die hauptsächlich unser Denken
und Handeln steuert.


Zitat von Cbrastreifen:
Was meinst Du da genau?


Wenn ich Dich richtig verstehe, sprichst Du überwiegend immer von den bewussten Entscheidungen.
Wir Menschen entscheiden uns jedoch nur selten rein bewusst.
Der größte Teil unserer Entscheidungen erfolgt unbewusst. Dies nutzt z.B. die Werbung.
Bei bewussten Entscheidungen kann man sofort die mit den absurdesten Lügen durchsetzten
Werbeaussagen in den Werbespots erkennen.
Würden wir hauptsächlich bewusste Entscheidungen treffen, wäre Werbung fast sinnlos.

Eine unbewusst getroffene Entscheidung versuchen wir im nachhinein häufig zu bestätigen und zu
erklären. Das führt teilweise dazu, dass wir glauben. Wir haben uns absichtlich und bewusst für
etwas entschieden.

Und dieser Zusammenhang hat eine sehr, sehr wichtige Bedeutung bei der Abschwächung von
Ängsten und bei der Verringerung von Depressionen.

04.11.2022 12:28 • #112


marialola
Ich muss noch etwas zu den misshandelten Kindern sagen. Ich wurde als Kind exzessiv misshandelt. Sowohl von der Mutter, als auch vom Vater. Ich kann nicht sagen, wer grausamer war. Die schlimmste, wirklich schlimmste Erinnerung ist mir aber, dass ich naives Kind diesem dummen Glauben anhing, der auch heute teilweise gelehrt wird „Liebe überwindet den Hass und die Gewalt.“ Sorry, leider nein. Ich erinnere mich, wie meine Mutter auf mich einprügelte, mit einer Rute auf meinen *beep* Po. Ich beschloss sie zu küssen, fast wie ein Welpe, der beschwichtigen möchte. Ich küsste sie in der Hoffnung, sie würde aufhören mich zu schlagen. Sie ignorierte meine Küsse und prügelte weiter. Dieses Gefühl der absoluten Hilflosigkeit und Erniedrigung ist kaum zu erfassen.
Meine Eltern behaupteten auch immer „die heult vor Wut“ - ein kleines Kind weint vor Schmerzen, Angst, Verzweiflung und die kehren die Situation um und sehen in dem Weinen einen Angriff, Wut.
Sie sagten auch immer, wir schlagen dich solange, bis du still bist…
Wer kann aber still sein, wenn die Schläge so entsetzlich wehtun?
Aufgrund dieser persönlichen Erfahrung kann ich nur ganz klar sagen, die These des Therapeuten ist ein Hohn, dass das Opfer der Mutter die Schläge ermöglicht hat.

04.11.2022 13:49 • x 4 #113


marialola
@Hotin
Danke für deine Erklärungen. Du hast Recht, ich habe oft viel zu hohe Erwartungen und Maßstäbe. Eine kluge Frau hat einmal zu mir gesagt, nicht die Menschen enttäuschen einen, unsere Erwartungen sind zu hoch.
Es gelingt mir auch immer öfter, sehr ruhig zu bleiben und trotzdem meinen Standpunkt klar zu machen.
Ich versuche schon lange, durch eine Art Mentaltraining diese Ruhe zu kultivieren.
Wie gesagt, es ist durchaus besser geworden, aber ich spüre bei diesen Konflikten dann ein inneres Zittern, ich habe dann ganz schön mit mir zu tun, dies nicht zu zeigen.
Mein Problem ist eher bei Ungerechtigkeiten, Vorwürfen, Belehrungen, also Übergriffen auf meine Persönlichkeit. Leute die mich dumm anmeckern, mir Vorschriften machen wollen. Da reagiere ich grundsätzlich frech und arrogant.
Auf der anderen Seite komme ich sehr gut mit schwierigen Mitmenschen um, sogar mit krassen Cholerikern, da gelingt es mir sogar sehr ruhig und geduldig zu argumentieren. Vielleicht weil ich das Bedürfnis habe, das Böse zu heilen, weil es mir bei meinen Eltern nie gelungen ist.
Der Mensch ist ganz schön kompliziert….

04.11.2022 15:00 • x 5 #114


Holger-
@marialola
Danke für deine offenen Worte, die bestimmt nicht leicht fallen. Und für deinen Mut, davon zu berichten.

04.11.2022 15:34 • x 1 #115


kritisches_Auge
Zitat von marialola:
Aufgrund dieser persönlichen Erfahrung kann ich nur ganz klar sagen, die These des Therapeuten ist ein Hohn, dass das Opfer der Mutter die Schläge ermöglicht hat.

Im Grunde macht es keinen Sinn, darüber zu reden, ich kenne den Analysanden nicht, ich kenne nur die Version meines Therapeuten und eigentlich hätte er es mir gar nicht erzählen dürfen, er hatte wohl das narzisstische Bedürfnis auf seinen Erfolg hinzuweisen.

Mich störte auch, dass er in meiner Stunde Anrufe von anderen Patienten annahm.

04.11.2022 16:21 • #116


Cbrastreifen
Zitat von Hotin:
Wenn ich Dich richtig verstehe, sprichst Du überwiegend immer von den bewussten Entscheidungen.
Wir Menschen entscheiden uns jedoch nur selten rein bewusst.
Der größte Teil unserer Entscheidungen erfolgt unbewusst. Dies nutzt z.B. die Werbung.
Bei bewussten Entscheidungen kann man sofort die mit den absurdesten Lügen durchsetzten
Werbeaussagen in den Werbespots erkennen.
Würden wir hauptsächlich bewusste Entscheidungen treffen, wäre Werbung fast sinnlos.

Die Anzahl der Entscheidungen sind ja im Grunde nachrangig, wenn ich stolpere entscheide ich sicher nicht bewusst, mit abzufangen, bei großen Entscheidungen ist das wahrscheinlicher.
Über den Nutzen der Werbung streiten die Gelehrten tatsächlich, ich glaube es ist gutes Marketing zu behaupten, dass sie wahnsinnig effektiv ist,

Zitat von Hotin:
Eine unbewusst getroffene Entscheidung versuchen wir im nachhinein häufig zu bestätigen und zu
erklären. Das führt teilweise dazu, dass wir glauben. Wir haben uns absichtlich und bewusst für
etwas entschieden.

Aber was ist Dein Kriterium um zu erkennen, ob eine Entscheidung bewusst oder unbewusst erfolgte?

Zitat von Hotin:
Und dieser Zusammenhang hat eine sehr, sehr wichtige Bedeutung bei der Abschwächung von
Ängsten und bei der Verringerung von Depressionen.

Inwiefern?

04.11.2022 18:03 • #117

Sponsor-Mitgliedschaft

Schlaflose
Zitat von kritisches_Auge:
ich kenne nur die Version meines Therapeuten und eigentlich hätte er es mir gar nicht erzählen dürfen, er hatte wohl das narzisstische Bedürfnis auf seinen Erfolg hinzuweisen.

Wenn er nicht den Namen der Person genannt hat, durfte er das. Mein Therapeut hat auch von anderen Patienten erzählt.

04.11.2022 19:50 • #118


Hoffnungsblick
Zitat von marialola:
„Liebe überwindet den Hass und die Gewalt.“

Liebe meint hier wohl eher Verständnis.
Ein Kind, das misshandelt wird, kann kein Verständnis und keine Liebe aufbringen. Du hast deine grausame Mutter aus Verzweiflung und Überlebenstrieb geküsst.
Ein wachsendes Verständnis für mich und andere, lässt mich die Motivation von negativen Handlungen besser verstehen und dadurch auch Manches verzeihen.

Zitat von marialola:
Ich habe für mich sogar ein Ritual entwickelt, Menschen mit denen ich unversöhnt auseinander gekommen bin, in mein Gebet einzuschließen. Das ist nicht leicht, aber heilsam.

Ja, das glaube ich dir, dass das heilsam ist.

Zitat von Hotin:
Wenn man das genauer betrachtet, haben dann nicht beide Seiten irgendwie Recht?
Warum tun wir Menschen uns so schwer, die Sichtweise des anderen Menschen zu akzeptieren?


Zitat von Cbrastreifen:
Eigentlich ist meine Einstellung, dass die Motive von uns sich entlang eines fließenden Kontinuums bewegen, das ständig wechselt und von rein egoistisch bis rein altruistisch reicht und wohl meistens Mischformen darstellt.

Das denke ich auch, dass sich unsere Motive entlang eines fließenden Kontinuums bewegen und daher beide Seiten irgendwie Recht haben.
Man kann die egoistischen und altruistischen Anteile einer Handlung (noch?) nicht genau auseinderhalten. Menschen sind sozial vernetzte Wesen. Daher empfinden wir sicher auch unbewusst als Ganzes. Unser eigenes Wohl ist vom Wohl des Ganzen abhängig.
In der Natur und, diese nachahmend auch in der Kunst, gibt es u.a. auch extreme Kontraste, sehr dunkel und sehr hell.
Wenn man die Anteile von Altruismus und Egoismus auf einer Gauß`schen Glockenkurve/Normalverteilungskurve abbilden wollte, so gäbe es für Egoismus wie für Altruismus einen Höhepunkt oder, wie in der Natur, sehr große Dunkelheit oder sehr helles Licht.
Es gibt auch die Theorie, dass egoistisch motiviertes soziales Handeln dem Individuum oder dem Ego mehr dient, als unsoziales Handeln. Aber ein solch egoistisch, berechnendes soziales Handeln ist zwar intelligenter, aber noch nicht altruistisch.
Zitat von Cbrastreifen:
Es gibt aber auch einen aus rein altruistischer Motivation.

Davon bin ich überzeugt.

Zitat von Cbrastreifen:
- Wenn man dauerhaft zufrieden sein wil, ist die beste Basis aus uneigennütziger Motiviation (also nicht um glücklich zu werden) anderen Gutes zu tun

Ja, genau.
Irgendwann merkt man auch, dass wir als Ganzes eine Art kommunizierende Röhren sind: Alles kommt auf die ein oder andere Art wieder zurück.
Zitat von marialola:
Es tat mir sehr gut, wie wir uns in dem Moment nahe kamen, das war toll.

Bei einer sehr erfahrenen Pädagogin habe ich gelesen, dass cholerische Kinder einander schlagen, um sich nahe zu kommen. Sie können nicht mit gelassener Überlegenheit punkten und stellen daher durch Körperkraft und Power zueinander Kontakt her.

05.11.2022 13:33 • #119


Cbrastreifen
Zitat von Hoffnungsblick:
Es gibt auch die Theorie, dass egoistisch motiviertes soziales Handeln dem Individuum oder dem Ego mehr dient, als unsoziales Handeln. Aber ein solch egoistisch, berechnendes soziales Handeln ist zwar intelligenter, aber noch nicht altruistisch.

Und noch zig weitere Theorien. Aber es gibt keine Erklärung des Ganzen und von jedem oder für jeden.

Zitat von Hoffnungsblick:
Irgendwann merkt man auch, dass wir als Ganzes eine Art kommunizierende Röhren sind: Alles kommt auf die ein oder andere Art wieder zurück.

Ja, da ist was dran.
Es läuft ja ohnehin in uns zusammen. Auto, Vogel und Hauptwort mögen getrennten Welten anhören (oder auch nicht), aber wir können mit ihnen umgehen. Das ist schon sehr virtuos.

05.11.2022 14:40 • #120


A


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