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Hallo zusammen,

kennt ihr das? Das Gefühl vor Einsamkeit nicht einschlafen zu können? Mir geht es gerade wieder so. Nachdem ich auf dieses Forum gestoßen bin, habe ich zumindest die Hoffnung, dass es hier Leute gibt, die mich zumindest ansatzweise verstehen können. Ich möchte mich gerne vorstellen…

Zunächst, ich bin 35 Jahre, männlich, wohnhaft in Köln. Eines vorweg: Es gibt bei mir keine fachmännisch diagnostizierte oder anerkannte geistige / seelische Erkrankung. Und doch merke ich, dass ich gänzlich anders bin. Anders als die Meisten. Ich gehöre nicht zu den sorglosen Menschen, denen scheinbar alles zufliegt. Im Gegenteil. Ich bin unsicher, unklar, weiß nicht woher noch wohin. Das spiegelt sich auch in meinen Bekanntschaften wieder. Die Ausprägung meiner Unsicherheit, vielleicht auch meiner Ängste, das ist die Einsamkeit. …

Fangen wir mal von vorne an: der Ursprung allen Übels liegt sicherlich, wie bei vielen anderen auch, in der Kindheit. Ich besuchte eine Schule, auf der es gelinde gesagt relativ grob zuging. Mobbing und Schlägereien waren an der Tagesordnung. Da ich nie der größte war, und auch damals schon viel zu viel nachdachte, hatte ich die Außenseiterposition schnell sicher.

Die Pubertät verbrachte ich vielmehr auf meinem Zimmer, anstatt mit Gleichaltrigen in die Disco zu gehen. Es lag nicht daran, dass ich es nicht gewollt hätte, sondern vielmehr daran, dass ich nicht den Freundeskreis gehabt hätte, der mich mitgenommen hätte. Im Grunde war es Angst, im Grunde auch das Gefühl nicht wert genug zu sein, um die einschlägigen Veranstaltungen zu besuchen. Ich hatte immer das Gefühl, ich würde mich aufdrängen, und das wollte ich nie.

Tja, so ging es dann viele Jahre. Ab und an hatte ich mal einen Kumpel, vielleicht auch einen Freund. Es wurde aber immer schnell klar, dass deren Bild nach außen litt, wenn sie sich zu sehr mit mir umgaben. Manchmal habe ich Kontakte einschlafen lassen, wenn ich gemerkt habe, dass ich meinen Freunden nicht gut tue. Nicht gut in dem Sinne, wie angedeutet, dass sie dann gewissermaßen von der gesellschaftlichen Norm-Linie abzuweichen drohten.
Manchmal fühlte ich mich so einsam, dass ich durch den Wald ging, und mit den Bäumen gesprochen habe. Bitte nicht lachen. Natürlich ist mir schon klar, dass das Unfug ist. Trotzdem, ich kann es nicht erklären, wieso man sich so verhalten kann, wieso ich es so tat.

Ihr könnt euch vorstellen, dass die Gedanken, wie bei vielen jungen Männern, auch um die Mädels kreisten. Eine Freundin hatte ich bis zum 24. Lebensjahr nicht. Dann, irgendwann, ich hatte mich auf eine Single-Party geschleppt, dann kam irgendwie durch Zufall ein sog. Liebesbote, und nahm mich und ein Mädel in meiner Nähe sozusagen „symbolisch gefangen“, und wir bekamen einen Cocktail. Ich will es jetzt nicht ewig ausführen… Jedenfalls hatte es geklappt, und es entwickelte sich eine immerhin 7-jährige Beziehung daraus. Nunja, das Ende war dann weniger schön, weil ich ein Jahr lang beruflich bedingt weiter weg war, und sie dies zum Anlass nahm, sich anderwärtig umzusehen…

However, heute ist es wie folgt: Freunde habe ich aktuell praktisch gar keine. Es gibt natürlich so Art Bekanntschaften, aber intensiv ist das alles nicht. Ich sehne mich zum Beispiel danach, einfach Abends in einer Kölner Kneipe oder im Bistro mit einem Kumpel was trinken zu gehen, oder mit einem guten Freund zu wandern und zu zelten. Oder einfach nur dazusitzen, ein Spiel zu spielen, oder gemeinsam zu philosophieren. Gerne höre ich auch zu, versuche gute Ratschläge oder Tips zu geben, praktisch zu helfen, oder einfach nur für jemanden da zu sein. Alles eigentlich ganz einfache Dinge, nichts abgehobenes. Aber es geht nicht. Ich wüsste nicht wen ich ansprechen sollte. Ich habe panisch große Angst, abgewiesen zu werden. Angst, mich aufzudrängen, und den gegenüber in Verlegenheit zu bringen. Eher würde ich den Rhein hinab schwimmen, bevor ich es hin bekäme, jemanden auf so scheinbar „banale“ Dinge hin anzusprechen. Was ich habe, das ist eine Art Kollegenstammtisch von meiner Arbeit aus. Denen gegenüber „schauspiele“ ich irgendwie „Normal“ zu sein. Wenn die von ihren Erlebnissen erzählen, erzähl ich halt einfach mit. Ich glaube, die wissen gar nicht, dass ich so bin wie ich bin. Ich kann sehr gut schauspielern müsst ihr wissen. Aber gerne mache ich es bei leibe nicht. Es ist halt so, ich freue mich wenn es zu diesem Stammtisch kommt, schon Tage im Voraus. Dann geh ich hin als wäre es das normalste von der Welt. Allein es ist nur der Moment. Nach dem Treffen gehe ich einsam wieder nach Hause. Es kam nie dazu, dass sich sonstige Aktivitäten ergeben hätten. Wie ihr euch schon denken könnt, ich würde es auch niemals fertig kriegen, danach zu fragen.

Nun kommt noch etwas, das wird Euch sicherlich erstaunen. Seit nunmehr ca. drei Jahren habe ich wieder eine Freundin. Ja richtig, ich habe es zunächst auch selber nicht geglaubt, dass ich das hinbekommen habe. Man muss dazu sagen, ich habe sie via Internet kennengelernt. Es gab also nicht die Hürde des Kontaktaufbaus sozusagen in „freier Wildlaufbahn“. Das Problem nun aber ist, dass sich folgendes heraus kristallisierte: sie hat das sog. Borderline-Syndrom. Ich möchte das jetzt hier nicht lang und breit erklären. Wichtig ist es nur zu wissen, dass sie außergewöhnlich stark mit sich selbst beschäftigt ist. Praktisch alles wird zur „Krise“ hochstilisiert. Der Begriff „Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt“ passt sehr gut, also beides trifft bei ihr zu. Wenn man mal eine Skala von 1-100 nimmt (1= Selbstmordgedanken, 100 = himmlische Glücksgefühle), deckt sie praktisch das ganze Spektrum ab. Um mich nun zu verstehen: ich bin vielleicht so bei 25 (mittel bis stark betrübt), und das durchgängig. Fakt ist nun, dass wir praktisch nebenher leben. Sozusagen eine Zweckgemeinschaft bilden. Mit Liebe hat das leider nichts zu tun. Zumindest sehe ich das so. Selbst wenn sie da ist, es ändert nichts an meinem Gefühl, mich alleine zu fühlen.
Erst neulich musste ich einfach raus! Auch im Gegensatz zu meiner Freundin, die sich am liebsten einigelt, so habe ich den inneren Drang einfach raus zu wollen, raus in die Welt, raus zu den Menschen, die mir so fern sind, aber deren Nähe ich mir so wünsche. Ich bin dann an diesem Abend in eine Kölner Disco im „Bergischen Viertel“ gegangen. Habe mir ein B. bestellt (eines reicht normalerweise schon, um mich beschwipst zu machen), und stand dann so da. Bestimmt kennt das der ein oder andere von euch, dieses Gefühl daneben zu stehen. Ich betrachtete die Menschen, wie sie sich unterhielten, tanzten, miteinander glücklich waren. Ich war mitten drin, und trotzdem so weit weg. Wie ein Unsichtbarer, von keinem gesehen. Nicht einmal „zufällig“ gelang mir ein Blickkontakt. Es ist ein unheimliches Gefühl, „unsichtbar“ zu sein. Vor allem in dieser Stadt. Einer tollen Stadt. Wo die Leute so fröhlich und offen sind. Doch es ist möglich, leider, auch in Köln ganz allein zu sein.

Es würde mich freuen, wenn vielleicht einmal jemand schreiben würde, zu meinen Gedanken, oder wo es vielleicht Ähnlichkeiten oder Verknüpfungen zu den eigenen gibt. Und ich wage es kaum auszusprechen: aber ich würde mich sehr freuen, wenn sich hier vielleicht sogar eine Art Bekanntschaft finden würde.

Herzliche Grüße an alle da draußen!
Mangakunja

26.05.2013 01:07 • 03.06.2013 #1


5 Antworten ↓


B
Hi Mangakunja,

falls Du hier nochmal ins Forum guckst ... ich würde mich auch gern mit jemandem treffen.

Ich bin zwar verheiratet mit Kind, aber zum reden hab ich auch niemanden.

So wie jetzt auch. Meine Frau ist in ihrem Zimmer und hat die Tür zu. Meine Tochter ist in ihrem Zimmer und hat die Tür zu. Und ich sitze in meinem Zimmer und habe die Tür zu.

So hatte ich mir das verheiratet sein und Familie haben nicht vorgestellt.

Und das ist noch nicht mal alles, was es an schlechten Nachrichten gibt.

Na ja, zum Glück gibt's Internet

01.06.2013 15:33 • #2


A


Schlaflos in Köln

x 3


Juris
Zitat von Bumbumm:

So wie jetzt auch. Meine Frau ist in ihrem Zimmer und hat die Tür zu. Meine Tochter ist in ihrem Zimmer und hat die Tür zu. Und ich sitze in meinem Zimmer und habe die Tür zu.


Das ist ja traurig

01.06.2013 15:40 • #3


B
tja, Juris ... und heute ist es genauso wie gestern.

Ich geh dann jetzt mal weg an die Tankstelle ... Alk kaufen.

Dass die Sonne scheint passt mir gar nicht. Trübe Wolken entsprächen besser meiner Stimmung.

02.06.2013 12:18 • #4


Peppermint
Alk. ist keine Lösung ....

02.06.2013 12:42 • #5


B
Zitat von Peppermint:
Alk. ist keine Lösung ....



Kein Alk. und Dein Beitrag auch nicht

03.06.2013 06:17 • #6





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