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C
Hallo zusammen,
Ich suche auf diesem Wege etwas Trost und Zuspruch. Vielleicht auch ein wenig Bestätigung.

Die Vorgeschichte: Ich bin 2021 wegen Reizdarm und einer mittelschweren depressiven Episode (Burnout) in die Akutklinik gegangen. Dort hat man dann soziale Phobien diagnostiziert, die den Reizdarm verstärken.
Nach 8 Wochen bin ich mit viel Hoffnung und Energie ausgekommen und habe dann stetig an mir gearbeitet und mich immer wieder mit sozialen Situationen konfrontiert. Etwa halbjährlich habe ich immer wieder versucht, einen ambulanten Therapieplatz zu bekommen. Keine Chance. Also Psychologiebücher gekauft und es selbst in die Hand nehmen. Das lief erstmal ganz gut.
Kurz vor der Klinik nahm ich Mirtazapin 15 mg, was in der Klinik auf 30 mg erhöht wurde.
2022 habe ich Mirtazapin ohne Probleme auf 15 mg reduziert und anschließend mal escitalopram bis 15 mg über ein halbes Jahr probiert.
Hat nicht viel geholfen, also Escitalopram nach 6 Monaten erfolgreich ausgeschlichen.
Bis dieses Jahr habe ich dann weiter mit Mirtazapin durchgehalten. Jeden Tag immer weiter ein Kampf, aber es ging irgendwie.
Mit Absprache mit dem Arzt wollte ich das Mirtazapin ausschleichen, da ich so einige Entscheidungen für meine langfristige Gesundheit getroffen habe. Ich ziemlich davon überzeugt, dass das Mirtazapin zwar eine gute Stütze sein kann, aber langfristig dem Körper schaden kann. Abgesehen von der Appetitsteigerung und den gelegentlichen Tinnitus spüre ich keine großen beeinträchtigenden Nebenwirkungen. Ich habe auch nicht mehr als 5kg zu genommen, was mich aber gar nicht stört.

Jetzt zu meiner Krise.
Ich habe Mitte Januar angefangen, für zwei Wochen die Dosis von Mirtazapin auf 7.5 mg zu reduzieren. Ich konnte weiterhin meinen Arbeitsalltag bestreiten und spürte mehr Energie und wurde früher wach. Nach diesen zwei Wochen fühlte ich mich sicher genug, das Mirtazapin zu vierteln, auf 3.75 mg Dosis. Das war vor etwa zwei Wochen.
Ich wurde immer gereizter und schneller von Menschen genervt. Aber es ging gut, bis auf letzte Woche. Montag einen guten Tag gehabt und soziale Herausforderungen gut gemeistert. Dienstag war ich morgens schon extrem erschöpft. Früher wach, aber Albträume und sehr kaputt. Ich habe mich trotzdem zur Arbeit überwunden. Dabei war ich immer mehr vom Kollegium genervt (was aber normaler Büroalltag war). Mittwoch Homeoffice und für viel Ruhe und Entspannung gesorgt. Trotzdem noch ziemlich angeschlagen. Donnerstag wieder Büro, wie Dienstag. Ich fange allmählich an zu realisieren, ich welchem Zustand ich mich befinde. Freitag: Burnout. Es fühlt sich exakt genauso an, wie vor meinem Klinik-Aufenthalt. Kriege kann mich nicht konzentrieren und bin schnell gereizt und mein Reizdarm macht auch schon die ganze Woche einen Strich durch die Rechnung. Dabei hatte ich schon vergessen, dass ich das Mirtazapin ausschleiche. Ab nachmittags ging es auch einigermaßen besser, außer Freitag.
Ich bin jetzt an einem Punkt gelandet, wo ich viel reflektiere und erkenne, dass ich voll gegen die Wand renne. Aber gleichzeitig erkenne ich klarer die Ursachen.
Kann es sein, dass es die Ausschleichsymptome sind? Ich hatte die Tage in einem Sammelthread dazu geäußert, aber das ist wohl untergangen.
Ich selbst vermute, dass das Mirtazapin mich die letzten Jahre über Wasser gehalten haben, wobei ich noch lange nicht therapeutisch geheilt war. Durch das Absetzen werden die Gefühle wieder intensiver (siehe Gereiztheit) das führte jetzt zum somatischen Burnout. Das schlechte daran ist: Ich befinde mich jetzt in der Hölle und leide. Das gute daran: ich hatte die Erleuchtung wie nie zuvor. Ich erkenne jetzt noch klarer, wo die Ursachen meiner sozialen Phobien liegen. Ich habe endlich die Quelle gefunden. Nur wie komme ich da raus? Wie kann ich meine Hypervigilanz bedingt durch traumatische Mobbingerfahrungen und dazu den unpassenden Erziehubgsstil meiner Eltern vom heutigen Leben entkoppeln?

Ich habe heute gerade so noch die Kraft aufwenden können, meinen Chef zu informieren. Jeder sozialer Kontakt kostet mich zurzeit extrem viel Überwindung.
Morgen versuche ich den Kontakt zu meinem Arzt aufzunehmen. Ich werde mich für wohl für die Woche krankschreiben lassen und in Absprache mit dem Arzt wieder. Mit dem Mirtazapin hochfahren. Seit 2 Tagen nehme ich übrigens wieder 7.5 mg. Aber wenn ich mich erstmal wieder stabilisieren kann, würde ich wieder auf 30 mg hochfahren. Ist das eine gute Idee? Wie lange dauert es wohl, bis die antidepressive Wirkung eintritt?
Ich versuche die Tage noch einmal, zeitnahe eine ambulante Psychotherapie zu bekommen, wo ich aber weniger Hoffnung finde. Ehrlich gesagt finde ich mich in wenigen Wochen/Monaten wieder in der Klinik. Um endlich mit meinen neuesten Erkenntnissen die Therapie zu vertiefen und den richtigen Heilungsweg zu finden.
Andererseits habe ich mich so auf ein Projekt bei meiner Arbeit gefreut, das ich ungern verpassen will. Das schaffe ich wohl jetzt nicht mehr. Dazu wachsen die Sorgen um meine Arbeitsstelle.

18.02.2024 16:44 • 22.02.2024 #1


28 Antworten ↓


WayOut
Hi,
Ja, ich bin da ganz bei dir. Das mirtazapin hat dich lang über Wassergehalten und hat Problemzonen „zugedeckt“, weswegen du an den Problemstellungen auch nicht arbeiten konntest, weil sie nicht sichtbar waren.
Ich würde das Mirta erstmal wieder ein wenig erhöhen, bis ein „erträgliches Maß“ an nebenkriegsschauplätzen erreicht ist. Diese dann bearbeiten und dabei nicht an der Dosierung des mirta schrauben. Wenn dann alles wieder gut läuft, dann wieder mirta etwas reduzieren und schauen was sich zeigt und das bearbeiten etc.
Das ist ein extrem harter Weg, und er ist auch echt lang.
Therapie ist natürlich super wichtig, daher solltest du da dringend dran bleiben.
Dein Hausarzt soll dir eine Überweisung mit Dringlichkeitscode ausstellen. Damit wendest du dich an die Telefonnummer 116117.
dann wird da schon mal zumindest zeitnah nach Gesprächsmöglichkwiten gesucht.
Vielleicht hilft dir das auch, deine Tipps helfen mir auch immer sehr ️

18.02.2024 17:25 • x 1 #2


A


Und plötzlich geht nichts mehr

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C
Dankeschön, du hast das für mich nochmal prima zusammengefasst und der Plan ist eine gute Idee.
Komischerweise freue ich mich insgeheim sogar wieder auf die Klinik. Das ist aber Plan B, wenn ich nicht zeitnahe an eine ambulante Therapie komme. Es kostet mich irgendwie auch mehr Überwindung, mich zu einer ambulanten Therapie zu bewegen, als direkt den Weg zur Klinik aufzusuchen. Das liegt aber gewiss daran, dass der dieser Ort und die Therapeuten dort zu eine vertraute Umgebung bieten. So weiß ich, wo ich die nächste Toilette finde, als dass ich mich um dem Weg zum und vom Therapeuten bangen muss.

Aber step by step. Morgen erstmal Arzt anrufen. Er würde sicher direkt auf 15 mg Mirtazapin und 1-2 Wochen Krankschreibung setzen. Diese Zeit nutze ich zum durchatmen (war seit über einem Jahr keinmal krankgeschrieben) und Therapieplatzsuche

18.02.2024 18:00 • #3


WayOut
@Cyborg193 Klinik hat, zumindest nach den Erfahrungen in meinem Umkreis, eher den Nachteil dass sie einen eher auf Medikamente setzen bis die Nummer läuft als beim absetzen helfen.
Daher lieber ambulant. Das wc Problem kenne ich leider sehr sehr sehr gut aber hab mittlerweile keine Berührungsängste mehr was das angeht und renn auch in fremde Arztpraxen, Restaurants etc ‍️

18.02.2024 22:08 • x 1 #4


C
Oh das war bei mir anders. In meiner Klinik habe ich nur auf meinem Wunsch das Mirtazapin mal auf 30 mg angehoben. Sonst war wirklich nur einmal Einzeltherapie, zwei mal Gruppentherapie und ein paar Entspannungs-/Sporteinheiten pro Woche das Programm.

Auch wenn es mich extrem Überwindung kostet, mich auf eine ambulante Therapie einzulassen, ist es das erste, was ich probiere. Je größer die Entfernung, desto größer die Hemmung. Ich schaff es einfach nicht auf öffentlichen Toiletten. Ich rammel lieber schnell mit dem Fahrrad nach Hause und kann mich dafür dann vernünftig entspannen, ohne dass ständig ein anderer den Raum betritt. Da gehen immer die Alarmglocken an und die unvollständige Entleerung wird dann noch den ganzen Tag Probleme bereiten. Auch ein Problem, bei der Arbeit.

Wenn ich nicht innerhalb ein paar Wochen einen ambulanten Platz bekomme, rufe ich die Klinik an. Soweit mein Plan. Aber erstmal den Arzt fragen, ob nun 7.5 mg oder besser 15 mg. Und ob er mir den Geheimcode für die erhöhte Dringlichkeit einer Therapie rausrückt.

Seltsamerweise geht es nachmittags/abends einigermaßen. Nur morgens/vormittags bin ich fast zu nichts in der Lage

18.02.2024 22:59 • #5


WayOut
@Cyborg193 ist bei mir ähnlich, Angst und alle Symptome werden im laufe des Tages immer besser. Morgens bin ich nen laufendes Wrack, insbesondere unter der Woche wenn ich früh raus muss zum arbeiten. Wochenende ist’s etwas besser morgens. Aber generell ist es nachmittags immer besser

18.02.2024 23:18 • #6


C
Ah krass. Ich kann mir gerade noch nicht vorstellen, wieder zu arbeiten. Alleine der Gedanke bringt mich nahezu zum ersticken. Wahrscheinlich, weil ich dann wieder so extrem wachsam auf jeden möglichen Kontakt bin. Was wohl der nächste Kollege von mir will. Dabei mache ich meine Beschäftigungen doch so gerne. Und ich mag meine Kollegen auch.

Ich muss auch aufpassen, dass ich mich nicht die nächsten Tage so krass isoliere. Weil dann geht's richtig bergab und die ersten Arbeitstage wieder im Büro werden umso schwieriger.

Im Nachhinein grenzt es schon fast an einem Wunder, wie ich die letzten Tage/Wochen überstanden habe.

18.02.2024 23:31 • #7


WayOut
@Cyborg193 geh bitte auf antworten, sonst bekomme ich keine Nachricht wenn du mir geantwortet hast
Ich war auch gut 9 Monate in 2021 nicht arbeiten weil es nicht ging. Seitdem versuche ich aber durch zu ziehen, ABER: ich höre jeden Tag in mich rein „geht oder geht nicht?“
Und das recht ehrlich. Ist es nur mein Schweinehund der keine Lust hat oder geht’s mir wirklich so mies, dass ich Ruhe brauche?
Jäwenn ja, dann nehme ich mir auch nen Tag frei oder lass mich krank schreiben. Ich „placke“ nicht mehr so durch wie früher. Dankt einem sowieso keiner

19.02.2024 08:54 • x 1 #8


C
@WayOut Oh sorry, hab ich vergessen.
Krass 9 Monate? Ich hab da große Angst, gekündigt zu werden, obwohl mich meine Kollegen und Chefs wertschätzen.
Ich hatte letztes Jahr auch immer das Dilemma zwischen Schweinehund oder Erschöpfung. Und meistens habe ich mich doch überwunden, ins Büro zu fahren. Das war vielleicht keine so gute Idee. Andererseits war die intensive Beschäftigung an meinem Schreibtisch auch eine gute Ablenkung von meinen negativen Gefühlen. Bis es letzten Freitag dann gar nicht mehr ging.
Heute habe ich wieder ein besseres Gefühl und könnte mit viel Mut arbeiten. Aber ich nutze meine Ressourcen besser für den Arztbesuch und den ersten Anrufversuch bei einem Psychotherapeuten.

Ich habe gestern Abend ein wenig über Kindheitstraumata und Meditation gelesen. Wenn man es in der Meditation nicht schafft, voll und ganz beim eigenen Körper zu bleiben, sollte man es wohl lassen. Ich schweife immer wieder in diese negativen Gedankenspiralen ab, was wohl ein Schutzmechanismus aus meinen Kindheitstraumata ist. Da blockiert mich mein Kopf, und ich lande oft in negativen Träumereien. Manchmal aber auch positiv. Das passiert mir aber auch ständig tagsüber, dass meine Gedanken ständig abschweifen. Selbst beim Gitarre oder Klavier üben, fange ich an, im Takt zu zählen, bis ich mich wieder in meiner Fantasiewelt wiederfinde.
Ich glaube jetzt erkenne ich erst richtig, dass das ein hartnäckiger Schutzmechanismus ist, den ich trotz 3 jähriger täglicher Meditation nicht in den Griff bekomme.
Dank täglicher Meditation schaffe ich es fast immer, mich von meinen Gedanken loszuknipsen und meinen Fokus auf das hier und jetzt zu richten. Nach wenigen Sekunden bin ich aber schon wieder in meiner Fantasiewelt. Das war auch am Freitag besonders schlimm. Das ewige umschalten zwischen Fantasie und Realität hat mich wahnsinnig gemacht.

Bis ich professionelle Hilfe bekomme, probiere ich es mal mit mehr körperlichen Übungen statt Meditation. Krafttraining oder ausgiebiges dehnen, bis ich den Spagat beherrsche, da es wohl leichter ist, sich auf den Körper (Belastung oder Dehnschmerz) zu fokussieren.

19.02.2024 12:23 • #9


WayOut
@Cyborg193 Das ist es ja, jeder muss für sich selber herausfinden, was einem gut tut. Meditation an sich war auch nie wirklich meins, mit Atemübungen komme ich aber recht gut klar. Die aber ja eigentlich auch nicht weit weg von Meditation sind.
Trotzdem finde ich es ziemlich verwerflich, das leider zum Beispiel recht viele Accounts rund ums Thema psychische Gesundheit einem ein blähen wollen, es geht nur mit Meditation. Oder nur mit Yoga. Oder ähnlichem.
Jeder sollte da so seine Tools finden. Ich habe jetzt Anfang diesen Jahres mit Sport angefangen, hilft mir mindestens tatsächlich unmittelbar nach dem Sport ganz gut. Ich merke, dass mein Körper danach bedeutend ruhiger ist. Von einer langfristigen Wirkung kann ich aber aktuell da irgendwie noch nicht sprechen.
Wichtig ist halt, dass man tatsächlich mal schaut, welches Tool zu einem wirklich passt. Nicht jedem hilft Sport oder Meditation. Auch wenn dies irgendwie fast überall so propagiert wird.
Auch wichtig ist es, Gedanken und Gefühle nicht immer nur weg zu schieben und dafür dann solche Tools zu nutzen. Solche Gedanken und Gefühle sind ja da, weil sie einem etwas mitteilen möchten, weil sie beachtet und bearbeitet werden wollen. Deswegen ist es manchmal dann halt auch einfach nötig, dass man sich da eventuell auch mal was länger aus dem Arbeitsleben raus zieht. Bei mir war das recht simpel, da ich im öffentlichen Dienst bin. Da fliegt man glücklicherweise nicht so schnell und hat eine relativ hohe Job, Sicherheit. Ansonsten hätte ich das wahrscheinlich auch nicht gemacht, weil auch da dann meine Angst so groß gewesen wäre. Aber genau deswegen bin ich damals in den öffentlichen Dienst gegangen, weil ich einfach diesen Dauerdruck der freien Wirtschaft nicht mehr standhalten konnte.

19.02.2024 12:57 • x 1 #10


C
Ich habe es heute noch mal mit Meditation versucht, aber mehr mit Bodyscan. Also einzelne Körperteile spüren und dann den gesamten Körper. Das klappt halbwegs gut.

Ich hänge so tief im Loch fest, dass alles so schwer ist. Wie lange dauert es, bis das Mirtazapin wieder wirkt? Bin seit 3 Tagen wieder auf 7.5 mg.

19.02.2024 22:06 • #11


WayOut
@Cyborg193 hab’s leider erst jetzt durch Zufall gesehen, dass du geschrieben hast.
Das hilft mir zb überhaupt nicht weil mein Fokus dann noch mehr in die Problembereiche und Symptome rein fühlt und da hängen bleibt.
So ist das echt bei jedem anders
Mirtazapin braucht halt schon mal bis zu 3,4 Wochen, bis es seinen Spiegel aufgebaut hat bzw erhöht hat. Wie lang hat das denn beim ersten Mal bei dir gedauert?

20.02.2024 12:13 • x 1 #12


C
@WayOut sorry! Jetzt aber wieder.
Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob und wie Mirtazapin das erste Mal gewirkt hat. Ich meine fast zu behaupten, dass ich keine Wirkung gespürt habe, sondern erst in der Klinik. Da ging es unglaublich steil bergauf. Kann aber auch sein, dass gleichzeitig das Mirtazapin da gewirkt hat.
Ojeoje ich hoffe ich leide nicht all zu lange. Ich hab richtig Mühe mit alltäglichen Aufgaben. Aber nützt ja wohl nix. Ich sollte schauen, mindestens einmal die Woche bei meinen Kollegen vorbei zu schauen, damit meine Fortschritte bzgl. soziale Phobien nicht ganz flöten gehen.
Gestern Abend lag ich mit mit Bauchgrummeln und ständigem Stöhnen und Schüttelfrost auf der Couch. Nicht mal ne Serie konnte helfen. War wie ne heftige Grippe, nur ohne eben halsweh usw.
Das sind doch Absetztsymptome, oder?

20.02.2024 12:28 • #13


WayOut
@Cyborg193 es kann sich „einfach nur“ psychosomatisch sein. Dass der Körper aktuell wegen dem erhöhten „Druck“ den du spürst halt dementsprechend empfindlich reagiert und dir deine Grenzen aufzeigt. Weil er dir sagen will „fahr mal 3 Gänge zurück, das war zu viel zu schnell“.

20.02.2024 22:32 • x 1 #14


C
@WayOut ja das denke ich auch. Ich habe tatsächlich geschafft, heute zum Arzt zu fahren. Er meint, ich soll ruhig Gas geben und für die Woche auf 30 mg gehen und dann wieder auf 15 mg stabilisieren. Damit ich quasi schnell den Wirkspiegel wieder aufbaue. Und dann später den Absetzversuch viel langsamer versuchen. Innerhalb 3-4 Wochen von 15 mg auf 3.75 mg war wohl bei gleichzeitig hoher Belastung zu viel.
Ich bin diese Woche krank geschrieben und werde mich zunächst mal um Psychotherapieplatz kümmern. Ich hoffe, es wird bald wieder etwas besser.
Gleichzeitig muss ich darauf achten, mich nicht zu isolieren. Sonst sind meine ganzen Bemühungen der sozialen Konfrontation futsch.
Der Arzttermin war aber schon mal ein Erfolg. Heftig, aber ein Erfolg. Morgen geht's einkaufen

20.02.2024 22:44 • #15


WayOut
@Cyborg193 na siehst du. So ein ansetzen sollte man auch tatsächlich besser nicht allein ohne ärztlichen Rat machen. Selbst ohne Belastung wäre das viel zu schnell gewesen. Sowas geht meist nach hinten los.
Schön, dass dein Arzt da so verständnisvoll reagiert hat und dir was an die Hand geben konnte, womit es dir schneller besser geht
Das mit den Freunden stimmt, aber: Nutz jetzt wie Woche AU bitte nicht für „außergewöhnliche Aktionen“ um weiter voran zu kommen.
Nimm dir die Tage wirklich mal als Auszeit, wofür sie sich gedacht sind.
Alles mit der Brechstange geht nicht, ich rede da aus Erfahrung, ich hab nämlich auch NULL Geduld
Aber psychische Probleme sind wie ein Gummiband. Je stärker man daran zieht, desto stärker schnellt es zurück und tut umso mehr weh.
Man kann es auch ein bisschen wie Tauziehen sehen mit Hulk. Du kannst es nicht besiegen, wenn du daran ziehst wie verrückt. Hulk ist stärker. Man kann aber lernen, das Seil einfach los zu lassen und Hulk einfach Hulk sein lassen. Wenn er keinen mehr zum Tauziehen findet, wird’s langweilig und er zieht sich zurück.
Heißt: als erstes lernen, die ängstlichen Gedanken erstmal wahr zu nehmen. Weil nicht die Symptome schicken einen zum Arzt, sondern unsere Interpretation von ihnen. Also unsere Gedanken darum. Und dann heißt es lernen, diese Gedanken einfach da sein zu lassen, aber auf keinen Fall versuchen entweder dagegen zu argumentieren oder gar drauf eingehen (Tauziehen). Wenn der Gedanke kommt „oh Gott was ist wenn es xy ist?“ lernen zu denken „ja dann kann ich’s auch ned ändern, aber jetzt gerade gucken wir tv/sind arbeiten/machen xy, für den quatsch hab ich jetzt keine zeit“(Seil los lassen).
Und glaub mir, dann wird es ruhiger. Zu versuchen, diese Gedanken gar nicht mehr zu haben ist unmöglich. Es sind Gedanken, die kriegt man nicht tot (Hulk). Aber: je weniger man auf ihre Ideen und Vorschläge einsteigt, desto ruhiger wird’s mit den Monaten.
Weil eigentlich macht das Gehirn ja nur seine Arbeit. Es gibt uns einen Vorschlag von einer Idee. Wenn wir dann da drauf einsteigen, meint das Gehirn, das, was es da macht sei wichtig und richtig, und mach das immer wieder. Wenn wir aber jetzt anfangen, unseren Gehirn zu sagen, das, was du da machst, ist Quatsch und unwichtig, kann man es wieder um trainieren. Dann macht es zwar natürlich immer noch dumme Ideen, aber wenn wir nicht mehr darauf einsteigen, verschwinden diese auch umso schneller wieder.

21.02.2024 06:22 • x 3 #16


C
@WayOut wow danke für deine wertvollen Worte. Ich bemühe mich, diese Woche so ruhig anzugehen, wie es nur möglich ist. Vorallem mal Dinge tun, die ich aus Zeitgründen liegen lassen musste. Allerdings sind die einfachsten Dinge, wie Zocken schon zu anstrengend.

Die Metapher mit dem Tauziehen leuchtet ein. Etwas ähnliches habe ich in den letzten Wochen (Brainretraining) probiert, indem ich statt mich in der Negativspirale zu verheddern, positive Gefühle abzurufen. Durch positive Affirmationen, oder ich stelle mir vor, wie ich alleine an einem abgelegenen See sitze und die Ruhe genieße. Aber das endete meist dann im ständigen Kampf. Im Sekundentakt habe ich ständig zwischen Unruhe/Gereiztheit und das Abrufen von den positiven Gefühlen gewechselt. Tauziehen passt da wohl ganz gut.

Ich erinnere mich aber auch manchmal an Situationen, wo ich aufgrund meiner Anspannung bei bevorstehenden Ereignissen so heftig Durchfall bekam. Ich habe dann immer Angst, dass die Symptome mich so sehr in Stich lassen, dass ich meine Termine nicht mehr richtig wahrnehmen kann. Deshalb habe ich auch Angst vor der ambulanten Therapie. Angst davor, dass ich den Termin verpasse, weil ich auf dem Klo festsitze. Vorallem, weil diese spezielle Situation ja auch sehr wahrscheinlich ist, da ich mich ja mit meinem Innenleben beschäftigen muss.

Gestern habe ich erstmal 15 mg genommen, damit ich mich heute nicht völlig ausknocke. Muss heute einkaufen und wollte heute nachmittag vielleicht wieder Sport machen.
Bin jetzt erst 11 Uhr aus dem Bett gekommen. Ich glaube, ich probiere heute trotzdem die 30 mg und nehme sie dafür etwa 2-3h früher und gewöhne mir das die nächsten Tage an. Auch wenn es mir gerade nachts wesentlich besser geht, sollte ich zusehen, 22 Uhr ins Bett zu gehen und nicht erst, wenn ich richtig müde bin und ich 1 Uhr im Bett liege.
Wenn ich heute noch einen Stimmungshoch habe, check ich mal die Psychotherapie ab. Sonst halt morgen.

21.02.2024 13:20 • #17

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WayOut
@Cyborg193 dieses positive Gedanken haben wollen ist aber auch etwas, was frustrierend sein kann. Weil man dann versucht etwas zu erzwingen, was nicht funktioniert und dann frustriert ist.
Ich versuche einfach tatsächlich an nichts zu denken. Wenn ich nen Gedanken hab, sofort wieder aufs atmen konzentrieren „ein“ und „aus“ und sich das immer wieder sagen. Wenn die Gedanken abschweifen wieder dahin zurück.
Du kannst mal nach att Training bei YouTube suchen, das wäre eventuell ne Alternative, wenn rein das „auf die Atmung konzentrieren“ nicht funktioniert. Att ist quasi auch nen Aufmerksamkeits bzw. Fokustraining. In den usa recht bekannt, mittlerweile gibt es da aber auch ein paar deutsche Videos zu, die wirklich gut sind.
Damit hab ich zb angefangen, als das mit dem Atmen noch nicht geklappt hat

21.02.2024 15:15 • x 1 #18


C
@WayOut Danke für den Tipp. Das schaue ich mir mal gleich an.
Einkaufen hat gut geklappt. Es tut gut zu wissen, dass noch bisschen was geht.
Bei der Arbeit habe ich am Freitag (bei meinem Absturz) auch versucht, bewusst meine Aufmerksamkeit immer wieder auf das hier und jetzt zu lenken. Ich habe versucht, bewusst das zu lesen, was ich wissen will. Aber sobald ein Mensch auf dem Flur anfängt zu labern, oder Küchenlärn durch den Flur hallt, werde ich sofort aus dem Fokus gerissen und ich habe Mühe, mich erneut zu konzentrieren.
Ich glaube, das ist diese Hypervigilanz, die sich aus meinen kindheitlichen Mobbing-Traumata (und der falsche Erziehungsstil meiner Eltern) entwickelt hat. Sprich diese ständige Wachsamkeit und das innerliche Aufschrecken, wenn ein Mensch in meiner Nähe ist. Nach dem Motto mist, jetzt muss ich wieder wegrennen (Mobbing) oder Och nö, jetzt muss ich wieder außergewöhnliche Leistung bringen, damit man mich annimmt (Erziehung).
Ich werde mich nun mal überwinden, mich wieder mit ein paar Sachen zu beschäftigen.

Sollte ich direkt über die 116117 einen Therapieplatz in etwas weiterer Entfernung in Kauf nehmen, oder erstmal keine eigene Liste abtelefonieren und dabei erwähnen, dass ich auch einen Dringlichkeitscode habe?

21.02.2024 17:14 • x 1 #19


WayOut
@Cyborg193 je nach Stadt kennst du ja die Wahrscheinlichkeit, einen Platz „auf die Schnelle“ so zu bekommen. Natürlich kannst du jederzeit auch erst die eigenen Anlaufstellen abtelefonieren, aber dann solltest du das jetzt zeitnah in Angriff nehmen.
Wenn deine Überweisung schon 2 Wochen alt ist und du rufst dann erst bei der 116117 an und erzählst was von dringlich nicken die wahrscheinlich auch nur noch nett
Primär vermitteln die dir auch erstmal nur „Notfallgespräche“, wo dann erstmal deine Diagnose gesichert wird. Mit der gesicherten Diagnose kannst du dich dann an die 116117 erneut wenden. Dann geht’s erst an die Platzsuche. So war’s zumindest bei mir.
Ich würde jetzt zuerst die 116117 anrufen, dann hast du das schon mal sicher. Und dann kannst du immer noch deine selber abtelefonieren. Absagen kannst du bei der 116117 immer noch

22.02.2024 06:21 • x 1 #20


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl