Pfeil rechts
317

Lyn
Ich möchte gerne meine Gedanken teilen.
Vielleicht gibt es jemand der sich im Text wiederfindet. Vielleicht hilft es, diese Worte hier zu teilen. Abstand zu ihnen zu gewinnen.

Darauf vertrauen, dass es immer wieder heller wird.
Eine schwierige Aufgabe, in schlechten Zeiten.
Auch wenn es einem beinahe verrückt macht, wenn man nicht wirklich aus der Dunkelheit auftauchen kann. . Wenn es die Möglichkeit gäbe, einen Wunsch frei zu haben, würde ich mir ein Gefühl herbeiwünschen. Ein Gefühl, das mich sagen lässt ich liebe mein Leben und komme was wolle, ich befinde mich genau da, wo es sich gut anfühlt . Ich lebe einfach mit guten und schlechten Empfindungen. Ein Gefühl, das mich eine Freiheit spüren lässt. Ein Gefühl, mit dem ich eine Schranke in mir sprengen kann. Verständnis und ein Vertrauen in mein Leben wahrnehmen kann. Ein Gefühl mit dem ich mich von mir selbst erholen kann. Von meinem von mir abgespaltenen ICH.

Schon Jahre tue ich Vieles um meinen Frieden zu finden. Ich reflektiere mich selbst immer und immer wieder. Gleichzeitig löse ich mich immer wieder davon und lenke meine Aufmerksamkeit nach Aussen. Weg von mir selbst. Oft gab ich mir selbst an allem die Schuld. All das Dunkle in mir, ist nur da weil ich es mir selbst erschaffe. Ich löste mich wieder von diesem Gedanken, dass ich selbst der Ursprung bin. Vermehrt versuchen alles als verschiedene Teile in mir drin anzusehen.
Ich versuchte und versuche noch immer mir gegenüber Verständnis aufzubringen und hinzunehmen, dass gewisse Dinge einfach so sind und es auch keine Rolle spielt, es nicht viel bringt nach dem Warum zu suchen. Aber immer wieder holt mich ein Bewusstsein ein, das mir sagen möchte, dass ich nie frei sein kann. . Etwas in mir drin. Ein Fremdkörper.

Ich bin eifach und alles ist gut so wie es ist.Auch die schweren Momente, dunklen Gedanken gehören zu mir und haben einen Sinn. Diese Worte versuche ich schon lange zu verinnerlichen.
Ich habe das Gefühl satt von alles ist zu viel. Nur ein Windhauch, kann in mir ein Sturm entfachen. Wenn mich etwas nieder drückt, trifft es mich tief, sticht es jedes Mal ein neues Loch in meinen Lebensmut. Reisst Sinnfragen in den Vordergrund. Alles vermischt sich immer und immer wieder, endlos mit meinem Leiden. Auch die Trauer. Ich kann nicht um meine Kollegin trauern, die sich vor drei Jahren das Leben nahm, weil mit der Trauer eine dunkle Macht in mir hochkommt, da ich sie verstehen kann.
Oftmals kommen die dunklen Momente auch einfach so, ganz plötzlich ohne Grund, treffen mich unerwartet. Manchmal ist dies eine innere Leere, manchmal eine erdrückende Niedergeschlagenheit, manchmal eine tiefe Traurigkeit, manchmal einfach so lösen sich alle guten Empfindungen in Luft auf, wie etwas Festes Greifbares, was sich einfach so in eine ungreifbare Existenz umwandelt.
In schweren Momenten, kommt meistens das Gefühl, es ist alles zu viel. Ich kann nicht. Vergangene Wunden im Herzen klaffen auf.

Gefühlt in jede Situation mischt sich immer wieder dieser Fremdkörper in mir ein. Dieses Biest in mir. Dies lässt mich immer wieder glauben, dass das Ich bin.
Auch bei der Erfahrung die ich Ende vergangenen Jahres machte, mich zu verlieben. Ich musste immer den Kampf in mir spüren. Am Anfang wehrte ich mich dagegen und in einigen Momenten schien all das, Schwere auch keine Bedeutung mehr zu haben. Doch der dunkle Teil bäumte sich unweigerlich auf.
Obwohl es so schön war, Gefühle verspüren zu können, die ich lange, sehr lange nicht mehr verspüren durfte. Besonders die Empfindung mit einem Lachen. einschlafen und wieder aufwachen. Stärke in mir kam hoch, so dass ich sie selbst wahrnehmen konnte. Doch eine Beziehung eingehen, konnte ich schlussendlich nicht. Nicht mit meinen Kampf im Innern. Nicht mit dem, was in mir wieder aufbrodeln wollte. Nach zwei Jahren durchkämpfen in einem Lehrbetrieb in dem jeder Tag Angst bedeutete, mit meinem Versprechen, das ich mir selbst gab zu LEBEN und nicht wie Sie mich für den Tod entschied.
Ich kann nun nicht einfach sagen, es ist eine normale Erfahrung. Es sollte einfach nicht sein... Und ganz normale Gründe führten dazu, dass ich mich zurückzog. Ja ich führe mir dies immer wieder vor Augen, ich gebe mir immer wieder Verständnis, bis mir selbst wieder die Kraft dazu fehlt.
Ganz plötzlich kam dieses Bedürfnis auch solch eine Art von Liebe zu einem Mann zu erfahren. Fast 10Jahre sind verstrichen und ich hatte nie Platz nur schon für solch einen Gedanken. Das Bedürfnis war nicht da. Und dann ganz plötzlich eine Annäherung an dieses mir fremde Gefühl von Liebe. Ich kenne die Liebe nicht. Kurz bekam ich einen Einblick, wie es sich anfühlt, die positive Aufregung, Glücksgefühle, Kribbeln im Bauch, sich von jemandem angezogen fühlen.
Nun zu akzeptieren, dass ich nicht die Freiheit in mir verspürte diesen Schritt zu wagen, dass es vielleicht zu früh geschah, zu nah an sehr schwierigen Zeiten und es tatsächlich nachvollziehbare Gründe gab, die für mich gegen eine Beziehung Sprachen, erfordert Geduld mit mir selber zu haben. Doch die habe ich langsam nicht mehr. Ich bin näher bei 30Jahren als bei zwanzig. Und ich weiss vom Leben, was es bedeutet sich selbst immer wieder aufzurichten. Und sonst? Lieber hätte ich nicht erfahren, wie es ist einem Mann so nahe zu kommen. Denn nun fehlt mir noch mehr.

In manchen Momenten fühlt es sich an, als wäre es eine andere Person, die sich manchmal auch stark und mutig fühlt.

Ich weiss, was ich alles getan habe. Wieviel Kraft mich Vieles gekostet hat. Es soll einfach mal genug sein. Vielleicht ist es eine pure Einbildung, dass es anders sein kann. Leichter sein kann.
Ich erkenne mich mehr im Leiden als im Stark sein. Wenn ich mir vor Augen führe, was ich alles schon erreicht habe, kann ich mich nicht daran aufbauen.
Wenn Schmerzen und Schlechtes hochkommt, erkenne ich mich immer selbst darin.

Dankbar bin ich, dass ich bei meinen Liebsten Zugang finde zu wundervollen, angenehmen Gefühlen, einen anderen Zugang zu mir selbst. Einen, der gut tut. Die Dankbarkeit ist tief. Dass es nicht genügt, dass ich mich ganz fühlen kann, macht mich oft wiederum wütend auf mich selbst. Warum? Warum denn geht diese Unzufriedenheit in mir nicht fort? Warum immer wieder das Reissen, das Abdriften, das Gefühl ich Muss tun was ich tue und nicht ich will tun was ich tue? Warum immer diese Einsamkeit?

Ich bin all das. Und doch mir selbst manchmal fremd.
Dunkle Momente. Alle hängen mit meinem Kampf, mit dem Leiden zusammen. Alles scheint sich immer miteinander zu vermischen, zu verflechten. Ich scheine keine Ruhe in mir finden zu dürfen. Ich befinde mich immer wieder in mitten eines inneren Chaos. In mir fühlt es sich so zerbrechlich, schwach und instabil an. Das Gefühl irgendetwas muss sich ändern.

Muss, dass alles so sein? Kann ich irgendwann sein, zurückblicken und sagen, es waren sehr Schwere Zeiten, aber nun stehe ich mit beiden Beinen im Leben und Lebe gerne? Vielleicht ist dies jetzt mein vollkommenes Leben, ich finde einfach keinen guten Umgang damit. Vielleicht sind es zu hohe Erwartungen, die ich habe. Sind es zu hohe Erwartungen, dass man sich auch einfach gerne gut fühlen möchte ohne ständig irgendwie traurig zu sein. Ohne immer von schlechten Gefühlen gejagt zu werden?
Man hört und liest überall von Selbstliebe, lernen Loszulassen, im moment Leben und so weiter Man bekommt auch mit, wie ein erfülltes Leben aussehen soll. Immer wieder steht man vor dem Spiegel der Gesellschaft. Und man empfindet es so, dass man nicht mithalten kann. Man wünscht sich normaler zu sein.
Ich bin nicht die einzige, die wohl solche Gefühle empfindet. Nicht die Einzige die zu kämpfen hat. Wieviel es wohl gibt, für deren das Leben nicht einfach nur helle und dunkle Momente bereit hält, sondern helle Momente, die von tiefer Dunkelheit immer wieder zerstört werden? Obwohl man eigentlich alles hat.
Da ist einfach immer wieder diese Dunkelheit auch wenn die Sonne scheint. Man kann nicht Glücklich sein. Und man sucht verzweifelt nach dem Sinn.

Ich will nicht immer Jammern, im Selbstmitleid versinken und im Gleichen drehen und drehen.
Ich möchte vermehrt sagen können, ich fühle mich gut und dies von tiefstem Herzen. Mehr Lachen können. Mehr leichter nehmen. Einfach mal in die Tage hineinleben und alles annehmen, wie es ist. Ohne die Gedanken warum, wofür, wozu Leben. Vermehrt einfach nur Freude empfinden. Am Abend nach Hause kommen und fühlen, dass ich zufrieden bin. Mehr Dinge im Leben haben, die mich ausfüllen, erfüllen. Vor dem Einschlafen einfach an schöne Erinnerungen denken können. Beim Aufwachen mit einer Gelassenheit den Tag beginnen. Ich möchte vielmehr allen unangenehmen Dingen im Leben mit Mut gegenüber treten. Ich möchte eine Freiheit in mir verspüren, die anhält. Zu mir selber stehen und mich den Menschen zeigen, so wie ich bin. Ich möchte erleben, wie es sich anfühlt Lebenslustig zu sein.
Es ist wiederum frustrierend, wenn dies alles irgendwie nicht möglich erscheint.

Worte, richtige Worte zu finden, gelingt oft nicht. Sie können nie wahrhaftig beschreiben, wie sich alles anfühlt. Einen Moment, einen Teil des Empfinden beschreiben. Aber nie wie es sich wirklich anfühlt, wenn tief verwurzelte schwerwiegende Gefühle, mich wieder einholen, niederreisse, umklammern und festhalten.
Verloren fühlen. Abwesend sein. Gedankendrehen. Ankerlos. Lustlos. Kraftlos.
Mein Leben ist mir nie genug. Ich selbst bin mir nicht genug.

18.02.2019 01:30 • 20.02.2024 x 18 #1


278 Antworten ↓


M
Danke auf jeden Fall dafür, dass du deine Gedanken hier geteilt hast. Fühlst du dich denn durchgehend so schwer? Du hast doch bestimmt auch gute Momente. Versuche deine Aufmerksamkeit auf die guten Momente zu lenken. In den schlechten Momenten ist uns oft gar nicht mehr bewusst, dass es die guten Phasen ja auch gibt und sie einen großen Teil einnehmen.
Sind es bei dir denn eher Depressionen, Ängste oder evtl Traumata?

18.02.2019 02:32 • x 1 #2


A


Ich will mich gut fühlen und mich akzeptieren

x 3


Lyn
Danke, dass du meine Worte gelesen hast und für die Antwort.
Ja, es gibt sie, die guten Momente. Wenn ich Zeit mit meinen Liebsten verbringen kann.
Und ich halte mich immer wieder an ihnen fest. Dankbar gibt es Lichtmomente. Zu tiefst dankbar. Ohne diese Momente wäre ich schon lange nicht mehr hier.
Es macht mich wiederum wütend auf mich selbst, da ich wirklich zwar wenige aber sehr tiefe Freundschaften haben darf, eine Familie habe, die da ist und ich trotzdem oft sehr schlechte Gefühle empfinde.

Im Moment einfach gerade müde.
Vergangene Wochen kam vieles auf einmal in mir hoch. Versucht bei einer Therapeutin mir einiges von der Seele zu reden, doch irgendwie hat es noch mehr in mir entfacht.
Viele Therapien hinter mir und langsam habe ich es satt, dass ich gefühlt ständig kämpfen muss. Ich habe schon Vieles erreicht. An mir gearbeitet. Irgendwann möchte man sich doch einfach mal gut fühlen können. Ankommen in seinem Leben. Geniessen können.
Aber irgendwie funktioniert es nicht.

Angst, dass es nie anders wird.
Verständniss aufbringen für mich selbst, für meine Geschichte, Verständniss dafür, dass mein Leben so ist wie es ist, fällt schwer. Als wären zwei Seelen in mir, mit Sehnsüchten. Eine, die sagt, Ich will mehr vom Leben. Manchmal einfach ein Reset. Sehnsucht nach Leben.
Und eine andere, die sagt, eigentlich hat es hier auf dieser Welt keinen Platz für mich und ich bin des Lebens müde. Sehnsucht nach dem Tod.
Erstere Sehnsucht versuche ich scheinbar erfolglos zu stillen und die zweite schwäche ich immer und immer wieder ab.

Depressionen, Essstörung

Hm ich möchte hier nicht schreiben um mich selbst zu bemitleiden oder zu Jammern. Ich brauche auch kein Mitleid.
Mehr erhoffe ich mir vielleicht hier einen Raum um Gedanken niederschreiben zu können und eine Reflexion von aussen zu bekommen oder Gedankengänge von anderen dazu zu lesen, die mir eine andere Sichtweise aufzeigen können.

18.02.2019 12:22 • x 6 #3


M
Es freut mich sehr zu lesen, dass du im Zusammensein mit deinen Liebsten tiefe Dankbarkeit spürst. Bei mir ist es zB so, dass ich ohne meine Erfahrungen mit den Panikattacken und den damit einhergehenden depressiven Phase wahrscheinlich nicht gelernt hätte, was Glück und Zufriedenheit wirklich ist. Wenn ich glücklich bin, dann bin ich erfüllt von einer Dankbarkeit und Ausgeglichenheit, von der ich gar nicht wusste, dass es sie in dieser erfüllbaren Form gibt. Ich versuche dem also auch eine gute Seite abzugewinnen, ohne es schönreden zu wollen.
Es klingt immer so abgedroschen, aber ja, ich freue mich über die erste Blume im Frühling, die spürbar länger werdenden Tage oder auch über den Regen, der Pflanzen und Tieren nach einer längeren Trockenzeit wieder Energie spendet. Diese vielen kleinen Dinge habe ich früher nicht bewusst wahrgenommen.

Das Gefühl der Wut, das du beschreibst, kenne ich auch von mir. Man denkt, dass es einem doch gut gehen sollte und ärgert sich über sich selbst. Aber das ist auch ein großer Punkt, an dem wir ansetzen sollten. Wir stehen uns damit selbst sehr im Weg zur Besserung. Irgendeinem Menschen auf der Welt gerade geht es immer schlechter als uns. Daran darf man seine eigenen Empfindungen nicht messen, denn es führt einfach zu keinem Ergebnis. Jeder hat seine eigene Geschichte und jeder seine eigenen Gründe zu reagieren. Das Wichtigste: Es ist dir bewusst, dass du Glück hast Freunde und Familie zu haben und Punkt. Dass du es in manchen Momenten nicht empfinden kannst, dafür darfst du dich nicht selbst kritisieren, sondern es als das annehmen, was es ab und zu ist...eine dunkle Brille, die die Sichtweise trübt.
Du bist aber mehr als das! Viel mehr! Das darfst du bitte nicht vergessen.
Leider gibt es nicht diesen Knopfdruck und dann ist alles so, wie wir es gerne hätten. Es sind Prozesse. Prozesse müssen entstehen, nicht promt da sein.

Ja, man hat es satt. Irgendwann mag man nicht mehr. Diese Müdigkeit kenne ich auch und habe gemerkt diese Müdigkeit kommt nur von meinem eigenen Kampf. Ich denke, der Kampf gegen sich selbst, gegen seine Gefühle und gegen seine Gedanken. Das Gefühl, es stimmt etwas nicht mit einem.
Man kann nicht ständig gegen sich selbst kämpfen und gewinnen. Das ermüdet, ja.
Du schreibst:
Irgendwann möchte man sich doch einfach mal gut fühlen können. Ankommen in seinem Leben. Geniessen können.
Aber irgendwie funktioniert es nicht.
Ich habe für mich selbst erfahren, dass es dieses eine große Ziel Glück nicht in der Form gibt. Also nicht in der Form, dass man es erreicht hat und dies dann so bleibt. Die Natur zeigt uns das. Im Herbst und Winter zieht sie sich zurück.
Regeneriert sich. Im Frühling schöpft sie Energie und blüht. Ein ewiger Kreislauf.
Du kannst Glück nicht erreichen und dann als erreichtes Ziel festhalten. Genieße es, wenn es da ist und wenn es sich zurückziehen möchte, dann lass es freundlich sich verwandeln. Es wird trotzdem in dir da sein, auch wenn dir die Brille die Sicht vertrübt. Es ist in dir.

Und du hörst dich auch gar nicht an, als wolltest du nur Mitleid. Du sprichst hier wahrscheinlich sehr viel mehreren Leuten aus dem Herzen, als du denkst.

Kannst du denn einem Alltag nachgehen, der dich etwas von unangenehmen Gedanken ablenkt? Zum Bsp. beruflich oder hast du ein Hobby, dass dir gut tut?

18.02.2019 22:36 • x 6 #4


Lyn
Ich danke dir, dass du dir die Zeit nimmst mir zu antworten.

Zitat von Monjah:
Das Gefühl der Wut, das du beschreibst, kenne ich auch von mir. Man denkt, dass es einem doch gut gehen sollte und ärgert sich über sich selbst. Aber das ist auch ein großer Punkt, an dem wir ansetzen sollten. Wir stehen uns damit selbst sehr im Weg zur Besserung.

Ja, wir stehen uns damit im Weg. Dieses Bewusstsein ist auch bei mir da. Nur hilft es im Moment nicht. Leider.

Zitat von Monjah:
sondern es als das annehmen, was es ab und zu ist...eine dunkle Brille, die die Sichtweise trübt.
Du bist aber mehr als das! Viel mehr! Das darfst du bitte nicht vergessen.


Es tut gut dieses Worte von jemand anderem zu hören, wenn man sich dies selbst nicht sagen kann... Ich zweifle daran. Ich verliere den Glauben, dass ich mehr bin als das alles. Ich vermute, du kennst dieses Gefühl auch...?

Zitat von Monjah:
Man kann nicht ständig gegen sich selbst kämpfen und gewinnen

Dieses Gefühl sein eigener grösster Feind zu sein. Ich glaube dies ist etwas vom schlimmsten.
Genau das war auch bei meiner Kollegin,die sich das Leben nahm, der Fall. Deshalb muss ich die Trauer über ihren Suizid einfach wegdrängen, weil es in mir dieses Reissen in dieselbe Richtung entfacht. Vergangene Wochen das erste mal bei einer Psychologin darüber geredet. Doch es löste wohl wieder zu vieles aus. Und ich muss jetzt weiterfunktionieren. Ich befinde mich in einer Zusatzazsbildung. Zwei Horrorausbildungsjahre hinter mir in einem anderen Betrieb. Durchgekämpft. Gab mir nach ihrem Suizid das Versprechen die erste Chance auf eine Ausbildung mit 24jahren zu nutzen und alles dafür zu tun um weiter am Leben zu bleiben. Nun darf ich nicht einknicken. Ich bin nun an einem Ausbildungsort an dem ich wertgeschätzt werde. Aber es fühlt sich an als würden sich nun alle Lasten in mir Aufbäumen. Und ich muss weiterhin leisten, habe nicht mehr viel Kraft.

Es ist einfach viel in mir, das wütet. Unerbittlich. Ich finde irgendwie nicht wieder ins Positive.
Eine Spirale in mir die mich nach unten zieht. Vorallem Abends alleine in der Wohnung. Bei der Arbeit werde ich still, aber es gelingt mir zu funktionieren und mir nicht allzusehr anmerken zu lassen, wie es mir tatsächlich geht. Ich hoffe immer, dass es am nächsten Tag leichter ist in mir.

Hobbys, nein. Vergangene zwei Jahre brauchte ich alle Energie um mich verbissen durch die Ausbildung zu kämpfen.
Davor habe ich über zwei Jahre ein paar Tage unter der Woche bei jener kollegin in ihrer Tier Pension gearbeitet. Dies tat mir gut Zeit mit ihr und den Tieren zu verbringen. Ein Hobby für mich wiederzufinden gelang mir nicht mehr seit ich 18Jahre alt bin. In guten Zeiten lese ich, oder zeichne. Und Ende vergangen Jahres gab es eine Phase in der ich auf einmal verspürte, dass ich sovieles noch erleben möchte. Es war auch jene kurze Phase in der ich mich das erste Mal verliebte.
Der Kontrast jetzt zu dieser ganz kurzen Zeit, wo meine Seele scheinbar einen kurzen Aufschwung erlebte, trifft mich wohl auch umso schwerer.

Es kommen auch wieder Gedanken die mich selber ängstigen. Ich möchte eine Ausflucht. Am liebsten einfach auf der Stelle zusammenbrechen... Irgendwas. Schreien, dass ich einfach nicht mehr kann. Einfach einen Stop. Damit ich wieder durchatmen kann. Ich brauche ganz Dringend neue Energie. Nehme alles als Druck war. Ausbildung, Schule, leben. Alles gerade ein riesiger Druck für mich.

Aber ich kenne mich, ich werde trotzallem auch morgen wieder aufstehen und weitermachen.

Oh ich schreibe gerade sehr viel. Ich hoffe das ist ok. Es musste wohl einfach geschrieben werden.

19.02.2019 19:44 • x 1 #5


sun_shine_
Hallo Lyn,

kurz zu mir,
ich leide auch an Depressionen auch kommen bei mir noch Angstzustände dazu. Ich hatte es ein paar Jahre gut unter Kontrolle, seit sich in meinem Leben einige Schicksalsschläge ergaben geht es mir wieder schlecht.
Ich kann gut mit dir mitfühlen, auch diese Leere wie du sie so schön beschrieben hast, davon kann ich auch ein Lied singen

Ich wünsche dir ganz viel Kraft

Liebe Grüsse

20.02.2019 00:18 • x 1 #6


M
Ich kann das gut nachempfinden. Aber hast du gerade den Suizid deiner Kollegin etwas intensiver in deiner Therapie thematisieren können? Das ist ja schon etwas, dass man nicht einfach mal eben so wegsteckt, zumal die Angst hochkommt, das könnte einem selbst auch passieren. Man entwickelt eine starke Angst vor Selbstmordgedanken.
Was ich an mir selbst jedoch immer wieder feststellen kann, ist, dass ich in diese Angst gehen muss, um sie verwandeln zu können. Die Auseinandersetzung, um es verarbeiten zu können. Wenn du es meidest, wirst du es umso stärker in dir brodeln spüren. Kannst du dir vorstellen, dich dem in der Therapie zu stellen. Dem, wovor du weg läufst. Du hast zwar geschrieben, dass du es in der Therapie angesprochen hast, aber wie hat denn die Therapeutin darauf reagiert?
Trauerst du denn um deine Kollegin und reißt dich das Gefühl der Traurigkeit runter oder ist es die Angst davor, sich damit auseinanderzusetzen? Hattest du denn schon vor ihrem Freitod Gedanken daran, dass es sich nicht mehr lohnt?
Ich hoffe, dass in nicht zu tief bohre.
Aber der Tod und dann auch noch die Horrorjahre in der Ausbildung, von der du geschrieben hast. Für mich ist es schlüssig, dass es dir nicht gut geht. Es wird wieder etwas Zeit benötigen. Aber du holst dir Hilfe und dir wird es wieder besser gehen. Gib dir und deiner Seele die Zeit, die sie braucht. Wie gesagt, leider haben wir nicht den berühmten Knopf
Aber wie gesagt, das wüten von dem du schreibst...Für mich hört es sich einfach so an, als wenn du dauerhaft gegen unangenehme Gedanken und Gefühle kämpft, die du Angst hast fließen zu lassen. Ich bin immer noch dafür, dass du dich dem in der Therapie stellst, damit es sich nicht weiter aufbäumt; kann aber natürlich nur schätzen und aus meiner eigenen Erfahrung sprechen.

Auch wenn dir nicht danach ist, vielleicht schaffst du trotzdem dir etwas Abwechslung zu gönnen aus Arbeit und abends alleine sein. Wenn es dir mit den Tieren in der Pension so gut ging, könntest du dir vorstellen, ein Kleintier aus dem Tierheim aufzunehmen? Die Pflege um diese kleinen Wesen gibt einem so viel.
Oder dass du vielleicht trotzdem nach der Arbeit etwas Sport machst? Oder ist das alles für dich gar nicht vorstellbar?
Nicht mit dem Ziel, jetzt muss ich mich besser fühlen, aber um auch andere Eindrücke zu bekommen als den Alltag und damit man sich nicht noch tiefer verstrickt in seiner Gedankenwelt. Einfach etwas Abwechslung.

Ich kenne den Druck, den du beschreibst, so gut von mir. Schwer auszuhalten. Was mir hier immer etwas Abhilfe verschafft hat, war MBSR, Achtsamkeitsmeditation. Ich mache fast täglich 45 Min Bodyscan. Es ist eine Aufnahme, die dich auch immer wieder daran erinnert, dass du auch unangenehme Emotionen wahrnehmen und fühlen darfst und sie vorbeiziehen drfen, weil du dich dann wieder auf ein Körperteil konzentrierst. Hast du damit schon Erfahrung? Es braucht immer etwas Zeit, hilft aber tatschlich nachweislich bei Angst, Depressionen und Burn out.
Wenn du wieder Gedanken loswerden möchtest, gerne.
Natürlich so wie sich auch alle anderen dazu eingeladen fühlen dürfen ihre Gedanken und Gefühle zu teilen

20.02.2019 19:34 • x 3 #7


Lyn
Zitat von sun_shine_:
Ich kann gut mit dir mitfühlen, auch diese Leere wie du sie so schön beschrieben hast, davon kann ich auch ein Lied singen

Ich wünsche dir ganz viel Kraft


Danke dir


Zitat von Monjah:
Hattest du denn schon vor ihrem Freitod Gedanken daran, dass es sich nicht mehr lohnt?

Ja, diese Gedanken begleiten mich schon lange.
Oftmals sehr intensiv. Sie war die erste, von der ich mich bei diesem Thema verstanden fühlte.
Ich empfand es so, dass wir in vielem sehr ähnlich fühlten, ähnlich über die Welt und das Leben dachten und wir sprachen auch miteinander über dieses Thema. Nicht im Sinne von, dass wir uns gegenseitig runterzogen, vielmehr konnten wir uns so gegenseitig immer wieder aufbauen uns Mut geben. Und auch die Hunde brachten uns bei den Spaziergängen automatisch immer wieder in positive Momente, wenn wir beim Reden abhoben. Es gelang uns auch immer wieder über sehr ernste Themen so zu sprechen, dass wir darüber lachen konnten. Wir befanden uns in einem ähnlichen Kampf. Vorher hatte ich nie mit jemandem über diese Gedanken reden können. Auch während meiner vielen Klinikaufethalten habe ich nie über solche Gedanken geredet.
Und dann aufeinmal war sie wirklich fort, einfach so.

Wenn Trauer hochkommt, kommt automatisch diese dunkle Sehnsucht in mir hoch.
Das weiss niemand von meinem Umfeld. Soll auch niemand wissen. Nur wünschte ich mir manchmal, dass man verstehen könnte wie sehr weh das alles tut, wie schwierig es ist.

Zitat von Monjah:
Kannst du dir vorstellen, dich dem in der Therapie zu stellen.

Ich wollte es, weil ich in letzter Zeit spürte, dass es an der Zeit wäre und ich entschied mich dafür erneut zu einer Psychologin zu gehen, obwohl ich mich erst im August von meiner letzten psychologischen Begleitung verabschiedet habe. Das Gefühl irgendwann genug Therapien gemacht zu haben.
Die letzten Gespräche in denen ich das erste mal über meine kollegin gesprochen habe, haben noch mehr ausgelöst. Wenn ich darüber rede scheint es, als wäre alles noch realer und würde ausser Kontrolle geraten. Das macht Angst. Weil ich ja weiss, dass es keinen Platz hat, jetzt in der 2.ausbildung, dass ich mir erlauben könnte eine Weile nicht mehr zu funktionieren.
Wenn ich darüber rede bekommt der dunkle Teil irgendwie im moment noch mehr Macht. Seit dem letzten Gespräch kämpfe ich so sehr gegen dieses Gefühl ich kann nicht mehr an. Die Psychologin lässt mir zum glück den Freiraum, dass ich mich melden darf und sie keinen Druck macht einen nächsten Termin zu vereinbaren...

Nun werde ich langsam müde,
Wollte gerne noch auf mehr Antworten. Aber für heute reicht es.
Erleichtert hier schreiben zu können

21.02.2019 22:14 • #8


M
Ich hoffe, dass es dir etwas hilft, deine Gedanken hier niederschreiben zu können. Hier ist immer jemand, der Ohr ist. Ich bin es auf jeden Fall

Du hast jetzt wirklich viel hinter dich gebracht. Wirklich einen Brocken. Wenn jmd Liebes den Freitod wählt, haut es jeden aus den Socken. Für diejenigen, die sich mit gleichen Gedanken beschäftigen, ist es noch viel schwerer.
Auch die Schwere wird sich wandeln. Nichts in der Natur ist unveränderlich. Hab tief in dir das Urvertrauen in dich und vor allem, gib dir die Zeit dafür. Die braucht es wirklich. 3 Jahre sind keine Zeit.

22.02.2019 13:13 • x 3 #9


Lyn
Wird sich die Schwere wandeln? Irgendwann, wirklich?
Ich muss gerade Dampf ablassen.
Heute nach der Arbeit zu meinen Eltern Abendessen. Ja tat gut nicht alleine zu sein. Doch ich fühlte Tränen hochkommen und es riss mich wieder alleine in meine Wohnung. Eigentlich hätte ich bei Ihnen übernachten können. Wäre auch von Vorteil, da ich morgen meine zwei besten Freunde sehe, die am selben Ort Wohnen wie sie. Etwas an die Sonne spazieren gehen.

Ich wusste, was ich tue, sobald ich alleine bin.
Dies ein nicht mehr wegzudenkendes Ritual wenn ich mich nicht gut fühle. Obwohl ich schon Jahre mich anstrenge dagegen was zu tun Ok, die letzte zwei Jahre liess ich es einfach geschehen, weil es mir Kraft gab. Ich glaube, dies kann jeder verstehen, der unter Süchten leidet, Fluch und Segen in einem.
Mich der Bulimie hingeben und seit ca 1Monat der Griff zu einer Flasche Wein.
Ich hasse mich dafür und umso mehr hasse ich gerade jetzt mein Leben. Jeden Abend das selbe Spiel. Seit 2 1/2 Jahren, in denen ich alleine wohne habe ich nur selten für mich gekocht. Länger her. Kühlschrank muss sowieso leer sein. Zum Mittagessen bei der Arbeit Fertigmenus oder Sandwich. Geht auch ins Geld.
Ich finde es erbärmlich. Und mir ist bewusst, dass ich mir selbst schade. Geht nicht anders. Ich fühle mich in diesen berauschenden Momenten einfach geborgen, verstanden von mir selber, betäubt von allem schlechten, wirklichkeitsfern, nicht mehr einsam, ganz....? Wie Oft wünschte ich, dass mein Körper einmal Alarm schlägt. Vielleicht ist dies ja der Plan. Alles herauszufordern für einen Neuanfang. Niemand weiss heute von der Bulimie. Über das zu reden habe ich aufgegeben. Es hätte vergangene Jahre sowieso nur geheissen, ich müsse erneut in eine Klinik, da ich so alleine bestimmt nicht herausfinden werde. Das hätte alles andere als geholfen. Mich nicht weiter gebracht und auch jetzt steht es für mich nicht in Frage. Weil was bringt es für mich wieder und wieder ständig über eine Krankheit zu reden und dazu Therapien zu machen. Ich möchte Psychiatrien nicht schlecht reden. Ich erachte es als sehr sinnvoll und auch hilfreich. In vergangener Zeit hatte ich die verschiedenen Aufenthalte auch für mich gebraucht, sie haben gut getan, mir geholfen, mich weitergebracht. Aber nun, ich brauche Leben. Und nicht ein Ort an dem Krankheiten im Vordergrund stehen.
Vielleicht finde ich bald Energie um irgendwas für mich zu finden, wie Meditation oder so. Ich habe mich mal kurz damit beschäftigt.... Etwas positives muss ich ja auch noch schreiben. Das tue ich immer auch für mich selbst vielleicht, wenn ich schreibe irgendetwas positiv anhauchen, obwohl es nicht so aussieht.

Ich kann mir vorstellen, dass ihr, die das liest, genau das selbe denkt, dass ich professionelle Hilfe brauche. Ich will es nicht hören
Hoffe, dass es verstanden wird, warum.
Hm der Griff zum Alk. kam nach den beiden Therapiesitzungenund auch die bulimie meldete sich stärker. Darum habe ich auch jetzt mich noch nicht wieder um einen erneuten Termin bemüht.
Man geht dorthin, redet vieles sich von der Seele, 60minuten vorüber, Tür zu und man steht alleine da mit noch mehr Fragen, Wunden, die gerade noch mehr aufreissen....

Und gerade jetzt hasse ich mein Leben und mich selbst....
Bin froh kann ich hier schreiben. Schreiben hilft.
Es braucht auch Niemand das Gefühl zu haben, er müsse mir Antworten.
Natürlich tut es gut. Aber ich selbst kann anderen gerade nicht viel zurückgeben. Deshalb diese letzten Worte.

24.02.2019 03:11 • #10


sun_shine_
Hey Lyn,

ich wünsche dir einen schönen Tag mit ganz viel Sonne

24.02.2019 11:39 • x 1 #11


Lyn
Danke Sun_shine

Ich konnte wirklich Momente mit meinen zwei Liebsten in der Sonne geniessen. Als es in mir wieder kippte, ich oft irgendwie wieder abwesend war und still wurde, konnte ich spüren, dass es für sie ok ist. Dass es kein Druck ist unterhalten zu müssen. Dass ich auch einfach Schweigen darf, wenn ich mit ihnen zusammen bin. Es tut gut Menschen zu haben, die mich einfach akzeptieren, ohne zu verurteilen. Eines der grössten Geschenke.


Zitat von Monjah:
ch habe für mich selbst erfahren, dass es dieses eine große Ziel Glück nicht in der Form gibt. Also nicht in der Form, dass man es erreicht hat und dies dann so bleibt. Die Natur zeigt uns das. Im Herbst und Winter zieht sie sich zurück.
Regeneriert sich. Im Frühling schöpft sie Energie und blüht. Ein ewiger Kreislauf.
Du kannst Glück nicht erreichen und dann als erreichtes Ziel festhalten. Genieße es, wenn es da ist und wenn es sich zurückziehen möchte, dann lass es freundlich sich verwandeln

Ich habe gerade nochmals deine Antworten durchgelesen Monjah. An diesen Worten bin ich hängen geblieben. Diese Worte, sehr Weise, klingen schön, Mut gebend. Wäre schön, wenn ich für mich auch solche Erkenntnisse gewinnen darf. Irgendetwas, das ich verinnerlichen kann, mir ein Gefühl von Freiheit gibt.
Dass ich mich gerade kurz öffne für solche Worte, zeigt mir jetzt gerade, dass Hoffnung in mir ist. Genau jetzt in diesem Augenblick. Im selben Augenblick spüre ich genauso meine Erschöpfung.

24.02.2019 19:42 • x 1 #12


M
Hab Geduld. Ich weiß, das hast du bestimmt schon supe oft gehört. Aber mach dir keinen Druck. Auch wenn es einem trotz Erkenntnis nicht sofort gut geht, ist es in Ordnung. Du bist so in Ordnung, wie du bist.
Und ich freue mich sehr für dich, dass du so verständnisvolle Freunde hast, ein Geschenk.

24.02.2019 20:10 • x 2 #13


sun_shine_
...schön, dass du mit deinen Liebsten den Tag heute geniessen konntest ich freue mich, dass du solche lieben Menschen um dich hast die dich annehmen, sowie du bist

25.02.2019 00:27 • x 1 #14


Lyn
Meine Mitarbeiter.

Sie deuten meine Stille als Charakterzug.
Sie spassen und albern herum und deuten meine Zurückhaltung, mein nicht daran teilnehmen, als Vernunft.

Unüberlegt wird es als Witz ausgesprochen. Zum Glück sei ich hier, die Vernünftigste hier, nicht so verrückt wie sie. So sei alles immerhin ein wenig ausgeglichen. Sie meinen es nicht böse. Sie wollen mich nicht verletzen. Sie sind wahrhaftig liebe Menschen, doch sie wissen nicht, was hinter diesem Still sein steckt. Sie wissen nicht, dass solche Worte weh tun können. Sie wissen nicht, dass ich gerne Spass machen würde, zu mehr Humor finden möchte, aber ich einfach nicht kann. Wie gerne würde ich dann nur schreien. Seht ihr denn nicht, wie zerbrochen alles in mir gerade ist? Denkt ihr einfach nur, dies ist nun mal meine Art. Still, ruhig, zurückhaltend?

Sie erzählen von ihren Erlebnissen an den freien Tagen. Sie erzählen von der vergangenen Partynacht. Von neuen Bekanntschaften. Von peinlichen lustigen Momenten. Sie freuen sich wie verrückt auf den Feierabend, weil sie noch dies und jenes vorhaben. Sie erzählen von ihren Partnern, von ihrem Zuhause. Sie reden miteinander und auch mit mir. Sprühen vor Leben. Leben ihr jung sein. Kosten alles aus. Voller Energie.

Ich kann nicht mitreden. Ich würde gerne mitreden können. Wieder fühle ich mich anders. Nicht ganz.

Sie reden manchmal über andere Leute, die sie seltsam finden. Sie scheinen nicht zu erkennen, dass ich diese Menschen verstehe und jenen Menschen näher bin als ihnen. Aber sie zählen mich anscheinend nicht zu der seltsamen Art von Menschen. Warum auch immer.

Sie wissen, ahnen nichts davon, dass ich selbst gerade das Gefühl in mir habe psychisch am Limit zu laufen.

27.02.2019 23:07 • x 1 #15


M
Das kenne ich auch nur zu gut. Es gibt Phasen, da denkt man sich, warum kann ich das nicht auch. Ich möchte unbedingt. Und damit macht man sich selbst wieder den Druck und spürt ihn am Vergleich umso intensiver. Man ist in seiner eigenen Welt.
Aber auch deine Arbeitskollegen werden ihre eigenen Problemchen haben, sich mal einsam fühlen, mal einfach nur alleine zu Hause sitzen und sich über Gott und die Welt Gedanken machen, einfach mal nicht vor Leben sprudeln.
Ich möchte Depressionen damit nicht als Problemchen abtun. Nur verdeutlichen, dass du mit deiner Gedankenwelt nicht allein bist
Alles gleich, nur verschoben.

28.02.2019 12:53 • x 3 #16


Lyn
Zitat von Monjah:
Ich möchte unbedingt. Und damit macht man sich selbst wieder den Druck und spürt ihn am Vergleich umso intensiver. Man ist in seiner eigenen Welt.

Genau so. Und obwohl ich nicht alleine bin mit diesen Gefühlen, ich fühle mich gerade alleine damit. Sehr.

Ich hasse diese eigene, verflucht Welt. Nichts Gutes ist davon abzugewinnen.
Und schon wieder in meinen vier Wänden. Am Nachmittag mit meiner besten Freundin und ihrem Pflegehund spazieren. Tat gut. Sie hörte mir zu. War da. Genauso ich für sie. Einfach beieinander sein, sich gegenseitig wahrnehmen, fühlen, auch ohne Worte, ankommen, wohl fühlen... Mit ihr. Mein Zustand auszuhalten. Als es gegen das Ende zuging, spürte ich das abdriften wieder in meine andere Welt, der dunkle Umhang, welcher nur wieder darauf wartete, sich um mich zu legen und ich wusste, dass ich mich an nichts festhalten werden kann. Ausser wieder Einkaufen gehen, mich mit Nahrung vollstopfen.
Am liebsten hätte ich geweint, ihr gesagt lass mich nicht allein, obwohl ich auch den Drang alleine zu sein, einfach wieder Ruhe haben, wahrnahm. Sagen, ich habe Angst. Angst vor dem wieder alleine sein. Doch ich verabschiedete mich mit einem dankbaren Lächeln. Sie kann ja nicht andauernd da sein. Ich halte es ja auch nicht aus, wenn ich nicht alleine bin. Ein Widerspruch in sich. Ein Kampf. Ich hätte auch wählen können und zu meinen Eltern gehn. Doch es gelang mir nicht. Weil ich wusste, dass ich es auch nur schwer aushalten kann, wenn ich keine Möglichkeit habe wieder zu flüchten. Vielleicht geht es mir ja noch zu gut.

Wieder in meinen vier Wänden. Morgen wieder arbeiten. Wieder in mir: ich kann nicht, ich mag nicht mehr, ich habe Angst unter normale Leute zu treten und wieder spüren müssen, dass ich nicht bin wie sie.
Wünschte jemand würde kommen, mir sagen, du darfst dir eine Pause gönnen, ich kümmere mich um dich, du musst morgen nicht zur Arbeit, du darfst nun eine Zeitlang aussteigen aus dem alltäglichen normalen funktionieren. Du darfst auch einfach einmal liegen bleiben. Du darfst erschöpft sein, du darfst dich einfach einmal ausschalten. Ohne dich zu erklären. Ohne dass du alles, was du dir erarbeitet hast, verlierst. Ohne dass rundherum Panick geschoben wird, weil es dir nicht gut geht, wenn du sagst, ich kann nicht mehr..... Derselbe Art von Wunsch, wie ich mir gerade wünschte mein Herz würde gerade einfach aufhören zu schlagen, oder mein Körper einfach so zusammenbrechen, dass ich nicht mehr kann...

Kann das vielleicht jemand nachempfinden?

Auch Erinnerungen an SIE kommen wieder. Heute am Bahnhof. Der Zug rollt. Sie springt einfach davor. Wie aus dem nichts ein Bild. Ihr Gesicht im Kopf. Nein ich möchte nicht wieder diesen Schmerz spüren.... Gedanken an sie wieder wegdrängen. Und gerade jetzt während ich hier schreibe, wieder da

28.02.2019 19:52 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

M
Halle Lyn, grüß dich,

du fühlst dich allein, bist es aber nicht. Hattest du hier einen Blick in die Beiträge unter der Kategorie Depressionengeschaut? Viele, viele Menschen teilen ähnliche Gedanken. Bleib dabei und teile sie auch mit uns.
Wenn du sagst, du kannst der Welt nichts Gutes abgewinnen, hilft es dir vielleicht, dass du deine Gedanken etwas korrigierst? Zum Beispiel, dass du ja schöne Momente mit lieben Freunden hast. Auch wenn sie in dem Moment nicht immer spürbar sind, diese Momente. Mit dieser Art gedanklichen Korrektur sollst du dir nichts schöner reden, als es im Moment ist. Das geht und wirkt wohl auch nicht. Aber es hilft, sich nicht weiter in die Tiefen zu verstricken und abzudriften.

Du schreibst auch, dass du diese Welt hasst. meinst du damit deine eigene Welt oder die Welt allgemein?

Du kannst außerdem ziemlich toll, poetisch, schreiben. Hast du eigentlich schon mal überlegt, ein Buch zu schreiben? Vielleicht wäre das eine Beschäftigung für dich, die dir hilft.

Ich kann dir nur nochmal Achtsamkeitsübungen ans Herz legen, falls du es noch nicht über eine längere Dauer mal ausprobiert hast. Einfach um Abstand zu deinen Gedanken zu gewinnen. Sie zumindest als das zu erkennen, was sie sind, bloße Gedanken. Manchmal toben sie sich wie auf einem Spielfeld, also auf dir, aus. Wenn sie fertig sind, dann ruhen sie erst einmal wieder. Vielleicht wird das Toben irgendwann leiser...Versuche es. Du hast nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen.
Versuche nicht an den nächsten Tag zu denken, strukturiere dir einfach nur den Tag. An jedem Morgen neu. Denke nicht an die nächsten Tage, Wochen, Monate Jahre...bleibe einfach im Jetzt

Und es dauert. Man schafft sich ein Gegengewicht. Es braucht Zeit, bis es aufgebaut wird. Und zwischendurch stagniert der Bau oder mal fällt es wieder wie eine Mauer um einen ein, aber baue dann weiter. Hinfallen ist nicht schlimm, lasse dich fallen. Aber nimm dann wieder den nächsten Stein und setze ihn auf. Langsam. Mache dir keinen Druck, nichts muss geschafft oder erreicht werden. Nur der eine Tag zählt. Immer nur der Tag im Hier und Jetzt.

01.03.2019 17:19 • x 3 #18


Lyn
Liebe Monjah ich wollte eigentlich noch auf deine Worte eingehen. Nur gerade gelingt es mir nicht... Vielleicht später. Ich hoffe, das ist ok. Es steckt jedes mal viel Energie dahinter jemandem solche Worte zu schreiben. Das weiss ich. Und ich bedanke mich bei dir.

Ich möchte gerne einen weiteren Text teilen, den ich heute geschrieben habe. Einfach mit jemandem teilen. Manchmal das Gefühl ich drehe mich auch beim Schreiben im Kreis, aber vielleicht wandelt sich ja irgendwann auch durchs schreiben etwas in mir...... Vielleicht mag jemand meine Worte lesen.



Wenn die inneren Dämonen ihre Gestalt vergrössern, vielleicht weil alles zu viel wird und nach Aussen brechen, wie durch eine Öffnung des Schmerzens, aus der dunkelsten Ecke, in die ich sie verdränge, vernetzen sie sich zu einem Schleier aus Dunkelheit, welcher sich über mich legt. Mich begleitet, verfolgt auf Schritt und Tritt. Sie bilden um mich meine eigene dunkle Welt, die ich so gut kenne.

Diese eigene Welt, soweit entfernt von der Realität, in der die negativen Gedanken begrenzt werden und beginnen zu drehen, weil sie nicht ins Weite empfliehen können. Wie Wurzeln einer Pflanze, die in zu kleinen Töpfen durch die Begrenzung beginnen im Kreise zu wachsen. Dann wird es Schwierig ans Gute zu glauben.

Der Blick nach Aussen beschränkt. Auf einmal erscheint jede kleinste Aufgabe als riesengrosse Herausforderung. Alltägliche Situationen, wie die Arbeit, bäumt sich wie ein bedrohendes zähnefletschendes Monster vor mir auf. Jedes kleine Problem wird zu einem Tornado, welcher jeden Versuch sich selbst gut zuzureden verschlingt.

Durch die Dunkelheit wird die Seelenflamme im Innern, genannt die Lebenskraft, der Lebensmut, die Hoffnung, oder wie auch immer dieser Urinstink, welcher nach Leben strebt, welcher jedes Lebewesen in sich trägt, genannt werden kann, kleiner und kleiner, weil da zu wenig Sauerstoff ist, welcher das Feuer in einem Nährt. Es wird kälter und kälter. Eisig. Wie eingefroren die schönen Erinnerungen an wohltuende Momente.

Das ICH alleine wird schwierig auszuhalten. Selbstentwertung. Unganz fühlen. Fremdheit. Nicht wissen, wo einem der Kopf steht. Seele geöffnet für unbändige schwerwiegende Gefühle. Der Kampf wird zum Krieg. Erstarrung. Resignation. Flucht. Nicht schwach sein dürfen. GrosseSinnfragen rauben den Blick auf wesentliche Dinge. Sich daran zu erinnern, dass jeder Tag einem Momente schenken könnte, die einen lächeln lassen. Dass es nur auf den einen Moment ankommt, egal ob er gut oder schlecht ist. Dass es nur auf das JETZT ankommt. Nur darauf ankommt, dass man ja nicht alleine ist und geliebt wird. Lassen jene Sinnfragen unwichtig erscheinen. Wichtig scheint nur noch zu sein, augenblicklich eine Lösung für die Fragen zu finden:Was für einen Sinn macht es hier auf der Welt zu sein? Was ist mein Sinn, für den ich alles tue, was ich eben tue? Wofür richte ich mich immer wieder auf? Wie kann ich mich endlich einfach gut fühlen? Was sind meine Wünsche für mein Leben? Wo befinde ich mich im Moment? Wie schaffe ich es Lebensfreude zu verspüren? Und diese Fragen unmöglich zu beantworten. Im Kopf werden wiederum nur schlechte Gedanken aktiviert, weil diese Fragen wahnsinnig machen, einem vor Augen führen, dass man sich gerade überhaupt nicht da befindet, wo man sich sehen möchte. Chaos. Herz schreit. Seele weint, Gedanken toben, Körper müde und doch gestresst. Und dann einfach oft das Gefühl. Ich kann nicht mehr. Ich beginne mich zu schämen, wenn ich an meine Liebsten denke. Und sage mir, oh doch ICH kann. Einfach aushalten. Durchhalten. Das alles zieht sich durch Tage und Wochen hindurch.

Viele Menschen können mir in die Augen blicken und können mein ich nicht sehen. Die vielen Leute alltäglich um einen herum bei der Arbeit, in der Schule oder wo auch immer. Nenne es die Gesellschaft, das menschliche Treiben, was man jeden Tag mitbekommt, können einen unbewusst noch tiefer in die eigene Isolationabdriften lassen. Niemand kann was dafür, weil es ist nun mal meine eigene Wahrnehmung. Es macht Alles nur nicht einfacher. Manchmal noch schwieriger. Wir Menschen achten wohl nicht immer sehr einfühlsam aufeinander.

LICHT schimmert manchmal durch den dunklen Schleier, durch das dunkle Tunnel und verleiht wieder etwas Wärme. Ja, scheint sogar die Dunkelheit für einen Moment zu vertreiben. Es gibt wahrhaftig auch solche Momente, wenn meine Liebsten um mich sind. . Momente, die Berühren. Eis zum schmelzen bringen. Ängste für einen Moment sprengen können. Berührungen so wundervoll. Menschen, die da sind. Auch Menschen, die ins Innere sehen können. Die einfach verstehen können. Dankbarkeit. Die Verbundenheit ist wunderschön. Und scheint so stark zu sein, dass sie in schwierigsten Zeiten spürbar ist. Und wenn meine Seele sich dann kurz für das Schöne, Gute öffnet. Für die Gefühle von Geborgenheit, Respekt, Akzeptanz, Verständnis, Berührung, Nach Hause kommen, Liebe, Gesehen werden, Fühlen, Leichtigkeit, Aufgefangen werden, dann wenn dies geschieht kann ich im innern lächeln auch wenn ich gleichzeitig die Schwere in mir wahrnehme und der dunkle Schleier schon wieder mehr spürbar wird. Dankbar durchatmen und so bekommt die innere Seelenflamme mehr Sauerstoff. Meine Liebsten können mich nicht zusammenflicken, nicht im Sinne von Heilen. Niemand kann wohl jemand anderen von seinen eigenen Fesseln befreien, von den inneren Dämonen. Aber sie können da sein. Einen erden. Und Kraft schenken so, dass man selbst Kraft findet die Seelenflamme am Leben zu erhalten.
Und ich werde weiterhin Dankbar sein, wenn diese Momente da sind , obwohl ich gleichzeitig wieder Angst habe, im Wissen, wenn ich wiedr alleine bin, wird alles wieder anders. Der Dunkelheit kurz in die Fratze Lachen, bevor sie sich wieder völlig um mich schliesst. Das Gefühl versuchen zu verinnerlichen DU BIST NICHT ALLEIN.

03.03.2019 11:02 • x 2 #19


M
Dein Text ist wunderschön, und sehr tief berührend.

04.03.2019 00:50 • x 2 #20


A


x 4


Pfeil rechts



Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl