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Milbe
Hallo zusammen

Ich komme mit einem Thema, das mich schon lange begleitet und ich irgendwie nicht davon weg komme. Kurz gesagt, ich bin auf Medikamente angewiesen und nehme aufgrund meiner Angststörung/Depression schon ca. 9 Jahre Antidepressiva. Sertralin, Citalopram, Paroxetin und jetzt Amitriptylin.

Ich weiss echt nicht, warum ich das nicht akzeptieren kann. Ich nehme z.B. auch Atorvastatin aufgrund einer vererbten Cholesterinkrankheit. Ich nehme seit ich 35 bin diese Tabletten, jeweils am Morgen. Diesbezüglich habe ich 0 Probleme und ich bin froh, dass es solche Medikamente gibt. Mein Vater starb an einem Hirnschlag und hatte diverse Herzinfärkte, Bypässe etc. Vermutlich durch Cholesterin verursacht. Durch diese Medikamenteneinnahme sinkt mein Risiko auch an solchen Krankheiten zu sterben enorm.

Alles gut und recht, aber Antidepressiva sind mir irgendwie ein Dorn im Auge. Ich weiss, dass es (bis heute) nicht ohne geht und trotzdem überleg ich ständig rum wie ich die Dinger loswerde. Keine Ahnung. Ich habe auch versucht mich zu entscheiden und daran festzuhalten. Das habe ich auch gemacht und trotzdem lässt mich das nicht los. Sie helfen mir wirklich und das aktuelle Medi hilft so gut wie keines davor.

Vielleicht liegt eine Angst dahinter, dass die Medikamente mir auf Dauer schaden oder mir der Perfektionsdrang in die Quere kommt. Ich bin eigentlich auch sehr streng mit mir, auch allgemein (wurde in den letzten Jahren etwas besser).

Kennst jemand solche Gedanken oder hatte auch jemand solch einen Prozess hinter sich? Das Thema macht mich noch kirre!

Lg die Milbe.

13.02.2024 10:59 • 14.02.2024 x 2 #1


15 Antworten ↓


Beebi
@Milbe

Manche Medikamente sind einfach essenziell und retten Leben.

Ich kann gut verstehen, dass du von den ADs weg möchtest. Dass sie dir aber guttun und du so ein gutes Lebensgefühl geben, ist es vielleicht nicht so gut, sie abzusetzen? Bist du in Therapie? Weil Tabletten ja in erster Linie „nur“ eine Krücke sind. Die eigentlichen Probleme, die dich diese Tabletten nehmen lassen, werden dir diese Tabletten allerdings nicht nehmen können. Erst wenn du einen Weg für dich gefunden hast, mit gewissen Dingen gut umzugehen oder zu verarbeiten, würde es möglich machen, diese Tabletten absetzen zu können.

13.02.2024 13:31 • x 1 #2


A


Medikamenteneinnahme - habe Mühe zu akzeptieren

x 3


P
Zitat von Milbe:
Hallo zusammen Ich komme mit einem Thema, das mich schon lange begleitet und ich irgendwie nicht davon weg komme. Kurz gesagt, ich bin auf ...


Ich kann deine Gedanken gut verstehen. AD sind in den allermeisten Fällen von Depression und Angst nicht für den lebenslangen Einsatz angedacht.
Durch Anpassungen in seinem Verhalten (inkl. Lebensänderungen) und Umfeld kann man in der Regel Depression und Angst auch überwinden oder zumindest so in den Griff kriegen, dass eine dauerhafte Medi-Therapie nicht notwendig ist.

Das ist natürlich einfacher gesagt als getan, aber dass es auch mit unter Umständen viel Arbeit an sich und seinem Leben möglich ist, mental stabil oder gar gesund zu werden, macht vermutlich eine lebenslange AD-Einnahne fragwürdig.

13.02.2024 13:54 • x 2 #3


Milbe
Hallo Ihr beiden..

Ich habe viel Therapie hinter mir, jahrelang. Diese hat mir auch sehr viel geholfen und ich habe mich enorm entwickelt. Ich würde nie sagen, dass es nichts gebracht hat. Im Gegenteil.
was ich aber sagen will, die Auswirkungen der generalisierte Angststörung hat es nie verändert und das ist enttäuschend.
Es sind auch genau so Postings wie von dir @Pauline333 die an mir selber zweifeln lassen. Warum zur Hölle pack ich das nicht. Es muss doch irgendwas im Kopf umgedacht werden, dass es besser wird. Ich habe von 30 - 40 Jahren so viel geackert an mir selber, nie war mir ein Thema so wichtig. Es ist einfach ernüchternd.
Ich habe richtig viel Angst vor Kontrollverlust, ohne Medikamente und trotzdem lehne ich diese irgendwie innerlich (noch) ab.
Ich suche etwas was mich erleichtert, Loslassen will ich das Ganze. Vielleicht kommt irgendwann der Zeitpunkt wo ich reduzieren kann, keine Ahnung. Vielleicht wenn ich in Pension gehe? kA.
Irgendwie hadere ich doch noch immer mit meinem Schicksal und das NERVT.
(und es gibt wohl richtig viele schlimmere Schicksale als meins).

13.02.2024 14:14 • x 1 #4


Beebi
@Milbe

Das ist schon irgendwie witzig, da ich Angst vor dem Kontrollverlust habe wenn ich eine Tablette nehme. Wie unterschiedlich die Krankheit sich dann doch zeigen kann. Krass.

13.02.2024 14:18 • x 1 #5


Milbe
@Beebi schon komisch Also für mich ist es mit Medikamenten sehr kontrollierbar. (mit Krücke läuft es sich einfacher)

13.02.2024 14:20 • x 1 #6


Beebi
@Milbe

Ja, wenn man einmal diese Erfahrungen gemacht hat, wählt man den Weg, der einfacher ist. Da ich Medikamente abgrundtief hasse, ist für mich der einfachste Weg, sie nicht zu nehmen, und das, obwohl ich sie bestimmt manchmal brauche.

13.02.2024 14:24 • x 1 #7


Milbe
@Beebi wenn es so für dich stimmt, dann ist doch das ok! Am Schluss kann ich auch gar nicht sagen welches der bessere Weg ist. Was verliert man mit Medikamente oder was verpasst man ohne.

Das sind wirklich so Fragen die mich beschäftigen im Moment. Ich hoffe ich finde irgendwie einen Weg alles zu akzeptieren.

13.02.2024 14:27 • x 1 #8


D
Die Analogie mit der Krücke ist interessant. Weglassen oder besser (noch) nicht. Am besten kann dass das Umfeld beurteilen, ob (man) etwas schief läuft. So ist es auch beim Ausschleichen von AD. Der subjektive Eindruck kann halt trügen (sofern nicht körperlich was bemerkbar ist) was die psychische Stabilität angeht. Auch wenn ich zur Zeit AD nehme, was mich nicht unbedingt stört, so werde ich sie irgendwann auch wieder ausschleichen und dann eben merken, ob ich dann unabhängig vom eigenen Empfinden, von meinem Umfeld (negativ) verändert wahrgenommen werde, also beispielsweise gereizter oder trübsinniger.
Abgesehen davon, hatte jedes AD dass ich bisher hatte, auch irgendwann in der Wirkung nachgelassen und nicht jedes konnte höher dosiert werden um noch einen Nutzen zu haben.

Voraussetzung für mich persönlich ist, immer mit dem Arzt abzustimmen, wie das Ausschleichen vollzogen wird und das glücklicherweise mein Umfeld ehrlich mit mir redet und ich denjenigen auch vertrauen kann, dass sie mir gegenüber ehrlich sind. Allerdings vertrage ich auch diese Ehrlichkeit und nutze die dann zum reflektieren und bin nicht wie früher direkt angesäuert, wenn jemand sagt, du benimmst dich in letzter Zeit so oder so (im negativen Sinne)

13.02.2024 14:52 • x 1 #9


P
Zitat von Milbe:
Es sind auch genau so Postings wie von dir die an mir selber zweifeln lassen. Warum zur Hölle pack ich das nicht.


Ich wollte dich nicht schlecht fühlen lassen, sondern dir Hoffnung und Mut und Kampfgeist geben.

Wenn du dir mein Profil durchliest, wirst du sehen, dass auch ich mind 30 Jahre Angsterfahrung hinter mir habe 3x so schlimm, dass ich AD nehmen musste und sehr froh über diese Medikamente bin, denn sie haben mich sehr schnell stabilisiert.

Aber ich wusste immer, ich will die schnell wieder los werden, also habe ich immer nach 6 Monaten der Stabilität angefangen auszuschleichen. Das haben ich immer sehr langsam genacht und nur, wenn ich das Gefühl hatte, es ist der richtige Zeitpunkt.

Ich habe auch einige Therapien gemacht, die mir auch den einen oder anderen AHA-Effekt bescherten, aber das, was mir letztendlich zur Stabilität und mentaler Gesundheit verholfen hat, war das Aufbauen von gesunden Lebens- und Verhaltensweisen (körperlich und mental). Das hat mein Leben- und Lebensgefühl deutlich verbessert und ein Leben, das sich rundum gut und richtig anfühlt, ist der absolute Gegenspieler von Angst und Depression.
Es ist also weniger das Suchen und bearbeiten von Ursachen außerhalb von einem, sondern eine Reise zu sich selbst. Zu dem Menschen, der man sein will, dem Leben das man haben will. Einige der Bausteine meiner Reise, die für mich persönlich sehr wichtig waren, sind z.B.
- Nähestoffmängel ausgleichen
- Bewegung, gesunde Ernährung
- Stressmanagement (habe einen Kurs gemacht)
- schöne Dinge tun
- Entspannung, ausruhen
- Akzeptanz und Abschließen meiner schlimmen Kindheit, die mich wahrscheinlich zu großen Teilen zu dem Angst anfälligen Menschen gemacht hat, der ich heute bin, wenn es mir schlecht geht.

Es klingt so abgedroschen, so simpel. Aber ich glaube ganz fest an ein gesunder Geist, in einem gesunden Körper.

Findest du dein Leben schön? Hast du Freude in und an deinem Leben? Freust du dich auf den Tag, die Woche, den Rest deines Lebens?

Vermutlich wirst du das mit nein beantworten und dann auch sagen, dass es auch an deiner Angststörung liegt.
Aber ein schönes Leben zu kreieren - wie immer das für dich persönlich aussieht - ist der Weg zur mentalen Heilung. Blicke auf jetzt und morgen und nicht auf Vergangenes, was nicht geändert werden kann.

13.02.2024 17:01 • x 3 #10


Milbe
Na klar hab ich ein schönes Leben Pauline! Ich habe alle Säulen die mich stützen inkl mir selber.. esse gesund, 3-4 x die Woche Sport und habe Erfolg im Job! Eine liebende Familie und Kinder.

Ich habe mit den Medikamenten und auch durchgehend seit 11 Jahren Angstwellen, die Dauern bis zu 14 Tage dann ist alles Weg bis die nächste Welle kommt.. ich sag jetzt mal so: ohne die Stütze stürze ich in die Angst ohne Pause, täglich 24 h.. dann kommt bald der Kollege Depression und dann steht alles still..ich nehme ab und zwar schnell, kann nicht mehr schlafen und verfalle in ganz düstere Gedanken.

Ich bin da ganz bei dir mit dem ganzheitlichen Denken und Umsetzen.. ich habe Achtsamkeitsseminare durch, wimhof probiert, Akupunktur, 2 Therapien über ca 7 Jahre, ich bin Körperlich richtig fit .

Ist schwierig jemanden sein Inneres zu erklären

Ich freue mich wenn du deinen Weg gefunden hast und hoffe der bleibt so! Ich wünschte der ginge auch bei mir.. solche chronischen Geschichten sind einfach ätzend! Ich vermute meine Hochsensibilität tut da noch den Rest..

13.02.2024 19:37 • x 1 #11


Milbe
Vielleicht muss ich noch sagen, dass ich in all den Jahren nie Symptomfrei war.. die Wellen kamen immer jedoch nicht so heftig. Hätte ich einmal 6 Monate keine Symptome dann würde ich nach Leitlinie einen Absetzversuch über viele Monate wagen..

13.02.2024 20:27 • #12


P
Zitat von Milbe:
Vielleicht muss ich noch sagen, dass ich in all den Jahren nie Symptomfrei war.. die Wellen kamen immer jedoch nicht so heftig. Hätte ich einmal 6 ...


Ok, unter diesen Umständen kann ich die Dauer der Einnahme voll verstehen, wobei man - wenn man seeeehr mutig wäre (ich vermutlich nicht) - mal ausprobieren, ob die Tabletten dann überhaupt helfen, wenn du trotz eines gesunden Lebensstils immer wieder Symptone hast unter AD. Schonnal drüber nachgedacht? Vielleicht ist es ohne AD gleich?

Kannst diese Wellen an irgendwas fest machen? Irgendein Auslöser muss es ha geben...
Aber mit deinem Zyklus hat es nichts zu tun (PMDS)?

13.02.2024 21:08 • x 1 #13


Milbe
Zitat von Pauline333:
Ok, unter diesen Umständen kann ich die Dauer der Einnahme voll verstehen, wobei man - wenn man seeeehr mutig wäre (ich vermutlich nicht) - mal ...

Das habe ich gemacht Pauline, vor ca 5 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt sahen meine Attacken noch anders aus als heute. Ich hatte einen Trigger und rutsche instant in eine Depersonalisation. Lag tagelang nur im Bett weil ich so angespannt war. (Am Abend, ich arbeitete immer 100%). Meine damalige TP ermutigte mich es ohne zu versuchen und ich schlich Sertralin in 10 Monaten aus). Meine Attacken blieben gleich und ich war froh ohne zu sein! Die Zeit bevor ich ADs nahm hielt ich nie lange aus und und habe mich aus den Situationen entfernt. Dann aber machte sich ein Loch auf und es war wieder wie in den Anfangsphasen und nix ging mehr. Ich glaube, es ging fast 2 Jahre gut weil ich durch die Medis jahrelang trotz Attacken „stabil“ war.. das ging dann einfach ne Weile gut. Heute ist es so, dass ich einen Trigger habe, das heisst ein Gefühl hochkommt und ich mit Angst reagiere ne Woche.. ich kann mich auch erst seit ca 3 Jahren meinen alten Gefühlen stellen. Ich habe seit ich 13 bin meine Gefühle immer verdrängt/abgespalten weil die Jugend sehr schlimm war. Ich habe noch einen anderen Threat indem sehr genau erklärt wird was in mir während diesen Phasen geschieht.

was ich wirklich hoffe, dass die schlimmen Gefühle und Erinnerungen irgend wann nachlassen und ich im Leben mehr stabilität habe weil dann irgendwann einfach alles „durchgefühlt“ ist. Naja 11 Jahre jetzt, ich bin weit gekommen.

ich glaube wir Männer haben nicht so Zyklusprobleme. Oder ich weiss etwas noch nicht, dann klär mich bitte auf

Vielleicht ist dieses für immer medis für mich auch falsch und ich denke zu Hoffnungslos.. verstehst du es geht nun schon wirklich lange und das frustriert.. am liebsten wäre ich wirklich ohne aber es steht so viel auf dem Spiel für solche Experimente. Vielleicht akzeptiere ich für mich, dass ein Teil die Medikamente ablehnt, irgendwie darf das auch sein. Gibt ja nicht nur weiss oder schwarz.

14.02.2024 09:19 • x 2 #14


Schlaflose
Zitat von Milbe:
Vielleicht liegt eine Angst dahinter, dass die Medikamente mir auf Dauer schaden oder mir der Perfektionsdrang in die Quere kommt. Ich bin eigentlich auch sehr streng mit mir, auch allgemein (wurde in den letzten Jahren etwas besser).

Kennst jemand solche Gedanken oder hatte auch jemand solch einen Prozess hinter sich? Das Thema macht mich noch kirre!

Ich nehme seit 25 Jahren ADs wegen meinen Schlafstörungen und natürlich hatte ich zwischendurch auch Angst, dass sie auf Dauer schaden und habe mehrmals versucht sie komplett auszuschleichen, aber immer mit dem Ergebnis, dass die Schlafstörung massiv wiedergekommen ist. Da ich bis jetzt keine gesundheitlichen Schäden davongetragen habe, ist diese Angst ganz weg und ich habe mich mit dem Gedanken arrangiert, dass ich sie eventuell bis an mein Lebensende nehmen werde.

14.02.2024 09:40 • x 1 #15


P
Zitat von Milbe:
ich glaube wir Männer haben nicht so Zyklusprobleme. Oder ich weiss etwas noch nicht, dann klär mich bitte auf


Hihihi sorry, kam wohl durch DIE Milbe

14.02.2024 20:31 • x 1 #16


A


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Dr. med. Andreas Schöpf