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N
Guten Morgen,

Mein Mann befindet sich zur Zeit in einer stationären Reha wegen schwerer Depression.
Seitdem er dort eingecheckt hat geht es ihm jeden Tag schlechter. Er musste schon vom Klinikarzt sediert werden, weil die Panikattacken so stark sind. Er kann an keiner Gruppentherapie teilnehmen. Aufgrund seiner sozialen Ängste kann er auch nicht im Speisesaal essen, da dort alles vollgestopft mit Menschen ist. Ich denke, er ist nicht Reha fähig.

Welche Möglichkeiten gibt es, dass er die Reha beendet und dennoch Rente beantragen kann? Muss er von ärztlicher Seite aus nach Hause geschickt werden? Soll er es ansprechen oder kann man darauf vertrauen, dass das Personal seinen Zustand bemerkt?

LG Nicky

18.02.2024 09:10 • 22.02.2024 #1


63 Antworten ↓


D
Meine letzte Reha habe ich vorzeitig abgebrochen. Prinzipiell ist das also Möglich, sollte aber mit dem Arzt und dem Therapeuten abgesprochen sein und mit deren Einverständnis geschehen. So ist es auch auf meinem Entlassungsbericht vermerkt. Natürlich habe ich meinen Wunsch entsprechend begründet und es bestand Konsens.

Inwieweit das aber Konsequenzen auf einen Rentenantrag hat, kann man von Außen schlecht beurteilen, weil dazu ja alles individuell betrachtet werden muss. Vorhandene Erkrankungen mit entsprechenden Befunden durch die sonst behandelnden Ärzte kann ja die DRV nicht ignorieren. Im Zweifelsfall schickt einen die DRV zu Gutachtern.

Sinn einer Reha ist ja, die Erwerbsfähigkeit festzustellen oder im Idealfall wieder herzustellen. Gelingt letzteres nicht, kann natürlich der Entlassbericht entsprechend ausfallen und der DRV den Vorschlag machen, auf eine Rente zu prüfen, mehr aber auch nicht. Bindend sind deren Beurteilungen aber nicht für die DRV. Es ist lediglich ein weiterer Befund, den sie in ihre Entscheidung einfließen lässt.

Natürlich ist es kein nachvollziehbarer Grund, eine Reha abzubrechen weil einem das Zimmer nicht gefällt oder das Essen nicht schmeckt. Auch wenn man die eine oder andere Therapie nicht mitmachen kann, wäre das ja nicht wirklich ein Grund, da man ja schon auch sagen kann, dass man das eben nicht kann. Es sollte also schon etwas gravierendes vorliegen, dass man vorzeitig weg will.

Aber auch wenn man die Reha aushält und durchzieht, ist es keine Garantie, dass man eine Rente bekommen wird. Selbst wenn die Klinik feststellen würde, man könne erstmal nicht erwerbstätig sein.

18.02.2024 12:35 • x 1 #2


A


Extreme Verschlechterung in Reha

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Gody
Also Reha ist ja kein Gefängnis. Den Notausgang kann er also immer wählen und diese abbrechen.
Und eine Reha, abgebrochen oder nicht, ist keine notwendige Vorgab, wenn man eine Erwerbsunfähigkeit diagnostizieren will.
Mit der Reha wird versucht ihn Fit zu machen. Wenn es so nicht geht, aus Psychischen gründen, gehts halt nicht.
Der Zustand soll ja auch nicht verschlechtert werden.
Bei einer abgebrochenen Reha kann es aber in Zukunft zu Schwierigkeiten bzw. nachfragen kommen, wenn er versucht nochmal eine zu beantragen. Wie gesagt kann nicht muss.

18.02.2024 12:44 • x 1 #3


Schlaflose
Zitat von Nicky78:
Welche Möglichkeiten gibt es, dass er die Reha beendet und dennoch Rente beantragen kann?

Ich würde sagen, wenn das Ziel die Rente ist, ist es doch umso besser je schlechter es ihm geht. Bei meiner Reha vor 15 Jahren waren auch einige Patienten, denen es ständig so schlecht ging, dass sie sich von den Therapievernstaltungen fernhielten bzw. nach ein paar Minuten wieder rausgingen. Diese Fälle wurden von der Rentenversicherung zu der Reha aufgefordert, damit dort festgestellt werden konnte, dass sie nicht mehr arbeitsfähig sind und der Rentenantrag gestellt werden konnte.

18.02.2024 16:06 • x 2 #4


N
Vielen Dank.
Er hat morgen ein Arztgespräch und wird danach nach Hause kommen, ich hoffe, auf ärztliche Empfehlung. Ich habe heute mit ihm telefoniert und er kann keinen geraden Satz mehr sagen, er ist völlig fertig.
LG Nicky

18.02.2024 16:45 • x 1 #5


N
Man entlässt ihn gegen ärztlichen Rat.. warum, ist mir schleierhaft. Heute haben sie noch gesagt, dass, falls er sich nicht beruhigt (schwere Panikattacken), dort wegen Eigengefahr eingewiesen wird, da er nicht alleine zurückfahren könnte. Er ist null Reha fähig!
Sie sagen, er wird so den Rentenantrag niemals durch kriegen. Sie hätten mindestens 14 Tage gebraucht, das zu beurteilen..
Ist das so?

19.02.2024 14:23 • x 1 #6


D
Also der Terminus „gegen ärztlichen Rat“ wird immer verwendet, wenn Patient in seiner Handlung eben anders agiert, als der Arzt es eben rät. Damit sichert sich der Arzt natürlich dahingehend rechtlich ab, falls dem Patienten etwas passiert. Dennoch hat er die Pflicht, dahingehend sicherzustellen, dass dem Patienten eben nichts passiert, wenn er geht.

Ich wurde natürlich auch gefragt, ob ich es aus meiner Sicht schaffe, heil nachhause zu kommen. Ich wurde auch gebeten, meine Entscheidung zu gehen, nochmals zu überdenken.
Es ist klar, dass je nach Begründung die der Patient nennt, individuell beurteilt wird, ob es Sinn macht, vielleicht das eine oder andere noch zu versuchen, dass er doch bleibt.

Das es nebenbei natürlich auch wirtschaftlich interessant ist, dass ein Patient bleibt, ist auch klar. Die Aussage, das eine Beurteilung nach zu kurzer Zeit des Aufenthaltes nicht möglich ist, mag zutreffend sein. Das deshalb die Rente nicht bewilligt würde, ist aber eher als primitives Einschüchtern zu bewerten.

In meinem Fall war es eben so, dass ich explizit erläutern konnte, weshalb ein weiterer Aufenthalt nichts mehr positiv verändern wird. Ich tat dies abgesehen davon, dass ich einiges an Kritik äußerte bezüglich des therapeutischen Angebotes, was natürlich nicht gern gehört wird, grundsätzlich aber sachlich und eher unaufgeregt. Da meine Kritikpunkte nicht widerlegt werden konnten und organisatorisch ein Beheben dieser, seitens der Klinik nicht möglich war, musste man letztendlich eingestehen, das ein Bleiben nur um des Bleibens willen, tatsächlich keinen Sinn macht. Daher steht bei mir, vorzeitige Entlassung mit ärztlichem Einverständnis. Es gibt auch die Option „ohne ärztliches Einverständnis“ die wohl zum tragen käme, wenn man einfach geht und noch ein paar weitere. Aber keine mit der Bezeichnung „gegen ärztlichen Rat“

Generell muss ja eigentlich eine Rehafähigkeit des Patienten vorhanden sein. Bei jemandem der vielleicht eher in einer handfesten Krise ist, wäre eine Akutklinik unter Umständen besser geeignet um überhaupt diese Rehafähigkeit erstmal herzustellen.

Die Rehaklinik gibt auch nur Empfehlungen, wie es weitergehen könnte. Und sie gibt eine Beurteilung ab, ob man zum aktuellen Zeitpunkt und perspektivisch auf die nächsten 6 Monate erwerbsfähig scheint. Mehr ist es aber auch nicht. Weder würde eine aktuelle Erwerbsunfähigkeit eine dauerhafte Rente bescheiden, noch eine aktuelle Erwerbsfähigkeit bedeuten, dass man niemals erwerbsgemindert sein könnte. Und eine Arbeitsunfähigkeit, die einem ein Arzt bescheinigt, bliebe davon ohnehin unberührt.

19.02.2024 16:30 • x 1 #7


blue1979
Ich würde mit ihm zum Hausarzt oder Psychiater gehen und seinen Zustand dokumentieren lassen wie er aus der Reha entlassen wurde und weitere Optionen besprechen.

Ich habe Rente ohne Reha bekommen (meine Psychiaterin sieht mich als nicht rehafähig an).
Daher ist dieser Weg theoretisch auch möglich.

Hoffe dein Mann stabilisiert sich zu Hause bei dir - vielleicht ist ambulante psychiatrische Pflege eine Option (kann notfalls auch Hausarzt verordnen aber viel weniger Wochen als Psychiater )? Leider lange Wartezeiten .

Wie lange war er denn in Reha und holst du ihn ab ?

19.02.2024 18:00 • x 2 #8


Zwergeule
Ich habe reha 2x abgebrochen und Rente erhalten

19.02.2024 21:25 • x 1 #9


N
Er ist seit ein paar Stunden zurück und so erleichtert, dass es vorbei ist.
Er hat morgen Termin bei seinem Psychiater.

19.02.2024 21:32 • x 1 #10


Rosenzauber
Ich habe nie eine Reha gemacht und dennoch volle Rente bekommen 2013. Die Anträge mit einem Psychiater durchgehen dann sollte es klappen. Es gibt auch psychosomatische Kliniken mit Einzelzimmer wo man mehr Ruhe findet und nicht an jedem Programm Punkt teilnehmen muss. Ich kenne jetzt nicht alle Symptome von deinem
Mann aber manchmal braucht man einfach Ruhe und das findet man weder in einer Reha, psychosomatischen klinik oder Psychiatrie.

19.02.2024 21:36 • x 2 #11


Rosenzauber
@Nicky78 sehr gut dann gleich mal mit den Renten Anträgen loslegen.

19.02.2024 21:36 • x 1 #12


Rosenzauber
Ich kann nur von mir sprechen daheim geht’s einem am besten.

19.02.2024 21:37 • x 1 #13


Butterfly-8539
Zitat von Britta35:
Ich habe nie eine Reha gemacht und dennoch volle Rente bekommen 2013. Die Anträge mit einem Psychiater durchgehen dann sollte es klappen. Es gibt auch psychosomatische Kliniken mit Einzelzimmer wo man mehr Ruhe findet und nicht an jedem Programm Punkt teilnehmen muss. Ich kenne jetzt nicht alle Symptome von deinem ...

Du hast mit fast 24 schon Rente bekommen?
Wie geht das denn?
Kaum die Ausbildung hinter sich gebracht,( falls ) schon in Rente?
Dann hab ich wohl was falsch gemacht in meinem Leben.
Kenne niemanden der psychsich schon so früh Vollverrentet wurde. Nicht mal meine Bipolar Erkrankte Freundin. Die war zwar immer auf Zeit ...............................
Hatte ein Kind und wurde erst mit ca. 45 dann Vollverrentet. Aber sie machte alles mit, von Reha bis Krankenhausaufenthalte, Strom im Gehirn und viele Medikamente.
Schon komisch wie unterschiedlich .............................................

21.02.2024 02:38 • #14


Rosenzauber
@Butterfly-8539 da kannst du aber sicher sein dass viele Menschen schon jung Rente bekommen. Aufgrund von psychischer Erkrankung aber es muss schon schwerwiegend sein. Mit einer leichten Depression bekommt man sowas nicht.

21.02.2024 02:40 • #15


Butterfly-8539
Zitat von Britta35:
@Butterfly-8539 da kannst du aber sicher sein dass viele Menschen schon jung Rente bekommen. Aufgrund von psychischer Erkrankung aber es muss schon schwerwiegend sein. Mit einer leichten Depression bekommt man sowas nicht.

Das ist mir neu. Ich kenne wirklich niemanden der so früh, ohne das er erstmal kräftig versucht hat zu arbeiten, sofort in so jungen Jahren in Rente kam.
Ich war wg. starker Erkrankungen, vorallem Schäden der WS, die bildgebend vorliegen schon vor Jahren wg. Schwerbehinderungsgrad ....................
Meine Angehörigen die Krebs im Endstadion hatten und eine davon die noch lebt, Kinderlähmung mit Schäden.....................
Keiner wurde verrentet. Alle schufteten bis ans Ende.
Also, bei uns ist das hier nicht so einfach. Vielleicht in deiner Gegend. Aber schon erstaunlich.
Ich muß bis heute mit schwerer Erkrankung arbeiten.

21.02.2024 02:45 • x 1 #16


Rosenzauber
Wegen körperlicher Erkrankung hast du keine Chance auf Rente. Ich kenne nur Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen die einen langen Leidensweg hinter sich haben. Depressionen, Zwänge, Angst Störungen, Schizophrenie, Psychosen, Borderline. Die Erkrankung muss lange vorliegen und es muss ein Psychiater den Antrag stellen und ich musste dann noch zum Gutachter.

21.02.2024 02:51 • #17

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Butterfly-8539
Zitat von Britta35:
Wegen körperlicher Erkrankung hast du keine Chance auf Rente. Ich kenne nur Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen die einen langen Leidensweg hinter sich haben. Depressionen, Zwänge, Angst Störungen, Schizophrenie, Psychosen, Borderline. Die Erkrankung muss lange vorliegen und es muss ein Psychiater den ...

Das merke ich nun auch. Da kann ich den Kopf schon unter dem Arm tragen und muß mich immer noch abplagen bis zum Sargnagel.
Komische Gesetze

21.02.2024 03:18 • #18


Rosenzauber
@Butterfly-8539 Da stimme ich dir vollkommen zu aufgrund meiner chronischen Schmerzen würde ich auch keine Rente bekommen.

21.02.2024 03:24 • #19


B
@Butterfly-8539 um vollberentet zu werden, muss man einen langen schweren Leidensweg hinter sich haben. Das ist keinesfalls einfach. Den Betroffenen geht es über Jahrzehnte sehr schlecht. Und eine Rente überhaupt zu kriegen, ist sehr schwer.

21.02.2024 10:19 • x 1 #20


A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl