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B
Hallo ihr Lieben!

Nachdem ich letztens schonmal einen Beitrag zu der ganzen Darmkrebs-Angst verfasst habe, bin ich, denke ich, einen kleinen Schritt weiter psychisch, obwohl ich die letzten Tage vermehrt weichen Stuhl hatte (nur 1x täglich, auch nicht wässrig, also bei weitem kein Durchfall)…

Das Ding ist, ich habe für eigentlich alle Beschwerden eine Diagnose. Ich habe Hämorrhoiden und ein Analekzem vom Proktologen diagnostiziert bekommen, wenn ich blute oder es brennt, weiß ich also, dass es daher kommt.

Meine Darmflora ist laut Stuhlprobe auch ziemlich gestört und unter dem Pilz Candida leide ich wohl auch (der hängt wohl auch mit dem Exzem zusammen). Diese zwei Sachen erklären ja eigentlich Symptome wie weichen Stuhlgang, Blähbauch etc.

Mein Kopf möchte mir natürlich trotz alledem einreden, dass ich als fitte 23 jährige Frau ohne familiäre Vorbelastung Darmkrebs habe.
Es nervt mich einfach nur noch

Hat irgendjemand von euch einen Tipp, wie man sich auf die Diagnosen konzentrieren kann, die man bekommen hat, ohne, dass man da weiter drüber nachdenkt? Ist ja irgendwo das typische Denkmuster eines Hypochonders…

Danke!

04.04.2022 08:26 • 05.04.2022 x 2 #1


19 Antworten ↓


moo
Ciao Bella! ,

das hypochondrische Denkmuster umfasst mehrere Aspekte. Unter anderem:

1. Konzentration auf eine (oder mehrere) fiktive Diagnose(n).
2. Ignorieren der vorhandenen, tatsächlichen Diagnose(n).

Du erkennst hier sogleich, dass es lediglich einer geistigen Ausrichtungsänderung bedarf. Dein Geist entscheidet letztlich, was (für ihn) gilt.

So banal sich das liest, so folgenschwer ist das Fazit, das aus dieser Einsicht resultiert: vom Geist geht Deine Wahrheit aus! Wahrheiten sind somit relativ, immer abhängig von persönlichen Narrativen, Vorstellungen, Glaubenssätzen.

In Bezug auf z. B. Krankheiten kann dies bedeuten, dass offiziell als gesund geltende Menschen subjektiv schwer krank sind und offiziell Kranke sehen sich als Gesunde. Wo ist hier nun die Wahrheit?

Falls Du tiefer in diese (vermeintliche) Diskrepanz einsteigen willst, vorweg eine Frage:

Möchtest Du wirklich gesund sein?

04.04.2022 08:53 • x 3 #2


A


Hämorrhoiden und ein Analekzem - kein Darmkrebs?

x 3


B
Hey moo!

Wow, vielen Dank für diese Antwort. Tatsächlich kann ich alles, was du gesagt hast, unglaublich gut nachvollziehen.
Ich glaube z.B. auch total an das Gesetz der Anziehung und weiß dementsprechend auch, dass es kein Zufall ist, dass die Symptome sich verschlimmern, wann immer ich mich zu sehr hineinsteigere.

Und zu deiner Frage, JA! Ich möchte wirklich gesund sein. Ich war immer ein so lebensfroher Mensch, hatte zwar schon immer den Hang dazu, mir sehr schnell sehr große Sorgen zu machen, aber ich war trotzdem ein rundum glücklicher Mensch und das möchte ich wirklich wiederbekommen, diese Lebensfreude! Das wäre einfach so schön.

04.04.2022 08:58 • x 1 #3


moo
Hi Bella,

danke für die Rückmeldung. Dieses Gesetz der Anziehung wollte ich jedoch nicht postulieren. Aus meiner Erfahrung (ich habe mich damit früher viel beschäftigt) entspringt diese Theorie einem zu einseitigen Verständnis von Ursache und Wirkung (Karma).

Dieser Entsprechungsglaube basiert auf dem Wunsch, dass es sich so verhalten möge, dass Subjekte und Objekte sich gegenseitig anziehen, abstoßen usw. Ich gebe zu, dass dieses Prinzip sehr verlockend, intuitiv ansprechend ist, aber dabei sollte man zuerst mal überprüfen, was denn Subjekt (hier: Ich) und Objekt (= alles da draußen / Welt) überhaupt sind. Wie tragfähig sind diese Ideen und sind die daraus abgeleiteten Gesetze folgerichtig bzw. überhaupt haltbar? Als kurzer Diskurs hierzu mag folgender Text dienen: erfolgserlebnisse-f59/sammelthread-kontemplationen-fuer-individuelle-probleme-t107790-20.html#p2386310

Natürlich können sich Symptome verändern, wenn man, wie Du schreibst, sich hineinsteigert. Aber was genau passiert denn beim Sich-hineinsteigern? Genau das gilt es zu durchschauen. Sofern dies wirklich gesehen und verstanden wird, erhalten Gedanken und die sich daraus ableitenden Bewertungen und Emotionen ihren angemessenen Stellenwert zurück.

Ich will Dich nicht überlasten und Dich deshalb bitten, mal nach Lektüre des verlinkten Textes eine Formulierung zu dafür finden, was Du mit der gewünschten Gesundheit anfangen willst.

Zitat von Bella1498:
JA! Ich möchte wirklich gesund sein. Ich war immer ein so lebensfroher Mensch, hatte zwar schon immer den Hang dazu, mir sehr schnell sehr große Sorgen zu machen, aber ich war trotzdem ein rundum glücklicher Mensch und das möchte ich wirklich wiederbekommen, diese Lebensfreude! Das wäre einfach so schön.

Wenn Du das genau durchliest, erkennst Du bestimmt, dass Dein Wunsch nach Gesundheit rückwärts-, also vergangenheitsgerichtet ist. Wenn Du über Gesundheit nachdenkst, befindet sich Dein Geist sozusagen im vergangenen Erlebensmodus.
Bedenke, dass Du Dir damals mit hoher Wahrscheinlichkeit so gut wie nie Gedanken über Deine Gesundheit gemacht hast. D. h., es fand nie eine diesbezügliche Definition statt wie Ich bin gesund und das ist schön. Du verspürtest lediglich Glück (warst ein glücklicher Mensch). Natürlich, und das ist, wenn man es mitbekommt auch nur folgerichtig, war dieses Glücklichsein automatisch von einer latenten Sorgenshaltung begleitet. Denn wer Glück als solches wahrnimmt (ohne es zu hinterfragen!), etabliert dadurch unausweichlich auch sein Gegenteil bzw. die Angst davor, das Glück zu verlieren.

04.04.2022 10:14 • x 2 #4


B
Danke dir für deine unglaubliche Hilfe!

Okay, dann lassen wir die ganze Sache mit dem Gesetz der Anziehung mal außen vor und befassen uns damit, was ich mit der Gesundheit anfangen möchte.

Die Wahrheit ist: so vieles. Das interessante ist, dass ich früher total zukunftsorientiert war, als Schülerin immer dachte, dass ich eines Tages meinen Traum vom auswandern in die USA wahrmache, dass ich so viele tolle Dinge machen würde. Im Endeffekt war ich dann nach meiner Schulzeit in einer sehr ungesunden Beziehung, in der diese ganzen hypochondrischen Probleme dann anfingen. Ich hatte, denke ich, das Gefühl, dass ich irgendwas verpasse und habe vielleicht deshalb die Angst entwickelt, mein Leben zu verlieren bevor ich es "richtig" gelebt habe.
Ich hatte schon mal so einen "Health scare", wo der Verdacht auf Lymphdrüsenkrebs bestand. Damals meinte ich, wenn ich doch gesund sein sollte, werde ich ein Buch schreiben, Auswandern, all das…im Endeffekt fingen zu dem Zeitpunkt die Probleme erst an.
Die Wahrheit ist, dass ich so viel Potenzial im Leben und auch in mir sehe, dass ich eigentlich denke, dass man so viel tolles aus seinem Leben machen kann. Jetzt bin ich momentan auch in einer super glücklichen Beziehung und freue mich so sehr auf die Zukunft mit meinem Freund und dann kommt wieder die Angst, dass ich das gar nicht mehr erleben darf.
Das große Problem ist, dass ich irgendwann gemerkt habe, dass unsere Gesundheit nur zum Teil in unserer Hand liegt. Du hast recht, früher habe ich überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass ich gesund bin. Ich war immer davon ausgegangen, dass ich mit allen äußeren Umständen fertig werden könnte, egal was mir im Leben passiert, dass ich immer einen Ausweg finden würde. Bis zu dem Zeitpunkt, als mir bewusst wurde, dass das Problem ja auch in mir liegen kann, eben in Form einer Krankheit und dass ich darüber keine Kontrolle habe und davor nicht weglaufen kann.

04.04.2022 10:30 • x 2 #5


moo
Gerne!

Zitat von Bella1498:
Ich hatte, denke ich, das Gefühl, dass ich irgendwas verpasse und habe vielleicht deshalb die Angst entwickelt, mein Leben zu verlieren bevor ich es richtig gelebt habe.

Diese Deutung würden wohl die meisten Psychoanalytiker so akzeptieren.

Zitat von Bella1498:
Das große Problem ist, dass ich irgendwann gemerkt habe, dass unsere Gesundheit nur zum Teil in unserer Hand liegt.

Ich wage gar zu behaupten, zu einem nur sehr kleinen Teil... Dass Du diese Erkenntnis selber als Problem betrachtest, könnte ein wichtiger Anhaltspunkt dafür sein, wo nun anzusetzen ist.

Zuerst mal lese ich aus Deiner Vision die Drei klassischen Illusionen der Jugend heraus:

1. Unendlichkeit - das Gefühl, die Zukunft sei unabsehbar groß (räumlich) und weit (zeitlich).
2. Unversehrtheit - das Gefühl, man bleibe für alle Zeiten gesund.
3. Endlose Möglichkeiten - das Gefühl, alles Erwünschte könne realisierbar sein.

Da ich diese Perspektiven aus meinem Leben (noch) sehr gut kenne, ist mir sowohl der Wert als auch die Gefahr derselben durchaus bewusst. Mit der Klassifizierung als Illusionen verwende ich einen Dir wohl eher unangenehm anklingenden Ausdruck, wie? Das möchte ich damit aber nicht bezwecken, sondern vielmehr als Offenbarung anbieten, was passieren kann, wenn man Täuschungen glaubt, bzw. wider besseren Wissens glauben will. Es geht um Entmystifizierung (nicht um Realität!). Die Realität ist weder das Gegenteil eines Mythos noch absolut. Sie ist immer relativ und verhält sich insofern ähnlich der Wahrnehmung (siehe oben). Damit will ich sagen, dass Du die drei Illusionen nicht aus Deinem Geist verbannen sondern sie mit offenem Herzen untersuchen solltest.

Das, wofür die drei Illusionen stehen, ist so fantastisch, dass ihre Unhaltbarkeit eigentlich sofort ins Auge stechen muss. Trotzdem glauben wir daran. Warum? Und nun begeben wir uns auf den Weg der Heilung:

Weil wir daran glauben wollen!

Ich mach hier mal Pause - vielleicht fällt Dir hier irgendwas ein (Einspruch, Kritik, Einwände...)

04.04.2022 11:44 • x 2 #6


B
@moo tausend Dank, dass du dir so viel Zeit nimmst!

Das mit den Illusionen klingt wirklich schlüssig, ja. Ich habe nur das Gefühl, dass es manche besser schaffen als andere, sich diese quasi zu erhalten. Wie du sagst, man WILL eben daran glauben.
Und ich will das auch wirklich. Ich weiß, dass dafür in meinem Kopf einiges passieren muss und ich bin mir auch sicher, dass ich das schaffe.

Neben der ganzen psychischen Seite sollte ich aber, denke ich, auch die tatsächlichen Diagnosen nicht außer Acht lassen. Besonders die kaputte Darmflora und der Pilz, ich weiß, dass sich da auch bei Medizinern die Geister scheiden, inwiefern so etwas wirklich krankhaft sein kann, aber ich kenne meinen Körper und die Symptome passen genau auf die Diagnose des Labors. Also vertraue ich darauf jetzt. Faszinierenderweise haben wohl viele Menschen mit diesen Problemen auch Angststörungen, Depressionen etc. Das eine hängt also mit dem anderen zusammen, in beide Richtungen. Ich werde auf jeden Fall schauen, dass sich mein Darm beruhigt, vielleicht zieht die Psyche dann ja mit…und andersrum natürlich auch

04.04.2022 11:58 • x 2 #7


M
Ich kann dir leider nicht helfen, aber vielleicht kannst du deine Gedanken auf was anderes lenken. Ich hatte auch mal Candida und da hat sich monatelang alles nur noch um dieses Thema gedreht. Die Ernährung muss komplett umgestellt werden...Man beschäftigt sich mit Dingen, mit denen man sich in den seltensten Fällen bisher beschäftigt hat. Allein ein Einkauf hat mich in der Zeit bis zu 3 Stunden gekostet, weil man jede Zutatenliste genau unter die Lupe nehmen muss - aber ich muss sagen....in der Zeit ging es mir richtig richtig gut. Weiß nicht, ob es an der neuen Ernährung gelegen hat, oder daran, dass ich mich durchgehend mit Candida beschäftigt habe und somit von allem anderen abgelenkt war.

Vielleicht kannst du dich ja mal ausführlicher mit dem Thema befassen und versuchen, das erstmal in den Griff zu kriegen. Candida begünstigt auch Depressionen und Angststörungen. Also vielleicht hilft es dir, wenn du das erstmal los wirst.

Alles Gute für dich.

04.04.2022 12:01 • x 3 #8


B
@Mimi90 vielen Dank dir!

Das ist auch mein Plan tatsächlich..ich muss auch sagen, dass sich meine Hypochondrie nur auf wirklich schlimme Dinge wie Krebs beschränkt. Der Candida macht mir überhaupt keine Angst und ist eine Diagnose mit der ich sehr gut leben kann. Es gibt ja auch zB viele YouTube Videos dazu von Menschen, die damit Erfahrung haben.

Du hast deinen Candida also erfolgreich bekämpft?
Ich habe auch mal eine Zeit lang diese Diät befolgt und mir ging es super! Dann kamen leider alle möglichen Geburtstagsfeiern etc. dazwischen und ich hab leider aufgehört, mich daran zu halten.
Wie lange hast du das durchgezogen und hast du auch Nystatin nebenbei noch genommen?

Danke schonmal vielmals!

04.04.2022 12:13 • #9


M
Nystatin hab ich auch genommen, aber laut meinem Arzt ist das einzige was hilft, die strikte Diät. Hab das ungefähr 3-4 Monate durchgezogen und mir ging es echt gut damit. Mein Freund hatte es auch und er war bei der Ernährungsberaterin und das hat uns echt enorm geholfen. Gibt ja sooo viele Dinge auf die man achten muss...Wahnsinn

04.04.2022 12:34 • x 1 #10


B
@Mimi90 Super, danke!

Ja, es ist wirklich viel und vor allem widerspricht sich online auch leider vieles.
Manche sagen ja. Milchprodukte und Kartoffeln sind okay, andere sagen bloß nicht der einzige Punkt, an dem sich alle sicher zu sein scheinen ist kein Zucker, kein Weißmehl, kein Alk.

04.04.2022 12:44 • #11


moo
Zitat von Bella1498:
Das mit den Illusionen klingt wirklich schlüssig, ja. Ich habe nur das Gefühl, dass es manche besser schaffen als andere, sich diese quasi zu erhalten. Wie du sagst, man WILL eben daran glauben.
Und ich will das auch wirklich. Ich weiß, dass dafür in meinem Kopf einiges passieren muss und ich bin mir auch sicher, dass ich das schaffe.

Wenn ich Deine Reaktion hier so lese, dann fürchte ich, dass ich evtl. mit meinen vorbereitenden Gedanken irgendwie nicht die richtigen Worte gefunden habe. Ich hatte nämlich vor, dieses Glauben-wollen eben als die Ursache für die oben von Dir erwähnten Sorgen zu entlarven und nicht als die Lösung heraus aus der Hypochondrie...

Darum will ich nun diese drei Illusionen näher untersuchen:

1. Unendlichkeit - das Gefühl, die Zukunft sei unabsehbar groß (räumlich) und weit (zeitlich).

Der Faktor Zeit (und damit auch Raum) spielt in dem, was wir für unser Leben halten, eine zentrale Rolle. Erst durch das Abwägen der Vergangenheit und das Planen der Zukunft verortet sich das Ich, das Gefühl, jemand zu sein. Es ist wie eine Währung, von der der junge Mensch (vermeintlich) ganz viel hat, die aber nach und nach aufgebraucht wird. Der alte Mensch hingegen läuft (vermeintlich) auf seinen Bankrott zu: seine Zeitmittel neigen sich zum Ende, auch so mobil wie früher ist er nicht mehr. Wie er es von Anfang an gelernt hat, denkt er immer noch in dieser Währung und limitiert sich dadurch ebenso, wie er sich als Junger daran berauschte.

Der Fehler: So wie Zeit und Raum nachweisbar Illusionen des (menschlichen!) Geistes sind, sind auch Vergangenheit und Zukunft, ja - sogar die Gegenwart - lediglich auf dieser Illusion aufbauende Narrative.

2. Unversehrtheit - das Gefühl, man bleibe für alle Zeiten gesund.

Im Gegensatz zur allgegenwärtigen schulmedizinischen Auffassung, dass Gesundheit die Abwesenheit von Krankheit darstellt, ist die Illusion der (ewigen) Gesundheit für uns Menschen ein Widerspruch in sich. Wer geboren wird, beginnt zu sterben. Nur der Ungeborene stirbt nie . Das Menschsein an sich ist krank. So fragil wie die biologischen Abläufe im Menschen zusammenspielen, muss es irgendwann kollabieren. Deshalb heißt es auch so schön: Der Tod ist das finale Scheitern der Selbst-Optimierung.

Der Fehler: Auch hier kommt der Zeitfaktor als stets bedrohliches Damoklesschwert ins Spiel. Statt unser unvermeidliches Los zu akzeptieren und damit zu arbeiten, wollen wir an Unhaltbares (ewige Gesundheit) glauben. Wir übernehmen keine echte Verantwortung.

3. Endlose Möglichkeiten - das Gefühl, alles Erwünschte könne realisierbar sein.

Die Möglichkeiten im Leben sind eine Potenzierung der beiden vorherigen Narrative. Sie werden gespeist durch Medien, Kultur, sozialem Umfeld uvm. Zum materiellen Konflikt (Zeit Raum) stoßen noch Parameter wie Wettbewerb, Anerkennung, Leistung, Lob aber natürlich auch deren Gegenteile hinzu. Das ist folgerichtig und unausweichlich, denn wir begaben uns offenen Auges in die Schlacht der Dualität.

Der Fehler:..und das ist ein sehr entscheidender: wir fokussieren auf unsere Wünsche (Möglichkeiten) und das, was deren Realisierung im Wege steht, anstatt die Illusionen 1 und 2 zu durchschauen. Wir arbeiten uns hier auf einem Spielfeld ab, dessen Regeln wir gar nicht verstanden haben.


Wie kann aus dem bisher Gesagten nun so etwas wie Heilung stattfinden? Indem wir unser Wollen (und damit auch unser Nicht-Wollen) als leidensbedingenden Faktor begreifen. Das bedeutet nicht, dass wir keine Pläne mehr haben sollen, sondern wir sollten das Limitierende Framing auflösen!

Bevor wir darüber reden, was das hinsichtlich Deiner Hypochondrie bedeuten kann, möchte ich Dich fragen, ob Du selber bereits eine Idee hast?

04.04.2022 13:58 • x 2 #12


M
@moo ich glaube manchmal bin ich zu unterbelichtet für deine Beiträge

04.04.2022 17:05 • x 1 #13


l3mureS
@moo

Bist net zufällig Therapeut oder sowas in der Richtung?

Kann meiner Vorrednerin nur zustimmen.
Sehr schwierig zu verstehen aber es kommt auch dieses Oh- stimmt Gefühl

04.04.2022 17:12 • #14


moo
Therapeut? Nein, aber jeder hat so seinen Vermittlungsstil und es stimmt schon, dass ich je nach Gegenüber versuche, meine Denke halbwegs schonend zu verpacken. Ich mag es gerne ausführlich und ich kann mit den üblichen Tipps wenig anfangen - darum versuche ich es so zu formulieren, wie es für mich stimmig und zielführend ist. Das Risiko, dass ich dabei unnötig Pulver verschieße, ist gering - denn letztlich ergibt sich bei mir immer auch ein relativ nachhaltiger Lerneffekt.

04.04.2022 17:27 • x 3 #15


M
Das sollte auch nicht komisch rüberkommen, finde deine Beiträge idR sehr hilfreich, aber manchmal (sowie eben) versteh ich nur die Hälfte und kann dem dann irgendwie nichts positives/hilfreiches abgewinnen.

04.04.2022 17:39 • #16


moo
@Melanie1506 Verstehe schon, danke. Manchmal braucht es m. E. einen gewissen Vorspann bis es ans Eingemachte geht. Und das steht ja hier noch aus.

04.04.2022 17:58 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

B
@moo Alles gut, ich habe Germanistik studiert kann dementsprechend mit deinen etwas komplizierteren Texten umgehen haha

Ich habe jetzt auch gemerkt, dass ich dich zuvor falsch verstanden hatte..
Das mit dem Auflösen des "Limitierenden Framings" klingt spannend, das könntest du gerne nochmal ausführlich erklären.

Wie das Ganze nun mit meiner Hypochondrie zusammenhängt ist mir nicht 100% klar..
Was ich aber sagen kann, ist, dass ich früher definitiv mit den Gedanken immer in der (meiner Erwartung nach) glücklichen "Zukunft" war und jetzt viel in dem bereits vergangenen hänge. Ich erinnere mich aber auch gerne selbst daran, dass ich noch immer derselbe Mensch bin und dass weder das vergangene noch das zukünftige für mich greifbar ist sondern nur der aktuelle Moment. Und dass das auch in Ordnung ist. Genauso wie es in Ordnung (und eben auch nicht zu ändern ist) dass es nicht in meiner Hand liegt ob ich eines Tages schwer erkranken sollte oder nicht.

04.04.2022 20:19 • #18


Schlaflose
Zitat von gh0stdad:
Bist net zufällig Therapeut oder sowas in der Richtung?

Wenn, dann Philosoph. Therapeuten reden nicht so abgehoben.

05.04.2022 06:19 • #19


moo
Guten Morgen @Bella1498, grazie mille für die Rückmeldung und schön, dass wir uns verstehen .

Zitat von Bella1498:
Was ich aber sagen kann, ist, dass ich früher definitiv mit den Gedanken immer in der (meiner Erwartung nach) glücklichen Zukunft war und jetzt viel in dem bereits vergangenen hänge.

Hier kannst Du ziemlich gut die durch das Denken erzeugten Grenzen und dadurch die limitierende Welt-Sicht (Framing) erkennen. Das Wollen spielt dabei eine zentrale Rolle. Der menschliche Geist folgt idR einem Wollens- bzw. Nicht-wollens-Gefälle: man strebt unbewusst nach Angenehmem und flieht unbewusst vor Unangenehmem. Ich nenne das gerne Programmierter Wohlerfahrungssuchlauf. Jeder kann das im Alltag bei sich feststellen. Es beginnt bei den subtilsten Themen und endet in existenziellen Überlegungen. Was dabei allerdings nicht so schnell verständlich wird: durch dieses Framing manipulieren wir sowohl uns als Individuum als auch die Welt - und damit das, was wir als unser Leben wahrnehmen.

Wäre dieses Framing, dieser Suchlauf aufgehoben, läge das von Grund auf non-duale Faktum, nämlich Alles, so wie es ist, direkt vor unseren Augen. Die Limitierung wäre aufgehoben, ein wahrlich freies Ausschreiten ungehindert möglich.

Nun zur Hypochondrie. Sie selbst ist in ihrer von Dir geschilderten Ausprägung ebenfalls Teil dieses Framings. Da das Framing, wie oben skizziert, offensichtlich stark fehlerhaft ist, entwickelt der Geist kompensierende Gegenstrategien: immer, wenn etwas nicht zusammenpasst, versucht er, ein neues Framing zu etablieren. Leider folgt dieses wiederum demselben Muster wie das Grundframing und führt somit zu einer sich gegenseitig bedingenden Endlosschleife (Rückkopplung).

Dies bedeutet im konkreten Fall:

a) Bellas idealisierter Lebensentwurf erhielt durch eine gegenteilige Erfahrung (= die ungesunde Beziehung) einen ersten (?) Riss. Eine (vermeintlich) helle Zukunft wurde von der ersten dunklen Gegenwart überschattet.

b) Da die Zukunft (= Studium, USA, Buch schreiben) ein wesentlicher Positivposten des Framings war, musste jegliche Erfahrung, die diesem Setting nicht entsprach als Bedrohung des subjektiven Weltvertrauens wirken.

c) Je stärker die Lebensorientierung in die Zukunft gerichtet war, umso weniger wird dem aktuellen Erleben Aufmerksamkeit zuteil. Wie in einem Wartemodus steht gewissermaßen das Jetzt dem angestrebten Jetzt im Wege.

d) Wichtig: Das Jetzt ist erlebenstechnisch jedoch mit dem Ich gleichzusetzen! Das bedeutet, dass gefühlt (= erlebt) das Ablehnen des Jetzt eine Selbst-Ablehnung darstellt. Natürlich findet dies alles unterbewusst statt und ist damit in seiner Struktur nur schwer erkennbar.

e) Dieser Konflikt (= die Nichtakzeptanz des eigenen Lebens) erfordert ein neues Setup des Framings. Da die Zukunftsorientierung sozusagen beschädigt wurde, begibt sich der Geist in die Vergangenheit und fokussiert nun alles, was diese Beschädigung auslöste. Die ungesunde Beziehung färbt auf das gesamte aktuelle Erleben ab: so wie es im vorherigen Modus tunnelblickartig auf eine gesunde Zukunft gerichtet war, zielt es jetzt ebenso chronisch auf eine kranke Vergangenheit.

f) Dass dieses Framing-Update nötig war, erklärt die Tatsache, dass der menschliche Geist stets die Kontrolle haben möchte (was, wie wir oben gesehen haben, letztlich unmöglich ist). Und so strange das klingen mag: Lieber kontrolliert der Geist die gesicherte (!) Krankheit, statt einer unkontrollierten, ungesicherten (!) Gesundheit zu vertrauen. Ein Ego lebt von der Kontroll-Illusion, daher ist sie lebenswichtiger als alles andere. Ständig Angst vor einer Krankheit zu haben, liefert in der Tat, ähnlich wie bei Zwangsstörungen, diese Kontroll-Illusion.

An diesem Punkt ungefähr befindest Du Dich aktuell. Sogar die glückliche Beziehung und die letztlich immer noch prima Rahmenbedingungen dringen nicht durch das etablierte (Negativ-) Framing. Um nun vollständig aus diesem dualen System auszusteigen, und sozusagen ins wahre Leben zu kommen, muss das Framing gelockert und idealweise aufgelöst werden. Indem Du die einleitenden Erklärungen sowie die Punkte a bis f verstanden hast, ist der erste und wichtigste Schritt bereits vollzogen. Daraus dürfte ersichtlich werden, dass es nun nicht darum gehen kann, wieder auf das alte Framing downzugraden, sondern Dich von dem o .g. Wohlerfahrungssuchlauf zu befreien.

Dies funktioniert am besten, wenn man die nötige Rückwärtsentwicklung an einem konkreten Punkt durchläuft und diesen dann Stück für Stück auf das gesamte Erleben ausweitet. Als konkreter Punkt bietet sich hier natürlich genau die Hypochondrie an, denn das ist der augenscheinliche causus knaxus . Bei mir z. B. war es die A lkoholsucht, deren existenzielle Betrachtung mich das ganze Prinzip buchstäblich leibhaftig verstehen ließ. Das Prinzip kann nur jemand effektiv vermitteln, der selber den Heilungsprozess durchlaufen hat und dementsprechend auch nachvollziehen kann, wie sich Gefängnis und Freiheit im erlebten Vergleich anfühlen.

Die Rückwärtsentwicklung brauchst Du Dir übrigens nicht so komplex vorstellen wie die eben geschilderte Vorwärtsverwicklung. Es sind dafür keine großen therapeutischen Schemata abzuarbeiten, denn wie gesagt, das Wichtigste ist das Verständnis dessen, was eben aufgezeigt wurde. Der Rest ist exakt ein einziger Vorgang:

Du musst die Angst vor Krankheiten ignorieren.

So sehr sich das wie eine Binsenweisheit anhört - es ist der einzige Weg, der in die Freiheit führt. Ich rede hier natürlich von den eingebildeten Krankheiten (zur Sache mit dem Darm etc. habe ich dann noch ein paar praktische Tipps aber das dann später). Und dieser Weg ist zwar einfach, aber nicht leicht. Doch Du wirst aufgrund Deines nun erlangten Basiswissens ein anderes Standing haben. Je nach Intelligenz wirst Du mit jedem Aushalten der Angst die Framing Struktur mehr und mehr erkennen und ihre zerstörerische Macht dadurch schmälern.

Wie bei einem Süchtigen, der sich im Zuge seiner Entwöhnung nicht nur von den schädlichen Einflüssen des Suchtmittels (hier: Angst!) entfernt, gewinnst Du zeitgleich einen unschätzbaren, echten Mehrwert ganz neu hinzu: Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.

PS Zur Praxis der Entwöhnung von der Angst möchte ich Dir gerne diesen Buchauszug ans Herz legen, in dem auf das Limitierende Framing eines D rogenabhängigen eingegangen wird. Er ist etwas anspruchsvoll und auch schon einige Jahrzehnte alt - doch er ist m. E. von immensem Nutzen, wenn es darum geht, mit dem Aufhören anzufangen (sic!) . Ersetze für Dich dabei das Suchtmittel durch den Begriff Krankheitsangst... erfolgserlebnisse-f59/sammelthread-kontemplationen-fuer-individuelle-probleme-t107790-30.html#p2428102

05.04.2022 10:03 • x 1 #20


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