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Hallo Zusammen,

Kurz zu mir: m36, karriertyp, kleine Familie 3

Zu meinem Problem:
Ich litt in meinen Teenager Jahren unter einer ausgeprägten Hypochondrie. Die meisten kennen das hier ja. Jedes ziepen wird überinterpretiert und man landet bei Dr Google und ist dann Nahe eines Nervenzusammenbruchs. Mein Körper hatte schon immer die Fähigkeit stark zu somatisieren. es hat genügt wenn mir Menschen oder im Fernsehen über Symptome einer schweren krankheit berichtet haben, um genau diese Symptome in kürzester Zeit zu entwickeln. Ich war immer Der Meinung ich habe etwas unheilbares an dem ich zu 100% sterben werde.
Lange Rede kurzer Sinn: diese Störung verschwand augenscheinlich für gute 10 Jahre (in der Zeit war ich vielleicht 2 mal beim Arzt wegen mal einer Au oder so).

Vor zwei Jahren kam die augenscheinliche Hypochondrie wieder. Allerdings in anderer Form. Ein Kollege erzählte mir bei einer Kaffeepause von einer derealisation an der er 2 Jahre gelitten hatte. Ich wusste nichts über das Thema aber ich fand die Vorstellung so schrecklich. Ich entwickelte kurz daraufhin die selben Symptome und hatte eine derealisation die ich allerdings mit Informationen zu dem Thema und Akzeptanz wieder in den Griff bekam. Seither plagen mich aber immer wieder Ängste und Symptome von verschiedenen chronischen Erkrankungen.
Neuerdings bin ich auch in Therapie und ich sagte zu meiner Therapeutin: ich habe keine Angst vor dem Sterben oder dem Tod, daher habe ich auch keine Angst vor tödlichen Krankheiten mehr. Meine Angst
Und Hypochondrie hat sich auf das nächste Level entwickelt, nämlich der Angst davor ein Leben in Höllenqualen Leben zu müssen.
Seit meiner corona Infektion im Januar (vor der ich übrigens noch den Hauch einer Angst hatte) ist alles wesentlich schlimmer geworden. Ich hatte alle chronischen Krankheiten und Symptome durchgelebt, und immer wenn eine neue Idee da war, waren die alten Symptome weg: von Long covid über cfs/me, chronische Rückenschmerzen zu ms war alles dabei. Ich war nach drei Monaten so fertig dass ich meinen Hausarzt bat mir ein antidepressivum zu verschreiben was er auch tat. So bekam ich 10mg citalopram, welches nach ca 4 Wochen wunderbar zu wirken begann. Genau eine Woche. Dann bekam ich einen Tinnitus im Ohr (nicht neu für mich, war aber omnipräsent und ich bekam Panik). Ich checkte sogleich im Internet ob es eine Nebenwirkung des Medikaments war. Da musste ich dann lesen, dass dieses Medikament teilweise irreversiblen Tinnitus verursachen kann. Nachdem ich komplett ausgeflippt bin habe ich dann mir das Gegenteil von mehreren Ärzten bestätigen lassen und gleichzeitig das citalopram ausgeschlichen. Der Tinnitus verschwand immer mehr und war dann letztendes wieder weg. Ich war beruhigt, für einen Tag. Am nächsten Morgen wachte ich auf und hatte starken brainfog (nichts Neues für mich, eine normale stressreaktion idr meines Körpers) und war total überfahren. Im laufe des Tages merkte ich immer mal wieder ein ziepen in meinen Arm sowie schmerzen in meiner Schulter und Kopf. meine Rückenschmerzen kamen wieder und das ziepen breitete sich die Tage über in andere Körperregionen aus (nicht wirklich schlimm aber ab und zu ziept es in den Nerven). Ich hatte sofort fibromyalgie im Kopf und bin jetzt wieder am Paniken. Ich checke ständig irgendwelche Tender Points bei mir und horche in mich rein. Ich habe mich jetzt auch für eine psychosomatische Klinik angemeldet weil ich eibsehe dass es so nicht mehr weitergeht.
irgendwie hab ich aber auch das Gefühl dass ich mit der Thematik alleine. Bin. Es fühlt sich an wie eine abnormale Version der Hypochondrie. Meine ursprüngliche Hypochondrie bin ich losgeworden, weil ich das Vertrauen in meinen Körper wieder entdeckt habe . Chronische Krankheiten werden aber nicht selten durch psychische Problem und Dauerstress verursacht. Und da heißt sich die Katze in den *beep*. Wie soll man da wieder rauskommen?

15.06.2022 16:27 • 27.04.2023 x 1 #1


44 Antworten ↓


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Das schlimme ist eigentlich auch, dass sich mein Hirn immer Krankheiten sucht, die schwer bis unmöglich zu diagnostizieren sind

15.06.2022 16:45 • x 1 #2


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Panische Angst vor chronischen Krankheiten

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M
@rabble Hallo Rabble,
Interessant. Vieles was Du beschrieben hast kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch mit der Pause und dem wieder Beginnen der Ängste. Ich hatte allerdings noch nie so richtig die Angst vor dem Tod, sondern vor einem langen Leiden. Das war damals so und ist auch jetzt wieder so.
Chronische Krankheiten dagegen würden mir nicht so viel ausmachen (allerdings auch erst, seitdem ich das passende Umfeld habe).
Wie man da wieder rauskommt, ist eine gute Frage. Ich dachte ich wäre bei mir rausgekommen, aber wie man sieht, bin ich wieder hier…

15.06.2022 17:31 • #3


R
@mucler hallo mitleidender,

Schön dass ich damit nicht alleine bin. Die chronische Krankheit an und für sich macht mir eigentlich auch weniger Sorge. Ich habe eher Angst mir leid das damit einhergeht (zb brutale Schmerzen oder Tinnitus oder andere Dinge bei denen es keine Hilfe gibt) sodass ich mein Leben nicht mehr genießen kann. Bittere Ironie An der Sache ist, dass genau dieses Problem schon leiden verursacht. Ich werde in eine Klinik gehen und gerne berichten wie und ob es geholfen hat

15.06.2022 17:38 • #4


GoodFriend
Zitat von rabble:
Das schlimme ist eigentlich auch, dass sich mein Hirn immer Krankheiten sucht, die schwer bis unmöglich zu diagnostizieren sind

Ja, das kenne ich gut. An einem Punkt an dem man nicht wissen kann, ob man schwer krank sein könnte, oder ob es harmlos ist, glaubt die kranke Psyche an das Schlechte und die gesunde an das Gute. Dass das nicht so leicht zu ändern ist, wenn man die Büchse der Pandora erstmal geöffnet hat, weiß ich selbst. Ich denke man muss sich diesbzgl immer wieder hartnäckig umerziehen, sich beruhigen, positive Dinge in Aussicht stellen und dann bewusst beobachten, dass das Positive eingetreten ist (die Zeit hat gezeigt, dass man nicht schwer krank war bzw wurde), um das Vertrauen in seinen Körper und den Optimismus diesbzgl zu bestätigen. Was besseres fällt mir auch nicht ein und ich hänge seit 1-2 Wochen gerade auch wieder in ner Phase, wo ich damit zu tun habe.

In Zeiten der Ungewissheit hilft nur der blinde Glaube, deshalb gehen die Leute in Kirchen und beten. Die Angst vor etwas Schlimmen ist ja so gesehen auch nur blinder Glaube, aber eben der falsche

15.06.2022 18:19 • x 2 #5


M
@GoodFriend Der Satz mit der guten und schlechten Psyche ist absolut treffend. Ich hatte mal zwischendurch eine Zeit, da gabs bei mir die gute Psyche, ist aber anscheinend wieder vorbei.

"Die Zeit hat gezeigt, dass man nicht schwer krank war" das sage ich mir auch immer wieder. Problem ist nur, dass man mit den ganzen blöden Angstjahren immer älter wird und es irgendwann dann wahrscheinlicher wird, dass man tatsächlich krank wird.

15.06.2022 18:25 • #6


GoodFriend
Zitat von mucler:
@GoodFriend Der Satz mit der guten und schlechten Psyche ist absolut treffend. Ich hatte mal zwischendurch eine Zeit, da gabs bei mir die gute ...

Ja, die ganzen Informationen die uns das Internet beschert hat, sind nicht zwangsläufig hilfreich.

15.06.2022 20:02 • #7


P
Zitat von rabble:
Ich habe eher Angst mir leid das damit einhergeht (zb brutale Schmerzen oder Tinnitus oder andere Dinge bei denen es keine Hilfe gibt) sodass ich


Vielleicht solltet du da mal tiefer reingehen. Ich bin überzeugt davon, dass viele oder die meisten chronisch Kranken je nach Krankheitsausprägung wenig leiden bzw einen guten Umgang mit der Krankheit finden können, um das Leben zu genießen.
Nur sehr wenige und stark ausgeprägte chronische Krankheiten verdammen einen zu einem sehr anstrengenden Leben.
Ich bin z.B. chronisch schilddrüsenkrank und habe Rosacea, eine chronische Hautkrankheit. Beides schränkt mich so gut wie nicht ein. Chronisch heißt ja nicht zwangsläufig schwer erkrankt, sondern langandauernd und schwer oder nicht heilbar.
Ein Diabetiker ist chronisch krank, kann aber ein sehr gutes Leben führen, wenn er vernünftig damit umgeht. Manche chronische Krankheiten können sich auch zurück bilden - Z.B. Diabetes oder Bluthochdruck bei Übergewicht (wenn man abnimmt) - oder besser werden (Tinnitus z.B.).

15.06.2022 21:09 • x 1 #8


colitis9439
Ich bin seit 2 Jahren nun chronisch Krank. Das verrückte ist: Man gewöhnt sich dran. Das ist der entscheidene Unterschied zwischen chronisch und akut krank. Das ist für einen gesunden Menschen vermutlich schwer nachzuvollziehen.
Du denkst vielleicht Oh Gott, diese Schmerzen, wenn ich die jetzt mein Leben lang hätte, das könnte ich niemals aushalten.
In Wahrheit sind chronische Schmerzen aber viel viel weniger schlimm als akute Schmerzen. Dein Gehirn ist nämlich unglaublich anpassungsfähig. Nach etwa 1-2 Monaten fängt dein Gehirn an akute Symptome auszublenden, schon ganz einfach um Energie zu sparen. Zudem fängst du auch an dein Leben anzupassen. Ich bereite mich nun eben auf längere Reisen anders vor als vor der Erkrankung z.B.
Die Schmerzen/Symptome sind zwar noch da, aber Körper und Geist können nun viel besser damit umgehen.
Dazu kommt dann natürlich, dass man chronische Krankheiten auch ganz anders behandelt als akute. Ich nehme nun dauerhaft entzündungshemmende Medikamente, die meine Krankheit einigermaßen gut in Schach halten.

Wäre ich lieber gesund? Keine Frage. Aber mein Leben ist nicht unbedingt weniger Lebenswert. Einfach nur ein bisschen anders. Und vor allem schätzt man die guten Phasen des Lebens, die es garantiert weiterhin geben wird, viel viel mehr.

15.06.2022 22:11 • x 6 #9


Schlaflose
Zitat von rabble:
Ich habe eher Angst mir leid das damit einhergeht (zb brutale Schmerzen oder Tinnitus oder andere Dinge bei denen es keine Hilfe gibt) sodass ich mein Leben nicht mehr genießen kann.

Ich habe seit 35 Jahren Tinnitus in beiden Ohren und empfinde es nicht als Krankheit. Es hindert mich nicht daran das Leben zu genießen. Die ersten 2 Jahren waren unangenehm, aber dann gewöhnt man sich so daran, dass man es gar nicht mehr merkt.

16.06.2022 07:54 • x 1 #10


R
Danke für eure Antworten. Zur Zeit mach ich mich wirklich fertig mit fibromyalgie, mein Köper entwickelt alle Symptome die passen würden. Ich fühl mich schlapp und abgeschlagen habe schlafprobleme und diffuse Schmerzen die wandern … werde morgen mal zum Hausarzt gehen…

16.06.2022 12:54 • #11


Schlaflose
Zitat von Pauline333:
habe Rosacea, eine chronische Hautkrankheit.

Ach stimmt, das habe ich ja auch Ganz vergessen, da ich das auch nicht als Krankheit empfinde. Muss mich halt jeden Tag mit zwei verschiedenen in der Apotheke angefertigten Präparaten im Gesicht behandeln und das wars.

16.06.2022 13:25 • #12


A
Hallo ich bin zum Teil auch überfordert. Jeden Tag habe ich in meiner Fantasie eine anderen Krankheit. Heute ist es der Lungenkrebs ( ich rauche was widersprüchlich ist ) gestern war es der Magenkrebs wegen ständigen Sodbrennen. Morgen ist es ein Gehirntumor. Dann wieder Herzinfarkt usw. Es macht mich wahnsinnig. Ich habe vor circa 2 Wochen Blut abgenommen bekommen und alles sieht sehr gut aus deswegen kann ich gar kein Krebs etc habe ? Aber es möchte nicht in mein Kopf das ich schon so oft untersucht wurde und mir immer wieder bestätigt wurde das es von meiner Psyche kommt. Wie geht ihr damit um?

18.06.2022 11:11 • #13


R
@Alina2245 du hast kein Krebs. Ich kann dich beruhigen. Been there got the shirt. Eine hypochondrische Störung überlappt sich mit einer Zwangsstörung und Angst vor Kontrollverlust. Die sog. Compulsions sind das ständige zum Arzt rennen und kurz Sicherheit holen, das ist der Zwang. Es ist behandelbar aber man muss sich in eine richtige Behandlung geben.

18.06.2022 12:45 • #14


A
@rabble danke ! Ich war sogar vor einem halben Jahr beim Lungen Arzt und er meinte alles top och muss mir keine Sorgen machen in meinem Alter. Ich behandele es schon mit meiner Therapeutin ich hoffe ich kriege das in den Griff.

18.06.2022 12:58 • #15


R
@Alina2245 Bitte schau ob dein Therapeut spezialisiert ist für so eine Art der Störung. Ich selber habe ein ganzes Jahr mit einem Therapeuten verschwendet der einfach nur reden wollte. Wenig hilfreich wie man seine kognitiven Verhalten ändern muss. Ich hab nach wie vor große Angst vor fibromyalgie

Habe schmerzen in beiden Schultern (allerdings auch nicht immer) seitdem ich mir diese Krankheit eingeredet habe. Am ganzen Körper ziept es hier und da (Hände Knie)…. Allerdings sind alle trigger Punkte negativ und Muskeln tun mir auch nicht weh… Müdigkeit ist auch sehr ausgeprägt was aber auch Depression sein kann.
Meine neue Psychiaterin meinte ich leide unter eine hypochondrischen Störung mit somatisierungs Störung und einer reaktiven Depression.

18.06.2022 15:31 • #16


M
@Alina2245
Ich kann’s Dir absolut nachvollziehen, aber auch rabble bestätigen, Du hast sicher kein Krebs. Wenn Du vor zwei Wochen Blutuntersuchung hattest, wurden sicherlich auch Entzündungswerte gemacht. Dazu Dein Alter und dass Du ja schon weißt, dass die Psyche dich ärgert und das kann sie echt gut. Was ich schon alles "hatte" (und doch nichts hatte…).

18.06.2022 15:40 • #17

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G
Mhmmm, also ich habe sowohl Tinnitus beidseitig mit zig Tönen, Visual Snow Syndrom (offiziell diagnostiziert) als auch eine mit MS vergleichbare Erkrankung ‍️

Nichts davon ist heilbar oder großartig zu beeinflussen.

Ich neige aber auch manchmal zur Hypochondrie, wenn irgendwas neues auftaucht, immer das schlimmste annehmen. Gut, ist bei mir natürlich durch bestehende Erfahrungen auch verstärkt.

18.06.2022 20:33 • x 1 #18


R
@Guenguer und wie kommst du damit klar?

18.06.2022 20:37 • #19


G
@rabble Naja, man hat ja keine Wahl, also wächst man irgendwie rein.
Natürlich gibt's auch ziemlich düstere Phasen, nämlich dann, wenn man sich gerade so zurecht gefunden hat, alles okayish ist, dann aber was verschlechtert, neues dazu kommt.

Wenn es eine Weile ohne große Veränderung ist, dann wächst man wieder rein, dann geht's wieder soweit gut. Gut ist natürlich auch relativ, man gewöhnt sich schon an vieles.

Natürlich hätte ich lieber nichts davon, aber was will man machen

18.06.2022 20:42 • x 1 #20


A


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