@Julychka
Julychka, ernsthaft jetzt: Wann fängst du eigentlich mal an, dein verdammtes logisches Denken einzuschalten? Du beobachtest seit Jahren jedes Fitzelchen an deinem Körper, rennst von Arzt zu Arzt, machst Fotos im Makromodus von Leberflecken auf der Mumu – und trotzdem denkst du jedes Mal aufs Neue, dass jetzt aber wirklich was ganz Schlimmes sein muss. Wie oft willst du dir eigentlich noch selbst beweisen, dass du’s nicht loslässt, weil du Angst hast – nicht weil du krank bist?
Du schreibst selbst: “Wenn ein Thema abgeschlossen ist, folgt das nächste.” Joa. Herzlichen Glückwunsch, du hast die Definition einer Angststörung ziemlich genau beschrieben. Aber statt das mal als Symptom zu begreifen, was es ist – also ein psychischer Trick, der dich in die Illusion von Kontrolle drängt – ziehst du dir wieder den Panikmantel über und gehst mit der Lupe auf Spurensuche. Und dann wird analysiert, gezoomt, verglichen, interpretiert, gegrübelt, geheult… und als i-Tüpfelchen verschiebst du deine Therapie, um lieber den nächsten Check-up zu machen. Ganz ehrlich: Wie soll da irgendwas besser werden?
Was glaubst du eigentlich, wie viel echte Krankheit dein Körper in den letzten Monaten angeblich schon durchgemacht hat – wenn deine Gedanken alle Recht hätten? Du müsstest laut deiner inneren Logik längst tot sein, amputiert, bestrahlt oder auf einer Isolierstation. Aber nix davon ist passiert. Weißt du warum? Weil das alles kein „Warnsignal“ war – sondern ein Dauerfeuer aus deinem eigenen Kopf. Unnötiger Alarm. Jeden. Einzelnen. Tag.
Dein Gyn sagt, der Fleck ist harmlos. Deine Mutter sagt, er sieht aus wie immer. Und du? Rennst wieder los, als wärst du auf einem Marathon der Selbstzerstörung, bei dem das Ziel immer gleich aussieht: Noch eine Untersuchung, noch ein Foto, noch ein “Was, wenn doch…?”
Also wirklich, Julychka: Es ist höchste Zeit, die Kamera wegzupacken, den Termin bei der Therapeutin wahrzunehmen – und dir bei jeder neuen Panikwelle sofort klarzumachen: Das hier ist wieder dieselbe Show wie letztes Mal. Und vorletztes. Und die fünfzig Male davor. Kein echtes Drama, sondern der Film in deinem Kopf, den du selbst immer wieder einschaltest. Vielleicht ist heute der Tag, an dem du mal die Fernbedienung aus der Hand legst. Wäre ja schon mal ein Anfang.
01.07.2025 17:22 •
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