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Hallo ihr Lieben


Seit längerem beschäftigt mich ein Gedanke und ich würde gerne, eure Meinung dazu hören.

Wie viele andere hier, war auch meine Kindheit von Gewalt (physischer wie psychischer Natur) geprägt. Mit Anfang 20 bin ich von zu Hause aus und mit meinem Schatz zusammengezogen. Mein Schatz (damals Freund , heute Mann) ist eine Seele von einem Menschen. Sehr liebevoll, einfühlsam, witzig und klug. Damit hatte sich also mein privates Leben komplett geändert. Mein Zuhause war nun kein Ort der Angst, des Schreckens mehr sondern friedlich und liebevoll.
Nun zu meiner Theorie: Der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier und nun habe ich mich schon oft gefragt, ob ich mir unbewusst ,mit irgendwelchen Horrophantasien, selbst Angst mache um auf diese Weise, sozusagen mein gewohntes Umfeld zu erzeugen? Wisst ihr man kann sich auch an Horror gewöhnen.
Seien wir doch mal ehrlich, wir kannten doch von klein auf nix anderes als Angst vor Vater/Mutter oder Eltern. Somit assoziiert unser Unterbewusstsein, derartige Lebensumstände als normal. Weil man es ja nicht anders kennt.

Was denkt ihr? Könnte da was dran sein?

Liebe Grüsse
PB

07.06.2014 04:16 • 17.09.2016 x 1 #1


45 Antworten ↓


Das würde ich auch sagen die Kindheit war ein graus und das leben hinweg war Angst etc. ein großes Thema für mich. Dauer angst ist ein Zustand der natürlich unangenehm ist aber ich würde ihn als Normal bezeichnen weil man einfach nichts anderes gewöhnt ist. In meiner besten Zeit war ich auch nie beschwerde frei sondern hatte weniger beschwerden. Also ich glaube es kann unter umständen so sein jedoch ist das eine schwere Frage bewusst würde ich es verneinen ich will mir selber keine Angst machen aber die Unkontrollierbaren Gedanken. Ich würde sagen Unterbewusst JA! Bewusst natürlich nicht das wäre dann ja ein schlimmer fall von Selbstbestrafung.

Ps: Gutes Thema

A


Produzieren wir unsere Ängste selbst?

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Zitat von Lescon:
In meiner besten Zeit war ich auch nie beschwerde frei sondern hatte weniger beschwerden.



Ganz genau! Die Angst war so alltäglich, dass man sie garnicht mehr bewusst wahrgenommen hat, jedenfalls mir ging es so. Es war halt so, basta! Ich ging auch ganz selbstverständlich davon aus, dass es in anderen Familien auch nicht anders ablief. Versteh mich nicht falsch, ich will das Erlebte bestimmt nicht relativieren. Es war halt so und man konnte es ja sowieso nicht ändern. So empfand ich das damals jedenfalls. Als Kind bist du eben auf Gedeih und Verderb den Eltern ausgeliefert...
Ich wär auch damals, nicht im Traum, auf die Idee gekommen das bei uns daheim etwas nicht stimmen könnte.

LG
PB

Zitat von Plumbum:
Zitat von Lescon:
In meiner besten Zeit war ich auch nie beschwerde frei sondern hatte weniger beschwerden.



Ganz genau! Die Angst war so alltäglich, dass man sie garnicht mehr bewusst wahrgenommen hat, jedenfalls mir ging es so. Es war halt so, basta! Ich ging auch ganz selbstverständlich davon aus, dass es in anderen Familien auch nicht anders ablief. Versteh mich nicht falsch, ich will das Erlebte bestimmt nicht relativieren. Es war halt so und man konnte es ja sowieso nicht ändern. So empfand ich das damals jedenfalls. Als Kind bist du eben auf Gedeih und Verderb den Eltern ausgeliefert...
Ich wär auch damals, nicht im Traum, auf die Idee gekommen das bei uns daheim etwas nicht stimmen könnte.

LG
PB




Der Mensch sucht was er kennt. Ich bin auch unter Angst groß geworden. Das Leben macht mir auch heute noch Angst. Immer ist die Angst im Unterbewussten da, bekomme ich Ärger wenn ich mit abgrenze? Wie sieht die Bestrafung aus? Werde ich bedroht? Bekomme ich Schläge? Gibt es Liebesentzug? Werde ich vorgeführt? Das alles läuft nicht bewusst, macht aber körperliche Symptome. Die Erfahrungen sitzen tief bei jedem Menschen, die guten wie die schlechten.


LG

Unter Angst groß geworden - diese Formulierung gefällt, die passt auch sehr gut zu meiner Lebenssituation.

Zitat von Kater Carlo:
Unter Angst groß geworden - diese Formulierung gefällt, die passt auch sehr gut zu meiner Lebenssituation.


Das geht leider sehr vielen so, ich frage mich oft was ist los mit der Generation unserer Eltern. Es gibt einige die behaupten es ist das Trauma der Nachkriegsgeneration welches weiter gegeben wird.

Vielleicht, und hier möchte in mal bewußt provozieren , geht es uns zu gut ?

Die Kriegsgeneration......die Männer hatten als Soldaten unvorstellbar grausame Dinge erlebt, in ständiger - realer - Todesangst gelebt. Frauen mußten - oft im mörderischen Bombenhagel - allein die Familie durchbringen, wußten nie, wann die Nachricht kommt, dass der Mann gefallen ist.

Eine traumatisierte Generation ?

Zitat von Kater Carlo:
Vielleicht, und hier möchte in mal bewußt provozieren , geht es uns zu gut ?

Die Kriegsgeneration......die Männer hatten als Soldaten unvorstellbar grausame Dinge erlebt, in ständiger - realer - Todesangst gelebt. Frauen mußten - oft im mörderischen Bombenhagel - allein die Familie durchbringen, wußten nie, wann die Nachricht kommt, dass der Mann gefallen ist.

Eine traumatisierte Generation ?


Die Vergewaltigungen usw nicht zu vergessen... Frauen sind Freiwild im Krieg. Das waren alles schlimme, um nicht zu sagen traumatische Erlebnisse ohne Frage! Doch das gibt ihnen nicht das Recht ihren Nachwuchs dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Ich hab als Kind immer Entschuldigungen für meinen Vater gesucht und gefunden. Schwere Kindheit blablubb, bei einem schikanösen Pflegevater aufgewachsen usw Erst heute ist mir klar, daß mein Vater einfach ein Narzist war. Ich könnte auch Gossensprache verwenden, denn das Wort lag mir eigentlich auf den Tasten aber das wird ja dann wieder zensiert
Mein Vater war einfach ein verdammter Mistkerl dem es anscheinend diebische Freude bereitet hat wenn seine Tochter vor Angst gezittert hat. Und ganz ehrlich? Es ist mir piepegal WARUM er so war/geworden ist. Die Zeche dafür zahl heute ich und nicht er. Ich hab Angst- und Panikattacken, nicht er.

LG
PB

Meiner zeitweise ständig besoffenen Frau Mama hat es auch diebische Freude gemacht, ihrem Kind Angst einzujagen, und die Zeche zahle ich bis heute - ob ich will oder nicht.

Jaein, sicher geht es uns an manchen Stellen zu gut, ich weiß was die Menschen so erlebt haben damals. Mein Vater war ein Flüchtlingskind und hat immer wieder in den buntesten Farben geschildert wie das damals so war. Leider auch Grausamkeiten die man wohl besser seinen recht jungen Kindern nicht als Sonntagsmärchen erzählt.

Mein Vater war traumatisiert, er hatte ganz klar starke Ängste und hat sich häufig irrational verhalten.
Die Mutter meines Partners hat im Krieg Mutter und Schwester verloren, sie zeigte auch klare Auffälligkeiten.

Der Vater meines Partners wurde von einem überzeugten Soldaten erzogen, er ist ein Pedant und hat versucht seine Kinder im Militärstil zu erziehen, dabei ist einiges nicht so gut gelaufen

Ich sage mal es ist schon so, manch einer jammert auf sehr hohem Niveau, nur an der Tatsache das Kinder schwer beeindruckbar sind und Gewalt in der Erziehung sowie mangelnde Führsorge psychische Schäden verursacht ist wohl nicht von der Hand zu weisen.

LG

@Plumbum : es geht mir nicht darum unsere Eltern reinzuwaschen, mein Vater war auch ein riesen Ar......

von daher sehe ich das auch so. Fakt ist ja nur, es gibt immer solche und solche Menschen, die einen die auf keinen Fall möchten das die eigenen Kinder ähnliches Leid erfahren wie man selber und die Sorte die meint, och da musste ich auch durch.

Wir hatte dann wohl die zweite Sorte.

Zitat von Kater Carlo:
Meiner zeitweise ständig besoffenen Frau Mama hat es auch diebische Freude gemacht, ihrem Kind Angst einzujagen, und die Zeche zahle ich bis heute - ob ich will oder nicht.


Mein Vater hat nicht oft gesoffen aber wenn.... dann war meine Mutter fällig.. ich hör heute noch ihre Schreie und ihr weinen... *Gedanken schnell wegschiebt* Mit der Zeit kam ich dahinter, dass mein Vater sozusagen ein Alibisäufer war. Ich nannte das damals so, weil er für meine Begriffe nur gesoffen hat um hinterher behaupten zu können, er kann sich an nichts erinnern.

@Lila Japs derlei Geschichten hab ich auch zur Genüge gehört.
Zweite Sorte *lach* wie recht Du doch hast. Meine Eltern vertraten nämlich die Auffassung, dass das was sie nicht hatten wir auch nicht bräuchten. Den kleinen Zeitunterschied von ein paar Jahrzehnten haben sie irgendwie nicht wahrgenommen.


LG
PB

Interessante Frage, ich denke das man vielleicht Heute, wo man ein liebevolles Leben führt erst erkennt durch was für eine Hölle man gegangen ist, man sieht wie die Kindheit hätte anders verlaufen können, man erkennt das was man früher als Normalität angenommen hat als den Horror der es für einen war, und lebt die Ängste die man damals unterdrückt hat im hier und jetzt aus.

Man bemitleidet sich selbst, kann die Vergangenheit nicht loslassen, kann das hier und jetzt nicht genießen, obwohl es doch schön ist

Ich hoffe man versteht was ich meine, bin noch nicht so ganz fit.

Zitat von Kater Carlo:
hier möchte in mal bewußt provozieren , geht es uns zu gut ?


Meine Meinung,

Definitiv ja, nur wir leisten uns den Luxus, Ängste und seien sie noch so irreal, auszuleben, hätten wir das Problem zu überlegen wo das essen für Morgen herkommt, würden alle anderen Ängste von selbst verschwinden.

Zitat von darkdays:
Interessante Frage, ich denke das man vielleicht Heute, wo man ein liebevolles Leben führt erst erkennt durch was für eine Hölle man gegangen ist, man sieht wie die Kindheit hätte anders verlaufen können, man erkennt das was man früher als Normalität angenommen hat als den Horror der es für einen war, und lebt die Ängste die man damals unterdrückt hat im hier und jetzt aus.

Man bemitleidet sich selbst, kann die Vergangenheit nicht loslassen, kann das hier und jetzt nicht genießen, obwohl es doch schön ist

Ich hoffe man versteht was ich meine, bin noch nicht so ganz fit.


Da hast Du mit Sicherheit nicht unrecht. ABER (nu kömmts) Sei mir bitte nicht böse aber es fällt auf wie sehr Du dich immer über die Jammerlappen mokierst. Versteh mich nicht falsch, Du bist immernoch mein Held Doch übersiehst Du, dass nicht alle Menschen so sind wie Du. Du willst die Dinge abhaken, weitermachen und gut is. Du gehst Probleme direkt an, jedenfalls wirkst Du so auf mich. Nun gibt es aber auch Leutchen wie mich z.b. wenn ich von meinen Erlebnissen erzähle, dann bemitleide ich mich nicht selbst sondern ich spreche aus was damals alles abgelaufen ist. Kannst Du dir vorstellen wielange ich gebraucht habe überhaupt darüber zu reden? Weil es einfach Tabu war.... Und mittlerweile ist es so, dass es für mich persönlich ein Befreiungsschlag ist darüber zu sprechen/schreiben zu können. Und dann auch noch in einem Forum wo es andere Leute mit genau denselben Problemen gibt. Die genau verstehen wovon man redet, denen man nicht alles haarklein erklären muss. Nicht zuletzt, dass ist Dir mit Sicherheit nicht bewusst denn ich halte dich für einen feinen Kerl, setzt Du mit Deiner Kritik das Erlebte deiner Mitmenschen herab. Genau damit mußten viele von uns ihre ganze Kindheit hindurch kämpfen, man wurde nicht ernstgenommen. Stell Dich nicht so an... wird schon nicht so schlimm sein usw. Genau das ist aber des Pudels Rüschenrock: DOCH es war so schlimm! Und JA es tut verdammt gut Mitgefühl zu ernten, wo früher nur Spott und Hohn kam. Also möcht ich Dich bitten hab etwas Verständnis für uns Jammerlappen


Alles Liebe
PB

@Plumbum: mein Vater hat auch getrunken, hat geschlagen, Psychoterror ausgeübt, war oft kalt. Ich habe ihn aber auch anders erlebt, er war klug, witzig und auch großherzig. Er hatte einfach eine Störung. Ich kenne seine Geschichte und mir ist transparent warum er so geworden ist. Meine Mutter war eine abhängige Persönlichkeit, also beide Eltern gaga

@darkdays: es ist schmerzhaft irgendwann zu erkennen das man es normal verdient hätte und das Gefühl wohl nicht geliebt worden zu sein macht sehr unschöne Gefühle.

Das schöne annehmen zu können das es jetzt gibt in unserem Leben, satt zu werden mit den Dingen die in der Kindheit so gefehlt haben, mit den Eltern ins Reine zu kommen, ist ein langer Prozess und die Narben die bleiben werden uns immer ein Stückchen einschränken.




Das Leben ist letztendlich trotzdem schön und jeder hat sein Päckchen zu tragen, wir eine Angst und Panikstörung der Nachbar schweres Asthma, der nächste wurde vielleicht ohne Arme geboren. Wir müssen damit leben wie es ist und das beste daraus machen.

@Plumbum : ich weiß was Du meinst, ich habe Jahre gebraucht es auszusprechen, und es erzählen und nach Aussen bringen ist wichtig, sich auseinander setzen. Heute kann ich das mit mehr Abstand sehen, das war ein sehr langer Prozess, und ich belächle Dich nicht, ich möchte Dir Mut machen, das Du irgendwann, wenn Du mehr verarbeitet hast anders auf die Dinge sehen kannst und es Dich nur ab und an mal noch einholt.

Ich denke darkdays geht es ähnlich ?!
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Zitat von Lila70:



Das Leben ist letztendlich trotzdem schön und jeder hat sein Päckchen zu tragen, wir eine Angst und Panikstörung der Nachbar schweres Asthma, der nächste wurde vielleicht ohne Arme geboren. Wir müssen damit leben wie es ist und das beste daraus machen.


Das unterschreib ich sofort, genauso wie es da steht

Liebe Grüsse
PB

Zitat von darkdays:
Definitiv ja, nur wir leisten uns den Luxus, Ängste und seien sie noch so irreal, auszuleben, hätten wir das Problem zu überlegen wo das essen für Morgen herkommt, würden alle anderen Ängste von selbst verschwinden.



Dann habe ich ne prima Kur für Dich um Angstfrei zu sein

Gehe doch mal ein halbes Jahr nach Afrika in den Busch und fang Dein Futter, kannst uns danach berichten wie es geholfen hat.

Noch einmal an darkdays

unsere Eltern kannte solch Ängste durchaus auch, sie sind gedrillt worden gefälligst zu funktionieren.
Das hat dazu geführt das sie sich selber medikamentiert habe, Alk., Zig., Schlafmittelchen.

Wer es nicht aushält bringt sich dann halt um.

Mein Vater ist jung gestorben, 80 Zig. am Tag und die letzen 10 Jahre jeden Tag ne Flasche Fusel haben ihm Lungenkrebs beschert, meine Mutter ist schwer krank, blos keine Schwäche zeigen, eigene Bedürfnisse verleugnen, schwere Schlafstörungen, aber was soll es, man muss ja weiter machen und Depressionen und Angst gibt es nicht, das ist alles eine Sache der Einstellung?!

So einfach ist das nicht.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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