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irgendwie scheine ich in eine beklemmende Situation geraten zu sein. Der Anfang vom Ende begann in 2011. Ich wurde wegen einer Restrukturierung von einem liebgewonnenen Arbeitsplatz, wo ich Leitender Angestellter war, aus dem Gleichgewicht geworfen. Eine neue Stelle direkt im Anschluss hielt nicht lange, weil ich die Probezeit nicht überstand, weil meine Vorgängerin in der Übergabezeit noch heftig gegen mich intrigierte.
Also erst hatte ich kein Glück, und dann kam auch noch Pech hinzu: Es folgte eine Firma, wo von mir erwartet wurde, dass ich mich exakt so verhalte wie mein Vorgänger. Das war aber ein Haudrauftyp, und ich wirkte dort viel zu verständnisvoll. Ich hatte dort selbst gekündigt. Die nächste Firma gleich im Anschluss war am Ende meiner Probezeit pleite. Danach machte ich mich selbständig und hatte zwei schöne Projekte, wovon das letzte mich aber in die Nähe eines Burnouts trieb weil man als Unternehmensberater oftmals derjenige ist, der unliebsame Maßnahmen umsetzen muss. Ich nahm ab Mai Citalopram. Da fing ich an, extrem viel zu schlafen. An der Arbeit konnte ich nicht mehr länger als sechs Stunden pro Tag. Das ganze zog sich bis Ende Juli hin. Zwei Jahre lang ohne Urlaub kam ich in ein Projekt, wo ich aus bestimmten Gründen nur noch zu 10% ausgelastet war. Ich zog mich in mein Innenleben zurück und litt ziemliche Qualen.
Jetzt bin ich in abhängiger Beschäftigung über Zeitarbeit, weil es gerade keine Projektarbeit gab. Und es war wohl ein Fehler. Ich werde bei jeder halbwegs intelligenten Frage zurückgestutzt, nach dem Motto: Diese Fragen sind für Sie irrelevant, machen Sie erstmal Ihre Arbeit, Machen Sie sich doch nicht dauernd Notizen usw. Die Vorgesetzte merkt eben, dass ich eigentlich auf Ihrem Niveau richtig platziert wäre und reagiert bei jeder Gelegenheit patzig und egozentrisch. Für morgen habe ich angekündigt, wegen starker Rückenschmerzen zum Hausarzt und zur Orthopädischen Klinik zu gehen, und bin dafür noch ausgeschimpft worden. Klar würde man sagen: Was ist das denn für ein furchtbarer Betrieb? Aber leider konnte ich das vorher nicht wissen. Irgendwie habe ich das Gefühl, der Zug ist für mich jetzt abgefahren, und ich sehe alle Felle davonschwimmen. So wie früher wird es irgendwie nicht mehr, dass mir meine Arbeit Freude bereitet. Weil ich bei jedem Wechsel weniger Motivation habe, mich in alle Einzelheiten einzuarbeiten. Denn es dauert so oder so, und die Geduld kann ich nicht mehr aufbringen. Die Luft ist raus, und ich frage mich, wozu ich mich überhaupt noch anstrenge, wenn es sowieso nur noch über Zeitarbeit geht, wo man der letzte Dreck ist. Nebenbei habe ich auch zu viele Schicksale gesehen von Menschen, die es irgendwann nicht mehr gepackt haben.
Wenn ich mich krankschreiben lasse, ist alles vorbei: Zukunft, Familie, Haus. Alles weg. Alles nur heiße Luft gewesen.
01.11.2015 16:48 • • 07.11.2015 #1