Pfeil rechts

N
Hi,

ich bin's mal wieder (obwohl höchst unwahrscheinlich dass hier wer einen meiner alten Posts gelesen hat geschweige denn sich dran erinnert). Ich weiss inzwischen ehrlich gesagt nicht mehr wirklich, wo ich hier anfangen soll zu erzählen oder wo ich das Thema noch einzuordnen habe, soviel hat sich da im Laufe der Zeit zusammengeläppert.

Vielleicht zuerst mal ein bisschen zu meiner Vergangenheit: War schon immer sehr schüchtern, aber die soziale Phobie hat ca. während meines 18. Lebensjahres angefangen, verschlimmert sich seither weiter und weiter. Der Übergang zwischen der 11ten und 12ten Klasse hat bei mir mit mehreren Schlüsselereignissen die Angst heraufbeschworen:
-Demütigung und Enttäuschung durch Freunde
-Heftigste Beleidigungen + angedrohter Rausschmiss durch den Vater
-Von der Freundin verlassen und versetzt

In der 12ten Klasse hab ich dann nie wirklich Anschluss zu meinen Mitschülern gefunden, nach meinem Abitur im Zivildienst dasselbe. Nach dem Zivildienst 2 Studiengänge angefangen, beim ersten mal langsam gescheitert, beim zweiten mal so gut wie gar nicht mehr in die Uni gegangen. (Verdrängung, Gang zum Supermarkt eine Überwindung) Dazwischen 900km auf dem Jakobsweg gepilgert (Ziel: Überwindung, sich der Angst stellen, Kontakte aufbauen) - nirgends wirklich Anschluss gefunden. Nach meinem zweiten Studium nen 400 Euro Job angenommen und parallel eine Psychotherapie gemacht.

Und zu guter letzt durch einen Bekannten meinen jetzigen Job schmackhaft bekommen. Ein Bürojob im Großraumbüro... wenn ich jetzt darüber nachdenke, wie dumm kann ich nur sein, mich mit meiner sozialen Phobie auf sowas einzulassen? (Habe mich in der Abteilung Vertrieb ans Telefon gesetzt, um mich meinen Ängsten zu stellen)

Grundgedanke davor natürlich das Bekämpfen meiner Ängste, bla bla bla.
Denkste! Seit dem ersten Tag mach ich mich vor mehr und mehr Leuten zum Affen, allmählich kennt mich die komplette Firma (mit dem entsprechenden Ruf selbstverständlich). Niemand grüßt mich oder wechselt mehr als zwei Worte mit mir, mein Chef findet es lächerlich, dass ich mich nicht integriere und erwartet, dass ich von mir aus auf die Leute zugehe. Aber das gestaltet sich nicht so einfach, wenn dir Niemand in die Augen sieht. Ich habe inzwischen meine Gesichtsmuskulatur nicht mehr vollständig unter Kontrolle, keinerlei Selbstvertrauen mehr und befinde mich in einer Art gelähmten Zustand, habe einen Knoten im Hals (und ich sitze im Vertrieb, am Telefon).
Mein Chef (und alle Anderen Kollegen) verachten mich regelrecht, ich geb mit meinem Fluchtartigen Verhalten etc. echt ne lächerliche Figur ab. Und beim selbstintegrieren scheitere ich natürlich wieder lächerlichst. Die Leute, die mit mir die Ausbildung anfangen sollen, sind heute gekommen, hab mich natürlich wieder voll zum Affen gemacht. Ich bin eigentlich nicht dumm, aber im Umgang mit anderen Menschen bin ich der dämlichste Vollidiot der rumrennt.

Gibts irgendne Arbeit die ich so machen kann? Irgend eine Art von betreutem Arbeiten mit Experten als Ansprechpartner? Ich bin körperlich und geistig Fit, ich kann Arbeiten, bloß eben nicht mehr mit anderen Menschen umgehen. Müsste also theoretisch der geeignete Kandidat für sowas sein.

Selbstmordgedanken schwirren mir auch fast non-stop im Kopf herum.. und damit meine ich nicht im direkten Sinn Depressionen, sondern einfach dass ich keinen anderen Ausweg aus meiner Situation mehr sehe.

Bitte ernsthafte Ratschläge auch mehr als eine oder zwei Antworten sind mir willkommen.

Danke und Grüße
Ingo

07.08.2012 20:08 • 10.08.2012 #1


2 Antworten ↓


L
Hallo Naid0!

Tut mir leid, dass Dir noch niemand geantwortet hat. Gerade für Dich muss das sehr frustrierend sein, wo Du Dich eh so abgelehnt fühlst.

Ich habe auch leider eigentlich keinen rechten Rat für Dich. Zudem kenne ich Deinen anderen Thread nicht.

Mein Gefühl sagt mir, dass Du Dich selbst einfach überforderst. Du schreibst immer wieder von Selbsttherapie, doch es funktioniert ja so nicht. Also läuft was falsch. Du hast eine Psychotherapie gemacht, vermutlich keine Verhaltenstherapie. Doch vielleicht brauchst Du genau diese. Manchmal ist es einfach nicht damit getan, sich seinen Ängsten zu stellen und sie so angehen zu wollen, ich meine ohne Anleitung und professionelle Unterstützung. Ich kann mir vorstellen, dass Dir ein Klinikaufenthalt ganz neue Perspektiven eröffnen könnte und Du da wichtige Erfahrungen in einem geschützten Rahmen machen könntest. Hast Du darüber schon mal nachgedacht?

Quäl Dich nicht mit Deiner selbst auferlegten Laientherapie, die ja keine Früchte zu tragen scheint. Im Gegenteil zieht Dich all das nur noch mehr runter und bestätigt Dich in Deinem negativen Selbstbild. Du wertest Dich selbst wirklich extrem ab. Und es fehlen positive Erfahrungen und Erfolgserlebnisse. Bevor Du wohl möglich richtig abrutscht, in ein Loch fällst oder schlimmeres, zieh die Notbremse, suche einen Psychiater auf, sprich mit ihm über eine neue Therapie oder eine Klinik und lass den Job sausen. Wahrscheinlich wirst Du dort keinen Boden mehr fassen können, wenn Dich die Kollegen tatsächlich so ablehnen wie Du beschreibst.

Es gibt natürlich Möglichkeiten in einem geschützteren Raum Ausbildungen zu machen. In Kliniken können Dich die Sozialdienste dazu beraten. Da ist aber nicht so einfach ranzukommen. Doch ich denke, dass Du es auch anders hinkriegen kannst, wenn Du Deinen Problemen auf den Grund gehst und zusätzlich mit fachlicher Hilfe versuchst, die Ängste zu bearbeiten. Wie siehst denn Deine finanzielle Situation aus? Hättest Du Ansprüche auf irgendwas? Vielleicht könnte auch der sozialpsychiatrische Dienst eine erste Anlaufstelle sein.

Fakt ist einfach, dass Du Hilfe brauchst. Du bist noch jung. Willst Du Dein Leben darauf einstellen keinen Umgang mehr mit Menschen zu pflegen?
Das anzugehen, ist ein längerer und sicherlich auch kein einfacher Weg und Du wirst vielleicht auch nie ein Partylöwe werden, aber ohne etwas zu tun, wird Dir die Lage immer aussichtsloser erscheinen und mit jedem Jahr wird es schwieriger.

Dein Leidensdruck ist ausschlaggebend. Und ich finde, es hat schon fast etwas masochistisches, was Du Dir im Moment zumutest. Du brauchst unbedingt gute Erfahrungen und Erfolge. Wenn auch ganz kleine.

Ich wünsche Dir viel Kraft!

09.08.2012 22:28 • #2


P
Hallo,

ich erinnere mich an Dich und hatte Dir damals geantwortet.

Habe ebenfalls den Eindruck, dass Du Dir mit Deinen an sich lobenswerten Bemühungen, an Dir zu arbeiten, schadest. Ich meine, dass Du Dich nicht zu sehr unter Druck setzen solltest. Wenn man sich ständig kritisch beobachtet nach dem Motto Wie wirke ich auf andere?, Bin ich sozial kompetent? und es dann für eine Katastrophe hält, wenn man sich mal seltsam verhält, vergrößert man das Risiko, dass es wieder schief geht.

Geschützte Ausbildung für psychisch Behinderte hat wäre eine Möglichkeit, aber vorher würde ich andere Sachen versuchen. Vielleicht könntest Du wieder in ein Studium einsteigen. Und jetzt nicht wieder überlegen Was denken die anderen von mir?, Gelingt es mir, Freunde zu finden?. Sondern studieren, um zu studieren, nicht um Kontakte aufzubauen.

Ich habe auch schlechte Tage, an denen ich im Umgang mit anderen schüchtern oder sogar ungeschickt bin, an anderen macht es mir überhaupt nichts aus oder habe sogar Freude daran. Von daher, gebe nicht auf!
Zitat:
[...], aber im Umgang mit anderen Menschen bin ich der dämlichste Vollidiot der rumrennt.
Glaube ich nicht, so wirkst Du nicht, Du bewertest Dich meiner Meinung nach zu stark, so dass es fast schon schiefgehen muss.

Grüße

pc

10.08.2012 11:45 • #3





Mira Weyer