Vertrauen fängt immer da an, wo Kontrolle endet. Es braucht kein Vertrauen, wenn man jederzeit Zugriff auf die Kommunikation des anderen hat. Trotzdem ist auch das nur eine Scheinsicherheit. Wenn der Partner fremdgehen oder sich anders orientieren will, wird er das tun - egal, wie sehr man ihn kontrolliert.
Wenn eine Beziehung jung ist, ist es normal, unsicher zu sein. Vertrauen muss wachsen und sich entwickeln. Dazu muss man ihm aber auch Gelegenheit geben.
Ständiges Misstrauen vergiftet aber jede Beziehung und lässt nicht zu, dass Vertrauen entstehen kann. Du wirst nicht drumrum kommen, dich einzulassen und die Kontrolle aufzugeben, wenn du glücklich sein willst.
Das bewahrt dich nicht vor möglichen Enttäuschungen- aber das tut Kontrolle auch nicht. Sie lässt dich nur glauben, du hättest es im Griff. Das hast du aber nicht. Wenn er unehrlich ist, wird er immer Wege finden, dich zu hintergehen.
Wenn er der feine Kerl ist, als den du ihn erlebst, hat er Misstrauen nicht verdient. Dann wirst du seine Liebe zu dir mit deinem Misstrauen vergiften.
Das Eigenleben eines Menschen endet nicht, weil man eine Beziehung eingeht. Mein Mann und ich sind seit 25 Jahren verheiratet und treffen uns nach wie vor immer wieder mal mit einigen unserer Ex-Partner*innen. Immerhin waren sie für eine Zeit wichtig in unserem Leben. Und wenn es bei der Trennung keine Verletzungen gab, spricht nichts dagegen, sich verbunden zu bleiben.
Für mich wäre ein absolutes No Go, meinem Mann uneingeschränkten Zugriff auf meine Kommunikation zu geben - und umgekehrt ebenso. Es interessiert uns auch gar nicht. Entscheidend ist, wie wir beide miteinander umgehen.
Die Entscheidung, das Leben nicht mit dem/der Ex zu verbringen, hat man ja längst getroffen. Und die Entscheidung, mit dem jetzigen Partner zu leben, trifft man jeden Tag, an dem man zusammen ist.
17.01.2021 10:26 •
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