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Hallo alle zusammen!

Ich habe mich hier angemeldet, weil ich mal etwas loswerden muss und mir einen Rat erhoffe. Ich studiere, bin 25 Jahre alt, lebe in einer festen Beziehung (mein Partner macht mich sehr glücklich), meine Familie ist toll, meine Eltern sind immer für mich da und haben mich noch nie im Stich gelassen. Finanziell ist bei mir alles geregelt und bis auf meinen Typ 1 Diabetes geht es mir gesundheitlich gut.

Ich war schon immer ein ängstlicher Mensch, sehe potentielle Gefahren überall und ergreife schon früh Maßnahmen, um irgendwelche negativen Folgen zu vermeiden. Aber bisher war das alles noch im Rahmen. Meine Freunde sehen mich zwar als vorsichtigen und aufmerksamen Menschen, aber bisher hat mich noch niemand als überängstlich wahrgenommen.
Vor ein paar Monaten hat mich meine beste Freundin gefragt, ob ich mit ihr im Oktober in die USA fliegen möchte und ich habe sofort zugesagt. Ich war so begeistert, weil ich noch nie Urlaub außerhalb Deutschlands gemacht habe und diese Reise als Chance erkannt habe. Direkt nachdem ich zugesagt habe, haben mich starke Zweifel beschlichen.
Ich habe Angst davor bei dieser Reise zu sterben.
Außerdem wälze ich den ganzen Tag Gedanken. Was muss beim Fliegen beachten,wegen meiner Medikamente? Was ist wenn es Probleme gibt und mir das lebensnotwendige Equipment abhanden kommt? Beispielsweise mein Koffer wird von der Airline vermuddelt?!

Immer wenn ich daran denke bekomme ich Herzrasen, weine oder werde aggressiv und ich fühle mich so hilflos,weil ich daran nichts ändern kann.

Ich habe solche Angst, weil alles gerade so schön ist. Mein Freund ist so lieb und wir wünschen uns in nächster Zeit Kinder, möchten heiraten. Viele Jahre litt ich an einer Depression und auch schulisch hatte ich viele Probleme. Bis ich endlich studieren konnte war es ein langer und schwerer Weg. Und es gab viele Tage an denen ich tot sein wollte, aber jetzt ist alles anders....wenn alles so schön ist passiert immer irgendetwas schreckliches. Berg und Talfahrt wie man so schön sagt...und ich stehen ganz oben auf der Bergspitze....

Ich habe Angst davor, wie schwer das meine Eltern und Großeltern treffen würde. Das würden sie nicht noch einmal überstehen. Meine Tante ist in meinem Alter durch einen Behandlungsfehler im Krankenhaus gestorben und ich bin das einzige Kind meines Vaters, das einzige Enkelkind meiner Großeltern. Sie machen sich auch schon solche Sorgen. Beide haben sich Reisepässe anfertigen lassen,damit sie nachreisen können, falls was passiert.

Ich habe so ein schlechtes Gewissen...sie werden die 10 Tage, in denen ich weg sein werde, nicht schlafen können.

Warum habe ich solche Angst? Die Wahrscheinlichkeit gerade dann zu sterben ist so gering. Aber was nützt mir die Statistik, wenn ich die eine Person bin, der das passiert?

Ich hoffe ihr könnt mir irgendetwas beruhigendes dazu sagen. Vielleicht ergeht es ja noch jemanden so wie mir.

Liebe Grüße
Anne

PS: Es tut mir leid, falls, das was ich hier gerade zusammengeschrieben habe etwas ungeordnet ist. Ich bin nur gerade so aufgebracht und wollte einen groben Abriss über die Situation geben.

01.09.2015 22:39 • 06.09.2015 #1


7 Antworten ↓


Vergissmeinicht
Hallo Anne.

Begrüße Dich herzlich hier bei uns.

Habe in Deinem Profil nachgeschaut. Du bist gerade 25 und scheibst Jahre unter Depressionen gelitten zu haben. Wann war das und wie bist Du da rausgekommen?

01.09.2015 22:54 • #2


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Angst sterben zu müssen

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Hallo Vergissmeinicht!

Ich habe 2005-2011 unter einer Depression gelitten. 2006 so schlimm, dass ich Todessehnsucht hatte. Das hing allerdings mit der schulischen Situation zusammen (Mobbing und damit verbundener Leistungsabfall). Ich habe das Gymnasium dann abgebrochen und meinen Realschulabschluss gemacht. Danach eine Ausbildung zur CTA und im zweiten Anlauf Abitur. Als ich mein Studium begann wurde es besser. Allerdings war ich auch 4 Jahre in psycholoigscher Behandlung, u.a. auch wegen einer Essstörung. Mein Psychologe hat mir Sertralin verschrieben.

Seitdem ist dahingehend alles wieder in Ordnung. Es gibt schon den ein oder anderen Tag, an dem ich mich bemitleide und mich frage, warum das Leben so schwer und anstregend ist, aber mir ist bewusst, dass das vergeht und wohl jeder mal einen schweren Tag hat. Aber diese massive Ängstlichkeit und Besorgnis um alles ist mir neu. Ich habe Angst mein Auto irgendwo hinzustellen wo es sonst nicht steht, weil es Kratzer bekommen könnte. Also ich denke nicht nur über sowas nach, sondern ich kontrolliere immer mal nach, ob noch alles in Ordnung ist. Unter Bäume stelle ich es gar nicht, könnte ja ein Ast herunterfallen.

Es sind viele Kleinigkeiten, über die ich mir ständig Gedanken mache, aber am Schlimmsten ist die Angst vor der bevorstehenden Reise. Ich würde sie am liebsten Absagen, aber der Flug ist gebucht und meine Freundin wäre furchtbar enttäuscht. Und es ist ja auch eine tolle Sache. Ich freue mich eigentlich auch darauf. Nur überstrahlt die Angst gerade die schönen Gefühlen.

02.09.2015 10:06 • #3


Vergissmeinicht
Liebe Anne,

wie ich lese hast Du schon soviel geschafft. Du freust Dich auf die Reise und würde sie auch antreten und die Angst Angst sein lassen. Ich weiß, das es nicht einfach ist, aber machbar.

Drücke Dir die Daumen.

02.09.2015 12:44 • #4


Cico005
Hallo meine liebe

Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, dir vom Arzt was leichtes für den Notfall verschreiben zu lassen? Das heißt, wenn du im Flieger sitzt und die Todesangst evtl. ganz stark wird, das du dann was nehmen könntest? Muss ja nicht gleich das Hammer Medi sein.
Ich kann dir aber auf der anderen Seite beruhigen. Wenn du in den USA bist, wirst du höchstwahrscheinlich gar keine Zeit haben dir um deine Angst Gedanken zu machen. Du wirst dort so viel sehen und erleben, das du vielleicht komplett davon abgelenkt bist.

Ich weiß ja nicht ob du scho soweit bist, aber bei mir ist es so, wenn ich einen schlechten Tag hab geh ich trotzdem in die Situation und merke nach 10-20 min eine deutliche Besserung. Das geht soweit, bis gar nichts mehr da ist.
Ich denke wenn du den Start geschafft hast, dann ist es gar nicht mehr so schlimm, weil du schon in der Situation drin bist. Du freust dich vielleicht dann sogar, das du es geschafft hast.

Alles gute dir

Cico

03.09.2015 14:54 • #5


Icefalki
Hast du einen kontrollzwang entwickelt?

Was mich stutzig werden ließ, dass dein Umfeld das unterstützt, vielleicht sogar befeuert.

Und was befürchtest du? Es kann was passieren, dass dir schaden könnte, und alle ihr wertvollstes Gut, nämlich dich, verlieren könnten.

Das ist ein enormer Druck, der da auf dir lastet.

Siehst du da die Zusammenhänge?

03.09.2015 15:09 • #6


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Hallo ihr Lieben

Vielen Dank für den Zuspruch!

@Cico005: Mein Opa ist zum Glück Arzt und der gibt mir für den Flug Rudotel. Ich stelle mir das jetzt schon alles ganz schrecklich vor. Auch die Gepäckabgabe...hoffentlich bekomme ich meinen Koffer wieder und es geht nichts kaputt, oder die lassen ihn nicht durch die Kontrolle wegen meiner Medikamente...aaaarrgh...diese Gedanken fressen mich auf.

Ich stelle mich schon den meisten Situationen. Das beginnt meist schon beim Telefonieren. Das letzte Mal, wo nichts mehr ging waren die Prüfungen im letzten Semester. Da habe ich die Nacht vorher gebrochen, hatte richtig fiese Heulkrämpfe und war mit den Nerven total am Ende. Diese Prüfungen habe ich dann auch ausfallen lassen und hab mich krank schreiben lassen.


In letzter Zeit fühle ich mich schon wieder ziemlich unter Druck und bin noch ängstlicher als sonst. Morgen beginnt mein Praktikum fürs Studium...ich denke die ganze Zeit darüber nach und male mir die schlimmsten Situationen aus. Am meisten habe ich Angst davor, dass die Kollegen unfreundlich sind. Denn wenn das so ist und ich mich überhaupt nicht aufgenommen und akzeptiert fühle stürzt mich das in tiefe Depressionen. Meine Freunde sagen immer, dass ich das ja nur die 6 Wochen aushalten muss, in denen ich dort arbeite, aber ich kann das nicht aushalten. Ich konnte das noch nie. Und je unfreundlicher man mich behandelt, desto verschlossener werde ich...das schaukelt sich hoch.


@Icefalki: Ja, ich hab definitiv einen Kontrollzwang entwickelt. Besonders was mein Auto angeht. Das hängt wohl damit zusammen, dass mir den mein Opa gekauft hat. Ein Neuwagen. Und jetzt habe ich richtig Angst, dass durch meine Unvorsichtigkeit etwas daran kaputt geht und meine Familie noch mehr Geld kostet. DDas Auto davor hat mir auch mein Opa gegeben. Ein 4er Golf. Der war die ganze Jahre total gepflegt. Den hab ich nur bekommen, weil sich mein Opa ein neues gekauft hat. Ich habe dieses Auto total geliebt und dann fährt mir auf der Keuzung einer so heftig hinten drauf, dass das Auto einen Totalschaden erleidet. Komplett kaputt. Als mein Opa ihn gesehen hat war er richtig traurig. Das tat mir im Herzen weh. Natürlich, mir ist bewusst, dass das nur ein Auto ist, aber irgendwie haben wir doch alle sehr daran gehangen. Für mich war es das erste Auto. Er sah so neu aus. Zweimal neu lackiert und von innen wie neu, weil Opa immer alles sauber gehalten hat. 8 Jahre ist dem Auto nichts passiert und dann hab ich es und hab so ein Pech. Ich hatte darüber überhaupt keine Kontrolle. Ich stand nur an der Kreuzung. Jetzt schaue ich immer ganz genau wo ich das Auto hinstelle, oder wenn jemand von hinten an mich heranfährt. Ich habe hier, wo ich wohne einen Parkplatz direkt vor meinem Fenster. Da versuche ich ihn möglichst hinzustellen und schaue mehrmals am Tag raus, ob und wie sich die Leute neben mich gestellt haben. Auch wenn ich einkaufen gehe, gucke ich immer ob mir jemand die Tür in die Seite gehauen hat. Wenn es nötig ist, stelle ich ihn auch mehrmals um.

Und ja, wenn mir etwas passiert wüsste ich nicht was mit meinen Eltern und Großeltern passieren würde. Noch einen Verlust verkraften sie nicht. Ich möchte ihnen auch noch unbedingt Enkel und Urenkel schenken. Ich glaube, wenn ich schon Kinder hätte wäre ich auch noch so ängstlich. Ich habe die Befürchtung, wenn ich nicht in nächster Zeit für Nachwuchs sorge und ich sterbe, dann war´s das mit meiner Familie. Ich glaube das klingt komisch und absurd. Aber das sind die Gedanken, die ich dabei habe.

06.09.2015 14:00 • #7


Icefalki
Oh je, ich glaub schon, dass ich das verstehen kann.

ABER, mit diesen Gedanken wird das Leben zur Belastung.

So, was kannst du tun? An deiner Stelle würde ich mal meine Gedanken der gesamten Familie zum Ausdruck bringen. Ich bin mir sicher, dass sie völlig fassungslos reagieren würden.

Aber darum geht es nicht. Es geht um dich, dass du mit der ganzen du musst sehr vorsichtig sein, damit ja nichts passiert, weil wir alle so schrecklich leiden Geschichte auf einen gesünderen Nenner kommst.

Du musst dein Leben leben und ja, das Leben endet tatsächlich mit dem Tode. Wann diese Situation kommt, weiß man nicht..aber dass sie kommt, ist absolut sicher.

D.h. Jetzt ein Leben zu leben, das auf Sicherheit und ja nicht schuld sein, ausgerichtet ist, bringt überhaupt nichts. Denn es ist kein glückliches und befreiendes Leben.

Die Fahrt zum Flugzeug ist statistisch gefährlicher, als der Flug selbst. Darüber hast du jetzt nicht nachgedacht. Und Auto fährst du auch.

Du kannst dich entweder weiter von deiner Familie am Leben hindern lassen, und vor lauter Schuldgefühle keinen Schritt mehr machen, oder du tritts jetzt mutig und voller Freude deinen Trip in die USA an..

Und wenn du gerne Kinder haben willst, dann nur zu, aber weil es dein und der Wunsch deines Partners ist, und nicht, um die Familiendynastie fortzusetzen.

Ach, nochwas fällt mir da ein. Diese tiefe Besorgnis, dieses extreme Behüten zeugt auch von sehr egoistischem Verhalten. Man möchte nie mehr diese Trauer erleben wollen, selbst auf die Gefahr hin, dass man Dich einschränkt.

Denk mal darüber nach. Kann man dieses Verhalten verstehen? Ja. Sollst du dich dem fügen? Nein.

06.09.2015 18:00 • #8





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Mira Weyer