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J
Hallo Zusammen,

ich bin derzeit auf der Suche nach einem Therapieplatz und hatte nun zwei Erstgespräche, bei denen ich mir bei beiden vorstellen kann eine Therapie an sich zu beginnen. Das eine war ein Verhaltenstherapeut, das andere Tiefenpsychologisch/Analytiker.
Ich habe bereits zwei mal eine Therapie gemacht, mit 17 eine Verhaltenstherapie und mit 23 auch nochmal. Die letzte Therapie hat mir für einige Jahre gut geholfen, allerdings bin ich jetzt wieder an einem Tiefpunkt bzw. kommen viele Themen wieder auf und alles was ich damals gelernt habe ist weg oder bringt mir zumindest jetzt nichts mehr. Diagnose war immer Depression, es spielen aber sehr viele Beziehungsthemen/-Störung mit rein, Zukunftsängste, Schwierigkeiten längere Beziehungen zu führen egal ob freundschaftlich oder partnerschaftlich. Durch eigene Reflektion und auch die letzten Therapien ist mir durchaus klar, dass vieles in der Kindheit angefangen hat und ich ein extrem schwieriges Verhältnis zu meinem Vater und auch eine schwierige Rolle in der ganzen Familienstruktur hatte. Verstärkt wurde das dann auch teilweise in späteren Paar-Beziehungen, in denen ich quasi nur in meinen Ängsten bestätigt wurde oder diese nochmal verstärkt wurden. Dazu kommt noch ein ungesunder Umgang mit Alk., insbesondere in Konfliktsituationen, da ich dies manchmal einfach nicht aushalte und dann dazu neige die Gefühle damit überdecken zu wollen.
Ursprünglich habe ich die Verhaltenstherapie als die einzige Möglichkeit gesehen, durch Rückmeldung von einer Verhaltens-Therapeutin, die mich nach einem Erstgespräch abgelehnt hat, weil sie nur Kurzzeittherapie macht und bei mir eine Langzeittherapie und ggf. Tiefenpsychologie sinnvoller fände, habe ich mich versucht auch damit mal zu beschäftigten und sehe das mittlerweile auch als Option.
Ich habe bei beiden Therapieformen aber folgende verschiedene Sorgen:
Bei der Verhaltenstherapie habe ich die Sorge, dass ich - wie beim letzten Mal - für einige Zeit stabilisiert bin und gut zu recht komme und dann alles wieder von vorne losgeht und alles Gelernte quasi nach ein paar Jahren entweder wieder weg ist oder doch irgendwelche tieferen Ursachen, die nie bearbeitet wurden, sich einfach immer wieder aufdrängen und es daher immer nur für eine bestimmte Zeit hält und nur Training ist, aber der Ursprung nie aufgearbeitet wird und daher immer wieder hochkommen wird.
Bei der tiefenpsychologischen bzw. Psychoanalytischen Therapie hätte ich daher die Hoffnung, dass dies ein langfristigerer Erfolg werden könnte, wenn die ursächlichen Thematiken einmal komplett aufgearbeitet werden, allerdings habe ich hierbei auch Angst, dass alle Wunden dann sozusagen offen liegen und ich zwar verstehe warum ich so bin ich wie ich bin und woher alles kommt, aber ich mich dann eher als Opfer der Erfahrungen fühle und es mir eigentlich noch schlechter geht und ich dann eher mein Verhalten und meine Gefühle dadurch für mich rechtfertige, aber nicht wirklich etwas verändert oder verbessert wird.

Beide Therapeuten haben mir Prinzip nicht unbedingt zu Ihrer eigenen Vorgehensweise geraten, sondern beide haben gesagt sie sehen es beides als Möglichkeit für mich und ich muss für mich entscheiden was mir lieber ist, was mich nun irgendwie etwas hilflos vor der Entscheidung stehen lässt, da ich nur mit Verhaltenstherapie Erfahrung habe und nicht wirklich vorhersehen kann wie eine andere Therapie anschlagen würde.

Habt ihr hier Tipps für mich, welche mir die Entscheidung ggf. erleichtern könnten? Ich fühle mich an sich bei beiden Therapeuten gut aufgehoben vom ersten Eindruck, das entscheidende ist tatsächlich die Therapieform.

Vielen Dank für eure Ideen, Tipps, Ratschläge.

Liebe Grüße,

Julia

16.06.2023 13:55 • 22.06.2023 x 1 #1


27 Antworten ↓


E
Hi,

meine persönlich und klare Meinung: Mache nun Tiefenpsychologie.
Du hast bereits 2x Verhaltenstherapie gehabt. Da ist irgendwann der Werkzeugkoffer ausgelutscht finde ich aus eigener Erfahrung. Du würdest dort sehr wahrscheinlich wieder das Gleiche hören, wie damals.
Traue Dich den neuen Weg.
Alles Gute.

16.06.2023 14:21 • x 3 #2


A


Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologie/-Analyse?

x 3


D
Ich hatte schon beide Therapieformen. Die VT habe ich meiner Meinung nach vollständig verstanden, obwohl es mir an der Umsetzung des „erlernten“ bis heute mangelt. Die Verknüpfungen zwischen Gedanken, Gefühlen und meinem Handeln sind mir ganz klar bewusst. Nur wirken sie nicht auf die Ursache ein, die ich bis heute nicht wirklich bearbeitet habe. Daher würde ich heute wohl wieder zu einer TP oder sogar zu einer Analyse tendieren.
Meine beiden bisherigen Verhaltenstherapeutinnen waren wirklich toll und engagiert und die Chemie passte. Doch war das ganze mehr eine Psychoeducation für mich, welche Mechanismen bei mir ablaufen. Mehr eigentlich nicht.

Bei meiner TP, welches meine allererste Therapieform war, war ich aber auch noch nicht so sicher, dass es in der Vergangenheit begründet ist, was mir heute Probleme bereitet. Daher erkannte ich auch bestimmte Verhaltensweisen nicht, die ich mir schädlicher Weise angeeignet habe und immer noch praktiziere. Von seitens meiner TP Therapeutin wurde das aber auch nicht wirklich thematisiert.

Tatsächlich raten kann ich Dir leider nicht, was Dir am besten helfen würde, da ich Dich ja nicht kenne. Vielleicht noch die Info geben, dass Du bei einer TP ein höheres Kontingent an Sitzungen hast, gegenüber einer VT. Für mich ist das auch ein Grund, es eher nochmal mit einer TP zu versuchen. Allerdings sind hier die entsprechenden TherapeutInnen rarer gesät.
Mir ist auch bis heute nicht so klar, weshalb da insgesamt unterschieden wird, denn eigentlich wäre es gut, wenn alle Therapieformen ineinander greifen würden, bei ein und der selben Therapeutin oder Therapeuten. Natürlich nur wenn da auch die fachliche Kompetenz gegeben ist.

Aber so ist es ja nunmal leider nicht.

16.06.2023 14:48 • x 3 #3


E
Zitat von Disturbed:
Ich hatte schon beide Therapieformen. Die VT habe ich meiner Meinung nach vollständig verstanden, obwohl es mir an der Umsetzung des „erlernten“ bis heute mangelt. Die Verknüpfungen zwischen Gedanken, Gefühlen und meinem Handeln sind mir ganz klar bewusst. Nur wirken sie nicht auf die Ursache ein, die ich bis heute nicht wirklich bearbeitet habe. Daher würde ich heute wohl wieder zu einer TP oder sogar zu einer Analyse tendieren.

Ich klinke mich auch nochmal ein. Ich hatte auch schon beide Therapieformen, VT sogar 2x und deshalb hatte ich oben geschrieben, dass da irgendwann die Luft raus ist, weil ich einerseits schon gegen Endes des ersten Males merkte, dass da nix mehr Neues kommt und beim zweiten Mal war es noch viel schneller so, dass ich da nix Neues mehr lernen konnte.
Der markierte Satz von Dir ist gut formuliert und das ist ein wichtiger Punkt finde ich.
Verhaltenstherapie mag bei einigen Fällen gut funktionieren und sogar ausreichen, aber ich glaube, dass bei schwereren Fällen die Suche nach der wirklichen Ursache (Familienverhältnisse, Erziehung und Prägung, Schicksalsschläge, Erkrankungen in der Familie, Mobbing im Kindesalter, falsche Jobwahl usw) nötig ist, um wirklich wieder gesund zu werden.
Mir wurde auch mal von einem Krankenhausarzt, der gute Connections hat, mitgeteilt, dass die TP-Therapeuten ziemlich am Aussterben sind, weil deren Ausbildung länger und aufwendiger ist als die der Verhaltenstherapeuten. Es hörte sich ein wenig nach Masse statt Klasse an, was der Arzt mir sagte. Es sei eben einfacher, viele Verhaltenstherapeuten zu züchten, als Tiefenpsychologie. Bei der Analyse (dritte Form) sei es noch schlimmer. Die gäbe es jetzt schon fast gar nicht mehr, Ich habe keine Zahlen, aber mir erscheint das nicht unlogisch, denn die VT geht definitiv nicht so in in alle Bereiche des Lebens hinein und hinterfragt vieles. Man kratzt das eigentlich nur an und lernt hauptsächlich, wie der Körper funktioniert und wie man JETZT in der heutigen Situation mit seinen Ängsten und Panikattacken umgehen soll, sich eben verhalten soll (Sport, Entspannung usw).

16.06.2023 15:59 • x 2 #4


Kruemel_68
Ich persönlich glaube, dass eine Verhaltenstherapie nur für spezifische Ängste hilfreich ist. Sie kratzt nur an der Oberfläche. Da Du schon 2 Verhaltenstherapien gemacht hast, würde ich diesmal auf die Tiefenpsychologische Version setzen. Ich denke, dass es in den meisten Fällen sinnvoll ist zu schauen, was den ganzen Problemen zugrunde liegt.

16.06.2023 20:50 • x 2 #5


E
Ich mache eine tiefenfundierte Psychotherapie und kann nur für mich sprechen: Die best gewählte Therapieform.

16.06.2023 21:07 • #6


K
Ich würde bei Verhaltenstherapie bleiben, aber mir jemanden suchen, der viele Methoden kann.

Verhaltenstherapeuten sind den Tiefenpsychologen und den Psychoanalytikern haushoch überlegen.

Bei uns gibt es ganz viele Verhaltenstherapeuten, die viele zusätzliche Methoden gelernt haben und anwenden. Und die Patienten sind hochzufrieden. Bei mir vor Ort ist ein Verhaltenstherapeut, der so gut ist, dass er auf ewige Zeiten ausgebucht ist. Auf den Bewertungsportalen hat er so viele gute Bewertungen wie niemand sonst.

Die Therapeuten, die im Kassenverfahren abrechnen wollen, müssen für die Abrechnung ihre Therapieform angeben. Das kann VT, TfP, PA und SYS sein, manche können auch mehrere Verfahren abrechen. Es geht also primär auch immer zuerst mal darum, welche Grundausbildung ein Therapeut mitbringt. Darauf kann er später weitere Verfahren drauf satteln.

Du müsstest also rausbekommen, was diese Therapeuten denn wirklich können, also außer dem Abrechnungsverfahren an sich?

In Gegenden, wo es keine Auswahl gibt, ist es grundsätzlich schwer, was zu raten, weil was soll man empfehlen, wenn nix da ist und die Leute sind krank und brauchen was? Da kann ich dann auch nichts dran ändern.

An den ganzen Psychologie-Unis machen die eigentlich nur noch VT, weil sich in der Forschung gezeigt hat, dass es hilft und die anderen Verfahren Müll sind. Deshalb finden die keinen Nachwuchs mehr. Es geht nicht darum, dass die lange Ausbildung gescheut wird, sondern dass es sich rauskristallisiert hat, dass es den Patienten nicht hilft, aber die Lage oft verschlechtert.

Ich sehe absolut keinen Sinn darin, jetzt in einer tiefenpsychologischen Therapie die Lösung zu suchen. Dort wird man sie nicht finden.

Hier in der Umgebung gibt es sehr viele Verhaltenstherapeuten mit einem breiten Spektrum an Therapiemethoden. Sie arbeiten sehr erfolgreich, die Patienten sind hochzufrieden, die Bewertungen fallen sehr gut aus.....

Die ganzen Vorurteile, die man in diesem Forum immer wieder über Verhaltenstherapie liest, sind echt nur Hetze. Und es ärgert mich wirklich, wie man das immer wieder runter macht. Verhaltenstherapie ist wie Weltraumnahrung. Sieht lumpig aus, ist einfach gehalten, schmeckt bissl wie Pappe, aber es ist alles drin, was man braucht. Es ist einfach genial und weil es so einfach ist, deshalb ist genial. Und wenn ein Therapeut reine kognitive VT macht, dann ist er eben kein guter.

In der Verhaltenstherapie geht man sehr wohl in die Tiefe, aber gezielt wie bei der Schlüsselloch-Chirurgie.

Es ist keine Dressur und es ist keine Oberflächenkosmetik. Eine Verhaltenstherapie kann mies sein. Das gebe ich zu. Das passiert dann, wenn man an einen schlechten Therapeuten geraten ist, der faul ist und nur auf's Geld aus ist. Das gibt es eben leider überall.

Die besten Therapeuten in Deutschland sind Verhaltenstherapeuten und machen die schlimmsten Fälle... Von wegen, die könnten nix und all diese ganzen Vorurteile..... Stimmt überhaupt nicht. Die Verhaltenstherapeuten haben eine super Ausbildung und sie sind extrem fit. Die wissen, was sie machen. Und wenn man das Glück hat, zu einem zu kommen, der sich auch in andere Bereiche reingearbeitet hat, dann hat man echt eine Waffe gegen die psychische Erkrankung in die Hand bekommen.

Mein früherer Traumatherapeut ist VTler und der hat oft Patienten, die er innerhalb von 3 Monaten von ihrem psychogenen Schwindel und den Panikattacken befreit. Das ist für den eine Kleinigkeit. Die Leute meinen immer, das ginge alles nicht... Doch, das geht. Wenn einer sich auskennt und was kann, dann räumt der in Windeseile auf und die Patienten leben wieder ein normales Leben.

Ein fähiger, kompetenter Verhaltenstherapeut ist eine super Sache.

18.06.2023 00:36 • #7


K
Verhaltenstherapie hat sich auch über die Jahre immer weiter entwickelt...

Die meisten Verhaltenstherapeuten sind sehr nett, haben viel Sinn für Humor, wissen, wie man das Leben ankurbelt, es sollte und tut es auch, Spaß machen.

Mein Therapeut fragt mich immer, ob ich mit der Stunde zufrieden war, ob es mir danach auch wirklich besser geht und gut geht. Wenn es nicht so ist, dann macht er nochmal weiter. Er hat mir auch schon angeboten, dass wir zusammen basteln können oder spazieren gehen, was ich halt möchte. Wenn ich mit irgendwas nicht klarkomme, was ich machen muss, dann bietet er an, dass ich diese Sachen mit zu ihm bringen kann und er macht es mit mir dann in der Praxis, damit ich nicht allein damit kämpfen muss. Dass wir jeder was zu trinken mit in die Stunde nehmen, machen wir jede Woche. Wir sitzen nett zusammen, ist fast wie Kaffeetrinken mit dem besten Freund und er ist total lieb.

Bei uns geht es nicht oberflächlich zu und von einfacher Fall kann keine Rede sein... Wir reden häufig über die Vergangenheit und kümmern uns um die Symptome, die dort herkommen.

Die Verhaltenstherapie gibt es nicht, sondern es ist nur so eine Art Überbegriff. Was dann der jeweilige Verhaltenstherapeut konkret in der Therapie macht, steht auf einem anderen Blatt.

18.06.2023 01:00 • #8


M
Ja, du merkst es ja selber, so oder so wirst du alleine entscheiden müssen...
Ich schildere dir mal meine Gedanken auf meine Lebenssituation. Vielleicht helfen ja einfach persönliche Schilderung anderer und für sich schauen zu können.

Ich habe zunächst lange Jahre Tiefenpsychologische Psychotherapie gemacht und folgend nach einer Pause (bis zum Start der nächsten Therapie gut ein Jahr) eine Verhaltenstherapie. Diese habe ich begonnen, weil ich damals gemerkt habe; ich benötige Methoden für den Alltag. Also ich wollte etwas erlernen, auf das ich im Alltag zurückgreifen kann.

Da ich mich in einigen Bereichen doch gut einschätzen kann, denke ich, das war so die richtige Reihenfolge für mich. Was letztendlich aber an den beiden Therapeuten lag und ihre Charaktere und ihrer Art als Therapeut, weniger an der Therapieform an sich. Machte bei mir und meiner Lebensgeschichte rückblickend betrachtet mehr Sinn bzw. viel aus. Beide waren übrigens nicht starr ihre angebotene Methode durchzuziehen und hatten in ihre Vita mehr stehen, als klassische Therapieform X . War sehr hilfreich.

Durch die letzte Verhaltenstherapie und das Jahr Pause jetzt weiß ich, dass ich entweder eine Traumatherapie oder wieder eine Tiefenpsychologische Therapie machen möchte. Was aber einfach daran liegt, dass ich beim letzten mal in dieser Therapieform tatsächlich nichts konkreteres aufgearbeitet / besprochen habe. Lag an mir. Ich konnte einfach noch nicht und zusätzlich war / bin ich manchmal auch Meisterin der Verdrängung und Vermeidung. Ala warum soll ich mich mit einem Trauma /schwieriges Thema beschäftigen habe ich z.B. keinen Partner und so habe ich das bei einigen Themen gemacht, wenn ich diese aufgrund Lebensumstände ja eh umschiffen konnte. Das war nicht sooo klug

Ich habe einige Themen, die ich gerne besprechen möchte, weil ich in der VT gemerkt habe, ich komme hier nicht weiter, weil einige Dinge unverarbeitet sind und diese massiv in meinen Alltag reinspielen und ich da so viel gelerntes der VT anwenden kann, wie ich lustig bin, es überollt mich immer wieder und ich komme da ganz ganz schwer raus und wenn ich draußen bin, muss ich mich erst mal lange erholen. Das möchte ich in meinen Alltag einfach nicht mehr so haben. Dahin gehend hat mir natürlich auch die VT Therapeutin geholfen. Ich wusste ja oftmals überhaupt nicht, was mit mir los ist, wenn mich etwas schwer aus der Bahn geworfen hat und ich so reagiere, wie ich reagiere und sie hatte da auch reichlich zu tun, mir zu vermitteln woran das mit aller Wahrscheinlichkeit liegt. Das hat sie auch erst mit einem Buch geschafft, weil sie nicht an mich ran gekommen ist.

Zu deinen Bedenken; hast du die bei beiden angesprochen?
Also ich gehe z.B. mit dem Wissen in die nächste Therapie (wenn), dass es mir durchaus erst mal schlechter gehen könnte oder eben mal im Verlauf. Aber ich sage mir auch, dass gewiss das ein oder andere der letzten Therapie hängen geblieben ist. Ich vertraue aber auch ein Stück weit mir, dass ich genug Selbstverantwortung habe, um zu wissen, wie ich mit etwas umgehen könnte. Ich hatte bisher aber auch kein Therapeuten gehabt, der einfach mal so loslegt. Es gab immer eine gewisse Vorbereitung, ein besseres Kennenlernen zum Vertrauensaufbau, Vorbereitung Themeninhalte, Absprachen. Man muss halt auch schauen, was wäre jetzt Angst vor der Angst...

18.06.2023 09:41 • x 1 #9


E
Zitat von Madame_I:
Ja, du merkst es ja selber, so oder so wirst du alleine entscheiden müssen... Ich schildere dir mal meine Gedanken auf meine Lebenssituation. ...

So ähnlich ist es bei mir auch gewesen.

Nach einem schweren Autounfall (nicht verschuldet), hat mir eine VT mit Zusatzausbildung EMDR erfolgreich geholfen. Auch nicht Schema F, sondern für mich passend.

Meine Traumata arbeite ich in der tiefenfundierten Therapie auf, ich war auch Meister der Verdrängung.

18.06.2023 10:07 • x 2 #10


Icefalki
@Juna93 , ich denke, so ein Mix aus allem wäre sinnvoll. Ich hatte über 20 Jahre mit Psychologen zu tun gehabt, dort wurde viel von der Hintergrundsproblematik gesprochen. Und es schadet garantiert nicht, wenn man Skills kennt, die im akuten Fall angewandt werden können.

Im Prinzip funktioniert Therapie eh am besten, dass man sich auf Dauer selbst über Wasser halten kann und das Wie eigentlich dabei egal ist.

Ich persönlich komme besser damit klar, dass ich den Grund weiss, warum ich meine Probleme habe und über die langen Jahre jetzt so meine Muster kenne und nur noch dezente Schnappatmung bekomme, wenn es mal wieder doof wird.

Rein logisch würde ich sagen, VT ist dir bekannt, jetzt kannst du ja mal etwas Neues ausprobieren.

Meine Erkenntnis war nur einmal heftig, als ich mir gnadenlos ehrlich eingestehen musste, dass mein inneres Selbstbild aber sowas von falsch war, dass mir dabei richtig übel wurde.

Allerdings wurde dann alles schlagartig besser, als ich die ganzen Zusammenhänge erkennen konnte. Ist aber echte Arbeit.

Und ich hatte Glück, dass mein Psychiater auch Therapie anbietet. Also nicht nur Medis verschrieben, wobei die mir meinen Popo gerettet hatten, damit ich überhaupt mal wieder klar denken konnte.

18.06.2023 11:46 • x 2 #11


E
Ich kopiere hier mal ein paar Zeilen von mir her aus einem anderen Thread, weil ich glaube, dass sie auch hierher passen:
Zitat von Hicks:
Ich denke aber, dass die meisten von uns hier (wenn sie sich wirklich mit den Ursachen u. Gründen ihrer Angst beschäftigen) irgendwann merken, dass sie da nur rauskommen, wenn sie unangenehme, schwere und teils dramatische Änderungen in ihrem Leben machen müssen. Die Akzeptanz dafür ist sehr sehr schwer. Ich weiß, wovon ich rede. Bei mir betrifft das den beruflichen Teil (bissl was weißt Du ja). Ich musste mir eingestehen, dass ich leider den komplett falschen Beruf gewählt habe. Ich kann aber mit meiner Ausbildung dort nirgends (!) etwas anfangen in der freien Wirtschaft. Es ist, wie wenn ich wieder 25 Jahre zurück gehen muss auf Los und komplett von neu starten muss. Ich hatte also die Wahl, einfach so weiterzumachen, unglücklich zu sein und meine psychischen Folgen weiter zu tragen oder ich musste akzeptieren, dass ich mich komplett neu orientieren muss. Zudem ist es ähnlich wie bei Dir, dass es sein kann, dass meine ganze Familie und ich irgendwann unser Leben komplett verlagern, also umziehen. Das ist bei Dir ja auch eine Sache, die Du einfach nicht ausschließen solltest. Es muss ja nicht sofort sein, aber ein riesen Fehler ist es, zu sagen: Ne...also das mache ich definitiv nie! und das betrifft alle Bereiche des Lebens, egal ob es darum geht, sich scheiden zu lassen, seinen Job komplett umzukrempeln, ins Ausland auszuwandern oder sein komplettes Geld auf den Kopf zu hauen und dann im Wald zu leben abseits aller Menschen (um es mal überspitzt zu sagen).
Der gesellschaftliche Druck hindert uns leider an so vielen Dingen und dies trägt oft maßgeblich dazu bei, unsere Erkrankungen nie in den Griff zu bekommen. Das ist leider Tatsache.

Damit will ich sagen: Egal, ob in der VT oder TP - es wird meist nicht reichen, nur an der Oberfläche zu kratzen und zu lernen, wie man sein übliches Alltagsleben mit Verhaltenstipps ausstattet. Oft muss viel tiefer verändert werden, damit sich wirklich was tut ganz tief im Kern. Besonders Angststörungen sind oft Ausdruck, dass irgendetwas im Leben nicht ganz passt. Man sieht es oft nicht oder will es nicht sehen.
Bei Depressionen ist es sehr oft ähnlich.

18.06.2023 11:52 • x 1 #12


K
Die optimale Therapie zusammenzustellen ist in der Therapie gar kein Problem.

Das Schwierige ist, dass es an vielen Orten, in vielen Regionen kaum ein Therapieangebot gibt, wo alles vorhanden ist und wo es auch freie Plätze gibt.

Wenn es keine Therapeuten gibt, die vor Ort das Richtige anbieten, dann kommen die Leute in die Bredouille. Und was soll man dann im Internet jemandem raten, wenn er fragt, soll ich das oder das machen, wenn es das Perfekte vieleicht einfach nicht gibt.

Man weiß auch hier über diesen Verhaltenstherapeuten einfach viel zu wenig. Wenn man sagt VT, dann ist es für mich, wie wenn jemand schreibt: Suppe. Suppe kann vieles sein. Das ist eben zu ungenau.

18.06.2023 12:51 • #13


E
Zitat von Kosmos:
Das Schwierige ist, dass es an vielen Orten, in vielen Regionen kaum ein Therapieangebot gibt, wo alles vorhanden ist und wo es auch freie Plätze gibt.

Wenn es keine Therapeuten gibt, die vor Ort das Richtige anbieten, dann kommen die Leute in die Bredouille. Und was soll man dann im Internet jemandem raten, wenn er fragt, soll ich das oder das machen, wenn es das Perfekte vieleicht einfach nicht gibt.


Das stimmt schon. Meist müssen wir einfach nehmen, was wir überhaupt bekommen. Die Chance, dass dieser eine freie Platz, auf den man teils ewig warten musste, dann der für sich passende ist, ist eben leider sehr gering.

18.06.2023 18:23 • #14


K
Hier, weil es so schön Grundlagen der Psychoanalyse (und damit auch der kleinen Schwester Tiefenpsychologische Therapie):



Es hat natürlich Modernisierungen gegeben in diesen Therapierichtungen. Aber so wirklich ganz weggekommen von ihren zum Teil kranken und abenteuerlustigen Thesen sind sie nicht. Es gibt sogar heute noch Hardcore-Freudianer, die genau so denken, wie es im Video vorgestellt wurde.

Ich finde es total krank. Und es hilft auch nicht, ganz egal, wie oft es noch behauptet wird. Es macht nur noch mehr Durcheinander und Belastung im Leben. Wenn es mal Fortschritte gibt, dann sind sie meistens nicht so groß oder gut. Die meisten Menschen brauchen nach diesen Therapien weitere, weil sie einfach nicht geheilt sind, oft nicht mal gebessert. Verschlimmerungen kommen häufig vor. Und was macht man dann? Spätestens dann geht man zum Verhaltenstherapeuten oder Systemiker...

21.06.2023 18:10 • #15


E
Zitat von Kosmos:
Ich finde es total krank..
Und es hilft auch nicht, ganz egal, wie oft es noch behauptet wird. Es macht nur noch mehr Durcheinander und Belastung im Leben

Findest du Deine Worte nicht ein wenig zu hart und pauschal?
Wenn jemand z.B. mehrmals Verhaltenstherapie ohne deutliche Besserung gemacht hat, wieso sollte er dann nicht auch mal eine andere Therapieform versuchen?

Bin ich ein Glücksfall, der von 1x TP mindestens genauso profitiert hat wie von 2x VT?

21.06.2023 18:48 • x 1 #16


E
@Kosmos
Darf ich Dich etwas fragen?
Hast Du selbst Kinder?

21.06.2023 19:04 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

K
@Hicks

Natürlich hängt es auch ein Stück weit von der Person. Wenn Du 2 mal bei einem schlechten Verhaltenstherapeuten gelandet bist, dann hast Du die Nase natürlich berechtigt voll. Aber das kann man eben unterschiedlich gut machen. Aber eigentlich ist die VT die neuere und modernere Therapieform und die haben was dabei gedacht. Meistens machen die ja weiere Therapieformen und somit wird es dann auch oft gefühlvoller, kuscheliger und netter.

TpP und PA sind einfach methodisch Sch.... Das kann nix. Dass es dort auch mal nette Personen gibt, das bestreite ich nicht. Das Problem ist, dass die durch ihre Ausbildung und ihre Zirkel schon so schlecht beruflich soziailsiert sind, dass man in diesen Therapieformen wenig Gutes machen kann.

Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll? Das muss man halt erlebt haben, wie es funktioniert, wenn es gut funktioniert. Wenn Kritik an VT kommt, waren die Leute meistens vorher bei einem schlechten Therapeuten. Aber die VT kann doch nix dafür, wenn jemand sie blöde anwendet.

Und bei der Psychodynamik, sprich TfP und PA ist eben die Therapieform selbst das Problem. Das kann nix. Die lösen kein Problem wirklich. Ich habe das ewig lange versucht und war bei den besten Leuten der Branche. Die haben alle kapituliert. Der eine hat zu mir gesagt:Frau Kosmos, 30 Jahre Berufserfahrung! Und ich bin am Ende mit meinem Latein!. Dann habe ich zu ihm gesagt:Das weiß ich schon lange!. Und ein anderer Analytiker hat zu mir gesagt: Sie bringen es noch so weit, dass ich nicht mehr an Psychotherapie glaube!. Dann habe ich zu ihm gesagt: Das haben Sie bei mir schon lange geschafft!. Sie hatten allesamt keine einzige Waffe gegen mein Elend. Von Heilung braucht man schon gar nicht reden. Und es war ja bei allen Patienten so, die man kannte. Man hat es ja mit dem logischen Denken schon erkannt, dass das, was die da machen, nicht fruchten kann.

Kein einziger von diesen Analytikern hat irgendwas zur Problemlösung beitragen können. Dann bin ich in andere Therapierichtungen gegangen und siehe da, die wussten alle, wie es geht. Man muss eben jemanden fragen, der sich damit auskennt.

21.06.2023 19:12 • #18


K
Zitat von Hicks:
@Kosmos Darf ich Dich etwas fragen? Hast Du selbst Kinder?

Wozu ist das hier relevant?

21.06.2023 19:12 • #19


E
Zitat von Kosmos:
Meistens machen die ja weiere Therapieformen und somit wird es dann auch oft gefühlvoller, kuscheliger und netter.

Wie soll ich das verstehen?
Dafür habe ich meine Frau und brauche keinen Therapeuten.

Zitat von Kosmos:
TpP und PA sind einfach methodisch Sch.... Das kann nix. Dass es dort auch mal nette Personen gibt, das bestreite ich nicht. Das Problem ist, dass die durch ihre Ausbildung und ihre Zirkel schon so schlecht beruflich soziailsiert sind, dass man in diesen Therapieformen wenig Gutes machen kann.

Ich habe da einfach ganz andere Erfahrungen gemacht.

Zitat von Kosmos:
Das muss man halt erlebt haben, wie es funktioniert, wenn es gut funktioniert. Wenn Kritik an VT kommt, waren die Leute meistens vorher bei einem schlechten Therapeuten. Aber die VT kann doch nix dafür, wenn jemand sie blöde anwendet.

Ich habe auch nie behauptet, dass VT an sich schlecht ist. Ich habe damit auch gute Erfahrungen gemacht und sie hat mir auch geholfen. Sie allein reichte bei mir aber nicht aus.

Zitat von Kosmos:
Und bei der Psychodynamik, sprich TfP und PA ist eben die Therapieform selbst das Problem. Das kann nix. Die lösen kein Problem wirklich. Ich habe das ewig lange versucht und war bei den besten Leuten der Branche

Hm, seltsam dass du bei den besten Leuten der Branche warst und es nichts gebracht hat, ich wohl aber statistisch eher nicht bei den besten Leuten der Branche aber trotzdem davon profitieren konnte. Wie kann das sein?

Zitat von Kosmos:
Wozu ist das hier relevant?

Für mich wäre es relevant, denn es würde mir vielleicht erklären, warum du das Video oben doof findest und ich nicht.

Ich tippe mal darauf, dass Du keine Kinder hast.

21.06.2023 19:24 • x 1 #20


A


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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf