Servus Thomas,
Zitat von Cyborg193: Ich erkannte dabei aber, dass der Kern meiner Probleme viel tiefer im Unterbewusstsein steckt und ich bisher nur Symptommanagement betrieben habe.
Das mit dem tieferliegenden Kern der Probleme mag sicher stimmen, aber das von Dir beschriebene Symptommanagement würde ich nicht unterbewerten: Jegliche Bemühung verändert auch den, der sich bemüht - und bildet somit eine neue (!) tieferliegende Ursache für ein anderes, heilsameres Erleben.
Zitat von Cyborg193: Es ist offensichtlich, dass mich einige unverarbeitete Konflikte aus meiner Kindheit (Erziehung+Mobbing) noch heute beeinflussen.
Das vielzitierte Kind in uns in tiefenpsychologischer Hinsicht soll uns lediglich Verständnis und Akzeptanz der
bisherigen Persönlichkeitsentwicklung (oder besser: Persönlichkeits
verwicklung!) ermöglichen.
Damit ist, wie Du richtig erkennst, noch keine
Veränderung garantiert, aber zumindest eine nicht zu unterschätzende, wenn nicht gar fundamental notwendige Grundlage gelegt.
Zitat von Cyborg193: Nun suche ich nach einem Therapieplatz für TFP. Nur ich habe irgendwie Skepsis, dass so eine Therapie überhaupt meine Probleme lösen kann. Es fällt mir schwer, wie es funktionieren soll, Kindheitserlebnisse (und auch Traumata) so zu verarbeiten, dass mein Leid dann irgendwann nachlässt. Man kann doch die Vergangenheit nicht ändern. Wie verarbeitet man solche Erlebnisse?
Nach meiner (tiefenpsychologischen) Therapieerfahrung gehört die von Dir geschilderte Skepsis zum Krankheitsbild... Das von @Gaulin angesprochene Aufrühren der Suppe sehe ich hinsichtlich Traumata auch als eher kontraproduktiv an und ich denke, da hilft - wenn man die üblichen Standardtherapieformen nebeneinander stellt - die Verhaltenstherapie besser. Ist auch immer a bisserl Charaktersache. VT
kann sehr schnell sehr gut helfen, aber entscheidend ist, wie man dann weitermacht. Der
Verstehen des Prinzips der Verhaltenstherapie muss irgendwann Teil des alltäglichen Erlebens und Agierens werden und das fordert den ganzen Patienten, auch lange nach der akuten Therapie.
Tiefenpsychologie verfährt viel grundsätzlicher, subtiler, weitwinkliger. Bestenfalls bewirkt es - einen guten Therapeuten vorausgesetzt - die Vervollkommnung unseres Charakters! Allerdings kann es bei sehr introvertierten Menschen dazu führen, alles und jedes ständig therapeutisch zu hinterfragen und so zum noch kränkeren Analysten zu mutieren. Ich selber wäre fast in diese - durchaus verlockend wirkende - Falle zu tappen. Ich war mir dieser Gefahr leider zu Beginn nicht bewusst.
Als generelle Entscheidungshilfe hinsichtlich tiefenpsychologischer Vorgehensweise kann ich das Werk Existenzielle Psychotherapie von Irvin D. Yalom wärmstens empfehlen. Es öffnet Patienten (
und m. E. potenziell) auch Therapeuten die Augen...!