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Ich (w35) stehe vor einem riesigen Problem. Seit meiner Kindheit habe ich durch traumatische Erfahrungen panische Angst vor Nadeln bzw. vorm Blut abnehmen. Ich glaube mit 12 oder so wurde habe ich das das letzte Mal machen lassen.

Mir ist bewusst, dass das lebensgefährlich werden kann. Ich weiß wie wichtig es mal wäre nach so vielen Jahren das Blut untersuchen zu lassen. Aber die Panik vor dem Akt ist viel zu groß.

Nun steht beruflich meine Lebenszeitverbeamtung an. Dafür muss ich zur amtsärztlichen Untersuchung zum Gesundheitsamt. Die erste vor 5 Jahren war kein Problem. Da wurde mir aber auch kein Blut abgenommen. Jetzt muss ich zu einem anderen Gesundheitsamt und die nehmen auf alle Fälle Blut. Wenn ich das verweigert, dann bin ich quasi meinen Job los. Es wäre also das dümmste der Welt, was ich machen könnte.

Aber WIE soll ich das schaffen? Das gleiche Problem habe/hatte ich mit impfen. Da hab ich aber auch erst Anfang diesen Jahres eine Lösung gefunden, mit der ich das ertragen kann. Ich mache mir 2 Stunden vorher die Betäubungscreme Emla darauf. Wenn ich beim Arzt bin, dann schau ich strikt weg und kneife mich währendessen so sehr in die Rippe, dass ich hinterher blau an der Stelle bin. Und ich sage immer vorher, dass ich absolut GAR NICHTS wissen will. Ich will nicht wissen, dass sie jetzt desinfiziert, ich will nicht wissen, dass sie die Spritze aufzieht und schon gar nicht will ich wissen, dass jetzt die Spritze kommt. Nur so schaffe es.

Aber eine Blutabnahme ist für mich etwas ganz anderes. Ja, ich habe tierisch Angst vor dem Schmerzen. Am meisten Panik schiebe ich aber vor dem Davor. 1. Ich muss meinen Arm offen hinlegen. Das ist für mich wie Kontrolle verlieren. Beim Impfen das ja nicht der Fall. 2. Dieses Band, was da um den Arm gemacht wird zum Blut stauen. Schon der Gedanke daran ist für mich der Horror. 3. Es muss desinfiziert werden. Ich bin eh voll in Panik und dann dauert mir das ganze viel zu lange. Ich kann die Panik so lange nicht aufhalten und dann setzt entweder die Hyperventilation oder der Fluchtreflex ein.
Mein Verstand sagt mir natürlich ich soll mich nicht so anstellen und um Gottes Willen nicht so dumm sein nur deswegen meine Karriere zu riskieren. Und tatsächlich will ich mir auch Blut abnehmen lassen. Ich wusste das irgendwann der Tag kommen wird, an dem ich es machen MUSS.

Nur wie? Alles, was ich beim Impfen anwende klappt nicht, weil es in meiner Vorstellung viel zu lange dauert und schon das Arm offen hinlegen eine Katastrophe für mich ist.

Ich hoffe hier endlich Leute zu finden, die mich verstehen. Die nicht sagen ich soll mich nicht so anstellen. Ich brauche niemanden der sagt: Oh ja, ich verstehe dich. Ich habe auch Angst, aber ich gehe trotzdem hin.

Nein ICH habe keine Angst, ich habe eine Phobie. Und die zeichnet sich nun mal dadurch aus, dass ich die Flucht ergreife sobald es um Nadeln geht!

Mein Termin steht für den 25.09. Bis dahin bin ich hier über jede Hilfe und jeden Tipp, sei er noch so verrückt sehr dankbar.

14.08.2025 22:15 • 24.09.2025 x 1 #1


13 Antworten ↓


Hilft jetzt auch nicht zu sagen, das Du das Thema schon weit vorher hättest angehen sollen.
Nun ist es so wie es ist. Eine Phobie ist eine Angst. Nur das deine den Kampf oder Flucht Reflex auslöst. Bzw. den Fluchtreflex in dem Fall.

Persönlich zerlege ich solche Vorgänge in einzelne Schritte und erarbeite / überlege mir eine Strategie wie ich damit umgehen kann. Also achte ich auch genauf auf die Ängste die entstehen und was es für emotionen auslöst.

Im Prinzip hast Du damit ja schon begonnen. Du kannst die Blutabnahme teilweise zu Hause proben. Also dir so ein Band beorgen, mit dem man das Blut im Arm staut. Hier hast Du die absolute Kontrolle - weil es ja keine Abnahme ist.
Und hier kannst Du dich ein Stück weit desensibilisieren. Ebenso kannst Du dir z.b. einen Igelball kaufen. Diesen kannst in der anderen Hand kneten und dich auf ihn konzentrieren So mache ich das zumindest.

Ebenso kannst du dir so ein Spritzenset in der Apo holen (eines für die Blutabnahme). Auch hier kannst Du es üben es anzufassen oder auf deinen Arm zu legen. Dient auch der Desensibilisierung.

Du hast noch mehr als 40 Tage Zeit dafür.

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A


Nadelphobie/ Blutabnahme

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Wann ist die Blutabnahme?

Wenn es noch ein paar Wochen sind, könntest du versuchen, dich zu desensibilisieren. Du hast den Akt der Blutabnahme schon gut in die einzelnen Schritte zerlegt. Eine schrittweise Exposition könnte so aussehen, dass du erstmal Schritt 1 übst: Den Arm hinstrecken. Du könntest diesen einen Schritt vorher noch visualisieren und zwar so, dass es eine gute Erfahrung ist. Dann streckst du - vielleicht einer eingeweihten Person - den Arm hin und hältst das kurz aus, wenn es geht. Das machst du immer wieder, bis diese Sache nicht mehr schlimm ist.
Dann kommt Schritt 2: der Stauungsschlauch: visualisieren, dann mehrmals machen, bis nicht mehr so schlimm u.s.w.

Im Idealfall nimmst du dir einen bis mehrere Tage pro Schritt Zeit, ggf. Sogar mit einem bis mehreren Tagen Pause dazwischen, wenn es zu anstrengend ist. Es soll alles gut machbar sein und zu möglichst vielen positiven Erlebnissen führen. Dass du das Gefühl in den jeweiligen Prozessschritten immer besser aushalten kannst, könntest du dokumentieren. Es ist wichtig, dass du erkennst, dass die Schritte machbar sind und das, was du tust zu einer Besserung führen.

Ich würde es mit EFT versuchen. Diese Vorgehensweise bei spezifischen Phobien hat sich nachweislich schon oft bewährt.

Ich komme mit diesem Pochen der Adern nicht klar. Nach der Stauung will ich mich bewegen, aber muss still halten. Es ist wie Folter. Dann kommt kein Blut. Höre Dinge wie das ist aber schlecht bei Ihnen, wir müssen nochmal andere Stelle testen. Die Schmerzen sind schlimm weil alles angespannt ist. Spritzen gehen bei mir gut, also Impfen, auch Schmerzen halte ich gut durch (habe Schwerbehinderung und Pflegegrad), abe Blutziehen ist was anderes. Bin auch schon umgekippt. Und dann will man halt keine Mimose sein. Manchmal weine ich dabei. Fast immer bin ich kurz vorm Erbrechen. Merkwürdig ist, dass ich schlimme Horrorfilme sehen kann. Aber dieses Pochen, der Puls, das Klopfen, Ausgeliefertsein.

Um was geht es denn genau bei dir? Kontrollverlust? Der Pieks ansich? Blutangst?

Zitat von Pauline333:
Wann ist die Blutabnahme? Wenn es noch ein paar Wochen sind, könntest du versuchen, dich zu desensibilisieren. Du hast den Akt der Blutabnahme schon ...

Am 25.9. Liebe @Pauline333

Hatte ich auch lange Zeit. Auch Angst vorm Zahnarzt.
Nadeln, Spritzen und so.

Da hilft nur Desensibilisieren.
So hart es klingt.

Je öfter du es machen lässt, desto weniger Angst hast du.
Ich habe jetzt null Angst mehr, und kann sogar hinsehen. Früher war das wirklich schlimm, da musste ich mich beim Blutabnehmen hinlegen, und bekam oft hinterher eine Panikattacke, wurde Ohnmächtig.
So habe ich auch alle anderen Ängste gelindert. Angst vor dem Blutdruckmessen und so.

Aber ich finde, es wird von Seiten des Personals auch zu oft ein riesen Bohei drum gemacht, das ganze Prozedere, als ob das eine schwere Operation ist. Das überträgt sich auf den Patienten.

Viel Erfolg!

@kecker1990 Ich fürchte auch, dass Du das Problem hättest eher angehen müssen. Was mir zusätzlich zur Exposition noch einfällt:

Sprich mit Deinem Hausarzt und lass Dir zwei oder drei Tavor (Beruhigungsmittel) geben. Wenn Du die vorher nimmst, fährt das Angstsystem schon mal zuverlässig ein Stück weit runter, dass Du es aushalten kannst. Du könntest auch eine schon den Abend vorher nehmen, damit Du Dich gar nicht erst so reinschaukelst. Allerdings darfst Du unter Tavor nicht Auto fahren, d.h. Du müsstest Dich fahren lassen.

Ruf vorher in der Praxis an, die das Blut entnehmen und schildere Deine Situation. Mach das klar, kurz und knackig - nicht wie ein Bittsteller, sondern die Sachlage schildern und sagen, welche Hilfe Du dabei benötigst. Die wollen das ja auch so schnell und einfach wie möglich über die Bühne bekommen und haben auch mehr Arbeit, wenn Ihnen da einer zusammenbricht oder stiften geht.

Du könntest versuchen, Dir auf Privatbasis einen Hypnose- oder EMDR-Therapeuten zu suchen. Bei spezifischen Phobien, die auf ein bestimmtest Ereignis zurückzuführen sind, kann man da schon in wenigen Sitzungen gute Ergebnisse erzielen. Wenn Du da jetzt sofort loslegst, kannst Du bis Ende September mit viel Glück das Problem einigermaßen im Griff haben.

Zitat von Abendschein:
Am 25.9. Liebe @Pauline333

Danke, glatt überlesen

Ich habe ähnliches aber ich musste in den letzten Monaten 7x hin wegen Tabletten Einstellung.
Es war alles dabei, von einmal richtig Schmerzen (1x) (Handrücken Nadeleinstuch)

und von gar nichts gemerkt (6x) (Arm)

Ich sage immer vorher, dass ich so Angst habe. Das hat mir geholfen.

Du kannst ja auch abbrechen. Das hab ich auch einmal gemacht.

Zitat von kecker1990:
Ich kann die Panik so lange nicht aufhalten und dann setzt entweder die Hyperventilation oder der Fluchtreflex ein.

Lass dir doch ein Beruhigungsmittel (Tavor) verschreiben. Das verhindert eine Panik. Du kannst es ca. 30 Minuten vor der Blutabnahme nehmen.

Also ich hab damit kein Problem..weder zum Zahnarzt zu gehen noch mir irgendwelche Nadeln infiltrieren zu lassen..

Ich nehme selbst Blut ab und bin immer wieder erstaunt, dass es ausgerechnet die großen, die starken Männer sind, die bei so etwas fast vom Stuhl fallen.

Tavor vorher nehmen hilft mir immer.

Hallo,

ich kann dich total verstehen. Ich hoffe meine Tipps kommen jetzt nicht schon zu spät. Die Blutabnahme ist ja fast.

Ich bin/war in einer ähnlichen Situation, schwere Nadelphobie, aber mit dem Unterschied bei mir war es die letzten Jahre trotzdem absolut notwendig, regelmäßig Blutabnahmen und Zugänge zu bekommen. Da ich auch einen ausgeprägten Fluchtreflex habe und immer weggezogen habe, wurde ich mehrere Jahre für jedes Stechen festgehalten, z.T. auch mit mehreren Personen. Das hat alles nur noch schlimmer gemacht.

Mittlerweile habe ich die Nadelphobie etwas besser im Griff.
Was mir geholfen hat, war u.a. eine systematische Desensibilisierung im Rahmen einer stationären Psychotherapie, also wie bereits andere geschrieben haben, Arm hinlegen, stauen, später desinfizieren, später Nadel mit Kappe Richtung Arm.

Aber dennoch kommt die Angst immer hoch. Z.T. bin ich extrem panisch, total unruhig, da ist es für die Praxen natürlich auch schwierig, aber wir bekommen es trotzdem immer hin.
Manchmal nutze ich nach wie vor ein Beruhigungsmittel (Tavor oder Atosil). Ansonsten keine Stechen ohne Emla-Pflaster, das nimmt sehr gut die Schmerzen.
Ich lege mich immer hin zum Stechen, zum einen kann man sich nicht verletzten bei einer Ohnmacht und zum anderen ist es etwas leichter, ruhig zu halten und komplett wegzuschauen.
Bei mir machen wir jedes Stechen mit min. 2 MFAs, eine macht das Stechen, die andere ist bei mir. Entweder beruhigt sie, ganz oft lenkt sie mich mit einem Gespräch ab. Wenn die Angst sehr groß ist, bekomme ich auch mal eine Hand zum Drücken. Das hilft mir übrigens sehr gut, wenn ich den Arm sonst wegziehe, dass die 2. MFA genau bei dem Arm mir die Hand zum Drücken gibt und somit zeitgleich etwas meinen Arm festhält ohne dass es mir auffällt.

Ganz wichtig ist, dass meine Praxen großes Verständnis für meine Phobie haben und ruhig an die Sache rangehen. Ich darf jederzeit stopp sagen, ansonsten machen wir sehr viel mit Ablenkung und es wird nicht angekündigt, was passiert.

Wir haben aber auch schon versucht, ob es hilft, wenn ich das Start-Signal zum Stechen gebe. Das ist aber für mich nicht der richtige Weg.
Was mir manchmal hilft, wenn ich das allgemeine Start-Signal geben kann. Also ich lege mich hin, sie kommen mit den Materialien und dann fragen sie allgemein Können wir anfangen? und dann kann ich sagen, nein ich brauche noch einen Moment oder ja, sie dürfen mit Stauen und Vene suchen anfangen. Die weiteren Schritte werden dann einfach gemacht, außer ich sage Stopp.

Mir hilft auch oft eine leichte Begrenzung, dass die MFA eine Hand auf meine Schulter legt, oder wie gesagt meine Hand nimmt. Oder auch die MFA, die sticht, hält mit ihrem Arm leicht meinen Arm etwas fest, damit ich nicht so wegziehen kann. Das hilft mir auch. Ich darf immer Stopp sagen, wenn irgendetwas Panik auslöst oder ich mich festgehalten und eingeschränkt fühle.

Zwecks Hyperventilieren kenne ich auch. Da hilft mir manchmal eine Atemtechnik. Einatmen (bis 3 Zählen), Pause, Ausatmen (bis 7 Zählen). Oder bei stärkeren Hyperventilieren mit einer Hand selbst den Mund zuhalten. Oder alternativ dann wirklich in eine Tüte rückatmen.

Was ich dir sehr empfehlen kann, rede offen mit dem Personal darüber. Sie kennen das Problem. Wir sind nicht alleine! Es gab mal ein super Gespräch mit einer MFA, nach einer nicht so gut gelaufenen Blutabnahme (20min Panik und 3 Anläufe). Hätte ich gewusst, dass es dir hilft, wenn ich mit dir rede, dann hätte ich dich komplett zugequatscht, um dir zu helfen, damit du nicht so lange in der Panik sein musst. Sie wollen dir helfen, sie müssen nur wissen, wie. Deshalb rede mit ihnen.

Und noch eine Geschichte von mir, die dir vielleicht Mut macht. Mir gibt sie immer wieder Kraft, obwohl viele Stechen leider nach wie vor nicht ohne Panik laufen.
Es musste wieder ein Zugang für eine Infusion gelegt werden. Ich hatte wie immer Emla-Pflaster dick vorher aufgetragen. Eine MFA kommt auf mich zu, nimmt meine andere Hand und verwickelt mich in ein sehr intensives Gespräch mit vielen Nachfragen. Irgendwann sagt die andere MFA sie ist fertig. Ich habe absolut NIX mitbekommen, auch vom Stauen, desinfizieren, etc. nicht. Das war so genial.

Ich hoffe, dir hilft meine Geschichte etwas. Ich drücke dir fest die Daumen für die Blutabnahme, du schaffst es.

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Prof. Dr. Borwin Bandelow
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