F
fml
Hi,
Ich hab mich vor 2 Wochen dazu entschieden, einen neuen Psychiater aufzusuchen, weil ich gemerkt hab, dass ich ohne chemische Krücke einfach nicht mehr vorwärts komme. Die Sprechstundenhilfe meinte am Telefon zu mir, ich solle bisherige Befunde, Berichte usw mitbringen, also bin ich vor 2 Wochen bei meiner alten Jugendpsychiaterin gewesen, um mir alte Klinikberichte ausdrucken zu lassen. Diesen Bericht hab ich in der Form nie zu sehen bekommen, er ist 4 Seiten lang und recht ausführlich und ich hab ihn mir natürlich dann mal in Ruhe durchgelesen. In der Klinik war ich Ende 2009 für 7 Wochen und die mir bekannten Diagnosen waren zu dem Zeitpunkt Depressionen (redizivierende) und Agoraphobie mit Panikattacken.
Nun steht in den Diagnosen eine soziale Phobie dabei, über die mit mir nie gesprochen wurde. Also weder darüber dass es diagnostiziert wurde, noch dass die Phobie behandelt werden sollte. Was die soziale Phobie angeht, denke ich mir halt, dass ich lediglich ein Problem damit hab unter Menschen Panikattacken zu kriegen, aber Angst vor Menschen in dem Sinne habe ich nicht.
Unter Aufnahmemodus stand dann noch, dass auf meiner Überweisung in die Klinik durch meine Psychiaterin die Diagnose schizoide PS aufgeführt war.
Bei den testpsychologischen Untersuchen kam meine Psychologin in der Klinik zu diesen Ergebnissen:
Die Werte der Patientin liegen auf folgenden Skalen außerhalb des Normwertbereiches: selbstbestimmt-antisozial (T=63), zurückhaltend-schizoid (T=69).
Wenn ich das richtig ableite, dürfte der Normbereich bei 50 liegen (als unterdurchschnittlich wurde für ehrgeizig-narzisstisch T=35 angegeben).
Aber auch über diese schizoide Geschichte wurde nie mit mir gesprochen. Ich hab das Wort zuvor einmal in meinem Leben gehört, aber konnte damit nichts anfangen.
Also habe ich dann die Tage danach gegooglet, fand die Beschreibungen teils sogar ziemlich passend. Bei mir ist sogar regelrecht der Groschen gefallen, weil ich seit Jahren ein riesen Problem damit hab, Kontakte aufrecht zu halten, keinen Wert darauf lege, mich mit Freunden zu treffen oder ähnliches. Ich hab mich immer gefragt, warum das so ist, dachte das wäre alles durch die Angststörung bedingt, weil das vorher nämlich überhaupt nicht der Fall war alles. Da war ich ständig mit Freunden weg und war nur sehr selten wirklich mal nen ganzen Tag zu hause.
Nach meinem Klinikaufenthalt kam ich in eine betreute Wohngruppe, wir waren 10-12 Jugendliche und es herrschte permanent Action, wirklich niemals hatte man seine Ruhe. Nach einem Jahr dort zog ich in teilbetreutes Wohnen, da das Gebäude direkt nebenan war, kamen die alten Mitbewohner natürlich ständig rüber und auch da hatte ich keinerlei Ruhe. Ein paar Wochen bevor ich von dort aus in meine richtige eigene Wohnung zog, lernte ich meinen damaligen Freund kennen, er fand kurzfristig hier Arbeit und da 100km pendeln nicht infrage kam, musste er erstmal bei mir wohnen. Wir waren also zu 2. auf nichtmal 30m² als wir keine 6 Wochen zusammen waren. Ich weiß noch, dass ich damit ein riesen Problem hatte, weil mir das eigl viel zu schnell ging alles. Wieder hatte ich keinen eigenen Rückzugsort und ich empfand ihn als Eindringling. Der einzige Grund, warum ich das ausgehalten habe, war wohl die baldige neue Wohnung, die doppelt so groß war und der Plan war auch, dass er sich eine eigene sucht. Das hat er aber sehr lange hinausgezögert, wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er einfach bei mir wohnen geblieben. 4 Monate hat er sich nicht gekümmert, ich hab ihm regelmäßig die Wohnungsanzeigen vor die Nase gehalten, weil ich gemerkt hab, dass ich ihn nicht permanent um mich rum ertrage. Deswegen wäre das mit uns auch beinahe krachen gegangen, weil ich fast geplatzt wäre vor lauter Stress. Mein ursprünglicher Plan vom wirklich echt eigenen Rückzugsort, meiner Oase der Ruhe, wurde von ihm zerstört, ums mal drastisch auszudrücken.
Jedenfalls dachte ich immer meine Zeit in der Wohngruppe hätte mich dahingehend geprägt, dass ich Mitbewohner nicht ertrage, aber da stand diese schizoide Sache wohl schon längst im Raum, wovon ich nur nichts wusste.
Naja und dann sind da die Freunde.. Aktuell habe ich 2 Freundinnen, die es offenbar irgendwie akzeptiert haben, dass ich mich höchstens zum Geburtstag und zu Silvester melde, ohne mir direkt die Freundschaft zu kündigen. Mit der einen hab ich zusammen in der WG gewohnt, die andere ist noch aus der Schulzeit. Letztere kam mit der Angststörung an sich nie besonders zurecht, konnte das nicht verstehen und das Problem lag wohl auch einfach daran, dass sie mein altes Ich kannte und diese Umstellung schwer war. Auf einmal wars eben vorbei mit täglichen Unternehmungen, spontanen Shoppingtouren quer durch Niedersachsen und stattdessen war ich wohl nur noch ein großes Fragezeichen für sie. Aber der Kontakt blieb bestehen, wir sahen uns dann vielleicht noch 1 oder 2 Mal im Jahr, zuletzt hab ich sie gesehen, als sie letzten März Mutter wurde und ich sie im KH besucht hab. Sie scherzte da schon, dass wir uns wohl erst wiedersehen, wenn die beiden Kids eingeschult werden x) Vor 3 Monaten haben wir ausgemacht, dass ich im Januar mal vorbeikomme, jetzt ist Ende Februar und ich hab mich immer noch nicht gekümmert und außer, dass ich ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen hab, drängt mich auch nichts dazu. Erschwerend ist da für mich, dass sie auf nem Kuhdorf 40km weit weg wohnt, ohne Auto und mit Busfahrangst machts das nicht einfacher.
Die andere hat bis vor nem Jahr nur einen Kilometer die Straße runter gewohnt und die hab ich seit 2 oder 3 Jahren nicht mehr gesehen. Auch da ist der Kontakt auf Geburtstag und Feiertage geschrumpft oder wenn was wichtiges passiert ist. Aber sie kennt mich nicht anders, ich glaub ihr fiel das nicht so schwer. Auch da war immer wieder die Rede von Treffen oder zumindest mal telefonieren, das passiert vielleicht 1x im Jahr und dann werdens aber auch 3 Stunden. Auch da schwingt eher das schlechte Gewissen ihr gegenüber mit, als wirklich das Bedürfnis nach nem Treffen.
All die Jahre hab ich mich gefragt, was mit mir nicht stimmt, dass ich das so ablehne innerlich. Ich komme damit an sich gut zurecht, also mit dem alleine sein, aber mir fehlte da irgendwie eine Erklärung für, ich konnte das einfach nicht einordnen und hab das alles auf die Situation in der WG geschoben. An sich bin ich auch eigl eher extrovertiert und lerne theoretisch gern neue Leute kennen, aber alles eher online, sobald es dann um reale Treffen geht, mach ich sofort dicht und verliere das Interesse bzw Bedürfnis danach, den Kontakt zu halten. Mein damaliger Freund sagte mal zu mir Du kommst überhaupt nicht mehr unter Leute, hast bis auf X und Y keine Freunde und außer zu deinen Eltern und den Nachbarn hast du keine sozialen Kontakte, meine Eltern belaberten mich ebenso immer wieder, dass ich mich doch mal verabreden soll mit meinen Leuten und wenns nur auf nen Kaffee wär. Aber ich wollte das irgendwie nicht mehr so richtig.
Wie erleben das denn andere Betroffene so? Wie handhabt ihr das soziale Leben, Freunde, Familie etc.? Ist sowas überhaupt behandelbar oder ist das einfach ein neuer Teil der Persönlichkeit, der sich nicht mehr ändern lässt? Ich wollte Ende der Woche meine neue Psychiaterin mal darauf ansprechen und meinen Therapeuten, aber mich würde trotzdem mal interessieren, wie das für andere so ist.
Ich hab mich vor 2 Wochen dazu entschieden, einen neuen Psychiater aufzusuchen, weil ich gemerkt hab, dass ich ohne chemische Krücke einfach nicht mehr vorwärts komme. Die Sprechstundenhilfe meinte am Telefon zu mir, ich solle bisherige Befunde, Berichte usw mitbringen, also bin ich vor 2 Wochen bei meiner alten Jugendpsychiaterin gewesen, um mir alte Klinikberichte ausdrucken zu lassen. Diesen Bericht hab ich in der Form nie zu sehen bekommen, er ist 4 Seiten lang und recht ausführlich und ich hab ihn mir natürlich dann mal in Ruhe durchgelesen. In der Klinik war ich Ende 2009 für 7 Wochen und die mir bekannten Diagnosen waren zu dem Zeitpunkt Depressionen (redizivierende) und Agoraphobie mit Panikattacken.
Nun steht in den Diagnosen eine soziale Phobie dabei, über die mit mir nie gesprochen wurde. Also weder darüber dass es diagnostiziert wurde, noch dass die Phobie behandelt werden sollte. Was die soziale Phobie angeht, denke ich mir halt, dass ich lediglich ein Problem damit hab unter Menschen Panikattacken zu kriegen, aber Angst vor Menschen in dem Sinne habe ich nicht.
Unter Aufnahmemodus stand dann noch, dass auf meiner Überweisung in die Klinik durch meine Psychiaterin die Diagnose schizoide PS aufgeführt war.
Bei den testpsychologischen Untersuchen kam meine Psychologin in der Klinik zu diesen Ergebnissen:
Die Werte der Patientin liegen auf folgenden Skalen außerhalb des Normwertbereiches: selbstbestimmt-antisozial (T=63), zurückhaltend-schizoid (T=69).
Wenn ich das richtig ableite, dürfte der Normbereich bei 50 liegen (als unterdurchschnittlich wurde für ehrgeizig-narzisstisch T=35 angegeben).
Aber auch über diese schizoide Geschichte wurde nie mit mir gesprochen. Ich hab das Wort zuvor einmal in meinem Leben gehört, aber konnte damit nichts anfangen.
Also habe ich dann die Tage danach gegooglet, fand die Beschreibungen teils sogar ziemlich passend. Bei mir ist sogar regelrecht der Groschen gefallen, weil ich seit Jahren ein riesen Problem damit hab, Kontakte aufrecht zu halten, keinen Wert darauf lege, mich mit Freunden zu treffen oder ähnliches. Ich hab mich immer gefragt, warum das so ist, dachte das wäre alles durch die Angststörung bedingt, weil das vorher nämlich überhaupt nicht der Fall war alles. Da war ich ständig mit Freunden weg und war nur sehr selten wirklich mal nen ganzen Tag zu hause.
Nach meinem Klinikaufenthalt kam ich in eine betreute Wohngruppe, wir waren 10-12 Jugendliche und es herrschte permanent Action, wirklich niemals hatte man seine Ruhe. Nach einem Jahr dort zog ich in teilbetreutes Wohnen, da das Gebäude direkt nebenan war, kamen die alten Mitbewohner natürlich ständig rüber und auch da hatte ich keinerlei Ruhe. Ein paar Wochen bevor ich von dort aus in meine richtige eigene Wohnung zog, lernte ich meinen damaligen Freund kennen, er fand kurzfristig hier Arbeit und da 100km pendeln nicht infrage kam, musste er erstmal bei mir wohnen. Wir waren also zu 2. auf nichtmal 30m² als wir keine 6 Wochen zusammen waren. Ich weiß noch, dass ich damit ein riesen Problem hatte, weil mir das eigl viel zu schnell ging alles. Wieder hatte ich keinen eigenen Rückzugsort und ich empfand ihn als Eindringling. Der einzige Grund, warum ich das ausgehalten habe, war wohl die baldige neue Wohnung, die doppelt so groß war und der Plan war auch, dass er sich eine eigene sucht. Das hat er aber sehr lange hinausgezögert, wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er einfach bei mir wohnen geblieben. 4 Monate hat er sich nicht gekümmert, ich hab ihm regelmäßig die Wohnungsanzeigen vor die Nase gehalten, weil ich gemerkt hab, dass ich ihn nicht permanent um mich rum ertrage. Deswegen wäre das mit uns auch beinahe krachen gegangen, weil ich fast geplatzt wäre vor lauter Stress. Mein ursprünglicher Plan vom wirklich echt eigenen Rückzugsort, meiner Oase der Ruhe, wurde von ihm zerstört, ums mal drastisch auszudrücken.
Jedenfalls dachte ich immer meine Zeit in der Wohngruppe hätte mich dahingehend geprägt, dass ich Mitbewohner nicht ertrage, aber da stand diese schizoide Sache wohl schon längst im Raum, wovon ich nur nichts wusste.
Naja und dann sind da die Freunde.. Aktuell habe ich 2 Freundinnen, die es offenbar irgendwie akzeptiert haben, dass ich mich höchstens zum Geburtstag und zu Silvester melde, ohne mir direkt die Freundschaft zu kündigen. Mit der einen hab ich zusammen in der WG gewohnt, die andere ist noch aus der Schulzeit. Letztere kam mit der Angststörung an sich nie besonders zurecht, konnte das nicht verstehen und das Problem lag wohl auch einfach daran, dass sie mein altes Ich kannte und diese Umstellung schwer war. Auf einmal wars eben vorbei mit täglichen Unternehmungen, spontanen Shoppingtouren quer durch Niedersachsen und stattdessen war ich wohl nur noch ein großes Fragezeichen für sie. Aber der Kontakt blieb bestehen, wir sahen uns dann vielleicht noch 1 oder 2 Mal im Jahr, zuletzt hab ich sie gesehen, als sie letzten März Mutter wurde und ich sie im KH besucht hab. Sie scherzte da schon, dass wir uns wohl erst wiedersehen, wenn die beiden Kids eingeschult werden x) Vor 3 Monaten haben wir ausgemacht, dass ich im Januar mal vorbeikomme, jetzt ist Ende Februar und ich hab mich immer noch nicht gekümmert und außer, dass ich ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen hab, drängt mich auch nichts dazu. Erschwerend ist da für mich, dass sie auf nem Kuhdorf 40km weit weg wohnt, ohne Auto und mit Busfahrangst machts das nicht einfacher.
Die andere hat bis vor nem Jahr nur einen Kilometer die Straße runter gewohnt und die hab ich seit 2 oder 3 Jahren nicht mehr gesehen. Auch da ist der Kontakt auf Geburtstag und Feiertage geschrumpft oder wenn was wichtiges passiert ist. Aber sie kennt mich nicht anders, ich glaub ihr fiel das nicht so schwer. Auch da war immer wieder die Rede von Treffen oder zumindest mal telefonieren, das passiert vielleicht 1x im Jahr und dann werdens aber auch 3 Stunden. Auch da schwingt eher das schlechte Gewissen ihr gegenüber mit, als wirklich das Bedürfnis nach nem Treffen.
All die Jahre hab ich mich gefragt, was mit mir nicht stimmt, dass ich das so ablehne innerlich. Ich komme damit an sich gut zurecht, also mit dem alleine sein, aber mir fehlte da irgendwie eine Erklärung für, ich konnte das einfach nicht einordnen und hab das alles auf die Situation in der WG geschoben. An sich bin ich auch eigl eher extrovertiert und lerne theoretisch gern neue Leute kennen, aber alles eher online, sobald es dann um reale Treffen geht, mach ich sofort dicht und verliere das Interesse bzw Bedürfnis danach, den Kontakt zu halten. Mein damaliger Freund sagte mal zu mir Du kommst überhaupt nicht mehr unter Leute, hast bis auf X und Y keine Freunde und außer zu deinen Eltern und den Nachbarn hast du keine sozialen Kontakte, meine Eltern belaberten mich ebenso immer wieder, dass ich mich doch mal verabreden soll mit meinen Leuten und wenns nur auf nen Kaffee wär. Aber ich wollte das irgendwie nicht mehr so richtig.
Wie erleben das denn andere Betroffene so? Wie handhabt ihr das soziale Leben, Freunde, Familie etc.? Ist sowas überhaupt behandelbar oder ist das einfach ein neuer Teil der Persönlichkeit, der sich nicht mehr ändern lässt? Ich wollte Ende der Woche meine neue Psychiaterin mal darauf ansprechen und meinen Therapeuten, aber mich würde trotzdem mal interessieren, wie das für andere so ist.
22.02.2016 23:35 • • 23.02.2016 #1
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