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worker
Hallo ihr lieben,
ich bin neu hier und wollte ein paar Gedanken und Fragen mit euch teilen.
Heute hat eine Situation auf der Arbeit zu einer schmerzhaften scham geführt, ich habe fast geweint. Es war an sich sehr banal, es ging darum dass ich das callcenter zur telekommunikationsbranche gezählt habe woraufhin mich der Kollege eines besseren belehrt hat. Wie gesagt banal.
Nur rede ich auch so wenig mit den anderen, es ist mir ein Rätsel wie andere frei und fröhlich quatschen können. Kennt das jemand und hat Fortschritte gemacht? Sonst habe ich auch keine Freunde, ich bin auch vor kurzem in eine andere Stadt gezogen.
Lange Jahre habe ich wenig für meine Bildung getan, war viel allein,egoistisch, depressiv, hab gek. . Nun bin ich abstinent, habe eine Therapie gemacht. Mein verhalten ist gesteuert durch meine Vergangenheit, schuld und scham, ich bin wenig präsent und kann oft nicht mitreden weil ich wenig fühle und wenig weiß. Ich will nicht dummsein, meine Unwissenheit ist mir peinlich. Poesie, Politik, gelungene Kommunikation usw alles liegt fern und ich verfüge über höchstens rudimentäre Kenntnisse, oberflächlich.
Wo fängt man denn da nur an um wieder in die Welt zu kommen? Wie geht ihr mit scham um?
Ich mache schon Yoga, will zeichnen lernen und hab mich für eine Selbsthilfegruppe angemeldet, nur gefühlt hat alles die gleiche Richtung.
Wo fängt man an?
Danke falls jemand bis hier hin gelesen hat, selbst wenn du nur sagen kannst dass du mich siehst, wäre das schön.
Ich wünsche euch Liebe!

16.03.2021 18:06 • 17.03.2021 x 2 #1


11 Antworten ↓


J
Hallooooo Duuu

Schön das Du hier bist und herzlich willkommen bei unsere lieben Runde.

Leider hast du wenig angegeben. Bist du weiblich oder männlich und wie jung bist du falls ich fragen darf ? Es ist super das du so aktiv bist und dir Hilfe holst das sind genau die richtigen Schritte.

Du bist bestimmt nicht dumm ! Denk bitte nicht so negativ. Ich kenne auch viele Sachen nicht oder kann nicht mit reden aber das ist nicht so schlimm

Mach weite wie du es grade machst das ist schon super. Hier bist du genau richtig. Hier kannst du alles schreiben und fragen wir sind alle super lieb und helfen gerne.

16.03.2021 18:20 • x 2 #2


A


Schamhaft & weltfremd

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worker
Hallo Julie80,

Danke dir für deine Antwort, die ist gerade wie warmer Milchreis an einem kalten Tag danke für die Aufmunterung!
Ich bin 27 Jahre alt und eine Frau. Arbeite im callcenter.
Ich bin schon gespannt hier Weggefährten treffen zu können und mich auszutauschen, vor der Arbeit lässt man die Probleme zu Hause und das ist auch sinnvoll oder?
_________________
Sei so zu anderen , wie Du selbst behandelt werden willst 3 das finde ich sehr hilfreich!
Nur weiß ich noch nicht wie ich genau behandelt werden möchte.. Spannend!

16.03.2021 18:33 • x 1 #3


J
Danke für Deine liebe Antwort. Ja das ist mein Lebensmotto. Ich finde das wichtig. Du bist lieb und solltest lieb behandelt werden. Das denke ich jedenfalls. Callcenter finde ich toll wollte immer dort mal arbeiten aber nur inbound

Liebe Grüße

16.03.2021 18:50 • x 1 #4


domi89
Wenn ich das richtig verstanden habe:

1. Du hast Probleme im sozialen Umfeld mitzukommen bzw wie du dich verhalten sollst
2. Du willst mehr mitreden können.

Gibt es denn Hobbys denen du sonst noch nachkommst? Was für Interessen hast du?

Wissen erlangt man am schnellsten wenn man etwas tut für was man sich interessiert, selbst wenn es nur Informationen sind, die man sammelt. Ich weiß schon was du meinst, du hast Probleme mitzureden weil du denkst du hast nicht viel zu erzählen. Das Problem hatte ich früher auch, mit der Zeit hat sich bei mir aus eigenem Interesse und auch um einfach mitreden zu können ein richtiger Wissenshunger gebildet. Dazu kommt eben auch Erlebtes was man erzählen kann, da hast du ja bestimmt auch einiges. Manches mag dir peinlich erscheinen, kann aber beim richtigen Thema zu guten Gesprächen führen. Wenn du magst kannst du mich auch anschreiben.

16.03.2021 18:50 • x 3 #5


Calima
Zitat von worker:
Wo fängt man denn da nur an um wieder in die Welt zu kommen?

Egal wo. Hauptsache man wird aktiv. Was helfen kann, ist sich zu fragen, was einen selbst an einer fremden Person interessieren würde, die man neu kennenlernt. Smalltalk ist eigentlich total einfach, denn die meisten Leute reden am liebsten über sich selbst. Man muss nur die passenden Stichwörter liefern und sich interessiert an der Antwort zeigen, dann läuft das schon .

Zitat von worker:
Wie geht ihr mit scham um?

Wichtig ist, erst mal herauszufinden, welche Funktion die Scham bei einem selbst hat. Zum Beispiel: Was halte ich mir vom Hals, indem ich der Scham nachgebe und entsprechend reagiere?

Leon Wurmser hat ein in meinen Augen sehr schönes Bild erschaffen: Er nennt die Scham die Hüterin der Würde. Sie sorgt dafür, dass wir unsere Selbstachtung erhalten, indem wir uns bestimmten Situationen nicht stellen, wenn wir befürchten, uns bloßzustellen. Tun wir das öfter, bleiben wir zwar geschützt, verlieren aber mehr und mehr den Anschluss an andere.

Möchten wir den (wieder-)haben, bleibt nur der Weg, nach und nach auf Schutz zu verzichten. Beides zusammen - größtmöglicher Schutz und soziale Anbindung - funktioniert nicht.

16.03.2021 19:09 • x 1 #6


worker
Ui, danke für die Antworten. Also wirklich danke! Es ist ziemlich cool hier diese liebevollen und hilfreichen Nachrichten zu finden.
Genau, mehr mitreden, ein Teil sein, Verbundenheit spüren.
Ich interessiere mich für Biografien von Künstlern u Musiker, wegen ihrer Weitsicht aber hab sonst nur oberflächliches wissen, jetzt kommts, ist unsympathisch + hinderlich aber die sachlage: am meisten für mich. Möchte halt denken lernen und etwas mit liebe u machen aber die Mühle in meinem Kopf mahlt langsam. Von dem System in dem ich lebe hab ich wenig Ahnung
Domi89 zu welchen Themen oder Hobbys bist du gelangt?
Hab ein paar Smalltalk Anläufe gehabt, a) es sind Menschen, die viel und offen von sich erzählen, ich höre dann zu, freue mich aber sobald ihr Fluss versiegt, wird es still. Ich bin dann matt oder leer im Kopf. Das gleiche bei Menschen die herausfordern, kokett, Mit Witz und Geist.
Manchmal frage ich die Leute aus was würdest du tun wenn du unendlich viel Geld hättest ? - in allen Fällen will ich aber schnell weg und gleichzeitig ein erfüllendes Gespräch!
Es ist ein deutlicher Unterschied ob jemand fragen stellt um sich interessant zu machen oder wirklich zuhört.. Ihr seht ich habe ein großes Bedürfnis zu erzählen!
Calima - gute Frage! Das probiere ich aus. Auch guter Impuls, Leon wurmser.. Hast du deine Erfahrung mit der Hüterin der würde gemacht? (toller Ausdruck, hat kraft!)
Mir hat halt früher keiner wirklich Aufmerksamkeit geschenkt und jetzt bin ich hungrig wie ne Löwin in der Trockenzeit..

16.03.2021 19:55 • #7


worker
Julie80 im callcenter sind so viele unterschiedliche Menschen versammelt, das ist toll
Deine Worte sind wie Balsam für die Seele. Bist du schon lange hier im Forum unterwegs?

16.03.2021 19:59 • #8


Calima
Zitat von worker:
in allen Fällen will ich aber schnell weg und gleichzeitig ein erfüllendes Gespräch!


Naja, es gibt nur diese zwei Möglichkeiten: Weglaufen oder bleiben und ausprobieren, was passiert.

Zitat von worker:
aber sobald ihr Fluss versiegt, wird es still. Ich bin dann matt oder leer im Kopf.


So verlaufen viele Gespräche - auch zwischen völlig schamfreien Menschen. Von 20 Personen, mit denen ich ein Gespräch führe, reicht es vielleicht bei drei oder vier für das Interesse an einem zweiten - von meiner Seite aus. Die andere Seite hat aber natürlich ebenfalls ihre Vor- und Misslieben . Und ob nach dem zweiten Gespräch ein drittes folgt, ist mehr als fraglich. Entweder es passt - oder eben nicht.

Vielleicht könnte es helfen, deine Erwartungen an eine Unterhaltung nicht so hoch zu hängen? Genießen was geht und grade Spaß macht, erfüllt für den Moment doch auch seinen Zweck. Und wenn man genügend Gespräche führt, finden sich auch immer mal wieder Gesprächspartner, bei denen man wie von Zauberhand gar nicht darüber nachdenken muss, was und worüber man redet. Man tut es einfach und fühlt sich wohl.

Zitat von worker:
Hast du deine Erfahrung mit der Hüterin der würde gemacht?

Aber ja. Bei mir stand die Scham in direktem Zusammenhang mit meinem massiven Übergewicht, das mich einige Jahre begleitet und sehr unglücklich gemacht hat. Nachdem ich wieder dünn war, hat sich dieses Problem aber glücklicherweise erledigt.

16.03.2021 20:06 • #9


domi89
Zitat von worker:
Domi89 zu welchen Themen oder Hobbys bist du gelangt?

Über die paar Jahre sind das bei mir echt viele geworden, wenn ich jetzt aufzähle werde ich nicht mehr fertig
Vieles habe ich nicht mehr weiter verfolgt aber das wissen und die Erfahrung bleibt.

16.03.2021 20:31 • #10


worker
@Calima - cool! Wie hat die Veränderung bei dir angefangen? Womit? Ich meine es es liegt dem ja auch eine Erkenntnis zu Grunde oder? Ich habe irgendwie Respekt vor dir, ich selbst hab kein gutes Verhältnis zu meinem Körper und bin total befangen bei solchen Themen. Ich bin ziemlich klein und würde am liebsten gar nichts wiegen.

Der Austausch gestern hat mir so einen Auftrieb gegeben, ich hatte sogar Momente in denen ich nicht vorher alles gedanklich abgewägt habe bevor ich etwas sage. Da bekam ich gute Rückmeldungen! Das führt bei mir rasch zu einer harten anspruchshaltung und perfektionsstreben. Du hast das voll erkannt, die Höhe anspruchshaltung blockiert mich.

Heute hatte ich eine wg Besichtigung. Ich hatte vorher schon kein gutes Gefühl, aber bin um der Erfahrung willen hingegangen.
Am liebsten wäre ich sofort weg, obwohl die drei super sympathisch waren, abseits des leistungsprinzip und open minded, humorvoll und empathisch. Jedoch auch ängstlich und nervös. Ich bin zwar unglaublich sensibel aber ignoriere das und außerdem unglaublich tollpatschig, wegen Empathie müsste ich nachsitzen.
Es wurmt mich so, dass ich mich nicht öffnen konnte, sie waren sogar leicht misstrauisch.. In meiner Wahrnehmung.
Am liebsten würde ich ihnen gleich eine Nachricht schreiben und nach ihrem Eindruck von mir fragen.
Ich wünsche mir so sehr Freunde aber jeder geht auf Abstand. Ich bin verzweifelt. Das tut weh.
Ich versuche schon positiv zu sein, bringe die anderen auch mal zum lachen, auch mein Teamleiter meint ich sei goldig. Aber Freunde habe ich keine!

Ich klammere halt, schon beim kleinsten lächeln, würde ich die Person am liebsten heiraten. Aber dann fordere ich oder unterwerfe und erniedrige mich.

Ja! Ich hoffe bald einen Therapieplatz zu bekommen.

17.03.2021 20:30 • #11


Calima
Zitat von worker:
Wie hat die Veränderung bei dir angefangen? Womit?


Ein Teil ist in meinem Tagebuch hier nachzulesen:
erfolgserlebnisse-f59/mein-erfolgreicher-weg-aus-der-hypochondrie-t101968.html

Zitat von worker:
Das führt bei mir rasch zu einer harten anspruchshaltung und perfektionsstreben.

Damit wirst du aber immer scheitern. Perfektion ist etwas, was es im Leben nicht gibt. Ebenso könntest du versuchen, übers Wasser laufen zu wollen. Dabei würde jeder dieser Versuche dich nah ans Ertrinken bringen. Wenn du aber akzeptierst, dass du zwar nicht übers Wasser gehen, aber ganz passabel schwimmen kannst, erhöht das deine Erfolgschancen, ans andere Ufer zu kommen, deutlich Und während kein Mensch auf der Welt dir beibringen kann, wie man übers Wasser geht, findest du überall recht ordentliche Schwimmlehrer.

Zitat von worker:
Am liebsten würde ich ihnen gleich eine Nachricht schreiben und nach ihrem Eindruck von mir fragen.

Und damit wäre genau was gewonnen? Wenn sie dich doof fanden, würden sie höchstwahrscheinlich lügen. Ändern würde es nichts mehr. Und wenn sie dich gut fanden, passt es ja eh schon.

Zitat von worker:
Ich klammere halt, schon beim kleinsten lächeln, würde ich die Person am liebsten heiraten. Aber dann fordere ich oder unterwerfe und erniedrige mich.

Um bedürftige Menschen machen die meisten Leute einen Bogen. Ganz einfach deswegen, weil diese a) mordmäßig anstrengend sind und b) unterm Strich nur mit sich selber beschäftigt sind.

Von einem Freund erwarte ich, dass er in der Lage ist, auch über andere Dinge nachzudenken, als darüber, ob er wohl alles richtig macht und wie er gerade auf mich wirkt oder ob ich ihn noch lieb habe. Das ist alles purer Egoismus, auch wenn er anders verpackt sein mag. Meine beste Freundin hat mir aus genau diesem Grund mal sehr drastisch ihre Freundschaft entzogen. War ebenso schmerzhaft wie heilsam .

17.03.2021 20:45 • #12


A


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