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meropi28
Hallo,

seit meiner Jugend leide ich an Panik zu erröten, und meistens erröte ich dann auch, es ist lästig und nervenzerreibend. Trage deswegen auch seit Jahren jeden Tag Make up, was mir das Leben sehr erleichtert. Ich weiss schon gar nicht mehr wie das Gefühl ist ohne Make up vor die Tür zu gehen. Dass schlimmste ist, dass es mich in so vieler Hinsicht einschränkt und die Lebensqualität mindert. Vor allem werde ich ein lebenlang drunter leiden, sowas geht nicht mehr weg.

Würde mir schon helfen mich mit Betroffenen auszutauschen und evtl. kann man sich auch mal treffen zum austauschen.

01.03.2018 20:18 • 28.04.2018 #1


20 Antworten ↓


N
Hallo. Ich kenne das seit meiner Kindheit. Habe soziale Phobie. Ich kann dich sehr gut verstehen.

02.03.2018 12:55 • x 1 #2


A


Dauerangst vorm Erröten- keine Lebensfreude mehr

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Schlaflose
Ich habe das Erröten auch (leide an Sozialphobie und ängstlicher (vermeidender) Persönlichkeitsstörung), aber es hat mir nie etwas ausgemacht. Wenn ich glühe, glühe ich halt

02.03.2018 13:33 • x 1 #3


TomTomson
Zitat von meropi28:
sowas geht nicht mehr weg

So ein Quatsch so etwas kann man gut wegbekommen.

Am besten beginnst du mal damit indem du die Angst zumindest mal in deinen Gedanken konfrontierst. Am besten so ausführlich wie nur möglich. Was findest du so schlimm daran zu erröten? Welche negativen Erlebnisse hattest du mit dem erröten? Was denkst du könnten die anderen denken wenn du oder sonst jemand errötet? Was denkst du selber darüber wenn du oder jemand anders errötet?

02.03.2018 14:27 • x 2 #4


Jan_
Da kann ich Tom nur zustimmen. Da gibt es durchaus Behandlungsmöglichkeiten.
Das ist nicht einfach, aber wenn du etwas daran ändern möchtest hast du sehr wohl Ansätze und Wege.

Angst lebt von Vermeidung und negativ behafteten Gedanken (oftmals nicht mal realistische) und damit zusammenhängend negativen erlernten Grundannahmen.

Du kannst vielleicht nicht das Erröten verhindern, aber du kannst deine Einstellung dazu ändern dass das Erröten nicht mehr schlimm ist, und so der Angst davor auch die Kraft nehmen. Dazu gehört ein bisschen Analyse, Übung und wiederholtes selbst korrigieren.

02.03.2018 18:05 • x 3 #5


meropi28
Viele schlimme Erlebnisse hatte ich damit, ich sehe das Erröten als peinlich und schwach an. Fing in der Schule an, das ich doof angeguckt wurde man mich ausgelacht hat oder so Bemerkungen wie Warum bist du denn so rot, oder haha guck mal wie rot die ist. Es waren immer unangenehme Situationen. Ich habe das nie als natürliche Sache angesehen, und zudem bin ich eher zurückhaltend und gerate schnell in Panik wenn ich mal Aufmerksamkeit bekomme und im Mittelpunkt stehe. War in meiner Familie schon immer zurückhaltend und fand Familienbesuche unangenehm, also wenn man in größeren Kreisen war. Das Problem habe ich auch generell in Menschenmengen oder in kleinen Kreisen mit anderen Menschen. Ich kann einfach nie locker bleiben, weil ich immer daran denke, bitte nicht rot werden.

02.03.2018 20:01 • x 1 #6


TomTomson
Ah ok ja das macht Sinn, dass man dann eine solche Angst entwickelt. Du musst jetzt aber diese negativen Glaubenssätze die du dadurch entwickelt hast auf ihren Realitätsgehalt checken. Also du wurdest rot weil dir etwas unangenehm oder peinlich war. Ist das wirklich so schlimm? Ist das wirklich eine so grosse Sache? Ist das wirklich ein Zeichen von Schwäche?
Nein es ist eine ganz normale körperliche Reaktion, die wir nicht kontrollieren können. Klar, andere finden es lustig wenn jemand errötet, vor allem unter Kindern werden da gerne Sprüche gebracht, aber Kinder finden halt fast alles lustig. Dennoch es ist was es ist und zwar eine ganz normale körperliche Reaktion, du kannst ja gar nichts dafür. Es passiert automatisch, wenn uns etwas unangenehm oder peinlich ist.

Wenn ich eine andere Person erröten sehe wirkt das auf mich sehr sympathisch, denn es macht andere menschlich wenn sie Emotionen zeigen und erzeugt dadurch Nähe. Ich weiss nicht ob du schon mal Mangas oder Animes gesehen hast, dort werden ja vor allem die weiblichen Figuren meist knallrot wenn ihnen etwas unangenehm ist. Das wird dort auch als Stilmittel benutzt weil es eben sympathisch und ja auch witzig wirkt. Aber nicht witzig im Sinne von auslachen, sondern witzig auf eine mitfühlende sympathische Art. Insbesondere bei Frauen wirkt es besonders süss wenn diese erröten.

Du kannst das ganze auch in Gedanken üben. Stelle dir mal vor wie du unter Leuten bist und dann knallrot wirst. Was passiert dann? Wie geht es weiter? Spiele das Szenario mal in deinem Kopf zu Ende. Vermutlich könnte die Geschichte so weitergehen. Jemand bemerkt es und sagt: Hey du bist ja knallrot was ist denn los? und dann könntest du so was sagen wie: Ja stimmt, die Situation ist mir gerade etwas unangenehm.
Thats it, was wäre daran denn so schlimm? Was ist so schlimm wenn andere bemerken dass du rot wirst? Was könnte sonst noch passieren? Was wäre das Schlimmste dass du dir dabei vorstellen kannst? Nimm dich auch selbst nicht zu ernst, du bist ja auch bloss ein Mensch.

02.03.2018 20:32 • x 4 #7


Jan_
Zitat von TomTomson:
wenn uns etwas unangenehm oder peinlich ist


Wobei das nur zwei Dinge sind, die ja ansich schon eher negative Emotionen sind.
Generell kann natürlich alles was die Durchblutung fördert zum Erröten führen.
Aufregung, Anspannung, Anstrengung. Das muss keinen negativ behafteten Auslöser haben.
Wer sich beim Sport sehr anstrengt und dann errötet - gehört halt dazu; eine normale körperliche Reaktion. Das tut der sportlichen Leistung keinen Abbruch. Das Erröten ansich ist höchstens etwas unangenehm weil man auffallen kann. Aber wie man damit umgehen kann hat Tom ja schon sehr gut beschrieben.

03.03.2018 00:50 • #8


meropi28
Eigentlich stimmt das Erröten ist eine normale Reaktion, wenn ich diese Einstellung dazu hätte, fände ich das rot werden nicht mehr so schlimm. Aber ich bin da halt geprägt, dass es nicht passieren sollte. Ich sollte mir sagen gut es ist so ich bin halt eine Person die oft und in bestimmten Situationen rot wird und dazu selbstbewusst stehen. ich ´wollte mal anfangen damit kleine Erledigungen ohne make up zu machen. Aber noch nicht getraut.

03.03.2018 11:19 • x 1 #9


TomTomson
Ja genau, bei dir hat sich jetzt der Glaubenssatz eingebrennt Erröten ist schlecht. Wir Menschen sind voll von solchen falschen Glaubenssätzen die wir hauptsächlich in unserer Kindheit lernen. Manche sind schlimmer und manche merken wir kaum oder nur in gewissen Situationen, aber sie alle haben eines gemeinsam, wir können sie ändern sobald sie uns bewusst geworden sind und wir merken dass sie eigentlich nicht der Realität entsprechen.

Du kannst diesen Glaubenssatz ändern, indem du dir jeden Tag wieder aufs neue klar machst, dass Erröten etwas völlig normales ist. Du kannst es sogar positiv umdeuten: Erröten macht mich sympathisch, erröten wirkt anziehend auf Männer, ich mag mich wenn ich erröte etc. Einfach für die nächsten paar Wochen jeden Tag wiederholen und dann mit kleineren Herausforderungen anfangen und die Schwierigkeit immer weiter steigern. Also du kannst ja z.B. ganz simpel anfangen und ohne Make-up eine Runde ums Haus laufen. Später etwas weiter, dann zum Einkaufen usw. Und halt jedesmal wenn wieder die Angst kommt, entwaffnest du sie gleich. Kannst dir dann sowas sagen wie: Ja ich merke da ist wieder die Angst, aber sie stimmt ja eigentlich gar nicht, die Angst die ich da erlernt habe ist falsch und macht keinen Sinn, aber mein Gehirn braucht halt eine Weile um das zu merken. und dann machst du dir immer die positiven Eigenschaften des Rot werdens bewusst, so dass du irgendwann sogar fast gerne rot wirst. Ich sehe ja eigentlich voll süss aus wenn ich rot bin.

Unser Gehirn arbeitet halt recht langsam bei so Dingen, daher braucht es eine Gewisse Zeit bis es ins Unterbewusstsein gelangt. Der Schlüssel liegt bei der Wiederholung, einfach jeden Tag wieder aufs neue die positiven realistischeren Glaubenssätze einreden bis sie völlig verankert sind. Du kannst dir auch in Gedanken positive Szenarios vorstellen, das ist besonders effektiv. Z.B. du bist in einer Gruppe von Freunden und errötest und alle reagieren ganz freundlich und gelassen darauf. Oder du wirst vor einem Mann den du attraktiv findest rot und er findet das dann voll anziehend an dir. Usw. einfach damit du dass erröten immer mehr mit positiven Bildern und Vorstellungen verknüpfst und nicht mehr mit diesen alten falschen.

Denn hättest du früher auch tatsächlich diese Erfahrungen gemacht, dann würde es dich heute nicht stören zu erröten. Aber nur weil wir halt etwas Pech hatten in unserer Kindheit und nicht alles so rund lief, heisst das ja nicht dass wir jetzt damit leben müssen. Die Kindheit können wir uns nicht aussuchen, einige haben ein bisschen mehr Glück und andere ein bisschen weniger.

03.03.2018 11:58 • x 1 #10


Jan_
Neben dem Umdeuten von Erröten möchte ich auch nochmal auf die unrealistische Angst hinweisen. Dir kann eigentlich nichts nachhaltig schlimmes passieren.
Es gibt Befürchtungen die hinter der Angst stehen, die man auch identifizieren und entkräften kann.

03.03.2018 13:37 • x 1 #11


Schlaflose
Zitat von meropi28:
Fing in der Schule an, das ich doof angeguckt wurde man mich ausgelacht hat oder so Bemerkungen wie Warum bist du denn so rot, oder haha guck mal wie rot die ist.


Naja, Kinder sind halt oft so. Aber du bist jetzt erwachsen und hast mit Erwachsenen zu tun. Die sind nicht so direkt und sehen über Äußerlichkeiten hinweg.
Ich hatte früher eine Kollegin (Lehrerin), die auch immer knallrot anlief, wenn sie mit jemandem redete oder vor Leuten redete. Sie kam aus jeder Unterrichtsstunde glühend rot raus. Sie hat sich dennoch für Beförderungen beworben und ist Studiendirektorin und muss vor dem versammelten Kollegium reden, Informationsveranstaltungen vor Hunderten von Eltern halten usw. Und sie ist knallrot dabei.

03.03.2018 15:55 • #12


I
Damals, als ich noch nicht mal wusste wie krank ich bin, und auch noch nicht in Behandlung war, habe ich mich intuitiv in die Gastronomie begeben. Das war die effektivste selbst gemachte Therapie gegen Erythrophobie, die ich hätte bekommen können. Ich danke mir riesengroß für dieses Geschenk an mich selbst.

Ich bin JEDEN Tag rot geworden. JEDEN TAG habe ich mich blamiert. Einmal habe ich sogar vor hunderten Menschen einfach dauerhaft weinen müssen, da alle Kontrollmechanismen kläglich versagt haben. Es kullerten und kullerten die Tränen etwa über zwei Stunden wirklich ohne Unterlass. Es war so rührend zu sehen, wie mitfühlend die Gäste waren und wie sie nonverbal Anteil an meinem miserablen Zustand genommen haben. Niemand hat mich angesprochen und alle ringsherum, jeder Einzelne Mensch hat mich wohlwollend wahrgenommen.

ICH bin überzeugt davon dass Erythrophobie nur durch Konfrontation gelöst werden kann. Wenn du rot wirst registriere es und mach weiter als wäre nichts. Sonst schraubt es dich in eine Spirale.

03.03.2018 17:33 • x 3 #13


N
Natürlich passiert nix wirklich schlimmes. Aber ich verstehe das mir dem Erröten. Ist so wie Hände zittern. Ist ja normalerweise auch nix Schlimmes. Nur im Moment der Panik, wenn man nicht so weit ist kann man nicht immer klar denken.
Ich hab das auch seit der Kindheit. Es ist mir nicht immer unangenehm. Ja bei jeder Phobie hilft Konfrontation, dazu muss man Dann auch den mut haben. Umso häufiger die gleiche konfontation umso mehr nimmt die Angst ab.
Mir hilft Venlafaxin um keine Panikattacken zu bekommen und mich in die Konfrontation zu trauen.

04.03.2018 00:13 • #14


Supporter
Hi Meropi28,

ich kann dich gut verstehen, da ich das gut kenne. Mein Gesicht wird immer rot wie eine Tomate und das kann ich auch nicht verbergen. Zusätzlich setzt dann noch ein extremer Schweißausbruch ein, der die ganze Sache nicht leichter macht.

Weißt du denn warum du errötest? Das Erröten ist lediglich ein Symptom für innere Unsicherheit und Unruhe.
Bei mir hat es sich zum Beispiel in einer vollen Bahn bemerkbar gemacht, viele Menschen und meine negativen Gedanken führten zum erröten und schwitzen, weil ich dachte ich sei nicht okay.
Inzwischen hat sich das bei mir gelegt und DU schafft es auch, da bin ich mir ziemlich sicher!

Ich habe akzeptiert, dass ich rot werde und auch schwitze! Ich wusste, wenn ich dagegen ankämpfe, habe ich schon verloren.
Denn ich habe mich auf das nicht rot werden und schwitzen konzentiert, aber das Gehirn kennt kein NICHT, also versteht mein Gehirn nur rot werden und schwitzen.
Jeder widerstand kostet Kraft und man verliert unnötig viel Energie, obowohl man es nicht ändern kann.
Ich habe mein erröten und das schwitzen nicht mehr fokussiert.
Ich habe mir gesagt, ich darf erröten und schwitzen, es ist okay! Es ist nichts schlimmes! Sogar ein völlig normaler Vorgang.
Ich habe mir die Frage gestellt: Was ist das schlimmste was passieren kann, wenn man errötet?! Soll ich dir die Antwort verraten? Es passiert nichts, es interessiert nicht mal jemanden Es gibt sogar welche die es süss finden.
Erst unsere negativen Gedanken und unsere Einstellung dazu machen diesen völlig normalen Vorgang zu einen Alptraum und das führt zum Leiden.


Zusammengefasst:
1. Akzeptiere es!
2. Kämpfe nicht dagegen an!
3. Erlaube dir zu erröten!
4. Was ist das schlimmste was dadruch passieren kann?
5. Achte auf deine negativen Gedanken und ersetze diese durch positive!
6. Übe zuhause, gehe die Situationen gedanklich durch. Spiele diese Situationen innerlich zuhause ab, stelle es dir so gut wie möglich vor.


Grüße

13.03.2018 23:08 • x 3 #15


A
Ich gehöre leider auch zu den Menschen, die bei jeder Gelegenheit erröten. Ganz schlimm ist es, wenn ich vor vielen Menschen reden muss und die sich dann noch über mich lustig machen. Manche betrachten es als einen Spaß, mich bewusst erröten zu lassen.
Ich habe mehr als einmal die Flucht ergriffen. Ich habe versucht, über die Röte zu stehen, sie als einen Teil von mir zu betrachten, aber es brachte nichts. Nun lebe ich damit.

18.03.2018 14:41 • x 1 #16


meropi28
Ich muss einfach akzeptieren, dass es ein Teil von mir ist, das Erröten, eben war zum Beispiel wieder so eine unangenehme Situation:
Ich hatte mich schon abgeschminkt und da werde ich angerufen und mein Freund saß neben mir und ich wurde auf einmal rot, wéil ich panik bekommen habe und die Aufmerksamkeit auf mich gerichtet war, obwohl es mein Freund war, war mir diese Situation unangenehm. Aber ich dachte mir egal schei. jetzt drauf das Telefonat war wichtig. Danach habe ich meinen Freund gefragt, ich bin rot geworden stimmts? er meinte ja aber das finde ich süß? ich habe ihn schon in Kenntnis gesetzt, dass ich unter ständigem Erröten leide.

25.03.2018 20:53 • x 1 #17

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N
Ja das ist doch ein super Schritt

25.03.2018 22:55 • #18


meropi28
Ja, ich habe ihm nochmal erklärt, dass ich daran ernsthaft leide und das schon eine Krankheit ist. Weil er oft meint, ich brauche kein make up ich bin hübsch genug, aber ich brauche das halt und er hat dann auch wirklich verstanden wie schlimm das bei mir ist. Also er findet das gar nicht schlimm.

27.03.2018 14:00 • x 1 #19


Robinson
Der Irrglaube besteht darin, dass du denkst, JEDER sieht es und denkt NEGATIV darüber.
Aber mach mal den Realitätsscheck !
Ich finde es z.B. eher Charmant wenn jemand errötet. DERJENIGE hat noch Gefühle.
Und oft fällt das garnicht so auf beim anderen. Nur wenn man mal gehänselt wurde, macht das nicht jeder.

25.04.2018 20:50 • #20


A


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