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Hallo zusammen,

ich schaue nun schon seit ca. 3 Monaten immer wieder in dieses Forum, habe mich aber bis jetzt nicht getraut einen Beitrag zu schreiben. Ich bin 27 Jahre und leide nun schon seit 4 Jahren an einem Reizdarm. Mein Leben besteht auch nur noch aus dem Gedanken "wo ist hier ein Klo?". Ich bin seit 2 Jahren nicht mehr auswärts essen gegangen, habe den letzten Urlaub auch vor 2 Jahren gemacht, Spaziergänge, Staus, Warteschlangen, einkaufen, Konzerte... sind auch schon lange tabu oder nur mit großen Ängsten zu schaffen. Meistens bin ich zu Hause. Gehe höchstens 3 mal im Monat in die Disko, wenn das Abendessen lange genug her gewesen ist. Meine Freunde haben sich distanziert, da man mit mir ja sowieso nichts unternehmen kann. Mein Freund ist sehr geduldig, aber ich habe Angst, daß er sich auch noch von mir verabschiedet. Und mein Kurschatten ist mir per e-mail treu geblieben.
Ich mache seit fast 2 Jahren eine Verhaltenstherapie. Bis jetzt kamen wir nicht recht weiter, außer daß wir einige Gründe, einige Lebenseinstellungen, einige Punkte in meiner Vergangenheit herausgefunden haben, die Schuld an den Durchfällen sein könnten. Doch es ist schwer sich zu ändern, schwer, Dinge und Gedanken zu ändern, die sich eingebrannt haben. Und ich kann oft nicht glauben, daß das alles an der Krankheit Schuld sein soll. Darmspiegelung, Magenspiegelung, Blutbild, Bioresonanz, Homöopathie, Akkupunktur, Allergietest, Kuraufenthalt hab ich alles schon durch, ohne Erfolg. Mich macht es wahnsinnig nicht 100 %ig zu wissen, warum ich dieses Problem habe und wie es wieder verschwindet. Es ist nicht greifbar. Es ist kein gebrochenes Bein, das ich mir bei einem Treppensturz zugezogen habe, es sind keine Salmonellen, die ich mit dem Hackfleisch gegessen habe. Ich weiß nicht, wo es anfängt und wo es endet. Ich weiß nicht, wie ich an die Wurzel kommen soll. Ich sitze manchmal auf dem Klo und fange an zu heulen, vor Schmerzen, vor Verzweiflung und weil ich Angst habe, daß das nie wieder weggeht. Es gibt kein Schema, egal was ich esse, mal vertrage ich es, mal nicht. Es ist nicht kontrollierbar. Ich habe früher mein Leben gehaßt, jetzt weiß ich, was ich an meinem früheren Leben gehabt habe, ich hätte glücklich sein sollen.
Ja, ich habe noch immer Angst vor dem Leben, ich will nicht funktionieren und ich will nicht müssen. Ich habe Angst die Verantwortung für mich und mein Leben zu übernehmen.
Seit 2 Monaten bin ich noch bei einer Psychiaterin, die mir Trevilor gegen meine Ängste und Durchhänger verschrieben hat. Ein bischen besser, ruhiger geht es mir damit. Aber meine Hauptangst ist die Angst Durchfall zu bekommen,wo kein Klo in der Nähe ist, oder es fremde Menschen mitbekommen. Und dagegen gibt es kein Mittel. Sonst haben auch keine Medikamente geholfen, weder gegen die Krämpfe vor und während dem Stuhlgang, noch gegen die Durchfälle. Ich bin auch schon seit fast 1 Jahr krankgeschrieben, aber ich muß langsam wieder am Arbeitsleben teilnehmen, weil die Hürde sonst noch größer wird. Ich frage mich, wie das gehen soll. Wie schafft ihr das? Ich werde dann wieder den ganzen Tag nichts essen und abends zu viel in mich hineinstopfen, das kommt dann eine halbe Std. später krampfhaft als Durchfall wieder zum Vorschein. Dann nehme ich wieder ab, und wiege wieder nur 45 kg bei 172 cm, wie vor fast einem Jahr. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch mit dem rauchen aufgehört. Mir ging es mit den Zig. noch schlechter. Die regten die Verdauung erst richtig an. Als ich so wenig gewogen habe, hieß es überall "die ist doch magersüchtig". Die Leute haben wirklich keine Ahnung.
Manchmal habe ich auch schon darüber nachgedacht dem ganzen Leben ein Ende zu setzen, da es für mich so keine Qualität hat. Aber ich habe immer weiter gekämpft. Mal schaun, wie lange noch.
Es heißt immer, man soll weitgehend Streß vermeiden, Entspannungsübungen machen... Autogenes Training, Muskelentspannung, Meditations-Cd's habe ich schon gemacht, aber eigentlich habe ich, außer dem Darmstreß, keinen Streß.
Ein bischen Ablenkung von meinem Darm und den "Klogedanken" schaffe ich durch die Aquarellmalerei, die ich seit 3 Monaten betreibe. Macht Spaß und ich habe ein paar Erfolgserlebnisse.
Ich bin froh daß es dieses Forum gibt. Obwohl es mich etwas frustriert hat, daß manche hier schon seit 10 Jahren oder länger mit dem Reizdarm zu tun haben.
Ich werde aber die Hoffnung nicht aufgeben irgendwann "einen Strand für meine Träume" (Sergio Bambaren), zu finden.
Vielleicht gibt es jemanden, der mir schreiben möchte?! Es tut gut zu wissen, daß man nicht allein auf dieser Welt ist und man nicht allein mit diesen Problemen zu kämpfen hat.
Alles wird gut.

Marion

10.01.2002 19:24 • 03.02.2002 #1


27 Antworten ↓


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Hallo Marion,

ich finde es toll, dass du es nach drei Monaten dann doch "gewagt" hast, in dieses Forum zu schreiben.
Für mich ist es wahnsinnig wichtig, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Die Freunde und Bekannten verstehen uns ja meistens doch nicht so richtig, auch wenn sie manchmal so tun.
Leider kann ich dir auch keinen hilfreichen Tip geben, denn wie es scheint, hast du auch schon die ganze Palette (Tabletten, Verhaltenstherapie, Entspannung usw.) durch.
Wenn ich an die vielen Menschen denke, die "wirkliche" Krankheiten haben, wie Krebs oder so was, dann schäme ich mich schon fast, dass ich mich so anstelle, "nur" wegen so ner blöden Klomacke.
Wenn du Lust hast, mal ein bisschen zu "quatschen" schreib mir doch mal ne e-Mail - würde mich freuen.
Und lass den Kopf nicht hängen, auch wenn es im Moment auswegslos scheint !

Birthe 32 Jahre, NRW

10.01.2002 20:35 • #2


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Er treibt mich zum Wahnsinn

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Hi Marion,
der einzige Gedanke der mir beim lesen Deines Beitrags durch den Kopf ging war, dass Du mir aus der Seele sprichst und ich war faziniert wie gut Du dieses Problem in Worte fassen kannst.
Ich bin 22 Jahre alt und leide unter genau demselben Problem nun schon seit gut 6 Jahren( vieleicht die Beste Zeit meines Lebens), früher war es noch nicht so schlimm, aber heute.......!
Ich habe mich genau wie Du ziemlich zurückgezogen und bin fast immer zuhause.
Meine (besten) Freunde habe ich allerdings nicht verloren, ich habe nur immer das Gefühl sie können es nicht richtig verstehen.
Meine Freundin, die ich nun bald seit 8 Jahren kenne hält zu mir und hat verdammt viel Verständnis für mich und versucht hier zuhause auch nur das zu essen, was ich essen kann.
Wobei ich, genau wie Du, nicht genau herrausfinden kann, was ich vertrage und was nicht.
Ich habe auch schon alles von dem gemacht, wie Du außer vieleicht die Kur und die Akkupunktur.
Was mich allerdings etwas geschockt hat ist das Verzweifelte in Deinen Worten, als ob Du wirklich ziemlich am Ende bist!
Glaube mir, dass bin ich auch manchmal, aber es geht immer weiter und ich werde (noch) nicht aufgeben zu kämpfen! Du musst immer daran denken, es gibt viele Menschen denen es noch schlechter geht und es gab viele körperlich Behinderte, die dann einfach das beste daraus gemacht haben und wirklich viel erreicht haben!
Ausserdem hoffe ich immer noch das die Forschung in diesem Bereich schnell vorankommt und bald ein gutes Medikament auf den Markt kommt, dass wirklich dieses Problem behandelt, soll es ja schon geben, aber ich weiß den aktuellen stand der Zulassungsprozedur nicht und um Dich etwas zu motivieren, es hat voerst nur bei Frauen geholfen.
Die Tierhochschule Hannover hat sich jetzt auch diesem Problem angenommen.
Ich würde mich auch über eine Antwort freuen!
Also immer weiter kämpfen!
gruß Malte

P.S.:Hast Du lust mir zu sagen in welcher Stadt oder in welchem Bundesland Du wohnst?!!

10.01.2002 20:45 • #3


G
Hallo Marion
Ich bin 17 und hab so ca. seit einem 3/4 Jahr Rds. Mir hat dieses Forum auch sehr geholfen, da man sieht, dass man nicht alleine ist. Mir geht es zur Zeit ähnlich, da ich seit ca. 2 Monaten nicht mehr in der Schule war und ich dieses Jahr warscheinlich noch einmal wiederholen muss. Ich hoffe nur, dass ich mein Abi noch irgendwie schaffe. Aber ich habe nach Weihnachten so eine chinesische Therapie gemacht, die die Nahrungsmittelallergien(bei mir Lactose-Intolleranz, Vitamin B-Komplex und eine Weizenunverträglichkeit) beenden sollen. Zu dieser Therapie gehörte auch eine spezielle Diät. Bei mir bestand diese aus gekochtem Reis (damit er besser schmeckt mit Zucker oder Salz) und abgekochtem Leitungswasser. Da ich der Therapie nicht so ganz vertraute mir es aber deutlich besser ging denke ich, dass die Reis-Wasser-Diät ausschlagebend dafür ist. Denn die Nahrungsmittelallergien bin ich nicht los geworden. Medikamente nehme ich auch schon seit langem nicht mehr, denn das einzige was mir geholfen hat war Loperamid aber das ist ja nicht für längere Zeit einsetztbar. Ich habe jetzt eine Kur beantragt und hoffe, dass sie mir im Gegensatz zu dir hilft. Aber alles in allem ist es schon eine hässliche Sache, die wir uns da alle ausgesucht haben. Denn wie du schon sagtest ein Bruch kann behandelt werden und heilt wieder. Vielleicht probierst du diese Diät einmal und ansonsten Kopf hoch das Leben muss ja irgendwie weitergehen. Vielleicht sehe ich das in 3 Jahren anders aber irgendwann muss die Medizin sich ja mal ernsthaft mit dieser Krankheit beschäfftigen und kann sie nicht weiter ignorieren. Denn ich denke bei all den Fortschritten, die die Medizin in den vergangenen Jahren bei anderen Krankheiten gemacht hat, kann unser "Strand" nicht mehr weit entfernt sein. Wir haben doch alle noch Träume vorallem wenn ich sehe, wie viele junge Menschen doch an Rds oder noch schlimmer Mc bzw. Cu erkrankt sind. Und zumindest ich bin (noch) nicht gewillt diese nur wegen so einer "schei." Krankheit aufzugeben. Du solltest deinen Freund unbedingt versuchen festzuhalten, denn ich glaube alleine ist diese "leichte Beeinträchtigung der Lebensqualität"(wie mein ehemaliger Hausarzt zu mir meinte) doppelt so schwer zu ertragen. Also gib nicht auf, denn irgendwann da bin ich mir ganz sicher geht es auch für uns wieder aufwärts.

10.01.2002 20:54 • #4


G
Hallo Marion,
ich bin 34 Jahre alt und habe seit 13 Jahren RDS. Es gab schlimme, ganz schlimme und auch gute Jahre mit RDS. Ich habe sogar ein Jahr ohne Schmerzen und geringe Probleme gehabt. Aber von heute auf morgen habe ich wieder alles gehabt. Dann hat es mich gleich so richtig gepackt. Ich konnte es gar nicht fassen, ein Jahr beschwerdefrei und dann sowas. Momentan arrangiere ich mich mit meinem Darm ein wenig. Wenn ich wichtige Termine hab esse ich nichts davor und wenn es sich nicht vermeiden lässt mache ich das beste daraus. Ich bin eigentlich ein hektischer Mensch. Ich flippe sehr schnell aus und versuche dies gerade auf die Reihe zu bekommen. Meine Familie akzeptiert mein Problem und kennt mich genau. Ich habe auch Zeiten hinter mir, bei denen ich nicht aus dem Haus ging. Ich ging mit Freunden nicht mehr zum Essen und sonst auch nirgens wohin. Ich hatte schon einen Nervenzusammenbruch nur weil ich in den Urlaub fliegen sollte. Flughafen-Klo nein Danke. Hab damit schon meine Erfahrung und hätte beinahe deswegen den Flug verpasst.
Ich möchte dir damit eigentlich nur sagen, auch wenn ich Angst habe Essen zu gehen, gehe ich trotzdem. Irgendwie wird es schon werden. Von ca. 10 mal habe ich vielleicht 7 mal weniger Probleme gehabt. Ich habe z.B über Silvester ein ganzes Monat gegrübelt. Ich hatte tierische Angst vor einem Durchfall. Wir waren zu Fuss unterwegs und musste danach noch eine halbe Stunde gehen. Also nicht mit schnell nach Hause und dann aufs Klo. Ich habe richtige Ängste ausgestanden. Aber es passierte nichts. Einfach nichts und ich habe 4 Wochen Angst gehabt. Traue dich wieder unter die Leute und versuche es in kleinen Schritten. Ich glaube Reizdarm ist keine Krankeit und auch nicht durch eine falsche Kindheit ect. ausgelöstes Problem. Ich habe auch schon viel darüber nachgedacht warum eigentlich ich. Aber es hat keinen Sinn darüber nachzudenken. Man hat ihn und man kann ihn nur akzeptieren. Ich bilde mir ein, seit ich ihn akzeptiere geht es ein bisschen besser. Ich nehme z. B. momentan Johanniskraut und Magnesium. Ausserdem OmnifloraN gegen den Durchfall. Probiere doch mal was pflanzliches zur Unterstützung aus und denke immer daran es könnte auch noch schlimmer kommen. Sei froh, dass du einen netten Freund hast und geniesse die Zeit mit ihm. Ich war jetzt kürzlich auf einer Beerdigung von einer Bekannten in meinem Alter und war froh darüber nur RDS zu haben. Da kann man wieder dankbar sein. Ich wünsche dir viel Freude am Leben und viel Mut für deinen nächsten Ausgang. Ich freue mich auf Antwort,
Gisela

12.01.2002 18:18 • #5


M
Hallo Gisela,

vielen Dank für deine doch tröstenden und aufmunternden Worte.
13 Jahre ist eine sehr lange Zeit. Es scheint doch möglich zu sein damit zu leben. Akzeptanz ist wahrscheinlich ein wichtiger Punkt. Leider fehlt mir der noch.
Ich weiß, ich sollte trotz Angst essen gehen, etc., aber es ist eine so große Sperre in mir, die ich irgendwie nicht überwinden kann. Letztens hatte mein Stiefvater Geburtstag und ich war mit meinem Freund auf seine Feier in etwas größerem Rahmen eingeladen. Ich habe rechtzeitig vorher zu Hause gegessen. Mein Freund hat dann im Restaurant mit den anderen gegessen und ich saß als einzige daneben. Ich kam mir so blöd vor. Zum Nachtisch gab es Vanilleeis mit Eierlikör. Ich habe mich selbst genervt, daß ich "nein danke" gesagt habe. Das sage ich schon ganz automatisch, obwohl ich liebend gern auch was gehabt hätte. Ich habe einfach so große Angst Durchfall zu bekommen. Bei mir dauert das dann immer so lange und mir wird übel, heiß und kalt. Das wäre mir vor den anderen so peinlich und am liebsten bin ich in solchen Situationen auf meinem eigenen Klo, in meinen eigenen vier Wänden. Und was ist, wenn es in dem Lokal nur ein Klo gibt und es kommt jemand, der auch muß? Ich mache mir total verrückte Gedanken. Gedanken, auf die ein "normaler" nicht kommen würde.
Ich finde es toll, daß du dich dem Sylvesterabend trotz Angst gestellt hast und alles gut gegangen ist. Ich glaube ich bin einfach noch nicht so weit. Muß wohl mehr Geduld haben. Das ist auch etwas, was ich lernen muß. Ich will immer alles gleich und sofort.
Bei mir hat auch schon mal der Kreislauf versagt, weil ich an einem Einführungskurs für Chi Gong teilgenommen habe und dort so große Angst hatte aufs Klo zu müssen und alle anderen könnten es mitbekommen. Außerdem wollte ich die Gruppe nicht stören. Ich saß dann da, die Angst wurde immer größer, bis ich zum Schluß doch stören und die Gruppe verlassen mußte um mich auf ein Sofa zu legen. Ich bin danach nach Hause gefahren und war wieder mal am Boden zerstört. Ich haßte mich, meine Angst und meinen Körper. Ich hatte das Gefühl versagt zu haben und glaubte nie wieder was schaffen zu können. Den Aquarellkurs zwei Wochen später habe ich dann doch geschafft. Immerhin ein Schritt voran.

Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende und freue mich wieder von dir zu hören.

Liebe Grüße, Marion

PS: heute abend gehe ich tanzen.

12.01.2002 19:19 • #6


M
Ein schönes Wochenende zusammen und Danke, daß es euch gibt!

Marion

12.01.2002 19:21 • #7


M
Hi Marion,
ich bin mal wieder überrascht, wie ich mit Dir übereinstimme.
Diese Gedanken, dass nur ein Klo da sein Könnte und das besetzt ist oder ich die anderen störe, wenn ich den Raum verlasse.
Ich habe im Restaurant auch immer den Gedanken, die anderen würden darauf achten, wie oft ich verschwinde und wie lange.
Die Angst kommt aber auch daher, dass es mir auch schon öfter nach dem Weg auf die Toilette nicht besser sondern schlechter ging und ich im Restaurant auf der Toilette festgesessen habe, während eine Dame oder meine Freundin auf mich warteten.
Aber ich muss auch Gisela zustimmen, man muss auch mal allen Mut zusammen nehmen und einfach das tun , was man gerade möchte.
Mir geht es dabei meistens gut. Wenn ich vorher auch nur vorsichtig essen, klappt es meistens.
Ich überlege vorher immer, ob ich es tun soll und während ich dann so überlege geht es mir schlecht, wenn ich oder jemand anderes die Entscheidung getroffen hat, geht es mir gut.
Daher klappt es auch mit meinem Zivildienst recht gut. Ok, ich esse auch nur trockene Brötchen über den Tag verteilt und abends nur Reis und Putenfleisch ohne Sauce, nur mit Maiskeimöl, salz und etwas Ketchup, aber es klappt, da sich auch nicht die Frage stellt, ob ich es tun soll oder nicht, sondern ich muss es tun.
Also auch euch noch einen schönen, erholsamen Sonntag.
Bis dann
Malte

13.01.2002 13:31 • #8


G
Hallo Marion,
wie wars beim tanzen? Ich hoffe es hat dir sehr großen Spaß gemacht.
Wenn ich zum Essen gehe, dann schaue ich immer vorher ob genügend Klos da sind. Wenn nicht, ist mir auch nicht wohl dabei. Mir ist schon passiert, dass ich eine Stunde im Gasthof auf dem Klo saß. Als ich endlich soweit war überhaupt ein paar Schritte zu tun, fuhr ich sofort heim. Zuhause war ich dann noch Stunden richtig krank. Ich hatte sehr lange Durchfall wie Wasser. Ich habe dann auch immer Angst vor Kreislaufschwierigkeiten. Dieses Gasthaus meide ich zur Zeit. Gasthäuser bei denen es viele Klos gibt und die noch abseits liegen bevorzuge ich auch. Es ist schon komisch wie wir alle die selben Gedanken haben. Wir haben bald in der Arbeit Inventur. Da arbeite ich von früh bis Mitternacht, ich habe jetzt schon Panik vorm Essen. Die Sachen die unser Chef bestellt hat ,vertrage ich nicht so besonders. Hier fürchte ich nicht den Durchfall sondern eher die Blähungen und Schmerzen vom vielen Sitzen. Irgandwann bekomme ich dann noch Kopfweh dazu und die Übelkeit lässt auch nicht lange auf sich warten. Ich weiß jetzt schon,dass ich meine ganze Palette an Tabletten dabei habe. Für den Fall der Fälle. Du siehst Marion, wir haben alle die gleichen Probleme und müssen damit leben. In dem Gasthaus, auf dem ich solange am Klo saß, hat niemand was mitgekriegt. Es ist keinem aufgefallen, dass ich auf dem Klo fast zusammengebrochen bin. Wir glauben immer alle sehen uns zu, doch ich glaube keiner kriegt es wirklich mit. Alle sind so mit sich selber beschäftigt, dass es keiner merkt. Ich finde es toll mit dem tanzen gehen. Mach kleine Schritte und freue dich über jeden kleinen Erfolg. Falls es wieder mal schief geht dann nimm es nicht so ernst, denn es wird wieder gut werden. Auch ich mache immer noch kleine Schritte und die werden vielleicht immer größer. Viel Erfolg Gisela

13.01.2002 22:21 • #9


M
Hallo Gisela,

beim tanzen war es super. Mir ging es richtig gut. Konnte meine Gefühle rauslassen, mich abreagieren. Leider muß ich ehrlich dazu sagen, daß das zum Großteil am Alk. gelegen hat. Ohne trau ich mich mit keinem Fuß auf die Tanzfläche.
Wie war dein Wochenende?
Du hast recht, mir ist auch schon aufgefallen, daß wir alle an den gleichen Begleiterscheinungen und Gedanken leiden. Vielleicht ist ja unser Denken schuld daran, daß die Durchfälle nicht wieder verschwinden. Mein Freund versucht mich zwar zu verstehen, aber trotzdem schüttelt er den Kopf wenn er mal einen Beitrag von einem von uns liest, da er sich keine Gedanken darüber macht, wie viele Klos eine Gaststätte hat, oder ob jemand mitbekommt wie lange er auf dem Klo sitzt... So etwas kann ein nicht Betroffener nicht verstehen. Mir wäre auch lieb, wenn man mir den Speicher im Kopf löschen könnte und ich solche Gedanken einfach nicht mehr hätte.
Heute war ich bei einem Gastroenterologen. Ich dachte, vielleicht hab ich ja doch was anderes. Aber er ist der ebenso der Meinung daß ich warscheinlich einen RD habe. Er will aber noch einen Atemtest mit mir machen. Da muß ich dann verschiedene Zuckerlösungen trinken und nach jeweils einer viertel Std. in ein Atemgerät blasen. Das ganze nüchtern! Ich hab jetzt schon Angst (hab noch nicht mal einen Termin) daß mir von diesen Zuckerwässerchens schlecht wird. Das Gerät mißt dann was weiß ich was für Schadstoffe... in welcher Konzentration ich in meiner Luft habe. Das gibt dann Aufschluß darüber welche und wie viele Bakterien usw. in meinem Dünndarm sind. Denn eine Überwucherung von dem Zeug im Dünndarm hätte solche Durchfälle auch zur Folge. Klingt mir etwas unlogisch was mein Atem mit Bakterien im Darm zu tun hat, aber er wirds schon wissen. Laß ich mir wenns soweit ist nochmal erklären.
Am Donnerstag muß ich zu meiner Psychiaterin. Da entscheiden wir dann, ob ich wieder arbeiten gehen kann. Ich fühl mich nicht so ganz in der Lage dazu, aber ich komme ja nicht darum herum. Wer weiß wie lange ich noch diese Probleme habe und so lange kann ich ja nicht krankgeschrieben werden. Werde mir aber erst mal eine Teilzeitstelle suchen. Dazu melde ich mich voraussichtlich am Freitag beim Arbeitsamt. Dann geht das wieder los.

Nun gut, soviel erst mal wieder zu mir.

Bis bald, Marion

15.01.2002 18:03 • #10


M
Hi Marion,
ich wollte Dir nur kurz von meiner Erfahrung mit einem Medikament erzählen.
Also ich war ja neulich bei einem Neurologen, ein Vertragsarzt des Bundesamt für den Zivildienst, der hat mir aufgrund meiner Beschreibung das Medikament "Saroten 10" verschreiben, ein schwache ANtidepressiva, mit Verstopfung als Nebenwirkung. Ich nehme jeden Abend eine Tabl. und es geht mir gut, ich kann meinen Alltag wirklich viel besser bestreiten. Wenn ich auch noch aufpasse, was ich esse, bin ich fast Beschwerdefrei.
Ist vieleicht einen Versuch wert.
lieben gruß Malte

16.01.2002 11:49 • #11


G
Hallo Marion,
danke für deine Antwort. Ich freue mich für dich, dass dir der Abend beim tanzen gut gefallen hat. Ich habe auch eine Halbtagsstelle und bringe sie meistens gut über die Bühne. Ich glaube mein Darm hat sich auf die Arbeit eingestellt. Wenn ich in der Arbeit bin muss ich so gut wie überhaupt nicht aufs Klo. Nur wenn was aussergewöhnliches, wie Sitzungen oder Schulungen, ist dann rebelliert er. Entweder Schmerzen oder Durchfall. Aber rückblickend habe ich bisher jede Situation überstanden. Also werde ich auch die nächste überstehen. Ich finde es gut wenn du mit kleinen Schritten anfängst. Du wirst sehen nach anfänglichen Problemen wirst du dich wieder einpendeln. Ich hoffe für dich dass du es durchziehen kannst. Dein Atemtest interessiert mich. Ich sollte auch schon einen machen lassen, doch ich persönlich glaubte nicht daran. Wenn du immer beim Arzt bist, dann hat man einfach mal die Nase voll davon. Und ich hatte wirklich die Nase voll. Momentan helfe ich mir selber ich kann die Ärzte nicht mehr sehen. Mir reicht schon mein Zahnarzttermin den ich Ende des Monats habe. Ich habe schreckliche Angst vor dem Zahnarzt und wollte meinem Sohn gegenüber nicht als Feigling dastehen. Also habe ich mir ganz mutig mit ihm einen Kontrolltermin geben lassen. Ohgott, mir wird jetzt schon schlecht wenn ich drandenke. Aber glaube mir, ich gehe da hin, denn wenn ich es geschafft habe dann bin ich hinterher stolz. Ich habe dann wieder eine kleine Schlacht gewonnen. Und genauso mache ich es mit meinem Darm. Kleine Schlachten große Siege. Ich wünsch dir eine gute zeit, bis bald Gisela

16.01.2002 17:00 • #12


M
Hallo Malte,

danke für die Info. Ich nehme auch ein Antidepressivum, Trevilor, haben als Nebenwirkung auch Verstopfung. Leider hatte ich trotzdem Durchfall. Ich meine aber, daß es damit doch etwas besser geht. Habe zumindest nicht mehr die Panikanfälle wenn ich mal das Haus verlassen muß.
Finde ich gut, daß du so positiv bist und schreibst "ich kann meinen Alltag wieder meistern". Ich bin da eher von der Sorte "bis jetzt gehts gut, mal schaun, wie lange". Warte regelrecht darauf, daß es wieder los geht.
Morgen abend gehe ich auf einen Infoveranstaltung von einer Selbsthilfegruppe für Angststörungen. Bin richtig erstaunt, daß es sowas in meinem Kaff gibt. Mal schaun, was da für Leutchen sind. Vielleicht treffe ich ja jemanden der auch RD hat. Findet aber genau zu meiner Abendessenszeit um 19.00 Uhr statt. Jetzt kann ich schon um 17.00 Uhr mampfen, damit ich dann da überhaupt hinfahren kann ohne mir vor Angst vor Durchfall in die Hosen zu sch... Ist das alles kompliziert. Andere Leute machen sich da keine Gedanken. Die futtern und anschließend steigen sie in ihr Auto und düsen los. Diese Planerei geht mir schon auf den Wecker. Aber anders geht es halt leider nicht. So ist es nun mal.

Nun denn, bis bald, halt die Ohren steif und den Darm ruhig.
Marion

16.01.2002 22:11 • #13


M
Hi Gisela,

deine Angst vor dem Zahnarzt kann ich gut nachempfinden. Ich müßte schon längst mal wieder hin, aber aus Angst vor dem Zahnarzt und aus Angst davor plötzlich aufs Klo zu müssen, hindert mich daran endlich einen Termin aus zu machen. Da bist du schon weiter. Ich stelle mir vor, ich sitze da auf dem Stuhl, es wird gebohrt, gesaugt, gespritzt... und dann krampft mein Darm und ich muß rennen, oder ich sitze im Wartezimmer und dort krampfts dann und wenn ich endlich an der Reihe bin, sitze ich auf dem Klo. Und der Arzt muß auf mich warten und warten und warten... Toll. Ich drücke euch jedenfalls die Daumen.
Wenn ich den Atemtest gemacht habe, werde ich berichten. Wird aber noch dauern, da das Gerät dem Arzt noch nicht geliefert wurde. Ich bin noch an dem Punkt, an dem ich alles ausprobiere, was möglich ist. Vielleicht hilft ja doch mal was. Der Arzt gestern hat mir auch von dem Medikament erzählt, was in Amerika zugelassen war und dann wieder vom Markt genommen werden mußte. Er hat es damals für eine seiner Patientinnen besorgt, die hats genommen und war ihre Beschwerden alle los. Das wäre ein Erfolg für uns alle hier gewesen! Tja, jetzt müssen die Hersteller nur noch die Nebenwirkung in den Griff bekommen. Und wir warten und warten...

Machs gut, laß mal wieder was hören und gewinne deine nächste Schlacht
Marion

16.01.2002 22:35 • #14


M
Hi Marion,
von Trevilor hat der Arzt auch gesprochen, aber ich glaube das ist stärker als saroten 10 und er meinte es kommt auf die schwache Dosierung an, ich nehme nur 1 Tabl. abends, normal sind 3 am Tag.
Aber auf der anderen Seite sind Antideprssiva nie so toll. Mein Heilpraktiker hat schon gschimpft, aber da es mir hilft, ist mir das erstmal egal.
Ich hoffe immer noch auf das Medikament von Glaxo, dass sie in AMerika schon zugelassen hatten. Mein Vater (Arzt) hat mal auf einer Fortbildung einen Vertreter von Glaxo kennengelernt, der wollte ihm noch Unterlagen darüber zuschicken, ich hoffe das er daran denkt.
Meine positive Einstellung hängt vermutlich auch mit meiner Freundin zusammen, da sie ein sehr positiver Mensch ist, mich sehr unterstützt und bzw. aber es auch nicht zulässt, dass ich mich hängen lasse.
Ich muss wirklich sagen, zu zweit ertägt man das ganze wirklich besser.
Beim Zivildienst bin ich mittlerweile vom Bundesamt für den Zivildienst vorläufig auf unbestimmte Zeit krank geschrieben worden, da ich mich in einer Psychotherapie befinde und die erst verschiedene Befunde haben wollen und dann darüber entscheiden, ob sie mich ausmustern oder zurückstellen.
Ich find das ganz schön schei., der Zivildienst hat gerade richtig gut geklappt und es hat mir spaß gemacht und jetzt darf ich nicht mehr arbeiten.
Wenn sie versuchen mich zurückzustellen, werde ich Einspruch einlegen, da ich ja im Oktober studieren will.
Na, ich fang schon wieder an ohne Ende zu erzählen.
Also bis bald und alles gute
gruß Malte

17.01.2002 13:45 • #15


C
Hallo Marion
ich bin hier ganz neu in diesem Forum da ich diese Seite gestern erst entdeckt habe.
Es ist für mich sehr interessant und auch sehr tröstend zu erfahren das es Menschen gibt die genau das selbe Problem haben wie ich . Ich leide seit fünf Jahren unter dem Reizdarm und habe genau wie du alle nur erdenklichen Stationen hinter mich gebracht. Irgendwann hab ich mal aufgehört die Ärzte,Heilpraktiker und Homöophaten zu zählen bei denen ich war. Ich hab irgendwann begriffen das mir die Ärzte nicht helfen können sondern nur ich selbst mir helfen kann. Ich muß mein Leben selbst in die Hand nehmen und meine Beschwerden werden immer besser und weniger. In den ersten drei Jahren hatte ich genauso diese Beschwerden wie du, auch drehten sich meine Gedanken nur noch ums Klo. Zehn und mehr Besuche auf der "Schüssel" waren keine Seltenheit. Auch heute muß ich an manchen Tagen auch noch vier oder fünf mal aufs Klo. Kommt drauf an was ich am Vortag gegessen habe. Aber im großen und Ganzen gehts mir heute recht gut, ich hab wieder fast zehn Kilo zugenommen und wiege für meine Größe von 192cm immerhin wieder gesunde 86kg. Ich glaube es bringt nicht viel dir hier etwas über Psychologie zu erzählen da du dich immer noch im akuten Stadion dieser Krankheit befindest deswegen will ich dir ein paar gut gemeinte Ratschläge mitteilen und hoffen das sie bei dir auch wirken.
Bei mir bringt die Luvos Heilerde Ultra sehr sehr viel Erleichterung. Gibt in jeder Apoteke rezeptfei zu kaufen.
Ich nehm jeden Tag am Morgen auf nüchternen Magen einen Löffel in warmen Wasser verrührt.
Am Abend vor dem zu Bett gehen noch mal ein Löffel voll einnehmen. Ich kann sie dir wirklich ans Herz legen und noch dazu hat sie garantiert keine Nebenwirkungen. Bei mir wars am Anfang genau wie bei dir, ich konnte einfach nicht genau sagen was ich vertrage oder nicht. Erst nachdem meine Darm im Laufe der Monate und Jahre wieder langsam zur Ruhe kamm konnte ich eins nach dem Anderen herausfinden. Glaub mir, das ist bei meinem Job nicht gerade einfach. Ich bin nämlich Koch und bei der Menge an Lebensmittel die ich jeden Tag zubereite und esse ist es nicht einfach herauszufinden. Hier ein kurzer Auschnitt
Keine aber auch wirklich keine Süßigkeiten!! Alles wo Zucker drin ist streng meiden auch wenns am Anfang schwer fällt.
Keine scharfen Lebensmittel.
Keine hochprozentigen Alk.. Ich trink nur noch leichtes Weißb. und mir gehts damit sehr sehr gut.
Ich denke sogar das es mir damit besser geht als ohne. Der leichte Alk. beruhigt bei mir den Darm und die Hefe die da drin ist ist gut für die Verdauung und die Haut!
Alle fettigen Lebensmittel streng meiden. Keine fritierten Dinge essen.
Keine geräucherten Lebensmittel essen.
Mir geht es wieder so gut das ich auch diese Lebensmittel ab und zu in nicht allzugroßen Mengen essen kann ohne am nächsten Tag zu sterben. Wie gesagt, ich denke bei dir ist oberstes Ziel deinen Darm erst mal wieder zu beruhigen. Und das geht auch ohne Chemie glaub mir.
Ach ja auch Kaffee solltest du streng meiden und natürlich nicht rauchen.
Obwohl ich zugeben muß das ich auch mal zu besonderen Anlässen eine richtig dicke Zigarre rauche.
Auch ohne am nächsten Tag dafür büßen zu müssen.
Was allerding auch bei mir sehr gelitten hat ist meine Beziehungsfähigkeit. An der arbeite ich jetzt seit ca. zwei Jahren hin und ich denke ich bin auf dem richtigen Weg.
Ich hoffe ich konnte dir helfen und wie du an mir siehst ist diese Krankheit keine Einbahnstaße aus der es kein zurück gibt. Ich bin an dieser Krankheit seelisch "gereift" und ich bin heute ein ganz anderer Mensch als noch vor fünf Jahren.
Liebe Grüße
Claus

19.01.2002 15:15 • #16


M
Hallo Frank,
mir geht es so wie allen hier und ich finde Deinen Beitrag sehr Intressant.
Ich lese gerade das Buch "Die Aussöhnung mit dem inneren Kind"!
Ich bin mttlerweile der Meinung, dass eine "Heilung" nur auf psychologischer Ebene möglich ist. Das weglassen der Lebensmittel bringt nur Linderung der Symptome.
Daher würde ich mich sehr freuen, wenn Du mir erläurtern könntest, was Du mit "seelisch gereift" meinst.
Bis dann Malte

22.01.2002 21:08 • #17

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C
Hallo Malte
ich heiße übrigens nicht Frank sondern Claus:-)
Mein Beitrag beruht auf meinen Beobachtungen die ich von mir selbst in den letzten Jahren gemacht habe!
Bei meiner ersten Darmspiegelung die ich vor fünf Jahren hatte wo die Ärtze nichts gefunden haben sagten sie zu mir das Problem wahrscheinlich auf der psychischen Ebene zu suchen sei. Damals hab ich mir an den Kopf gefasst und gefragt ob die mich vielleicht für völlig bescheuert halten. Ich, ein "gestandenes" Mannsbild wie man bei uns in Bayern sagt sollte ein psychisches Problem haben, noch dazu eins von dem ich selber nichts weiß?
Niemals, dachte ich mir und hab eigenlich nur über die Ärzte gelacht. So was kann und darf einfach nicht sein.
Dazu muß ich erklären das ich eineinhalb Jahre vor den ersten Symtomen dieser Krankheit von meiner langjährigen Freundin verlassen wurde. Mein Lebenswandel war danach eigentlich nicht so toll. Jeden Abend mit Freunden in irgendwelchen Kneipen unterwegs,viel geraucht, viel getrunken, wenig Schlaf. Alles Dinge die mich von meinem Schmerz ablenken sollten! Als ich dann noch im Urlaub in Griechenland war denke ich mir ist das der berühmte Tropfen gewesen der das Fass zum überlaufen brachte da ich in diesem Urlaub die ersten Anzeichen für den Reizdarm hatte. Als ich wieder daheim war hatte ich vier Monate keine Beschwerden aber dann gings gnadenlos zu Sache und seitdem ist mein Leben nicht wieder so wie zuvor. Weißt du, ich denke mir manchmal das alles so kommen mußte. Ich hab gelernt das das mit Schicksal oder so nicht viel tun hatt da ich doch mein Leben selbst in der Hand habe. So wie ich heute handle so wird es morgen auch mich zurückkommen.
Das ist es auch was ich unter seelisch gereift verstehe. Alle meine Handlungen die ich heute tätige haben eine Auswirkug auf meine Zukunft. Und nicht nur auf meine sondern auf alle mich umgebenden Menschen. Alles ist eine Verkettung von Ereignissen die ich direkt beeinflussen kann. Durch mein Leben und mein Tun.
Ich hab vor vier Jahren zum Rauchen aufgehört. Heute bin ich ein überzeugter Nichtraucher und ich krieg die Krise wenn ich einige Stunden in einer verrauchten Kneipe sitze. Seit längerer Zeit beschäftige ich mich mit Meditation und dem Buddhismus und die Lebenseinstellung die dem ganzen zu Grund liegt.
Es bringt mich in meiner seelischen, geistigen Reife immer weiter in die richtige Richtung.
Wenn ich zum Beispiel so manch einen Bekannten von mir ansehe dann denke ich mir oft wie dumm die doch sind ihre Gesundheit so leichtfertig aufs Spiel zu setzten. Die rauchen, saufen und sind nächtelang unterwegs.
Ist es nicht verrückt das mir und vielen anderen auf so schmerzliche Art bewusst wird das das nicht der Sinn des Lebens sein kann. Ich kann hier natürlich nur für mich sprechen aber ich denke das sich so manch ein Reizdarmpatient in meinen Erzählung wiederfindet.
Es mag sich vielleicht völlig verrückt anhören aber es ist manchmal echt so das wenn ich mal ein paar Tage keinen Durchmarsch hatte ich mich gar nicht so recht wohl fühle. Ich hab dann das Gefühl das sich in mir zu viel Ballast und Mist anstaut denn ich nicht loswerden kann. Unglaublich oder?
Gehts vielleicht auch andern so? Mir hat mal ein Heilpraktiker gesagt das Reizdarmpatienten im Allgemeinen sehr sensible Menschen sind die ihre Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes nicht "verdauen" können und ich denke da ist schon was dran an seinen Worten.
Aber das wird z.B Marion auch nicht helfen! Sie ist gerade in der akuten Phase und ich weiß auch nicht wie lange noch. Ich hoffe für sie das sie recht schnell wieder gesund wird und es ihr wieder besser geht.
Jeder muß seinen eigenen Weg finden, es gibt kein Patentrezept das für jeden gültig ist.
Mir geht es seit zwei Jahren immer besser und wie gesagt, ich arbeite noch an meiner Beziehungsfähigkeit die mir echt verlorengegangen ist bei dieser Sache. Morgen hab ich ein Date mir einem echt netten Mädel und schau mir mal vielleicht wird ja was drauß:-). Aber irgentwann wird dann wieder der Punkt kommen an dem ich Farbe bekennen muß. Ich hab das bis jetzt schon zwei mal hinter mir und es ist eigentlich gar nicht so schlimm gewesen. Aber irgendwie ist es doch sehr schwer zuzugeben das da etwas ist, das eigentlich nicht so gern in den Mund genommen wird und am liebten totgeschwiegen wird. Dabei ist es die natürlichste Sache der Welt und jeden Tag machen es Milliarden von Menschen(nur bei mir ist das halt einfach anders und nicht so einfach).
Lieben Gruß
Claus

22.01.2002 23:10 • #18


M
Hallo Claus,

erst mal danke für deine Antwort.
Wie Malte schon sagt, das weglassen der Lebensmittel bringt nur Linderung der Symptome. Hab ich alles schon probiert. Mal gings besser, mal nicht.
Was meinst du damit, daß ich in der akuten Phase bin? Warum glaubst du, daß mir das nicht hilft, oder ich das zum Teil nicht schon weiß?
Du kommst aus Bayern? Woher? wenn du mir das sagen möchtest. Wie alt bist du?
Das mit den verqualmten Kneipen kenn ich. Nervt mich mittlerweile auch ganz schön. Gestern war ich auf dem Arbeitsamt und da hat fast jeder gedampft. Und das in einem öffentl. Gebäude.
Daß du dich nicht recht wohl fühlst, wenn du mal keinen Durchfall hattest, kann ich nicht nachempfinden. Ich fühle mich wohl, wenn ich mal Ruhe habe und normal aufs Klo gehen kann.
Ich bin auch froh ein Antidepressivum (Chemie, sagst du) bekommen zu haben. Dadurch hab ich es geschafft, die letzte Zeit wieder aus dem Haus zu gehen, ohne einen Panikanfall zu bekommen und dann doch zu Hause zu bleiben. Zuvor habe ich auch pflanzliche Beruhigungsmittel genommen, die aber nicht geholfen haben.

Grüße, Marion

23.01.2002 00:12 • #19


M
Hi Malte,

das Buch habe ich auch im Regal. Nur noch nicht drin gelesen. Habe erst mal mit "Das Kind in uns" begonnen. Ist im Prinzip das gleiche.
Daß du krank geschrieben wurdest, ist wirklich blöd. Du warst ja recht positiv bei der Sache. Da will schon mal jemand unbedingt und dann darf er nicht. Aber vielleicht kannst du die Zeit nutzen, dich erholen und was unternehmen, was möglich ist und Spaß macht.
Ich war ja gestern auf dem Arbeitsamt. Bin noch bis 31.1. krank geschrieben. Haben keine Arbeit in meinem Beruf. Habe mich inzwischen schon etwas auf die Situation wieder arbeiten zu gehen eingestellt. Ist ja auch erst mal nur Teilzeit. Das werd ich schon schaffen.
Letzten Donnerstag war ich auf einer Infoveranstaltung von einer Selbsthilfegruppe für Angststörungen. (Wiederhole ich mich?) War recht interessant. Waren viele Betroffene da, mehr als ich gedacht habe. Werde wohl mal für 4 Probesitzungen in der Gruppe teilnehmen. Am kommenden Donnerstag gehts los. Mir ist schon etwas mulmig. Aber ich war stolz auf mich, daß ich den Schritt zur Infoveranstaltung getan habe.

Das wars erst mal wieder, bis bald
Marion

23.01.2002 00:27 • #20


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