C
C-Town
Das Verhältnis zu meiner Mutter, das ich hatte, war etwas Besonderes. Jeder meiner Freunde beneidete mich um das starke Band zwischen uns- was mich wiederrum stolz machte. Es gab nur sie und mich. Sie war das Paradebeispiel einer Alleinerziehender Mutter, die alles für ihr Kind tat. Mir fiel es nicht einmal auf, dass ich keine anderen Verwandten hatte. Durch die Pubertät hindurch, ließ sie mir viel Freiraum, zeigte mir aber auch meine Grenzen. Ich war ein durchwegs braves Kind, außer mit der Schule habe ich es leider damals nicht so ernst genommen. Ich war keine schlechte Schülerin, mir fehlte nur die Motivation. Ich bin nach der Pflichtschulzeit weiter ins Abendgymnasium gegangen, musste aber, aus finanziellen Gründen, nach einiger Zeit abbrechen und mir eine Arbeit suchen. Anfangs muss ich zugeben, sah ich nicht alles so eng und dachte, dass sich alles irgendwie schon ergeben würde. Aber als ich dann meine Stelle an der Rezeption eines Hotels hatte, wurde ich diszipliniert und arbeitete viel und fleißig, weil ich wusste ich würde meiner Mutter finanziell unter die Arme greifen können. Ich weiß nicht wann es genau bei mir angefangen hat, aber ich wusste, dass meine Mutter ziemlich jähzornig sein konnte. Bemerkt habe ich es bei meinem Stiefvater, mit dem sie 10 Jahre zusammen war, als ich noch ein Teenie war. Natürlich war er nicht perfekt, aber er war ein ganz normaler Kerl, der immer da war. Trotzdem wollte sie ihn alle paar Monate verlassen. Wenn sie ihm dann doch vergab, musste er noch eine ganze Weile zu Kreuze kriechen. Das Problem ist, dass wenn sie so aufbrausend ist, dann auch ziemlich verletzend wird. Eines der schlimmsten Sachen war, dass sie sich wünsche, ich wäre nie geboren worden, und dass wegen einer banalen Sache. Sowas sagt man doch nicht zu seinem Kind?! Als „Ausrede“- Entschuldigung kann man das ja nicht nennen, sagte sie, man sage ja immer Sachen die man nicht so meint, wenn man sauer ist. Diese Meinung teil ich nicht ganz. Gab es dann mal wieder Streit, musste ich mich immer entschuldigen, weil sie ja schließlich die Mutter ist und ich das Kind und sie ansonsten nichts mehr mit mir geredet hätte. Als ich noch jung war, habe ich mich immer sofort bei ihr entschuldigt, obwohl die Sachen die sie mir an den Kopf geworfen hat, mich ziemlich verletzt haben. Auf der einen Seite versucht sie mir alles zu ermöglichen, aber auf der anderen Seite hält sie mir es bei jeder Gelegenheit vor. Mit 22 zog ich zu meinem Ex-Freund für 1 Jahr nach Frankreich. Als ich wieder zurückkam, zogen wir wieder zusammen und hatten eine schwere Zeit vor uns alles wiederaufzubauen. Anstatt in dieser Zeit zusammenzuhalten, ging es in einer Woche von Tochter des Jahres bis hin zu einem NICHTS. Ich fing an mich immer mehr zu wehren, was ihr natürlich gänzlich gegen den Strich ging und somit fast immer Krieg herrschte. Vor 2 Jahren hatte ich einen schweren Verkehrsunfall, saß mehrere Monate im Rollstuhl oder war ans Bett gefesselt. In den ersten Monaten war ich bei meiner Freundin untergebracht. Meine Mutter musste arbeiten. Nach meiner 2. OP, pflegte sie mich. Nach einer Woche wollte ich wieder weg, weil sie mit der Situation nicht zurechtkam und wiedermal alles an mir ausließ. Durch die Verletzungen musste ich eine Zeit lang starke Schmerzmittel nehmen, woraufhin sie mich als Junkie bezeichnete. Es ist nicht nur so, dass sie etwas behauptet und gut ist- nein, sie diskutiert alles stundenlang. Dass jetzt alles an ihr hängenbleibt und ich solle ja darauf vorbereitet sein, dass sie auch nicht mehr lange kann, hat sie mich auch immer wieder wissen lassen. Habe ich für mich und noch jemanden gekocht, anstatt mich zu schonen war die Hölle los aber, wenn ich nicht aufgeräumt habe bevor sie nach Hause kam, war auch die Hölle los. Wenn es nicht ihren Ansichten nach entsprechend ist, wie ich meine Belastbarkeit teste, dann bin ich ein undankbares Kind, denn ich denke nicht an sie und alles bleibt an ihr. Prinzipiell weiß sie immer alles besser, wenn ich mich weigere oder ihr sage, dass ich das lieber selber entscheiden möchte, ist der nächste Streit schon vorbestimmt. Vor allem lenkt sie die Diskussion immer in die Richtung „was ich nicht alles für dich gemacht habe und trotzdem bin ich nicht gut genug, dass du einen Rat von mir annimmst“ und es geht soweit, dass sie mir dann vorwirft, ich würde sie hassen und am besten sie geht und kommt nie wieder zurück. Ausziehen und nie wieder mit mir was zu tun zu haben, kam jetzt schon sehr oft vor und ich kann nicht mehr. Sie hält mir auch immer vor, dass sie so einsam ist. Wenn dann bin sowieso ich diejenige, die sie fragt ob sie das und das mit mir machen will. Dazu muss ich sie aber erst 1h lang überreden. Mit jedem Mal treibt sie mich noch mehr zur Weißglut. Nach dem Unfall, jetzt wo es mir einigermaßen wieder gut geht und ich das Beste aus meiner Situation machen wollte und jetzt studiere und auch noch die Beste bin, dachte ich, sie wäre einfach nur stolz und würde diese Eskapaden sein lassen. Ich bin heute 28 und versuche sie immer darauf hinzuweisen, dass es einfach komisch ist, wenn sie sich so benimmt. Sie sorgt und streitet sich mehr mit mir als ich ein Teenie war?! Ich darf es nicht mal wagen, etwas aus dem Schrank auszumisten, denn schließlich hat sie Stundenlang dafür gearbeitet. Wenn ich alleine oder mit Freundinnen shoppen gehe, ist fast alles schlecht und es herrscht Streit. Denn alle anderen wissen es ja ohnehin besser, nur sie ist die doofe Mutter die alles für ihre Tochter macht. Ich bin kein graues Mäuschen oder so, ich war immer beliebt und weiß mich zu kleiden, aber sie gibt mir das Gefühl, dass ich nicht genug bin. Ich mein ich bin ihr wirklich dankbar für alles, aber das geht einfach zu weit. Das ist krank in meinen Augen. Wenn sie einen guten Tag hat, sieht sie sogar ihre Fehler und es kaum auch schon eine Entschuldigung vor, aber beim nächsten Mal ist das alles wieder vergessen und sie provoziert so lange, bis ich weine. Das ist doch nicht normal. Ich trau mich das fast keinem erzählen, weil ich mich so schäme, wenn ich an die Zeit zurückdenke. Ich vermisse meine alte Mutter. Ich mein ich kann schon die Parallelen ziehen und mir denken warum alles so ist, aber ich weiß nicht mehr wie ich mit ihr umgehen soll. Ich könnte noch so viele Situationen erwähnen, aber ich will euch auch nicht allzu viel antun. Egal was ich mache, ich mache es falsch. Ich möchte mich während meiner Studienzeit ehrlich gesagt nicht damit auseinandersetzen. Wir haben uns jetzt für getrennte Wohnungen angemeldet, aber ich glaube nicht, dass das damit vorbei sein wird.
04.05.2016 09:48 • • 04.05.2016 #1
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