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LuthienB
Hi an alle. Ich habe vor 2 Tagen die Diagnose KPBS bekommen. Bzw. meinte die Therapeutin, dass sie offiziell PTBS diagnostiziert weil KTBS noch nicht anerkannt sei.

Die Auswirkungen des Traumas sind bei mir vielfältig. Ich habe durchgehend leichte Depression. Zwischendurch auch sehr schlimme Phasen mit extremer Antriebslosigkeit. Ich kann meine Gefühle sehr schlecht spüren. Die meiste Zeit nehme ich wenig wahr, fühle mich nicht ganz da. Bei Krisen (zB Tod eines Angehörigen, Trennung vom Freund. ) reagiere ich nicht normal. Zunächst fühle ich gar nichts, nach einiger Zeit beginne ich zu dissoziieren. Ich kann dann meinen Körper nicht mehr spüren, sehe verschwommen, höre ein Rauschen. Die Dissoziationen können zu schweren Panikattacken führen. Wenn ich extrem überlastet bin habe ich Phasen, in denen ich von der Dissoziationen in die Panik, von der Panik in die völlige Gefühkstaubheit und dann wieder in die Dissoziation falle. Wie so ein Kreislauf. Ich bin übrigens 30.

Das erste Mal habe ich soweit es mir bewusst ist mit 22 nach einer Trennung dissoziiert. Es kam dann recht lange nicht mehr vor. Mit 27 war ich dann tagelang im oben beschriebenen Kreislauf gefangen, sodass ich 6 Wochen krank geschrieben wurde. Der Psychiater damals hat eine generalisierte Angst- und Panikstörung festgestellt. Leider hat er nicht bemerkt, dass ich dissoziiere. Wahrscheinlich konnte ich das nicht richtig beschreiben. Ich weiß noch dass ich damals oft gesagt habe sich wie betrunken fühlen. Dass ich meinen Körper dann nicht spüre und Rauschen höre aber sicherlich auch. Ich hab eine Verhaltenstherapie begonnen und würde auf ein SSRI eingestellt. Ging eine Zeit lang gut.

Die Therapie hat mir aber leider nichts gebracht. Wie ich heute weiß lösen alternative Handlungen und/oder veränderte Gedankengänge meine Probleme nicht. Naja. Aber es ging ja jetzt wieder, also weiter gemacht. Depressiv war ich ja e irgendwie immer, nix Neues. Im Sommer 2019 wieder so eine Episode. War bei einem Facharzt, wollte eine Diagnose. Er meinte ich sei wohl eine etwas unsichere Persönlichkeit. Erschreckend finde ich dass ich ihm die Dissoziation sehr sehr genau beschrieben habe und er nicht auf die Idee kam, was es sein könnte. Meinte ich sei halt depressiv, da fühle man sich schon mal etwas abgeschnitten. Ich habe es mit einer anderen Therapieform versucht. Funktioniert hab ich wieder (dieses mal war ich nicht im Krankenstand), also weiter. Der Therapeut war sehr nett, aber es hat leider wieder nichts gebracht.

Im Herbst 2020 Jahres hatte ich eine massive Belastungsphase. Am Schluss davon gab es einen Todesfall in der Familie und gleichzeitig hab ich mich von meinem langjährigen Partner getrennt. Der war leider ein Missbrauchen. Hauptsächlich psychisch, gelegentlich auch körperlich. Das wäre jetzt wieder eine eigene Geschichte. Jedenfalls erlebte ich die stärkste und längste Dissoziation die ich je hatte. Beim Begräbnis wechselte ich im Minutentakt zwischen Fühlen und Dissoziation. Es war schrecklich. Danach war ich fertig. Ich hab tagelang nicht geschlafen, dissoziierte, hatte Flashbags und zitterte obwohl mir gar nicht kalt sein konnte, objektiv gesehen.

Ich hab mich wieder gefangen, bin um gezogen. Und war dann eigentlich wegen meiner Missbrauchsbeziehung bei einer Therapeutin die auch auf Traumata spezialisiert ist. Die Beschreibung passt einfach. Es erklärt auch warum ich so einen Panzerrücken habe, warum ich nie zur Ruhe komme, warum ich so depressiv bin immer wieder, warum ich oft Dinge nicht zu Ende bringe, warum ich ganz schwer vertrauen fasse und und und. Ich mag hier nicht erzählen was als Kind und Jugendliche in meiner Familie los war. Aber rückblickend gesehen erscheint es logisch. Gibt es hier auch andere mit der Problematik die sich darüber austauschen wollen? Gerne auch per PN

14.05.2021 08:07 • 01.01.2022 x 1 #1


18 Antworten ↓


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Hallo Luthien,

das ist richtig, das die kPTBS noch nicht anerkannt ist. Sie wird erst im ICD 11 Katalog eingefüht.

Dennoch wird an Traumafolgestörungen schon lange gearbeitet. In Baden-Würrtemberg sind z.b. das ZfP Mannheim und die Psychiatrische Uni-Klink Heidelberg mit führend in Deutschland.
Diese haben seit 2015 eine neue Therapie entwickelt. Die DBT-PTBS, eine dialektisch Boheviale Therapie für Betroffene von PTBS/kPTBS.

Aber dies ist nur eine Therapieform. Gibt auch noch eine Reihe weitere.

Missbrauch ist eine der Grenzüberschreitungen, welche wirklich deutliche Traumafolgestörungen auslösen kann.
Aus Erfahrung kann ich dir sagen, das man mit einer angepassten Strategie in der Therapie und einer entsprechenden Anpassung der Lebensweise sehr viel erreichen kann.

Der Weg dahin kann anfangs eine echte Herausforderung sein. Wenn man gewisse Skills und Techniken erlernt hat und auch emoptional verstanden hat wie was wo zusammenhängt, wird es in der Regel Welten besser.

14.05.2021 11:04 • x 2 #2


A


Diagnose komplexe posttraumatische Belastungsstörung - KPBS

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LuthienB
Hi cube_melon,

danke für deine Antwort. Die Therapeutin bei der ich war meinte, dass sie mich zunächst stabilisieren will bevor wir überhaupt an die Traumata rangehen. Sie will zunächst über den Körper mit mir arbeiten. Da hab ich ja eine total verschobene Wahrnehmung. Und sie meinte auch, dass ich momentan auch zu instabil für eine Traumaanalyse bin. Bist du auch betroffen?

14.05.2021 11:14 • #3


LuthienB
@cube_melon: habe gerade ein bisschen in deinen Themen gestöbert. Du stellst ja viel an Infomaterial bereit. Danke dafür! Werde mir das nach und nach ein bisschen anschauen.

14.05.2021 11:27 • x 1 #4


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Zitat von LuthienB:
Bist du auch betroffen?

ja, komplexe Traumatisierung Typ I und II über sehr lange Zeit Jahre. Bin jedoch austherapiert.

Ohne den Betroffenen zu stabilisieren geht nichts.
Denn der Therapeut muss sich absolut sicher sein, das er dich aus einer emotional belastenden Situation herausholen kann, falls bei einer Sitzung/Expositon so was auftreten sollte.

14.05.2021 11:29 • x 2 #5


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Zitat von LuthienB:
habe gerade ein bisschen in deinen Themen gestöbert

Du bist die erste wo das so schnell entdeckt hat

Danke - auch wenn der Blog noch lange nicht fertig ist, ist das schon eine Menge Input und Lernstoff für Monate.

Persönlich bin ich der Meinung, das eben nicht jeder mit allem was anfangen kann. Die PITT Schiene ist auch nicht jedens Sache, auch wenn das mein Mittel zur Wahl ist.

14.05.2021 11:32 • x 1 #6


LuthienB
@cube_melon ja ich hab auf dein Profil geschaut weil diese Thematik im Forum weniger häufig vorkommt als zB Depressionen oder Angststörungen. Da gibts nicht so viele Beiträge wie bei anderen Themen. Ich hab halt echt wenig Ahnung von der Thematik, von den Therapiemethoden schon gar nicht.

14.05.2021 11:44 • x 1 #7


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Zitat von LuthienB:
weil diese Thematik im Forum weniger häufig vorkommt

Ja, das ist richtig. Kenne nur sehr wenig Betroffene die sich damit auskennen.
Die Ahnung kommt mit der Zeit.

Die kPTBS hat Anteile von einer Persönlichkeitsstörung. Die Abgrenzung zur F60.31 und PTBS ist wichtig.

Nach welchen Ansatz wird in deiner Therapie vorgegangen?

14.05.2021 11:50 • x 2 #8


LuthienB
Ich finde es im Nachhinein echt schockierend, dass ich 2019 bei einem Facharzt für Psychiatrie war, der Diagnostik anbietet. Darum ging es mir nämlich - ich wollte endlich wissen was mit mir nicht stimmt weil ich so vieles habe. Depressionen, somatische Störungen, Angst,- und Panikattacken, Depersonalisation... ich hab ziemlich viel Geld gezahlt und der hat mich auch recht genau nach meinen Symptomen und nach meiner Biographie gefragt. Eigentlich hätte der das sehen müssen finde ich, gerade diese dissoziativen Zustände sind ja anscheinend ein starkes Anzeichen. Aber vl ist es einfach noch wenig bekannt.

Soweit ich weiß arbeitet sie mit den Ansätzen somatic experiencing und EMDR. Sie hat es mir so erklärt, dass es zunächst um Stabilisierung und dann um körperliche Empfungen geht. Und um Ressourcenaktivierung. Für mich hat sich das gut angehört. Ich hatte das Gefühl, sie kennt sich aus und vermittelte mir Vertrauen. Ich hab aber sicher net alles so genau verstanden, weil ich am Heulen war. Ich war halt unendlich erleichtert, dass jemand weiß wovon ich rede. Schon allein das hat etwas geholfen.

14.05.2021 11:59 • #9


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Zitat von LuthienB:
Aber vl ist es einfach noch wenig bekannt.

Das ist aus meinen Augen kein Grund. Selbst ich erkenne das im Laufe eines Gesprächs ob eine Traumafolge vorliegt. Eben weil ich die Symptome aus eigener Geschichte erkenne.

Es ist nur wenig sinnvoll sich deswegen Gedanken zu machen. Sondern nach vorne zu schauen und sich neue Optionen zu erschaffen und anzupassen.

Somatic Experiance kenne ich auch. Habe auch ein Einsteigerbuch hier von Peter A. Levine, dem Entwickler dieser Therapieform. Zu SE habe ich emotional fast keinen Zugang, daher hat meine Traumatherapeutin damals mit PITT weiter gemacht. EMDR kam auch erst nach sehr vielen Sitzungen und nur da wo sie sicher war das das Trauma nahezu aufgelöst war.

Das glaube ich dir, das dir da so viele Dinge bei dir abgefallen sind. Vor allen Dingen schöpft man ab da i mmer mehr Hoffnung das es besser wird und das Leid endlich auf ein erträgliches Maß kommt.

Ressourcenaktivierung ist gut und sehr wichtig. Denn damit tankt man Energie auf die man benötigt um bewusst die Symptome auszuhalten und zu korrigieren.

Eine Therapie, gerade bei Traumafolgestörungen ist wie das Abzahlen eines Kredits.
Anfangs zahlt man vüberwiegend Zinsen, die Tilgung ist jedoch geringer.
Mit der Zeit hat man mehr getilgt und das Verhöltnis von Zinsen und Tilgung wird besser.

Anfangs wendet man mehr Kraft auf um erlernte Schutzmechanismen und Symptome zu korrigieren.
Mit der Zeit automatisieren sich die kognitiven Techniken. Man hat nun weniger Energie aufzuwenden für die Bewältigung der Sympome und somit auch mehr Energie zur Verfügung um weiter Techniken zu erlernen/weitere Traumata aufzulösen.

Ab einem gewissen Punkt hat man das Gefühl das man gefühlt über so manchen Symptomen steht, welche einen voher belastet oder die eigene Handlungsfähigkeit eingeschränkt haben.

14.05.2021 12:15 • x 3 #10


Nora5
Zitat von cube_melon:
Somatic Experiance kenne ich auch

Hallo Ihr,
ich habe auch diese Diagnose. Und sehr positive Erfahrungen mit somatic Experience gemacht, es hat mir wirklich geholfen

08.09.2021 23:13 • x 2 #11


Nora5
Zitat von cube_melon:
meine Traumatherapeutin damals mit PITT weiter gemacht.

das ist doch das Programm von Luise Reddemann, oder? Bestimmt sehr gut?

08.09.2021 23:14 • x 1 #12


4_0_4
Zitat von Nora5:
ich habe auch diese Diagnose. Und sehr positive Erfahrungen mit somatic Experience gemacht, es hat mir wirklich geholfen

SE hat viele gute Erfolge zu verzeichnen und ist auch erprobt. Nur habe ich zu dieser Methode nicht wirklich einen guten Zugang gefunden.


Zitat von Nora5:
das ist doch das Programm von Luise Reddemann, oder? Bestimmt sehr gut?

Ja, PITT ist die psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie von Luise Reddemann.

Es ist das bei mir der wirksamste Skill überhaupt und hat bei mir den einen enormen Schub in der Therapie gebracht. Sehr viele Trauma-Situationen wurden aufgelöst. Die diversen Imaginationsübungen, auch die wo ich mir selbst entwickelt habe, wende ich ich an um Symptome abzufangen.

08.09.2021 23:24 • x 2 #13


silverleaf
Hallo zusammen,

ich habe die Diagnose auch, zusammen mit einem bunten Strauß an weiteren Diagnosen.

Ich bin schon sehr lange in Therapie, werde es vermutlich auch noch einige Zeit bleiben.

Ich mache ambulant Therapie, zuerst Tiefen, jetzt Verhaltenstherapie, jeweils mit integrierten traumatherapeutischen Elementen, und in bestimmten Abständen verbringe ich immer mal wieder ein paar Monate stationär, wenn zu Hause nichts mehr geht.

EMDR halte ich grundsätzlich für eine ganz tolle Therapieform, aber sie ist bei Komplextrauma sehr problematisch. Es gibt zwar angepasste Vorgehensweisen und Skripte, es geht also schon, bleibt aber bei Komplextrauma eine Herausforderung. Bei mir hat es nie funktioniert bzw. musste immer abgebrochen werden (es gab mehrere Versuche bei sehr erfahrenen EMDR-Therapeuten), heute weiß ich, dass das an einer massiven dissoziativen Störung liegt und somit für mich noch lange Zeit nicht in Frage kommt. Was echt schade ist, da EMDR so erfolgreich sein kann, wenn das Trauma klar umrissen ist. Aber ich hoffe, dass ich vielleicht später noch einmal einen Versuch wagen kann, wenn ich einige meiner psychischen Mechanismen besser unter Kontrolle bekommen habe.

Ich versuche, mich Stück für Stück vorzuarbeiten. Wenn ich mir alle meine Diagnosen auf einmal ansehe, würde ich wohl verzweifelt alles hinwerfen, wenn mein Ansatz wäre, geheilt werden zu wollen. Das wird bei mir nicht passieren, das weiß ich inzwischen, aber das ist auch ok so. Ich kann trotzdem Verbesserung in vielen Bereichen erreichen. Auch wenn Gutachter mich immer wieder als zu krank oder zu gestört für Therapie abstempeln, lasse ich mich davon nicht entmutigen und kämpfe weiter, um Symptomverbesserung zu erreichen (bis zum letzten Jahr wusste ich nicht mal, dass man zu krank für Therapie sein kann, so eine Argumentation gibt es wohl auch nur im psychologischen Kontext, bei einer körperlichen Erkrankung wäre da die öffentliche Empörung vermutlich groß.... sorry, off topic, aber es tut immer noch weh, dieses eine Gutachten hat echt ziemliche Wunde hinterlassen...wer wird schon gerne einfach aufgegeben und abgeschrieben....).
Ich kann sicherlich nicht so schnell Fortschritte machen wie andere Patienten, aber auch bei mir kann sich etwas bessern, und darauf konzentriere ich mich. Ich weiß, dass ich Fortschritte machen kann, alle meine Behandler bestätigen das.

Die Ansätze von Reddemann finde ich auch gut, ich habe mal IRRT gemacht, was auch in Teilen daran angelehnt ist bzw. ähnlichen Grundsätzen folgt, und damit habe ich gute Erfahrungen gemacht, weil es weniger invasiv ist als EMDR.

Was ich auch irgendwie belastend finde:
Es ist immer tendenziell schwierig, eine Klinik für kPTBS zu finden. Irgendwie hängt man zwischen den Stühlen. Auf vielen Traumastationen geht es viel um die Behandlung einfacher PTBS, viele Expositionen und konfrontative Verfahren usw... Aktuell findet man wohl auch gerade viele Soldaten auf den Traumastationen (habe ich gerade aus mehreren Kliniken gehört, ist ja auch völlig richtig und gut, aber das Störungsbild äußert sich halt doch etwas anders), reine Komplextraumastationen scheinen echt rar zu sein, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass es diese Diagnose offiziell ja erst ab dem nächsten Jahr gibt und man nicht für etwas eingewiesen werden kann, was offiziell nicht existiert...und wohl auch Kliniken gegenüber Kostenträgern in Erklärungsnöte kommen, eine solche Spezialisierung zu rechtfertigen. Ich weiß es nicht, es sind nur Gedanken und Hypothesen, ich weiß auch, dass einige Kliniken damit werben, habe auch schon genauso oft gehört, dass die Realität dann zumeist doch anders aussah...
Auf Stationen für Persönlichkeitsstörungen findet man viele komplex traumatisierte Patienten, aber die Behandlung für Persönlichkeitsstörungen ist halt doch etwas anders als eine traumatherapeutische Behandlung, auch wenn man unter den Mitpatienten viele Menschen findet, die die Probleme mit kPTBS sehr gut kennen und man also auf Leute trifft, die einen verstehen.

Man hängt also irgendwie zwischen Baum und Borke, wie es so schön heißt...

Zusammenfassend erlebe ich das Leben mit kPTBS als schwierig und herausfordernd, man hat oftmals Probleme, passende Therapeuten zu finden, das Symptombild ist (wie der Name auf schon vermuten lässt) komplex, vielfältig und manchmal auch diffus....
Aber Besserung ist möglich. Man kann Fortschritte erreichen, wenn man konsequent am Ball bleibt. Es braucht viel Geduld und noch mehr Akzeptanz. Es ist ein langer und steiniger Weg, aber es lohnt sich, ihn zu gehen.

LG Silver

09.09.2021 00:16 • x 8 #14


Nora5
Zitat von cube_melon:
hat bei mir den einen enormen Schub in der Therapie gebracht

Einfach toll! Superschön zu hören!

14.09.2021 19:27 • x 1 #15


4_0_4
Danke dir : )

14.09.2021 19:34 • #16


Nora5
Zitat von silverleaf:
Aber Besserung ist möglich. Man kann Fortschritte erreichen, wenn man konsequent am Ball bleibt. Es braucht viel Geduld und noch mehr Akzeptanz.

06.11.2021 23:23 • x 1 #17

Sponsor-Mitgliedschaft

Krieger
Hallo zusammen,

ich habe die Diagnose auch zusammen mit einem ganzen Päckchen weiterer Diagnosen.

Ich bin jetzt seit reichlich anderthalb Jahren deswegen in Therapie. Es wird aber noch ein sehr, sehr langer Weg und nur meine Hoffnung auf eine mögliche Besserung gibt mir die notwendige Kraft, ihn zu gehen. Bisher habe ich noch keine Therapieform für mich gefunden, die meine Probleme deutlich verbessert hat. Die meisten Verfahren wie TRIMB oder EMDR setzen zumindest ein gewisses Maß an Fähigkeiten Gefühle zu erkennen und benennen voraus. Das ist bei mir im aktuellen Zustand leider nicht gegeben.

Persönlich habe ich sehr schlechte Erfahrungen mit EMDR gesammelt. Ich habe mich in einer Sitzung mit einer konkreten Situation außeinander gesetzt, was soweit auch ganz ok war. Ich hatte allerdings danach heftige Nachwirkungen und in der anschließenden Nacht, sind andere Themen/Bilder/Situationen mit brachialer Wucht über mich hereingebrochen... Ich gebe silverleaf Recht, dass es eine sehr gute und wirksame Methode sein kann, vorausgesetzt es ist klar umrissen.

TRIMB ist wesentlich sanfter als EMDR, hat bei mir aber keine nachhaltige Verbesserung herbeigeführt. Nach Aussagen meiner Therapeutin liegt es an meiner Dissoziationsneigung. Sobald es darauf ankommt, wechsle ich in ein hochfunktionalen, aber durchaus surrealen Modus vollkommen ohne Gefühle oder komplexe Denkvorgänge. Ich tue einfach, was ich eintrainiert habe um meiner Aufgabe nachzukommen und zu überleben. Später falle ich in ein tiefes, schwarzes Loch und brauche Tage bis Wochen, um mich daraus her vorzukämpfen.

Die Suche nach geeigneten Therapeuten und Kliniken für kPTBS gestaltet sich meiner Erfahrung nach als sehr schwierig. Meine Therapeuten-Suche führte mich über Therapeuten in Ausbildung, die der Meinung waren, ich solle doch mal durch konkrete Beschreibung die Diagnose rechtfertigen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, wie ich die Flut an Bildern bremsen kann - die Auszubildende allerdings auch nicht. In der nächsten Sitzung wurde ich dann abserviert mit der Aussage, bei meinem Problem könne Sie mir nicht helfen... Der nächste Therapeut glaubte an den schnellen Heilungsverlauf und hat mich nach der ersten Kurzzeittherapie mit den Worten [..] es gibt Menschen den kann man nicht helfen [..] abserviert. Nummer drei hatte von den Themen, die ich mit ihm besprochen habe, absolut keine Ahnung (militärische Begriffe/Situationen). Schlussendlich fand ich erstmal einen Hafen bei einer Therapeutin, die früher im Bundeswehrkrankenhaus traumatisierte Patienten behandelt hat, auch wenn es nicht der letzte sein wird da auch Sie mir nur im begrenzten Umfang helfen kann.
Ich wurde zu einem Klinikaufenthalt nach 12 Monaten Krankheit unter Androhung von Sanktionen genötigt... Die Klinik hat formal so ziemlich jedes Störungsbild behandelt, nur leider nichts so richtig. Danach ging es mir noch schlechter als zuvor. Bei der Suche nach einer Klinik für kPTBS wurde ich von vielen Kliniken abgewiesen, da sie nur einfach Traumatisierte behandeln. Ein paar wenige Kliniken haben mich auf die Warteliste gesetzt, aber im Mittel 2,5 Jahre Wartezeit ist schon eine Nummer für sich.

Zitat von silverleaf:
Aktuell findet man wohl auch gerade viele Soldaten auf den Traumastationen (habe ich gerade aus mehreren Kliniken gehört, ist ja auch völlig richtig und gut, aber das Störungsbild äußert sich halt doch etwas anders), reine Komplextraumastationen scheinen echt rar zu sein, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass es diese Diagnose offiziell ja erst ab dem nächsten Jahr gibt und man nicht für etwas eingewiesen werden kann, was offiziell nicht existiert...

Das stimmt leider. Gehöre ja auch dazu und musste feststellen, wie einfach sich es mein früherer Dienstherr macht und das Thema weitestgehend totschweigt. Ich bin bereits traumatisiert -wenn auch unerkannt- in den Einsatz gegangen, aber dass nur am Rande. Dabei stört mich insbesondere die Stigmatisierung durch die Gesellschaft. Man hätte ja vorher gewusst, worauf man sich einlässt, ergo selbst schuld.

Die Psychiater in Klinik und ambulant neigen immer dazu, alles mit Medikamenten lösen zu wollen. Mir helfen die Medikamente -insbesondere die Opoide- vor allem beim Unterbrechen von Abwärtsspiralen, bergen aber die latente Gefahr der Abhängigkeit.

Gute Erfahrungen habe ich mit SE sowie tiergestützter Traumatherapie gemacht. Ich kann einen Teil meiner Wachsamkeit auf das Tier übertragen und werde durch das Tier beruhigt/entspannt. Des Weiteren muss ich bei diesen beiden Therapieformen nicht zwangsweise über das Erlebte sprechen oder mir die Bilder ins Gedächtnis rufen. Die Tiere finden einen Zugang zu mir, den ein anderer Mensch (auch nicht die mir am nächsten stehenden) niemals finden bzw. öffnen könnte.

Für mich ist das Leben mit kPTBS ein nie endender Krieg, der alle Kraft bis aufs Letzte raubt, aber man den Schlaf zum Schöpfen neuer Kraft vermeidet, aus Angst alles wieder vor Augen zu haben und dem hilflos ausgeliefert zu sein. Früher war es der Kampf gegen äußere Gegner und heute bin ich es, gegen den ich kämpfen muss, um mein Ich am Leben zu erhalten. Und ich tue es jeden Tag aufs Neue für meine Frau, meine Kinder und mich.

01.01.2022 18:52 • x 5 #18


Coru
Ich habe auch KPTBS. Nun ist es soweit und ab 01.01.2022 gibt es im ICD11 eine eigene Nummer. Ich hab oft das Problem das die offizielle Diagnose in der Klinik PTBS ist. Da es ja nur das gab. Mein ambulanter Therapeuten schreibt aber immer KPTBS. Ich glaube es gibt aber noch keine besondere Therapie dafür. Ich habe heftigen Dissotiationen zu kämpfen. Da ich auch allein zu Hause bin kann mir niemand helfen da raus zu kommen. Es gab schon Tage da war ich Stunden da drin und auch schon Situation da hatte ich das draußen wenn ich getriggert wurde. Ich bin dann nach Hause gegangen aber kann mir nicht dran erinnern. Ich hab Angst mich damit zu verlaufen.

01.01.2022 20:55 • x 2 #19


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