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@Dirk0509 Lieber Dirk,
es ist sehr gut und mutig, dass du hier schreibst. Man spürt, wie unglaublich schwer die letzten Monate für dich waren. Der Mix aus Tinnitus, Angst, Zuckungen, vielen Medikamenten und jetzt dem Tavor-Entzug ist eine extreme Belastung für dein Nervensystem. Dass du dich im Moment fühlst wie ‚in der Hölle‘, ist leider eine sehr typische Erfahrung nach Benzodiazepin-Entzug – und keine Schwäche deinerseits.

Dass deine Frau dich unterstützt, ist ein großes Geschenk. Dass du jetzt seit 10 Tagen komplett auf null bist, ist ein enormer Schritt – dein Körper und dein Nervensystem brauchen Zeit, sich ohne Tavor neu einzupendeln. In dieser Phase sind brennende Haut, Zittern, Schwindel, Schlafstörungen und verstärkter Tinnitus leider häufig. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass dein Ohr dauerhaft geschädigt ist oder alles so bleibt. Es ist die Überreizung deines Nervensystems, das sich gerade neu reguliert.

Was dir vielleicht helfen kann:

Hol dir ärztliche Begleitung (z. B. Hausarzt oder suchtmedizinische Ambulanz), damit du nicht allein durchhältst.

Struktur im Alltag: kleine, feste Rituale, auch wenn du keine Freude empfindest.

Entlastende Körperübungen: leise Bauchatmung oder Summen (wirkt direkt auf den Vagusnerv und kann Tinnitus und Angst mildern.Meine Erfahrung mit dem Summen steht bei mir im Profil).
Sanfte, reizfreie Umgebung (gedämpftes Licht, ruhige Musik oder Naturgeräusche).
Akzeptiere, dass dein Nervensystem gerade „blank liegt“ – es ist kein Zeichen von Versagen, sondern von Heilung im Prozess.
Es wird wieder besser – nur dauert es, und das Nervensystem meldet sich in dieser Zeit sehr laut. Du bist nicht allein damit. Viele Menschen berichten, dass der Entzug nach Wochen und Monaten schrittweise leichter wird und das Nervensystem langsam zur Ruhe kommt.
Bitte hab Geduld mit dir und deinem Körper – er arbeitet gerade für dich, LG Rainer

@Raiauer

Lieber Rainer,

Danke für deine wärmenden Worte. Es ist mittlerweile schon einige Zeit vergangen und ich bin in der 7 Woche ohne Benzos.

Der erste Versuch von Tavor runterzukommen ist kläglich gescheitert, dass ist schon einige Monate her.

Ich musste dann in eine Klinik, und wurde mit Diazepam runter dosiert. Die letzte Dosis gab es eben vor sieben Wochen.

Der körperliche Entzug ist leider immer noch nicht abgeschlossen, es ist aber schon besser geworden. Dafür bin ich jetzt mitten im psychischen Entzug angekommen.

Und das ist eben eine blöde Mixtur, lauter Tinnitus, Angst Symptomatik usw.

Ich halte mir auch vor Augen, dass mein Nervensystem gerade Samba tanzt. Dies hilft an schwierigen Tagen.

Ich werde mir das mal mit dem Summen durchlesen, hört sich sehr interessant an. Ich halte Rituale so gut wie es geht täglich ein, auch wie du schon erwähnt hast, machen sie mir manchmal kaum Spaß.

Mein Lebenswille ist aber so stark, dass ich auch diese, ich nenne sie mal schwierigste Situation meines Lebens meistern werde.

Bei mir ist langsam auch die Erkenntnis angekommen,dass es einige Zeit braucht und nicht von heute auf morgen gelöst wird.

Auch wenn ich es mir manchmal wünschen würde.

Ich danke dir noch mal herzlichst Grüße Dirk

A


Tavor Entzug, lauter Tinnitus, Angst und Panik

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@Dirk0509 Das übele ist die Angst. Ich bin fast sicher dass meine Angsterkrankung die ich nun seit 1 Juni habe, etwas mit den Benzos zu tun hat die ich jahrelang genommen habe. 10 Jahre Noctamid und 5 Jahre Zoplicon.

Der körperliche Entzug ging bei mir Ruck zuck, weil ich ja nur auf 3,75 mg war bei Zoplicon. Zuerst bin ich wohl in einen Entzug gerutscht ,weil ich die Dosis nicht erhöht habe. Da hatte ich die ersten psychischen Problem mit massiven Angstattacken und allerhand körperlichen Symptomen aus der Psychosomatik. Magen Darm vor allem (Angst) Ab 4.7 wurde Z ganz abgesetzt und durch was anderes ersetzt (Pipamperon)

Wie gesagt körperlich habe ich gar nichts gespürt (kein Schwitzen kein Zittern), nur eben psychisch extrem viel . Die ganze Angst hält bis heute an und ist für mich der psychische Entzug. Irgendwie klar, wenn man 15 Jahre Benzos genommen hat oder?

Ich bin auch nicht depressiv. Meine Wohnung ist aufgeräumt ich wasche mich und gehe zur Therapie. Nur alles eben mit sehr viel Angst ständig. Nehme ich mal Tavor im Bedarf , was sehr selten ist, ist alles wie weggeblasen. Wäre ich depressiv würde Tavor die Depression nicht wegblasen können.
Ich habe sehr gut mit den Benzos gelebt. Wäre ich damals so klug wie heute, ich hätte einfach Z erhöht au 7,5 , also ne ganze und hätte noch 5 wetere ruhige Jahre gehabt?

Ich freue mich dass Du so tapfer durchgehalten hast. Wir alle wissen ja was Du mitgemacht hast und was das auch heute noch für Kraft kostet. Diese Kraft bleibe in Dir bis zur endgültigen Heilung auch des Tinnitus.

@Dirk0509 „Lieber Dirk,
deine Nachricht hat mich sehr bewegt. Du kannst wirklich stolz auf dich sein – sieben Wochen ohne Benzos, und das nach allem, was du durchgemacht hast, ist eine enorme Leistung. Dass dein Nervensystem noch ‚Samba tanzt‘, ist völlig normal – dein Körper und Geist müssen erst wieder lernen, ohne chemische Unterstützung in Balance zu kommen. Dass du das verstanden hast und dir diese Phasen erklärst, ist Gold wert.
Ich finde es beeindruckend, wie klar du dich selbst beobachtest und wie ehrlich du mit den schwierigen Momenten umgehst. Genau das ist der Weg der Heilung: verstehen, aushalten, langsam Vertrauen aufbauen.
Rituale, auch wenn sie im Moment keinen Spaß machen, sind wie kleine Pflöcke, die du jeden Tag in den Boden schlägst – sie halten dich stabil, bis die Freude von selbst wiederkehrt.
Das Summen kann dir wirklich helfen, dein Nervensystem zu beruhigen – es ist wie eine sanfte Erinnerung an Sicherheit von innen heraus. Wenn du magst, probier es ein paar Minuten täglich: leise, tief, ohne Druck – dein Körper merkt sich die Schwingung von Ruhe, auch wenn dein Kopf sie noch nicht ganz glauben kann.
Deine Haltung – „mein Lebenswille ist stark“ – ist der schönste Beweis, dass du auf dem richtigen Weg bist. Du wirst das schaffen, Schritt für Schritt, weil du bereits mitten in deiner Heilung stehst. Ich wünsche dir weiter Geduld, Vertrauen und kleine Momente von Frieden zwischendurch, Rainer

@Immaculatus

Danke für deine Nachricht.

Ja, das mit der Angst kenne ich zu gut.

Nach meinem körperlichen Entzug, ist jetzt der psychische Entzug da. Und ich hatte so ziemlich fast jedes Symptome dass man so lesen kann was den körperlichen Entzug betrifft. Aber diese künstliche Angst, die kommt und geht, wann sie will, mit der habe ich auch ganz schön zu knabbern.

Diese Angst sagt mir ständig wenn sie mal voll da ist, das wird nichts mehr, ich bleibe und es wird alles noch viel schlimmer. Schwächt sie dann im Laufe des Tages mal ab, denke ich mir dann, mein Gott was hast Du da wieder gedacht.

Aber das Spiel kenne ich zu gut. Ich habe das ja jetzt einige Zeit mitgemacht und kann einigermaßen damit umgehen, obwohl es manchmal ganz schön hart ist.

Ich denke auch, dass bei dir das zopiclon so einiges bewirkt hat. Ist ja echt harter Stoff. Du kannst dich ja zurück erinnern dass ich in 14 Tagen zwei Packungen genommen habe, dass hat mich so tief rein gerissen dass ich eben in der Klinik gelandet bin.

Und ob Tavor keine Depression abdecken kann das weiß ich nicht. Ich weiß nur,damals als ich drei mg am Tag genommen habe in der Klinik, habe ich mich gefühlt als ob nichts wäre, wie ein gesunder Mensch,keine Probleme, nichts.

Und mit dem abdosieren hat das ganze Drama dann eben begonnen.

Ich habe es dir ja schon mal geschrieben, die ganze Mixtur mit verschiedenen Antidepressivas, hier noch ein Medikament da noch ein Medikament, das kann nicht gut sein.

Ich möchte von den ganzen Medikamenten nichts mehr wissen. Vor vier Wochen bin ich von Mirtrazapin von 15 mg auf 7,5 mg gegangen.

Im Nachhinein war es ein Fehler nach so kurzer Zeit von Benzos Weg zu sein, AD abzudosieren. Diese Reduktion fand ich, hatte eine Qualität von einem Tavor Entzug.

Ich bin kein Arzt und auch wirklich kein Fachmann, ich schreibe die Dinge eigentlich nur so wie ich sie denke, aber wenn das Nervensystem und der Körper schon echt brach daliegen, machen Psychopharmakas alles noch viel schlimmer. Das war halt meine Erfahrung der letzten Monate.

Das freut mich dass du an mich glaubst und dass ich so tapfer durchhalte. DITO!

Grüße Dirk

@Dirk0509 WAs Du so beschreibst ,stärkt mich in meiner Annahme, in Wahrheit auf einem Langzeitentzug zu sein. Nur so lässt sich das alles erklären. Aber diese Dauerangst ist die Hölle und es zeichnet sich keine Besserung ab. Ich denke immer wieder ich gehe wieder auf die Benzos. Nur woher nehmen, wenn nicht stehlen? So wie ich jetzt lebe, kann ich nicht mehr lange leben, dann lebe ich lieber auf Benzo noch ne gute zeitlang. Also etwas lebensverlängernd eben.

@sanbri

Ich weiß nicht ob du lesen kannst oder wirst. Aber wie geht es dir mittlerweile?

Liebe Grüße Dirk





Dr. med. Andreas Schöpf
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