Raiauer
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es ist sehr gut und mutig, dass du hier schreibst. Man spürt, wie unglaublich schwer die letzten Monate für dich waren. Der Mix aus Tinnitus, Angst, Zuckungen, vielen Medikamenten und jetzt dem Tavor-Entzug ist eine extreme Belastung für dein Nervensystem. Dass du dich im Moment fühlst wie ‚in der Hölle‘, ist leider eine sehr typische Erfahrung nach Benzodiazepin-Entzug – und keine Schwäche deinerseits.
Dass deine Frau dich unterstützt, ist ein großes Geschenk. Dass du jetzt seit 10 Tagen komplett auf null bist, ist ein enormer Schritt – dein Körper und dein Nervensystem brauchen Zeit, sich ohne Tavor neu einzupendeln. In dieser Phase sind brennende Haut, Zittern, Schwindel, Schlafstörungen und verstärkter Tinnitus leider häufig. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass dein Ohr dauerhaft geschädigt ist oder alles so bleibt. Es ist die Überreizung deines Nervensystems, das sich gerade neu reguliert.
Was dir vielleicht helfen kann:
Hol dir ärztliche Begleitung (z. B. Hausarzt oder suchtmedizinische Ambulanz), damit du nicht allein durchhältst.
Struktur im Alltag: kleine, feste Rituale, auch wenn du keine Freude empfindest.
Entlastende Körperübungen: leise Bauchatmung oder Summen (wirkt direkt auf den Vagusnerv und kann Tinnitus und Angst mildern.Meine Erfahrung mit dem Summen steht bei mir im Profil).
Sanfte, reizfreie Umgebung (gedämpftes Licht, ruhige Musik oder Naturgeräusche).
Akzeptiere, dass dein Nervensystem gerade „blank liegt“ – es ist kein Zeichen von Versagen, sondern von Heilung im Prozess.
Es wird wieder besser – nur dauert es, und das Nervensystem meldet sich in dieser Zeit sehr laut. Du bist nicht allein damit. Viele Menschen berichten, dass der Entzug nach Wochen und Monaten schrittweise leichter wird und das Nervensystem langsam zur Ruhe kommt.
Bitte hab Geduld mit dir und deinem Körper – er arbeitet gerade für dich, LG Rainer
06.10.2025 12:54 • x 1 #121
