
Calima
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Die Entscheidung zur Veränderung kann immer nur von einer Person selbst kommen. Wenn du möchtest, dass sich in deinem Leben etwas verändert, bist auch du diejenige, die dafür sorgen muss. Natürlich kannst du darauf hoffen, dass das Verhalten deines Partners nur eine temporäre Krise ist - nur musst du das dann auch aushalten können.
Solange du eine (unterschwellige oder ausgesprochene) Erwartungshaltung daran knüpfst, wird es aber schwierig werden. Wer liebt, ist meist auch bereit, zum Wohlergehen des anderen beizutragen - aber es ist nicht seine Aufgabe. Und auch das vielzitierte Geben und Nehmen funktioniert nur auf Freiwilligkeit. In dem Moment, wo einer von beiden einen Anspruch ableitet oder als einziger investiert, gerät die Beziehung in Schieflage, aus der sie mit der Kraft eines einzelnen auch nicht mehr zu holen ist.
Du wirst für dich abwägen müssen, was du zum Glücklichsten brauchst und was du bereit bist, dafür zu tun. Vertrauen geben gehört dazu - und wenn das nicht gelingt, darf es dich nicht wundern, wenn dein Partner sich wehrt. Dabei ist es tatsächlich vergleichsweise unerheblich, ob er sich wehrt, weil er dich hintergehen will oder weil er sich wehrt, weil du ihm Unrecht tust. In beiden Fällen läuft es darauf hinaus, dass er etwas anderes möchte als du.
Wenn du Kontrolle brauchst, um vertrauen zu können und dein Partner diese nicht will, könnt ihr kaum einen Konsens finden und werdet über kurz oder lang immer wieder im Streit enden. Wenn dir emotionale Wärme fehlt, und der Partner sie nicht geben kann oder will, musst du entscheiden, ob du das ertragen kannst oder nicht. Wenn nicht, wird dich dein Unglück immer wieder dazu bringen, ihm sein Verhalten vorzuwerfen - und das wird nicht gut gehen.
Ihr seid beide psychisch angeschlagen, und das macht das Ganze noch komplizierter. Nach meiner Erfahrung kann eine solche Beziehung nicht aus der Haltung der gegenseitigen Verantwortung heraus gelingen. Ihr seid Partner, kein gegenseitiges Pflegepersonal. Was funktionieren kann ist, dass ihr aus dem Wissen um die eigenen Unzulänglichkeiten heraus großzügiger mit denen des Partners umgehen könnt.
Auch hier muss aber das Grundempfinden der gegenseitigen Zuneigung - nicht Abhängigkeit, nicht Gewöhnung, nicht Angst vor dem Alleinsein... - die Beziehung stützen und tragen. Alle anderen Mechanismen sind Krücken und werden sich genau so anfühlen.
01.04.2020 18:26 • x 2 #202