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L
. habt ihr das geschafft?

Ich bin an einem Punkt in meinem Leben, wo ich das Gefühl habe viele Dinge nur zu tun, weil ich denke das wird so von mir erwartet.

Fakt ist doch, jeder hat sein eigenes Leben und kann tun und lassen was er will, es gibt kein richtig und kein falsch. Schließlich muss man auch selbst mit diesen Entscheidungen leben und nicht andere.

Trotzdem habe ich das Gefühl, wenn eine große Anzahl von Menschen eine bestimmte Sache tut, muss ich das auch, sonst stimmt was nicht mit mir. Das fängt ja meist mit der Pubertät an, dass man sich immer mehr an anderen orientiert und öfter mit Gruppenzwang zu kämpfen hat.

Jetzt sagt mir zwar keiner mehr was ich tun soll, ich rede mir aber selbst ein, dass ich immer noch anderen folgen muss und dass meine Lebensweise nicht die richtige ist. Obwohl, wie gesagt, es kein richtig und kein falsch gibt.

Mit den Leuten von denen ich mich so beeinflussen lasse, würde ich eigentlich nicht tauschen wollen. Ganz ehrlich, ich denke, dass die auch viele Entscheidungen nur aus sozialem Druck oder ähnliches treffen und gar nicht zufrieden sind mit sich und ihrem Leben. Da finde ich meins im direkten Vergleich deutlich besser. Aber irgendwie hat meine Zufriedenheit keine Bedeutung, weil ich gleichzeitig denke, ich müsste trotzdem so sein wie die anderen. Wenn die Mehrheit so lebt und dabei traurig ist, egal, dann muss ich eben auch traurig sein. Wirklich ironisch eigentlich.

Gibt es hier Nutzer, die auch irgendwann diese Erkenntnis hatten und ihre Einstellung ändern konnten? Was muss ich tun, damit mir klar wird, dass mein Weg für mich richtig ist und ich nicht immer nach links und rechts schauen muss, ob es wirklich richtig ist?

17.04.2020 07:16 • 19.04.2020 #1


10 Antworten ↓


N
Das, was du beschreibst, würde ich auch gern können. Weniger in die Richtung des Lebensstils als mehr in Richtung dessen, wie ein Mensch charakterlich zu sein hat. Was er richtig oder falsch findet. Oft würde ich gerne sagen können Dann bin ich eben egoistisch/arrogant/etc, na und? und darauf sch. was andere über mich denken. Mir wäre das gerne sowas von egal.
Dann kommt aber dieser innere Drang anderen gefallen zu wollen, Anerkennung zu bekommen und die Angst vor Ablehnung. Ich versuche dann alles so zu machen, wie andere es wollen. Dinge an mir zu ändern, mit denen ich selbst kein Problem habe - auch wenn ich oft genug gegen den Strom schwimme um genau dagegen anzukämpfen und eine gewisse Individualität zu bewahren.

Ich denke das liegt an meiner eigenen Selbstunsicherheit. Ich mag mich nicht, bin nicht im reinen mit mir. Weil ich mein Leben lang von außen vermittelt bekam, dass ich falsch und wertlos bin, egal was ich mache oder wie ich es mache.

Ist das bei dir vielleicht auch so?

17.04.2020 07:35 • x 1 #2


A


Was tun um zu sich selbst zu stehen ?

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Icefalki
Zitat von Likeawave:
habt ihr das geschafft


Eigentlich ziemlich gut. Ist aber ein großer Lernprozess, der sehr viel Denkarbeit und Selbstreflektion beinhaltet.

Allerdings gehört dazu, dass man bereit ist, sich seine Verhaltensmuster sehr ehrlich anzuschauen und sich dabei relativ oft selbst hinterfragt. Bedeutet, da man weiss, dass man eigentlich ein Mensch ist, der dahingehend erzogen wurde, ja brav angepasst zu sein und deshalb Meinung anderer sehr überbewertet.
Und evtl. Auch weiss, wann das mal sein sollte, oder eher nicht.

Funktioniert, wenn man beginnt sich selbst zu mögen und aufhört, bei anderen nach Schuld zu suchen. Also mehr das eigene Innere mit Licht und positiver Energie zu füttern, als das nach Aussen zu verschwenden. Das gibt einem dann auch die nötige Gelassenheit, nicht über alles nachzudenken und andere so zu akzeptieren, wie sie eben sind und die Entscheidung zu treffen , wie wichtig man andere nimmt.

Was dann allerdings auch zum Thema wird, dass man mit eigenen Entscheidungen auch die daraus resultierenden Konsequenzen trägt.

17.04.2020 12:26 • x 6 #3


D
Sehr interessante Frage.

Nun seit ihr, @Likeawave und @Narandia noch sehr jung. Der Gruppenzwang entsteht ja schon sehr früh. Vermutlich im Kindergarten schon, spätestens in der Schule.

Wie @Icefalki schon schrieb, ist es ein Lernprozess und hat viel mit eigenem Selbstwertgefühl zu tun. Aber Icefalki und ich haben gut reden, äh schreiben, denn wir sind ja schon in die Jahre gekommen.

Es ist so ca. 3 Jahre her, ich weiß nicht mehr um welches Thema es ging, da sagte eine Bekannte zu mir:Das macht doch jeder! Ich antwortete:Ich bin nicht jeder!

Mir ging es gut bei der Antwort, und sie hat diesen Satz nie wieder zu mir gesagt.

Du hast doch schon super erkannt, dass jeder mit seinen Entscheidungen leben muss, und diese auch verantworten. Ich z.B. bin gläubig, und orientiere mich an der Bibel. Dadurch konnte ich für mich gut entscheiden, was ich richtig/falsch finde. Ich werde zwar oft dafür belächelt, aber das stört mich nicht.

Zu deiner Frage: Erst einmal musst du für dich entscheiden, was du für richtig/falsch hälst. Und dann nicht mehr nach links und rechts schauen. Das ist ein Übungsprozess. Zu Anfang wirst du noch oft umkippen, aber es wird immer besser werden. Nur nicht den Mut verlieren.

Wenn du dich weiter an andere orientierst, wirst du immer unzufriedener werden.

Alles Gute für deinen neuen Weg.

17.04.2020 13:07 • x 4 #4


Calima
Zitat von Likeawave:
Fakt ist doch, jeder hat sein eigenes Leben und kann tun und lassen was er will, es gibt kein richtig und kein falsch. Schließlich muss man auch selbst mit diesen Entscheidungen leben und nicht andere.


Ich denke durchaus, dass es im Leben falsche und richtige Entscheidungen gibt. Das Dumme ist nur, dass man das immer erst im Nachhinein rausfindet .

Das Problem, das sich dabei auftut ist, dass man vermeiden möchte, falsch zu entscheiden, was ja nun auch irgendwie Sinn macht. Und wenn wir uns selbst nicht sicher sind, welches der passende Weg ist, ist es naheliegend, zu schauen, was die anderen machen, in der Hoffnung, dass die das Richtige tun.

Das tun sie möglicherweise sogar - aber halt eben für sich und nicht für mich.

Nach meiner Erfahrung braucht man ein Weilchen im Leben, bis man überhaupt mal rausgefunden hat, was für einen selber eigentlich stimmt und was nicht. Auf dem Weg dorthin bin zumindest ich öfter mal übers Ziel hinaus geschossen. Vor lauter Bestreben nach Individualität und und selbstbestimmtem Handeln habe ich etliche Male einfach nur deswegen eine gegenteilige Richtung wie manch andere eingeschlagen, weil ich es halt ANDERS machen wollte.

Und so bin ich halt nicht selten mit dem Kopf durch die Wand - zehn Zentimeter neben der offenen Tür .

Das macht Aua, gehört aber nach meiner Überzeugung dazu, wenn man rausfinden will, wer man ist, was man will und was man nicht will. Es ist ein wenig so wie bei pubertierenden Jugendlichen: Nur wenn sie sich mit ihren Eltern reiben, streiten, rebellieren können sie sich auch von der elterlichen Beeinflussung befreien. In diesem Zusammenhang erschrecke ich als Lehrerin, die in den 70-ern pubertiert hat, öfter mal vor meinen Studis, die in wunderbarer Angepasstheit im elterlichen Dunstkreis leben, weil es halt einfach bequem ist.

Ich denke, dein Ziel erreichst du nur über immer währenden Versuch und Irrtum. Dich - wie Icefalki das ganz richtig schreibt - immer wieder selbst kritisch zu hinterfragen, ist wichtig dabei, um irgendwann auch den Unterschied zu erkennen, wann es wichtig ist, die eigene Richtung einzuschlagen und wann es Sinn macht, eine von anderen offen gehaltene Tür auch zu durchschreiten.

17.04.2020 13:15 • x 2 #5


M
Hallo,


ich kenne das Problem zu gut. Aber ich denke mir oft Zeit ist das wertvollste was wir besitzen. Wenn ich mich immer nach anderen richte, um dazu zugehören (bei mir ist es Kleidung, Trends), dann habe ich angst irgendwann mit 70 festzustellen: ich habe für andere gelebt dann ist es zu spät - leider.


Hoffe, dass ich dir helfen konnte.


MfG

17.04.2020 13:31 • x 1 #6


Icefalki
Zitat von Dore:
denn wir sind ja schon in die Jahre gekommen.


Wie recht du hast. Grins. Allerdings habe ich wirklich wertvolle Jahre dabei verloren, weil ich meine Macke ja so sehr verbergen musste. Was denken die anderen denn von mir? Ich mit einer waschechten Vollmeise , ein No-Go, oberpeinlich, grauslich, beschämend, ihr kennt das bestimmt.

Wahres Selbstbewusstsein bedeutet, trotz Ecken und Macken und trotz Psychostempels etc. pp. Einfach Ja zu sagen, ja, ok, hab meine Probleme, kämpfe schon ganz dolle um mein psychisches Gleichgewicht, bin durchaus mal so richtig ne Memme, hab auch blödsinnige Angst, und natürlich haut mich das auch in eine Depri. Und nun, ändert sich was, wenn ich mich deswegen verstecke, oder meine, man guckt mich komisch an? Ich fand mich ja auch ziemlich seltsam, hab es nicht verstanden, wie sollen es andere verstehen?

Ergo, verstehe dich selbst, akzeptiere, dass man so seine Schwachstellen hat, wenn man die weiss, trifft einen die Aussage, z.B. bist ja nimmer normal, relativ wenig, denn, Stimmt, ich bin anders. Und ganz ehrlich, evtl. gerade deswegen, weil ich soviel erlebt und an mir arbeiten musste, stolz darauf, nicht einfach nur 08/15 normal zu sein.

Ist eigentlich nur eine Verschiebung der Wahrnehmung. Nur als Beispiel: da läuft ein Mensch total schrill angezogen umher. Ich mag denken, oh Gott, wie sieht denn derjenige aus? Oberpeinlich. Derjenige liebt aber sein Outfit, findet sich super doll, liebt es, anders zu sein. Also, wer hat nun, wenn wir selbstreflektierend denken, eigentlich mehr Probleme? Eigentlich doch ich.

Ist nur eine kleines Beispiel, wie ich an mir selbst arbeite.

17.04.2020 14:14 • x 2 #7


Schlaflose
Also ich habe mich in entscheidenden Dingen nie beeinflussen lassen. Bei kleineren Sachen wie z.B. Kleidung, wollte ich schon immer das haben, was meine Klassenkameredinnen hatten, oder als in Mode kam, sich zweite Ohrlöcher stechen zu lassen habe ich das auch gemacht u.ä. Aber ich habe mich nie hinreißen lassen, zu rauchen, Alk. zu trinken, auf Partys zu gehen, die Schule zu vernachlässigen usw. Ich habe immer getan was, ich für richtig hielt, egal, was andere dazu meinten.

17.04.2020 14:24 • #8


F
Zitat von Likeawave:
Gibt es hier Nutzer, die auch irgendwann diese Erkenntnis hatten und ihre Einstellung ändern konnten? Was muss ich tun, damit mir klar wird, dass mein Weg für mich richtig ist und ich nicht immer nach links und rechts schauen muss, ob es wirklich richtig ist?

Ich musste mich trauen und es wagen. Wagen, nicht hinterher zu hechten. Nicht mich anzupassen. Nein zu sagen. Anders zu sein.
Ich muss allerdings dazu sagen, daß die Menschen sich dann meisten kopfschüttelnd abwenden. Mir ist es so oft geschehen. Aber es kamen andere Menschen. Und die schätzen an mir, das ich anders bin.

17.04.2020 19:50 • x 2 #9


L
Guten Morgen zusammen und vielen Dank für die zahlreichen Antworten.

Ich bin bei der ganzen Sache einfach recht zwiegespalten. Im Großen und Ganzen weiß ich schon wie ich bin oder wie ich sein will, aber wenn genug Druck von Außen da ist, handle ich auch entgegen meiner eigenen Werte.

Es kam schon viel zu oft vor, dass mir Mitmenschen etwas bestimmtes einreden wollten und ich ohne zu zögern gelogen habe. Einfach behauptet ich würde das so schon tun oder ich habe diese Erfahrung ebenfalls gemacht. In dem Moment war es absolut kein Problem mir etwas auszudenken, hauptsache ich gehöre dazu und falle nicht auf. Woher das kommt weiß ich gar nicht, sind häufig sogar Leute die mir absolut nichts bedeuten. Vielleicht war das auch eher eine Reaktion Richtung ich sage einfach mal ja, damit sie mich in Ruhe lassen.

Um noch etwas konkreter zu werden, ich habe den Eindruck als würde einem von der Gesellschaft so ein grober Lebensweg vorgegeben, dass erwartet wird, dass man zum Beispiel die bestmögliche Karriere anstrebt, dann heiratet und dann eine Familie gründet und ein Haus kauft und solche Sachen und während ich viele Ausnahmen kenne, gibt es dennoch viele die diese Ziele anstreben. Aber aus meiner Sicht ist die Mehrheit dann auch der Meinung, dass wäre die einzig richtige Art zu leben. Und wenn man dann ankommt, ohne Kinder- oder Partnerwunsch, dann bekommt man schnell das Gefühl vermittelt, mit einem würde was nicht stimmen, weil man sich zu anderen Dingen berufen fühlt. Dabei hat doch jeder hier seinen eigenen Weg.

Und mit so banalen Sachen wie Kleidungsstil etc. gibt es das Problem ohnehin. Wieso kann ich nicht einfach sagen was ich denke, ohne es für andere umzuformulieren oder mich danach ewig zu schämen, dass ich anders bin - obwohl es viele gibt, die gleich wie ich denken?

19.04.2020 07:29 • x 1 #10


Schlaflose
Zitat von Likeawave:
Um noch etwas konkreter zu werden, ich habe den Eindruck als würde einem von der Gesellschaft so ein grober Lebensweg vorgegeben, dass erwartet wird, dass man zum Beispiel die bestmögliche Karriere anstrebt, dann heiratet und dann eine Familie gründet und ein Haus kauft und solche Sachen und während ich viele Ausnahmen kenne, gibt es dennoch viele die diese Ziele anstreben. Aber aus meiner Sicht ist die Mehrheit dann auch der Meinung, dass wäre die einzig richtige Art zu leben. Und wenn man dann ankommt, ohne Kinder- oder Partnerwunsch, dann bekommt man schnell das Gefühl vermittelt, mit einem würde was nicht stimmen, weil man sich zu anderen Dingen berufen fühlt. Dabei hat doch jeder hier seinen eigenen Weg.


Genau mit diesem Thema hatte ich auch lange Zeit ein Problem. Aber nicht, weil ich tasächlich vermittelt bekam, dass mit mir etwas nicht stimmt, sondern weil ich mir das selbst so eingeredet habe. Ich fühlte mich immer minderwertig, weil ich nicht wie alle anderen eine Beziehung oder gar Partnerschaft eingehen und eine Familie gründen konnte und dachte, dass andere deswegen über mich negagativ denken, obwohl ich nie Anzeichen dafür gesehen habe. Aber somit Mitte/Ende dreißig habe ich das überwunden, als ich sagen konnte, dass ich zu alt zum Kinderkriegen bin.

19.04.2020 09:26 • x 3 #11


A


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