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M
Hallo Zusammen,

ich bin seit 10 Monaten mit meinem Freund zusammen. Bisher lief alles top und wir haben uns nie gestritten. Am Anfang war er sehr durcheinander und hatte wirklich ein extrem schlechtes Selbstwertgefühl. Das kam u.a. von seiner letzten Beziehung, die sehr toxisch war. Ich find es echt toll wie er sich gemacht hat. Er sieht in mir die Eine oder Keine, was er mir auch fast täglich beweist. Das ist ein schönes Gefühl.

Aber: Er hatte mir nach einigen Monaten in unserer Beziehung erzählt, dass er mit der vorherigen Frau versucht hat ein Kind zu zeugen, weil er sich sehr einsam gefühlt hat und der Personenumkreis das dauernd ansprach. Man müsse ja nach 4 Jahren mal so langsam, man wird ja nicht jünger etc. Dazu sei gesagt, dass sie zu dem Zeitpunkt Mitte 20 und er Mitte 30 war. Er meinte sie hätten es damals 2x probiert und es hat nicht geklappt und er war dann auch froh drüber und kam selbst wieder zur Besinnung.

Nun: Vor 2 Wochen schaute ich fern und wurde durch eine Sendung irgendwie an das Thema erinnert. Ich fragte mich, ob die Ex vielleicht doch schwanger war und dann hatten sie sich getrennt und er hat es nicht mitbekommen. Er hatte gemeint, dass die es im Mai 2019 versucht hatten und bis zur Trennung im April 2020 dann nicht mehr intim waren, sondern nur gestritten hatten. Ich konnte das gar nicht glauben, dass jemand so lange noch Zeit und Lust in eine kaputte Beziehung steckt. Er meinte auch, dass er sich nie mit der Situation nochmal auseinandergesetzt hat und sich für sein Verhalten und Kurzschlussreaktion, ein Kind in die Welt zu setzen, schämt. Am liebsten würde er das alles aus seinen Leben schneiden.

Wie eben schon erwähnt ist meine Sorge nun, dass er doch ein Kind hat.
Er meinte auch (nach nochmaliger Überlegung) die hätte damals einen Schwangerschaftstest gemacht, der negativ war und ihre Tage kamen auch immer. Ich frage mich, ob er sich das vielleicht nur einredet und die doch nochmal was hatten, weil er Situationen in der stressigen Zeit vergessen hat. Er meinte er sei sich zu 1000% sicher. Die Gedanken daran machen mich fertig, weil ein Mann mit Kind für mich nie in Frage kam und es auch ehrlicherweise immer kommuniziert habe. Es würde mein Zukunftsbild extrem zerstören. Auch das Unwissende.

Wenn er sagt, er ist sich 1000% sicher, dann denke ich was wenn nicht und er was vergessen hat. Wenn er sagt, die hatte sogar nen Schwangerschaftstest gemacht, dann denke ich was ist, wenn die das zum falschen Zeitpunkt gemacht hat. Wenn er sie fragen würde, dann denke ich was ist wenn sie ihn anlügt. Wenn er andere bitten würde, unter einem Vorwand durch die Blume zu fragen denke ich, was ist wenn die das verheimlichen will. Was ist wenn sie ein Kind gekriegt hat und einen anderen Mann erzählt hat das sei von ihm. In Wirklichkeit ist es von meinem Freund. Was wenn das Kind bei wem anders aufwächst und man sieht sie nicht damit.
Ich hätte glaube ich erst endgültig Beruhigung, wenn ich es schwarz auf weiß sehen. Wie gesagt, ich kann es gedanklich gerade nicht ertragen, wenn irgendwie irgendwo ob wissentlich oder nicht ein Teil von ihm existiert.

Ich bin gerade sehr verkopft und kann mir auch nicht erklären woher das auf einmal kommt. Ich hinterfrage alles und es ist anstrengend. Ich kann momentan die Beziehung nicht ausgelassen genießen, weil ich ständig an dieses vermeintliche Kind denken muss. Ich vertraue nicht in das was mein Freund mir versichert und auch das bereitet mir Panik. Aber auch nur was das betrifft. Misstrauen generell ihm gegenüber habe ich nicht. Jetzt habe ich mal einen tollen Mann gefunden und mache mir wegen solchen Dingen Probleme.

Habt ihr irgendwie eine Idee?
Ich danke euch schonmal.

20.07.2021 10:05 • 21.07.2021 x 1 #1


5 Antworten ↓


moo
Hallo willkommen, meine Naaamensbase

Zitat von Mooo:
Er hatte gemeint, dass die es im Mai 2019 versucht hatten und bis zur Trennung im April 2020 dann nicht mehr intim waren, sondern nur gestritten hatten. Ich konnte das gar nicht glauben, dass jemand so lange noch Zeit und Lust in eine kaputte Beziehung steckt.


Bei 11 Monaten Streit kann man nicht von Lust sprechen. Nichtsdestotrotz liegt in einer schmerzhaften Beziehungskrise m. E. mehr Potenzial für Lebenserfahrung als in jahrelanger seeliger Zweisamkeit. Es zeigt Dir außerdem, dass er nicht sofort die Flinte ins Korn geworfen und der Beziehung immerhin eine Chance gegeben hat. Ich finde das im positiven Sinne beachtenswert.

Zitat von Mooo:
Er meinte auch, dass er sich nie mit der Situation nochmal auseinandergesetzt hat und sich für sein Verhalten und Kurzschlussreaktion, ein Kind in die Welt zu setzen, schämt. Am liebsten würde er das alles aus seinen Leben schneiden.


Offenbar hat er sich doch soweit damit beschäftigt... Ich könnte mir vorstellen, dass seine retrospektive (!) Scham (Reue!) darauf beruht, dass er mit dieser Frau ein Kind zeugen wollte. Einsamkeit und die Meinungen anderer sollen natürlich nicht die Basis für Kinderwunsch sein - auch das bewertet er heute wohl als völlig irrational seinerseits. Beides wichtige Einsichten und definitiv lobenswert. Lediglich die Scham/Reue kann er weglassen

Zitat von Mooo:
Ich frage mich, ob er sich das vielleicht nur einredet und die doch nochmal was hatten, weil er Situationen in der stressigen Zeit vergessen hat. Er meinte er sei sich zu 1000% sicher.


Wenn sich jemand ums (Nicht-)Kinderkriegen Gedanken macht, kann m. E. sein Geist niemals dermaßen verplant gewesen sein, um einen Beischlaf zu vergessen. Es sei denn, viel A.l.k. oder Schlimmeres wäre im Spiel gewesen.

Zitat von Mooo:
Die Gedanken daran machen mich fertig, weil ein Mann mit Kind für mich nie in Frage kam und es auch ehrlicherweise immer kommuniziert habe. Es würde mein Zukunftsbild extrem zerstören. Auch das Unwissende.


Das ist Dein gutes Recht, aber prinzipiell schade, weil Du Dich dadurch sehr begrenzt. Was genau würde dieser (rein fiktive) Umstand denn konkret an Deiner Beziehung zu ihm ändern?

Zitat von Mooo:
Wenn er sie fragen würde, dann denke ich was ist wenn sie ihn anlügt. Wenn er andere bitten würde, unter einem Vorwand durch die Blume zu fragen denke ich, was ist wenn die das verheimlichen will.


Das geht schon in Richtung Zwangsgedanken.

Zitat von Mooo:
Wie gesagt, ich kann es gedanklich gerade nicht ertragen, wenn irgendwie irgendwo ob wissentlich oder nicht ein Teil von ihm existiert.


Ich akzeptiere Deine Haltung aber ich würde an Deiner Stelle wirklich mal nachspüren, woher denn diese rührt. Mein (!) Eindruck ist hier eine gewisse leidschaffende Härte und die unabdingbare Neigung zuUnversehrtheit in mehrfacher Hinsicht!? Letzteres wäre ein sehr häufig anzutreffender Faktor bei Zwangserkrankung.

Zitat von Mooo:
Ich vertraue nicht in das was mein Freund mir versichert und auch das bereitet mir Panik. Aber auch nur was das betrifft. Misstrauen generell ihm gegenüber habe ich nicht. Jetzt habe ich mal einen tollen Mann gefunden und mache mir wegen solchen Dingen Probleme.


Dein eigenes Misstrauen bereitet Dir Panik! Ich sehe hier bereits einen gewissen erkannten (!) Kontrollverlust. Prüfe mal für Dich, wie denn der von Dir genannte konkrete Nachweis bzgl. der Nicht-Vaterschaft ausschauen müsste, dass er Dich wirklich dauerhaft beruhigen würde. Gäbe es den überhaupt? Würde sich bei Dir nicht immer wieder ein Hintertürchen öffnen, das es noch per Beweis abzuschließen gelte? Wenn Du diese Frage ehrlicherweise mit Ja beantworten musst, würde ich Deinen Fokus von der Thematik selber abziehen und mich um eine Behandlung Deiner Zwangsgedanken bemühen. Je früher umso besser - denn mit der Zeit könnte sich das Misstrauen ausweiten und im etwaigen Endstadium Deine gesamte Beziehungsfähigkeit ruinieren.

20.07.2021 11:08 • x 2 #2


A


Warum hinterfrage ich alles und misstraue meinem Freund?!

x 3


M
Hallöchen moo (lustiger Zufall ,

vielen Dank für deine ausführliche, konstruktive und objektive Antwort.

Zitat:
Es zeigt Dir außerdem, dass er nicht sofort die Flinte ins Korn geworfen und der Beziehung immerhin eine Chance gegeben hat.


Du hast hier vollkommen recht und ich stimme dir zu. Man sollte auch nicht direkt die Flinte ins Korn werfen. Nur, wenn man aus Angst alleine zu sein und aus Gewohnheit in so einer Beziehung bleibt, hat das auf der anderen Seite auch nichts mit Flinte ins Korn werfen zu tun. Ich würde gar nicht wollen, dass man mit mir Zusammen bleibt, nur weil man Angst hat nicht alleine zu sein. Er hat von Anfang in dieser Frau keine Zukunft gesehen, weil schon nach 3 Monaten diverse Streite aufkamen. Zusammenziehen wollte er nach 3,5 Jahren eigentlich auch nicht und ist nur gezwungener Maßen dann mit ihr zusammengezogen. Nach 5 Jahren war halt Ende. Ich frage mich nur immer wieder wieso jemand unter den Umständen nach 4 Jahren Beziehung ein Kind in die Welt setzen wollte. Kann der Stress in der Beziehung, die äußeren Umstände ( Einreden von Arbeitskollegen, Freundeskreis) und die dadurch entstandene emotionale Einsamkeit (z. B. Handy war ihr immer am Wichtigsten) wirklich dafür sorgen, dass jemand im Kurzschluss handelt?! Ich meine, das fragt ja gerade jemand, der gerne kontrolliert ist....

Zitat:
Wenn sich jemand ums (Nicht-)Kinderkriegen Gedanken macht, kann m. E. sein Geist niemals dermaßen verplant gewesen sein, um einen Beischlaf zu vergessen. Es sei denn, viel A.l.k. oder Schlimmeres wäre im Spiel gewesen


Du meinst also, dass man sich da schon daran erinnern kann? Und man sich auch genau an die Daten erinnern kann? Ich meine ich behalte mir auch recht viel und schreibe es mir wenn sicherheitshalber auf. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Das man weiß, wann man sich getrennt hat oder wann man damals mit jemandem zusammen gekommen ist, das könnte ich auch noch bei allen Beziehungen sagen, aber so.

Zitat:
Das ist Dein gutes Recht, aber prinzipiell schade, weil Du Dich dadurch sehr begrenzt. Was genau würde dieser (rein fiktive) Umstand denn konkret an Deiner Beziehung zu ihm ändern?


Ich weiß, viele würden das auch als ein sehr begrenztes Denken sehen. Es gibt Frauen, die Männer mit einem guten Job mit einem bestimmten Einkommen wollen oder nur Männer mit einer bestimmten Körpergröße etc. Und da haben Männer, die nicht in dieses Bild passen keine Chance. Bei mir ist das halt die Eingrenzung mit den Kindern. Grundsätzlich könnte ich es nicht ertragen, dass ich mit einer anderen Erwartungshaltung in die Beziehung gegangen bin. Zu wissen, dass er da was geschaffen hat, was nicht nur mir vorbehalten ist. Ich habe da halt irgendwie ein altmodisches Denken oder egoistisches?! Ich meine es ist ja nicht so, dass ich von Anfang an wusste, dass er auf jeden Fall ein Kind hat und ihn dann nach 10 Monaten deswegen zur Rede stelle wie schei. es mir geht. Wäre es anders herum so, dann könnte er damit auch nicht leben. So sagt er jedenfalls. Er ist ja auch schon eifersüchtig, wenn er daran denkt, dass ich vor ihm andere exfreunde hatte. Ich weiß, ist absurd, weil Vergangenheit. Aber jeder Mensch tickt nunmal (zum Glück) anders.

Zitat:
Dein eigenes Misstrauen bereitet Dir Panik! Ich sehe hier bereits einen gewissen erkannten (!) Kontrollverlust. Prüfe mal für Dich, wie denn der von Dir genannte konkrete Nachweis bzgl. der Nicht-Vaterschaft ausschauen müsste, dass er Dich wirklich dauerhaft beruhigen würde. Gäbe es den überhaupt?


Kontrollverlust ist hier ein guter Begriff. Denn ich kann in dem Falle nur auf etwas vertrauen, was man mir sagt. Ich habe mich mit der Thematik des konkreten Nachweises schon auseinandergesetzt. Es würde mich glaube ich schon beruhigen, wenn ich wüsste, dass die grundsätzlich noch keine Kinder hat. Leider würde z. B. eine erweiterte Meldeauskunft das nicht ausschließen, da man die Sache mit den Kindern dort nicht mitgeteilt bekommt. Ich weiß, dass mich Dinge, die ich schwarz auf weiß sehe, beruhigen können.
Am Anfang der Beziehung hatten wir mal über Geschlechtskrankheiten gesprochen. Ich hatte ihn mal gefragt, ob er sich mal testen lassen hat, da er in einer vorherigen Beziehung mehrfach betrogen wurde. Er hatte mir gesagt, dass er nicht glaubt was zu haben, aber hatte immer mal wieder daran gedacht sich zu testen, um es ganz auszuschließen. Letztendlich hatte er Angst davor und so sind die Jahre ins Land gezogen. Erst als er mir sein Testergebnis gezeigt hat, war ich beruhigt. Wenn er mir nur gesagt hätte, er habe sich testen lassen und es ist alles in Ordnung oder der Arzt hätte ihm keinen Wisch mitgegeben, hätte wieder mein Misstrauen angefangen. Ich frage mich immer, warum ich da nicht auf das Vertrauen kann, was man mir sagt. Woher mag das wohl kommen?!

Es tut jedenfalls mal gut hierüber zu sprechen.

20.07.2021 12:56 • x 1 #3


Frau_Pübbels
Zitat von Mooo:
Ich frage mich nur immer wieder wieso jemand unter den Umständen nach 4 Jahren Beziehung ein Kind in die Welt setzen wollte. Kann der Stress in der Beziehung, die äußeren Umstände ( Einreden von Arbeitskollegen, Freundeskreis) und die dadurch entstandene emotionale Einsamkeit (z. B. Handy war ihr immer am Wichtigsten) wirklich dafür sorgen, dass jemand im Kurzschluss handelt?! Ich meine, das fragt ja gerade jemand, der gerne kontrolliert ist....

Kurz und knapp : ja.
War in meiner Kindheit viel alleine, in meiner erste Beziehung war ich auch viel alleine und da habe ich mir ein Kind gewünscht. Weil ich nicht alleine sein wollte . Hätten andere da noch Druck gemacht, hätte ich wahrscheinlich auch so reagiert.
Zum Glück hat es nicht geklappt, sonst hätte ich einen Teil von dem idioten für immer an der backe
Der wirkliche kinderwunsch ,also aus anderen Gründen als Einsamkeit, trat bei mir erst mit ca 26 Jahren auf. Aber habe es mit meinem damaligen Partner nie wirklich versucht. Die Umstände waren nicht passend und im Endeffekt der Mann auch nicht. Und Druck wird mir nur deshalb nicht von der Familie gemacht, weil meine Eltern schon 4 Enkel haben und die bedient sind ^^
Zitat von Mooo:
Denn ich kann in dem Falle nur auf etwas vertrauen, was man mir sagt.

Tscha ,so ist das nunmal im Leben. Man kann sich oft nur auf das verlassen ,was einem erzählt wird. Wenn dein Partner dir sagt ,dass er dich liebt und du die eine bist, dann kannst du dich im Endeffekt auch nur auf seine Worte verlassen .
Zitat von Mooo:
Ich weiß, dass mich Dinge, die ich schwarz auf weiß sehe, beruhigen können.

Irgendwie habe ich da meine Zweifel dran. Denn es könnte ja sein, dass die ex jemand anderen das Kind untergeschoben hat ,oder ,und das ist jetzt nur ein absurdes Beispiel zum veranschaulichen, aliens die Akten über die Existenz vernichtet haben ,weil die ex ein Reptilienmensch ist. Ich neige zur Übertreibung, um etwas zu verdeutlichen . Ich hoffe, es kommt an was ich meine.
Wenn man zweifeln will, findet man einen Grund.
Zitat von Mooo:
Ich frage mich immer, warum ich da nicht auf das Vertrauen kann, was man mir sagt. Woher mag das wohl kommen?!

Das kannst du dir im Endeffekt nur selbst beantworten.

20.07.2021 15:14 • x 1 #4


Icefalki
Zitat von Mooo:
Die Gedanken daran machen mich fertig, weil ein Mann mit Kind für mich nie in Frage kam


Hier hast du eines deiner Probleme. Dieser Grundsatz ist dir so wichtig, dass du nun die unmöglichsten Phantasien entwickelst, weil, es könnte ja sein, und wenn das so wäre, müsstest du nun, was müsstest du dann? Das macht dir Angst..

Nächstes Problem scheint zu sein, dass du generell wenig Vertrauen hast. Deshalb alles schwarz auf weiss als Beweis.

Um das zu durchbrechen, wäre vielleicht angebracht, dass du dich mehr damit beschäftigst, warum dir das eigentlich so wichtig ist.

20.07.2021 19:54 • x 1 #5


moo
Guten Morgen Mooo ,

danke für Deine ausführliche Rückmeldung.

Zitat von Mooo:
Es tut jedenfalls mal gut hierüber zu sprechen.


Definitiv - und alle hier lernen ebenfalls dazu. Einer der positiven Aspekte, wenn man ein Forum wirklich aufrichtig nutzt. Ein paar Gedanken hätte ich noch...:

Zitat von Mooo:
Nur, wenn man aus Angst alleine zu sein und aus Gewohnheit in so einer Beziehung bleibt, hat das auf der anderen Seite auch nichts mit Flinte ins Korn werfen zu tun.

Zitat von Mooo:
Ich frage mich nur immer wieder wieso jemand unter den Umständen nach 4 Jahren Beziehung ein Kind in die Welt setzen wollte.


Bemerkenswert (aber vielleicht fast auch ein wenig auffällig?), dass Du hier so einen klaren Standpunkt vertritst. Ich und viele andere können das tatsächlich nicht. Die Gründe, weshalb man schwierige Beziehungen eingeht, weiterführt und u. U. nie beendet, sind so zahlreich, dass ich sie nicht auf einen Nenner bringen möchte. Eins haben sie im Endeffekt aber doch gemeinsam: Das Potenzial (!) für Einsicht und charakterliche Entwicklung. Es macht z. B. einen immensen Unterschied, sich a) darüber im Klaren zu sein, dass das Festhalten an einer Beziehung aus Einsamkeitsängsten nicht gut ist und b) das am eigenen Geist und Körper zu erleben.

Das Durchleben dieser Situationen macht mich sprichwörtlich erfahrener im Leben. Das Durchdenken oder gar Verurteilen (?) solcher Situationen ist im Grunde lediglich diskursive Theorie. Letztere kann (!) mich zwar vor manch einer unangenehmen Situation bewahren, aber es besteht immer auch die Gefahr, für meine Entwicklung (von ent-wickeln) hilfreiche, persönliche Episoden zu verpassen.

Damit meine ich nicht, dass man sich blind in alle furchtbaren Aktionen stürzen soll . Jedoch wohnt ja bekanntlich jedem Anfang ein Zauber inne und insbesondere im Kennenlernen und Verlieben werden Punkte angerührt, wo m. E. jeder Mensch ein ungeahnt großes Feld der Selbsterkenntnis erfährt.

Zitat von Mooo:
Du meinst also, dass man sich da schon daran erinnern kann? Und man sich auch genau an die Daten erinnern kann?


Ja, absolut. Ich habe mich in der Tat vor dieser Behauptung versucht, mich in die damalige Lage Deines Partners zu versetzen. Es müssen nicht präzise Tagesdaten sein, aber die relevanten Monate hätte ich definitiv auf´m Schirm. Vielleicht ticken wir Buben da anders

Zitat von Mooo:
Es würde mich glaube ich schon beruhigen, wenn ich wüsste, dass die grundsätzlich noch keine Kinder hat. Leider würde z. B. eine erweiterte Meldeauskunft das nicht ausschließen, da man die Sache mit den Kindern dort nicht mitgeteilt bekommt. Ich weiß, dass mich Dinge, die ich schwarz auf weiß sehe, beruhigen können.


Ich habe die beiden Worte oben selber hervorgehoben um Dir vielleicht nochmal bewusst zu machen, dass Du u. U. gar nicht sooo überzeugt bist, ob damit wirklich Ruhe in Deinen Geist einzieht. Andererseits dürfte es doch nicht so schwierig sein herauszukriegen, ob irgendeine Person in einem gewissen Zeitraum Mutter geworden ist!?

Ich möchte damit sagen, dass Zwangsgedanken (sofern es sich um solche handelt) sich vor allem dadurch am Leben halten und verstärken, indem man nicht ins Handeln kommt. Deshalb schlage ich vor, dass Du Deinem Freund ausführlich erklärst, dass Du den Verdacht auf eine kleine Zwangsstörung hinsichtlich dieses Themas hast. Um diesen Verdacht aufzulösen benötigst Du den klaren Nachweis, dass seine Aussagen zutreffend sind. Er muss verstehen, dass es hier eher um Deine (!) Probleme mit den Zwangs(?)gedanken geht und nicht per se um ein eventuelles Kind. Nichtsdestoweniger wird für diesen Diagnosenausschluss halt genau dieser Nachweis benötigt.

Das nennt man in diesem Fall ins Handeln kommen.

Zitat von Mooo:
Am Anfang der Beziehung hatten wir mal über Geschlechtskrankheiten gesprochen. Ich hatte ihn mal gefragt, ob er sich mal testen lassen hat, da er in einer vorherigen Beziehung mehrfach betrogen wurde. Er hatte mir gesagt, dass er nicht glaubt was zu haben, aber hatte immer mal wieder daran gedacht sich zu testen, um es ganz auszuschließen. Letztendlich hatte er Angst davor und so sind die Jahre ins Land gezogen. Erst als er mir sein Testergebnis gezeigt hat, war ich beruhigt.


Dieser Vergleich hinkt ein klein wenig, weil Du von einer eventuellen Geschlechtskrankheit in der Tat vollumfänglich betroffen und gefährdet wärst. Somit verstehe ich Dein Ansinnen auf diesen Test als völlig vernünftig an.

Zitat von Mooo:
Ich frage mich immer, warum ich da nicht auf das Vertrauen kann, was man mir sagt. Woher mag das wohl kommen?!


Mir geht Dein Thema deswegen etwas nahe, weil ich früher ziemlich ähnlich gestrickt war. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! war zeitlebens mein Motto, welches in hohem Maße für meinen Burnout mitverantwortlich war. Heute gehe ich viel gelassener mit jeglichen Unwägbarkeiten um und lebe deutlich zufriedener.

Ich glaube, es gibt seitens der Tiefenpsychologie einige u. U. auch zutreffende Antworten und Erklärungen auf Deine letzte Frage aber auch hier gilt: Um eine Einsicht vom Hirn ins Herz sinken zu lassen, bedarf es das Leben.

Bewusstes Erleben und Reflektieren (ich nenne das Kontemplation) ist aus meiner Erfahrung der Schlüssel zum Lösen nahezu aller geistigen Schräglagen...

Euch alles Gute weiterhin!

21.07.2021 08:42 • x 1 #6





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