Pfeil rechts
4

V
Hallo zusammen,

ich möchte gerade einfach mal meinen Frust niederschreiben, wie es gerade so in meinem Leben läuft, da ich mit niemanden wirklich darüber reden kann:

Ich bin 30 Jahre alt. 2011 hatte ich eine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht. Bis heute arbeite ich in dem Unternehmen (Finanzdienstleistung). In den letzten Jahren hielt verstärkt das Thema Robotik Einzug, sodass viele Aufgaben automatisiert wurden. Da so viele Aufgaben wegrationalisiert wurden, hat dazu geführt, dass ich nur noch Call Center-Arbeit, second level, mache. Der ein oder andere wird nun erahnen, wie furchtbar das ist. Die Krankenquote ist hoch, das Arbeitspensum enorm. Es klingelt von morgens bis abends, ein Anruf nach dem anderen. Die Kunden sind undankbar, frech, diskutieren rum, sind teilweise saublöd in der Birne (sorry, ist aber so). Die Organisation ist ein Chaos. Die linke Hand weiß nicht, was die Rechte tut. Es wird ALLES mögliche durchgestellt. Wirklich zu jedem Thema kann was kommen, wo ich dann teilweise selber erstmal recherchieren muss. . alles im Gespräch. Kunden, Mitarbeiter, Prozesse.....alles nervt und will mit dem allen nix mehr zu tun haben. Bin allein lebend und im Home Office. Die Decke fällt mir auf den Kopf. Morgens habe ich mittlerweile keine Lust mehr, aufzustehen, weil ich schon weiß, wie sinnlos der Tag wird. Und so geht es jeden Tag.

Ich will einfach nur noch raus und was anderes machen, weiß aber nicht, was. Die Ausbildung, die ich damals gemacht habe, gibt es so in der Form nicht mehr, sodass ich das Gefühl habe, nichts vorweisen zu können.Ich hab früher nebenberuflich studiert, aber abgebrochen, weil die Belastung für mich zu hoch war und wissenschaftliches Arbeiten für mich ein Graus ist. Fühle mich daher, wie ein Nichtskönner. Nach der Arbeit bin ich so platt, dass ich auf nix mehr Bock habe. Erst recht nicht, Bewerbungen zu schreiben, ein Teufelskreis. Wenn ich dann doch mal die Kraft aufbrachte, was abzuschicken, kam natürlich eine Absage. Außerdem habe ich die Befürchtung, wieder bei einem Arbeitgeber zu landen, der einen nur ausbeutet und darauf habe ich einfach keinen Bock mehr.

Möchte gern nochmal neustarten und habe überlegt, irgendeine Umschulung zu machen, aber mit einem Ausbildungsgehalt kann ich mein Leben nicht finanzieren. Schulden habe ich zum Glück nicht, aber trotzdem müssen Miete, Kühlschrank und Auto bezahlt werden. Ich habe die Arbeitsagentur angeschrieben und um Beratung gebeten. Bisher habe ich keine Antwort erhalten und ich bezweifel mittlerweile, dass da noch was kommt.

Kommen wir zum Thema Beziehungen und soziales Umfeld. Beziehungstechnisch läuft gar nix. Bin ewiger Dauersingle. Wenn ich mal alles Jubeljahre eine Frau auf der Arbeit kennenlerne, enstand häufig eine gute Freundschaft, die bis heute besteht. Das wars dann aber auch schon. Lande immer in der Friendzone. Das schmerzt sehr, weil ich mir jedes Mal mehr erhoffe. Bin wohl einfach zu Niceguy.

Viele Freunde habe ich nicht. Es ist nicht so, dass ich gar keine habe, aber nur sehr wenige Freundschaften (zwei) sind wirklich tief. Die meisten kenn ich eher nur sporadisch. Wenn ich was mit den sporadischen unternehme, dann langweiligen mich die allgemeinen Gespräche und ich bin froh, wenn ich dann im Anschluss wieder allein bin. Danach aber verspüre ich dann doch wieder das Gefühl der Einsamkeit. Scheinbar weiß ich nicht, was ich will.

Zu meinen Eltern habe ich nur zu meiner Mutter ein gutes Verhältnis. Ich besuche sie gerne, wohnt aber 300 km entfernt. Ich kann nicht jede Woche rüberfahren, denn Sprit ist teuer und mit meinem Leasingwagen kann ich nur begrenzt km pro Jahr fahren.

Insgesamt fühle ich mich mental echt mies. Totale Unzufriedenheit im Job, keine Freude, Einsamkeitsgefühle und unerwiderte Liebe plagen mich. Ich habe ebenso das Gefühl, dass ich so viele Baustellen habe, das ich die allein nicht mehr abarbeiten kann. Das alles hier kommt mir mittlerweie einfach nur noch sinnlos vor.

Wie gesagt, wollte ich einfach mal loswerden. Vielleicht ist hier jemand, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat?

Grüße

14.07.2022 08:19 • 14.07.2022 x 1 #1


2 Antworten ↓


D
Veränderungen in meinem Leben, sofern sie mir nicht aufgezwungen werden, finden nur statt, wenn ich was verändere. Ich wage mal zu sagen, das gilt für so einige Menschen.

Du weißt anscheinend recht genau, was Du nicht mehr willst. Wenn Du weißt was Du willst, kannst Du entscheiden wie und ob Du es angehst.

Erfahrungsgemäß macht es wenig Sinn, auf Hilfe von Außen zu hoffen, besonders von der Arbeitsagentur. Tiefgründige Gespräche und Beziehungen werden auch eher selten an mich herangetragen, wenn ich mich nicht selbst darum bemühe.

Du bist 30 und ich denke, Dir bleibt noch Zeit, Veränderungen vor zu nehmen, beruflich und privat, die Dir ein positiveres Leben bescheren. Die Chance, dass dies ohne Eigeninitiative zu deinem Besten geschieht, ist aber gering.

14.07.2022 10:49 • x 2 #2


S
Ich hab mit 35 nochmal umgelernt, beste Entscheidung. War auch nach einem Zusammenbruch und der Erkenntnis, das Leben muss geändert werden.

Wohnung g gekündigt u in eine WG gezogen um Geld zu sparen.

14.07.2022 11:35 • x 1 #3