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Hallo zusammen,

Ich bin mit meiner Freundin (27 Jahre alt) seit 3 Jahren zusammen.

Die Eltern meiner Freundin sind recht schwierig. Sie möchten, dass ihre Tochter die gleichen Meinungen und Ansichten wie sie vertritt. Beispielsweise sind ihre Eltern sind sehr geizig und sparsam. Letztens hat sich meine Freundin neue Schuhe für 200 Euro gekauft. Von ihren Eltern kamen direkt Vorwürfe in Form von "Waaas so teuer? Du hast doch noch genügend Schuhe. Schuhe für 30 Euro hätten es doch auch ausgereicht". Anstatt zu sagen "Ist doch mein Geld", erzählt sie irgendeine Geschichte, dass sie die Schuhe bei einem Gewinnspiel gewonnen hätte. So geht das schon ihre ganze Kindheit und Jugend lang. Meine Freundin hat sich dadurch angewöhnt zu lügen oder Dinge zu verheimlichen, um Streit / Diskussionen aus dem Weg zu gehen bzw. Vorwürfe zu vermeiden.

Leider spiegelt sich das auch in unserer Beziehung wieder, ich wurde also auch schon mehrfach angelogen. Wir fahren dieses Jahr über Weihachten in den Urlaub und besuchen daher nicht wie gewohnt ihre Eltern an den Feiertagen. Freundin sollte ihnen Bescheid geben, hat sie laut eigener Aussage auch gemacht. Zwei Wochen später fragt mich ihre Mutter, wann wir denn an Weihnachten vorbeikommen. Es hat sich herausgestellt, dass meine Freundin sich nicht getraut hat Bescheid zu geben, da sie Diskussionen aus dem Weg gehen wollte und mich daher angelogen hat. Ich habe ihr da nochmal ganz klar gesagt, dass sie den Schwachsinn mit den Lügen lassen soll und mit mir über alles reden kann. Hat sie eingesehen und kommt nicht mehr vor. Das ist jetzt 4 Wochen her.

Freitag Abend war sie mit einer Freundin verabredet. Auf einmal ruft mich ein Kumpel an, dass meine Freundin hier gerade mit einem Typen in ein Restaurant gegangen ist. Habe sie natürlich darauf angesprochen. Sie hat sich mit einem alten Arbeitskollegen getroffen und mich angelogen, da sie nicht wusste, ob mich das eifersüchtig macht und wollte Streit verhindern.

Ich habe langsam so die Nase voll, weil sich hier einfach nie was ändert. Durch jede Aktion wird das Vertrauen immer und immer weniger. Seit Anfang des Jahres geht sie zur Psychotherapie, aber keine Ahnung ob das etwas bringt. Ich habe ihr schon tausend Mal gesagt, dass ich nicht derjenige bin, der ihr wegen neuen Schuhen irgendwelche Vorwürfe macht. Man kann sich auch mal in einer Beziehung streiten und hat sich trotzdem noch lieb. Und wenn man bei einer Diskussion nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt, ist das auch vollkommen in Ordnung.

Wie gehe ich am besten damit um? Ist da überhaupt noch Hoffnung für die Beziehung? Habt ihr sonst noch Ratschläge?
Danke und liebe Grüße

25.10.2021 09:05 • 26.10.2021 x 1 #1


11 Antworten ↓


Nun, deine Freundin hat gelernt, dass sie mit Lügen, Ausreden bequemer durchs Leben kommt, als mit der Wahrheit.

Sie wird eine sehr unsichere Persönlichkeit sein, die nie lernen durfte, ihre eigene Meinung zu leben.

Du kannst nun entweder den langen Weg der Vertrauungsbildung mit ihr gehen, oder auch den leichteren Weg wählen und sie verlassen.

Denn nur zum Verständnis: Mit dem gleichen Gefühl, dass man in einer Beziehung nicht lügen sollte, wegen Vertrauensverlust, hat sie gelernt, dass Lügen in einer Beziehung (Eltern/Kind) ihr Sicherheit geben.

Sie lügt dich nicht an, weil sie dir schaden möchte, sie lügt, weil sie Angst vor Kritik und Konsequenzen hat.

Ich habe Jahrzehnte gebraucht um zu akzeptieren, dass mich mein Mann definitiv liebt. Ich kannte das nicht und war immer mehr oder weniger innerlich auf dem Sprung, so für alle Fälle.

Vielleicht findet ihr einen Weg, dass ihr gemeinsam diese Problematik angeht. Z.b. von dir Unterstützung bei den Eltern, wenn's um schwierige Dinge geht, usw..

A


Ständige Lügen um Streit zu verhindern

x 3


Ja, @Icefalki ,

ich möchte noch ergänzen, dass es darüber hinaus auch Fälle gibt, die weitestgehend unbewusst lügen. Die auch insgesamt das Lügen als kein Thema ansehen.
Ich beschäftige mich insbesondere im buddhistischen Kontext mit der rechten Rede und da kommt der Wahrheit ein immens wirksamer Part zu. Wer regelmäßig lügt, hat langfristig knackige Konsequenzen zu tragen - nicht nur seitens seiner Umwelt sondern auch sich selber gegenüber.
Ich kann nicht beurteilen, wie umfassend die unaufrichtige Persönlichkeit bei der o. g. Frau ausgeprägt ist, aber da sie bereits seit Anfang des Jahres in Therapie ist, ist davon auszugehen, dass sie selber an sich arbeiten will.

@Fortune93
Du hast lt. eigener Aussage keine Ahnung, ob die Therapie ihr was bringt. Redet ihr nicht darüber? Sagst Du ihr, dass Du Dich in einem Forum über ihr Verhalten informierst? Zeigst Du ihr den Thread?

Ahnt Ihr beide vielleicht eine Wahrheit, die Ihr (beide) nicht aussprechen wollt?

Zitat von moo:
Die auch insgesamt das Lügen als kein Thema ansehen.


In diese Richtung habe ich auch gedacht. Und auch das wird mit reinspielen, da die Lügerei ja schon bissle absurd ist, wie, die Schuhe beim Glücksspiel gewonnen zu haben. Grins, auch noch die richtige Schuhgrösse, .

Insofern, wenn sich die Eltern mit so einem Schmarrn abspeisen lassen, kann man natürlich in die Richtung denken, dass dieses Lügen echt kein Thema mehr sind.

Aber hier hilft nur drüber reden, wenn man das noch möchte, da man ja auch hier wieder angelogen werden könnte. Echt verzwickt.

Zitat von moo:
Du hast lt. eigener Aussage keine Ahnung, ob die Therapie ihr was bringt. Redet ihr nicht darüber? Sagst Du ihr, dass Du Dich in einem Forum über ihr Verhalten informierst? Zeigst Du ihr den Thread?

Ahnt Ihr beide vielleicht eine Wahrheit, die Ihr (beide) nicht aussprechen wollt?


Doch, wir reden schon drüber. Anfangs hatte sie 2 oder 3 Einzelgespräche, das fand sie schon hilfreich. Der Therapeut hat versucht viele Dinge zu erklären. Beispielsweise ist ihre Mutter Hausfrau. Sie meint das alles vermutlich gar nicht böse, aber bei Hausfrauen ist es wohl sehr häufig der Fall, dass sie sich aufgrund des fehlenden Arbeitsstress und der vielen Freizeit viel mehr mit dem Leben der Kinder beschäftigen und sich irgendwann in das Leben einmischen.
Nun hat sie aber alle 4 Wochen ein Gruppengespräch mit 5 weiteren Personen. Pro Termin wird eine Person behandelt, also diese Person erzählt von ihrem Problem und die anderen Teilnehmer hören sich die Erzählung an, geben Ratschläge, bringen eventuell eigene Erfahrungen ein. Bisher war aber kein Fall dabei, in dem sich meine Freundin wiedererkannt hat und somit etwas mitnehmen konnte. Zuletzt wurde ein Fall besprochen, dass eine Teilnehmerin keine Kinder bekommen kann und daraufhin Depressionen bekommen hat, davor ging es um Mobbing am Arbeitsplatz.

Nein, sie weiß nichts von dem Forum. Möchte für mich erstmal Ratschläge / neutrale Meinungen einholen, wie ich am besten damit umgehe?

Was meinst du mit Wahrheit ahnen, die wir nicht aussprechen wollen?

Zitat von Fortune93:
Was meinst du mit Wahrheit ahnen, die wir nicht aussprechen wollen?


Na, das die Beziehung nicht hält.

Ich hatte vor ganz langer Zeit auch mal so ein Exemplar, nicht so extrem.

Das schlimme ist, dass man, wenn man dahinter kommt, immer wieder Ausreden bekommt u am Ende denkt man, man sei der Doofe u soll sich nicht so anstellen.

Ich habe mich dann getrennt, weil ich keinen zukünftigen Daddy haben wollte, der meinen Kindern das lügen lernt.

Danke, @Fortune93 für Deine Antwort,

Zitat von Fortune93:
Sie meint das alles vermutlich gar nicht böse, aber bei Hausfrauen ist es wohl sehr häufig der Fall, dass sie sich aufgrund des fehlenden Arbeitsstress und der vielen Freizeit viel mehr mit dem Leben der Kinder beschäftigen und sich irgendwann in das Leben einmischen.

Selbst wenn dieses Vorurteil des Therapeuten zuträfe, ist das (noch) keine Erklärung für die Lügen. Hat sie denn das Thema Ehrlichkeit schon mal als Gruppenthema vorgebracht? Wir hatten das zweimal in unserer Therapiegruppe - da ging´s aber ab, kann ich Dir sagen! Sie könnte da wirklich von profitieren (und Du letztlich auch, sofern sie danach mit Dir drüber spricht).

Zitat von Fortune93:
Was meinst du mit Wahrheit ahnen, die wir nicht aussprechen wollen?

Sofern das Lügen Deiner Freundin auf ihrer Annahme beruht, es sei - wie im elterlichen Beispiel - vonnöten, lässt ja einiges darauf schließen, dass Deine Haltung ungefähr (an irgendeinem neuralgischen Punkt) dem ihrer Eltern entspricht, auch wenn Du Dir das in keinster Weise vorstellen kannst.
Ich denke, es könnte (!) z. B. ein (gefühlt zu häufiges?) Nachfragen Deinerseits bzgl. irgendwelcher Umstände o. ä. sein. Weist wie mich meine?

Zitat von moo:
Selbst wenn dieses Vorurteil des Therapeuten zuträfe, ist das (noch) keine Erklärung für die Lügen. Hat sie denn das Thema Ehrlichkeit schon mal als Gruppenthema vorgebracht?

Meine Freundin war bisher noch nicht mit der Vorstellung ihres Themas dran. Die neuen Teilnehmer hören sich die Geschichten der anderen erstmal an. Sie müsste jetzt aber beim nächsten oder übernächsten Termin dran sein. Aber ich weiß halt nicht, in wie weit sie wirklich ihr Problem erkennt bzw. als wie schlimm sie es ansieht. Wenn man sie drauf anspricht, sagt sie natürlich schon, dass sie ihr Fehlverhalten einsieht.

Zitat von moo:

Ich denke, es könnte (!) z. B. ein (gefühlt zu häufiges?) Nachfragen Deinerseits bzgl. irgendwelcher Umstände o. ä. sein. Weist wie mich meine?

Ich verstehe schon, was du meinst. Aber ich wüsste nicht, wie ich mich anders verhalten soll. Wenn sie sagt, dass sie bzgl. Weihnachten mit ihren Eltern alles klärt, möchte ich auch wissen, was Stand der Dinge ist. Es betrifft ja auch mich und meine Planung, wenn die Eltern beispielsweise gesagt hätten, dass wir dann halt nach dem Urlaub vorbeikommen sollen. Allein schon für meine Planung frage ich dann nach.
Dann soll sie entweder sagen Das und das haben wir alternativ geplant oder Ich habe mich nicht so recht getraut, wäre lieb wenn du als Unterstützung mitkommen kannst. Aber nicht Ja alles geklärt, dann und dann kommen wir vorbei obwohl es überhaupt nicht stimmt.

Für mich ist Ehrlichkeit so ziemlich das wichtigste, gerade in einer Partnerschaft. Dafür strenge ich mich auch an, damit man mit mir auch wirklich über alles reden kann und ich versuche den anderen zu verstehen.
Wenn ich jetzt feststellen muss, dass mein Partner das mit der Ehrlichkeit nicht so sieht, aus welchen Gründen auch immer, dann werden Gespräche folgen in denen ich ihm klar mache, was Ehrlichkeit für mich bedeutet, und welche Auswirkungen es auf mich hat, wenn ich angelogen werde, nämlich das ich das Vertrauen verliere und ich mit niemanden zusammen sein möchte (Partnerschaft), der mich anlügt und mir somit vermittelt, dass man mir nicht vertrauen kann....
Letztendlich wird es dann dazu führen (wenn weiter gelogen wird), dass ich mich trenne. Freundschaft vielleicht, Partnerschaft nein.
Wenn er das nicht möchte, dann werden neue Regeln aufgestellt, so dass man wieder Vertrauen aufbauen kann. Also Nachfragen müssen erlaubt sein um a) zu zeigen, dass das Vertrauen noch nicht da ist und b) dem anderen noch mal die Gelegenheit zu geben vielleicht zu erkennen, dass er lügt und um es zu korrigieren.
Das Nachfragen wird vielleicht auch begleitet mit, du weißt: Ehrlichkeit und so? Es gibt nichts, worüber man nicht reden kann.
Und je nachdem wie es sich dann entwickelt kann man wieder Vertrauen aufbauen oder eben nicht, dann würde ich mich wahrscheinlich trennen.

Zudem wird der andere aufgemuntert sein Inneres nach Außen zu kehren, damit er merkt, wie ich damit umgehe, so dass auch er Vertrauen zu mir aufbauen kann.

Alles nur Theorie, aber so könnte ich es mir vorstellen. Gemeinsam daran arbeiten, gemeinsame Gespräche, gemeinsam mit dieser Situation wachsen.

Zitat von Fortune93:
Aber ich wüsste nicht, wie ich mich anders verhalten soll. Wenn sie sagt, dass sie bzgl. Weihnachten mit ihren Eltern alles klärt, möchte ich auch wissen, was Stand der Dinge ist. Es betrifft ja auch mich und meine Planung, wenn die Eltern beispielsweise gesagt hätten, dass wir dann halt nach dem Urlaub vorbeikommen sollen. Allein schon für meine Planung frage ich dann nach.

Eh klar, das war natürlich keine Aufforderung, dass Du nix mehr fragen sollst... Es ging mir um ihre Wahrnehmung.

Zitat von Fortune93:
Sie müsste jetzt aber beim nächsten oder übernächsten Termin dran sein. Aber ich weiß halt nicht, in wie weit sie wirklich ihr Problem erkennt bzw. als wie schlimm sie es ansieht.

Genau für die Erkenntnis, wie belastend Lügen für alle Beteiligten ist, ist solch eine Gruppentherapie da. Ermuntere sie doch, das als eines ihrer Themen zur Sprache zu bringen. Glaub mir, das hat in diesem (hoffentlich professionellen) Rahmen eine ganz andere Wirkung als wenn Ihr beide das untereinander ausfechtet.

Zitat von Fortune93:
Wenn man sie drauf anspricht, sagt sie natürlich schon, dass sie ihr Fehlverhalten einsieht.

Ich hoffe, das ist zumindest glaubhaft?

Zitat von Fortune93:
Ich habe langsam so die Nase voll, weil sich hier einfach nie was ändert. Durch jede Aktion wird das Vertrauen immer und immer weniger.

Sage ihr, dass Du Dich von ihr trennst. Suche Dir eine neue eigene Wohnung und lass diese unter der Knüttel ihrer geizigen Eltern stehende Frau hinter Dir. Es wird sich nie ändern Dein Vertrauen wird immer weiter erodieren und die Qualen mehr und mehr. Diese Beziehung wird in drei Jahren sieben Mal mehr Kraft kosten als jetzt und in zehn Jahren wird sie sowieso kaputt sein. Was haben, bitteschön, solche Eltern in einer Beziehung zu suchen? Jede Bemerkung über den Kauf von Schuhen würde ich ihnen direkt ins Gesicht zurückballern, natürlich verbal! Bist Du ein Mann?
Mitfühlende Grüße

Hallo Fortune93,

ich kann gut verstehen, dass die Situation für Dich belastend ist!

Ich denke schon, dass Deine Freundin lernen kann, ihr Verhalten zu ändern, wenn sie es wirklich will und wirklich ehrlich bemüht ist, hart an sich zu arbeiten.
Aber der Weg dahin wird vermutlich echt lang sein und viel Geduld von Dir erfordern. Ich weiß nicht, ob Du das möchtest, denn es wird vermutlich viel Arbeit sein. Aber ich halte es grundsätzlich für möglich, dass sie sich ändert. Nur kann ich nicht einschätzen, wie viel Energie Du in die Beziehung investieren möchtest bzw. wie viel Kraft Du hast, auf eine Verhaltensänderung ihrerseits hinzuarbeiten, die, wenn es schlecht läuft, vielleicht auch nicht oder nur sehr langsam eintritt.

Im Endeffekt müsstest Du sie dabei unterstützen, ganz tief eingegrabene Glaubenssätze Stück für Stück zu verändern. Und das dysfunktionale Verhaltensmuster der elterlichen Umgebung aufzubrechen und zu verändern (bei ihr). Denn es ist ein dysfunktionales Muster, das sie aber nicht als solches erkennt, weil vermutlich ihre ganze Familie ihr Leben lang nach diesem dysfunktionalen Muster gelebt hat. Es war dort Normalität. In ihrer Familie waren diese Notlügen vermutlich nicht einmal sehr negativ besetzt, es gehörte dort vermutlich zum normalen Alltag. Ich kenne tatsächlich einige Familien, in denen das so läuft. Nur muss sie erstmal verstehen, dass das eben nicht normal ist. Und in meinen Augen ist es ein Muster, das die ganze Familie betrifft, die Eltern werden sehr genau wissen, was da läuft und sich sehr wahrscheinlich ähnlich verhalten wie sie es tut.

Du müsstest ihr helfen, zu verstehen, dass ihr Verhalten negative Konsequenzen hat, auch wenn sie diese nicht gleich erkennen kann. Sie hat meiner Meinung nach zwei Dinge nicht verstanden/gelernt:
1) Ihr Verhalten, das sie von den Eltern so gelernt hat, mag in der Beziehung zu den Eltern funktional sein (es wurde ihr ja so beigebracht), aber außerhalb der elterlichen Beziehung ist es schädlich, nur kann sie das noch nicht sehen oder glauben.
2) Sie begreift den Unterschied zwischen kurzfristig hilfreich - langfristig schädlich nicht. Mit einer kleinen Notlüge kann sie sich kurzfristig aus einer unangenehmen Situation herauswinden und kurzfristig den empfundenen Druck abbauen/ die Beziehung sichern, die sie jedesmal als gefährdet sieht, wenn sie etwas vermeintlich Falsches getan hat, aber der langfristige Schaden durch das beschädigte Vertrauen ist ihr nicht bewusst, weil sie es anders gelernt hat und weil sie nicht gelernt hat, dass funktionale und gesunde Beziehungsmuster anders funktionieren.

Es ist ein angstmotiviertes Verhalten, wie @Icefalki auch schon schrieb:
Zitat von Icefalki:
Sie lügt dich nicht an, weil sie dir schaden möchte, sie lügt, weil sie Angst vor Kritik und Konsequenzen hat.

Das sehe ich auch so. Sobald sie etwas tut, was sie in ihren Augen nicht hätte tun sollen, hat sie sofort Angst, dass die Beziehung gefährdet ist, wenn das herauskommt:

Sie hat Angst, dass Du sauer auf sie bist, wenn sie sich mit einem ehemaligen Kollegen trifft.
Sie hat Angst, Dir anzuvertrauen, dass sie nicht die Kraft hat, ihren Eltern wegen Weihnachten die Wahrheit zu sagen und dass sie es aus Angst auf die lange Bank geschoben hat, weil sie fürchtet, dass Du dann sauer auf sie bist.
Sie hat Angst, dass Eure Beziehung gefährdet ist, wenn sie die Wahrheit sagt.
Darum erfindet sie eine Notlüge, die in ihren Augen weniger schädlich/gefährlich ist. Dass sie damit genau das Gegenteil erreicht, kann sie (noch) nicht sehen, weil sie es anders gelernt hat.

Sie muss also erstmal lernen, dass ihre Lügerei tatsächlich sehr negative Konsequenzen haben kann, wenn es um Personen außerhalb ihrer dysfunktionalen Familienkonstellation geht.

Dazu gehört erstmal der Aufbau von Sicherheit in der Beziehung.
Du kannst ihr helfen, indem Du ihr zeigst, dass Eure Beziehung nicht gefährdet ist, wenn sie etwas tut, von dem sie glaubt, dass Du es nicht gutheißt.
Dass es ok ist, wenn sie sich mit Leuten verabredet. Dass es ok ist, sie Schwierigkeiten hat, mit ihren Eltern wegen Weihnachten zu reden.
Mach' ihr klar, dass diese Sachen für Dich kein Problem sind, dass es aber ein sehr großes Problem für Dich ist, wenn sie Dich anlügt und Du ihr nicht vertrauen kannst.
Mach' ihr klar, dass sie zu Dir kommen und mit Dir reden kann, dass Du ihr hilfst und sie unterstützt, dass Du Verständnis für sie hast.
Aber mach' ihr genauso klar, dass es für Dich gar nicht geht, angelogen zu werden. Dass es für Dich weniger schlimm ist, mit ihr über die Situation mit Weihnachten zu reden als darüber belogen zu werden.

Es wird bestimmt eine Zeit dauern, bis das besser werden kann. Denn vermutlich wird sie Dir zunächst nicht glauben, dass das Lügen für Dich schlimmer ist als das vermeintliche Problem.
Du kannst ihr Sicherheit geben, indem Du zeigst, dass Du es wirklich ernst meinst mit ihr und dass die Beziehung nicht gleich gefährdet ist, wenn mal ein Problem auftaucht.

Aber, wie gesagt, es wird vermutlich ein langer und steiniger Weg werden, Ausgang ungewiss.
Aber wenn Du bereit bist, diesen Weg mit ihr zu gehen, halte ich eine Verhaltensänderung ihrerseits durchaus für möglich.

LG Silver

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