Ich bin jetzt seit 23 Jahren mit meinem Partner zusammen. Wir sind nicht verheiratet und haben keine Kinder.
Ich habe mich mit 17 in ihn verliebt, weil er so lustig, hilfsbereit und auch unkompliziert war. Und weil wir uns auf Anhieb gut verstanden haben.
Kurz danach bin ich mit in sein Elternhaus gezogen.
Nach einer Zeit kamen sie mal hier, mal da, diese kleinen Abwertungen und Beleidigungen als Witz getarnt, vor Freunden und Familie. Am Anfang habe ich es nicht sehr ernst genommen. Er sagte immer: Du weißt doch, von wem es kommt.
Er entschuldigte sich auch jedesmal. Aber es wurde immer mehr mit der Zeit, heftiger und dann auch immer öfter ohne Entschuldigung danach.
Er pflegte lange seine Mutter bis sie vor kurzem starb. Und in dieser Zeit wurde es immer schlimmer. Er wurde immer verbitterter, wütender. Und das nicht nur mir sondern auch seiner Mutter gegenüber. Er beschimpfte sie auch sehr oft.
In dieser Zeit der Pflege kreiste er wie ein Planet fast ausschließlich um seine Mutter und ich kreiste um ihn UND seine Mutter.
Dann bin ich sehr krank geworden und konnte nicht mehr arbeiten. Jeder Tag glich dem anderen, aufstehen, für ihn und seine Mutter Frühstück machen, Haushalt machen, TV und dann abends wieder schlafengehen. Und ich habe mich noch um so viel mehr gekümmert. immer schon. Alles was ihm unangenehm oder zu viel wurde, erledigte ich. Und es gab nur noch ein Gesprächsthema: seine Mutter. Nein nicht ganz, über die Nachbarn regt er sich auch jetzt immer noch auf. Am Anfang nahm er Rücksicht auf mich wegen der Krankheit . Aber als es mir wieder einigermaßen besser ging hörte das wieder auf.
Dann lernte ich meinen jetztigen besten Freund kennen. Wir schreiben sehr viel weil wir auch die selben Interessen haben. Er wohnt sehr weit weg und deshalb schreiben wir nur. Telefonieren würde ich auch gerne mit ihm. aber das will mein Partner nicht. Ausserdem würde er die ganze Zeit daneben sitzen und zuhören. Und das will ich wieder nicht.
Er liest auch zwischendurch die Nachrichten die wir über WA schreiben. Am liebsten würde ich mein Handy sperren. aber ich weiß, daß es dann einen Megastress gibt weil er meint, ich verheimliche ihm was. und darum lasse ich es.
Seit ich krank geworden bin, habe ich auch angefangen mich mehr um mich selbst zu kümmern. Etwas das ich lange sehr vernachlässigt habe. Und seit dem ist es noch schlimmer geworden. Er wird immer beleidigender, verletzender. Ich wüsste ja nicht wohin darum wäre ich noch bei ihm und hätte mich bei ihm eingezeckt. Ich würde ihn nerven, mein Lachen geht ihm auf den Geist. Das schlimmste was er gesagt war am Anfang meiner Krankheit. in einer Meinungsverschiedenheit sagte er, ich solle die Fresse halten sonst würde er sie mir aus dem Leib prügeln. das hat mich sehr getroffen und auch was in mir kaputtgemacht. Seitdem hat sich mein Blick auf ihn total verändert. Auch meine Gefühle zu ihm. Ich habe es ihm gesagt. alles was mich bewegt. aber er stellt sich immer als Opfer dar. ich habe mich ja schließlich verändert. also brauche ich mich auch nicht wundern, wenn er mich so behandelt. Ich liebe ihn immer noch. aber sie steht auf wackeligen Beinen.
Es ist ein Spiel aus heiß und kalt, süß und bitter was er mit mir spielt. Langsam bin ich am Ende und ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Denn an allem was ich tue, hat er was zu nörgeln. Überhaupt fängt er schon am Morgen damit an sich über alles, nicht nur über mich, aufzuregen. Er ist laut und wütend und ich will am liebsten nur meine Ruhe haben. Und wenn ich bei seiner Hetzjagt nicht mitmache, dann versteht er das nicht. ich wäre ja früher anders gewesen. Dabei sagte ich ihm, daß ich einfach keine Lust mahr dazu habe mich über alles aufzuregen.
Und ständig hält er mit vor, was er schon alles für mich getan habe, zum Arzt gefahren usw. das tat ich kein einziges mal. Ohne mich wäre er bis heute noch nicht einmal Krankenversichert und würde jetzt auf einem Berg hoher Krankenhausschulden sitzen.
Er pflegte seine Mutter nämlich lange unversichert, weil er nicht arbeiten wollte (die ersten Jahre wäre das möglich gewesen ,er hatte aber keine Lust und ist deshalb auch nicht zum Amt gegangen, weil er auch da als vermittelbar durchgegangen wäre). Dann wurde die Pflege zu einem Ganztagsjob aber er ging immer noch nicht zu Amt um sich versichern zu lassen. Dann musste er vor vier Jahren ins KH. Ich kümmerte mich eine Woche lang um seine Mutter und sorgte anschließen dafür, daß er beim Amt gemeldet und dann auch versichert wurde. Reichte alle Unterlagen ein. er musste nichts selber machen.
Und da war noch viel, viel mehr, in dem ich ihn mit meiner ganzen Energie und Kraft unterstütze. Neben meiner Arbeit im Einzelhandel, zwei Haushalten, einem Garten und all das was sonst noch so erledigt werden musste.
Jetzt bin ich müde und erschöpft. genieße die Zeit in der er mal nicht da ist und ich meine Ruhe habe und machen kann was ich will ohne mich wegen ihm schlecht zu fühlen, weil er mir permanet das Gefühl gibt, daß ich ihn vernachlässige oder das er mir egal ist.
Auch jetzt, nur von schreiben darüber bin ich erschöpft. Aber es musste einfach raus.
Vielen dank für lesen.
03.04.2021 17:11 • • 09.04.2021 x 1 #1