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Zitat von Pauline333:
Loslassen/akzeptieren/sich distanzieren oder (endgültig) abwenden ist i.d.R. ein Prozess. Je mehr das betreffende Thema oder der betreffende Mensch mit dem eigenen Leben verwoben ist, desto länger dauert der Prozess. Ich habe z.B. eine sehr wichtige Verwandten losgelassen und gleichzeitig akzeptiert, ...

Das hast du toll erklärt und beschrieben. Ja, dass es ein Prozess ist leuchtet mir ein. Aber gerade wenn ein Prozess länger dauert treten doch auch immer wieder Gedanken und auch Unsicherheiten auf. Woher weiß man dann , dass es trotzdem der richtige Weg ist und hält daran fest......geht es nicht auch um Kompromisse im Leben?

Zitat von User_0815_4711:
Danke! Also das erste ist wohl sehr schwer, so weit ich es von dem Forum hier weiß. Ängste sozusagen aus einer Metaebene zu betrachten, dürfte eine hohe Kunst sein. Das zweite, da kommt es drauf, welche Krankheit das ist. Stabil oder nicht, behindernd oder nicht, und so weiter. Bei manchen ist eine Akzeptanz sicher ...

Deswegen bin ich u.a. ja hier um zu lernen mit meinen Ängsten besser klar zu kommen oder damit zu leben. Denn ich habe ganz viele Ängste. Und in dem Zusammenhang habe ich eben schon ganz oft von Akzeptanz und Loslassen (bezogen auf den Widerstand) gelesen. Bei Ängsten geht es ja nicht darum sie wegzumachen, sondern darum zu lernen sie zu integrieren und ihnen damit die Macht zu nehmen. Und das klingt für mich zwar irgendwie logisch und gut aber das wirklich umzusetzen ist eben so schwer....
Bei den Krankheiten ist es letztendlich ja genauso, ich habe z.B. eine chronische Refluxerkrankung, die engmaschig kontrolliert werden muss, und weswegen ich mein Leben lang Medikamente nehmen muss, um das Risiko dass daraus etwas schlimmeres werden könnte zu minimieren.....das ist z.B. auch einfach etwas das kann und will ich einfach nicht wahr haben und akzeptieren. Warum nicht? Weil es einfach nicht in mein Bild passt, weil ich negatives einfach nicht haben will....oder was weiß ich.....Und bei den Meinungen fällt es mir ebenso schwer einfach sein zu lassen......wenn mir etwas nicht gefällt dann reagiere ich immer emotional.....sei es mit Wut, Angst, Traurigkeit oder whatever....

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Loslassen - wie funktioniert das?

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Zitat von seelentraum:
Dinge, die man nicht will akzeptieren?


Die Antwort liegt bereits in der Aussage. Wie kannst du etwas akzeptieren, das du nicht willst?

Zitat von seelentraum:
Aber gerade wenn ein Prozess länger dauert treten doch auch immer wieder Gedanken und auch Unsicherheiten auf. Woher weiß man dann , dass es trotzdem der richtige Weg ist und hält daran fest.....

Auch das ist ein Prozess. Bei meinem persönlichen Beispiel hatte ich noch ein paar Mal den Gedanken vielleicht kann es ja doch wieder gut werden, aber dann wurde ich eines Besseren belehrt oder mir ist wieder eingefallen, was ich alles schon Schreckliches mit dieser Person erlebt habe und wie sie so oft so dermaßen Grenzen überschritten hat, dass es tatsächlich gar kein Zurück mehr geben kann.

Ich verfahre gerne nach dem change it, love it or leave it Prinzip. Bevor ich tatsächlich über leave it nachdenken ist ganz viel Energie in change it und dann in love it geflossen. Irgendwann kommt man eben an den Punkt, dass man erkennt, es macht so keinen Sinn und nur das Abwenden bleibt. Dieses Erkennen ist ein wichtiger Schritt, der Startschuss. Aber bis zu einem fast geschafft vergehen womöglich Monate oder sogar Jahre und es ist ein Auf und Ab, aber der Trend ist positiv.

Zitat von seelentraum:
geht es nicht auch um Kompromisse im Leben?


Wie gesagt, lasse ich nur dann etwas mir sehr wichtiges los, wenn es keinen anderen Weg gibt. Wenn es über lange Zeit nicht gelungen ist, dass ich dem anderen klar machen konnte, was das Problem ist und ich es auch nicht schaffen konnte,
mit den Verletzungen zu leben.

Ich bin sonst sehr kompromissbereit, selber anpassungswillig und kann über vieles hinwegsehen. Ich bin überzeugt davon, dass jede gute und langlebige Beziehung nur durch gegenseitige Kompromiss- und Anpassungsfähigkeit sowie Flexibilität im Ertragen von nicht änderbaren Dingen Bestand hat.
Damit ich mich von einer wichtigen Person abwende, muss mächtig viel passiert sein. Kompromissbereitschaft hört da auf, wo sie nur zu meinen Lasten führt.

Wenn ich etwas will oder nicht will, wie könnte ich akzeptieren, dass etwas nicht so ist, wie ich es will oder eben nicht will?

Ohne einen Willen für oder wider Etwas, kommt die Akzeptanz von ganz allein.

Das Gegenteil von Akzeptanz ist der unbedingte Wille. Ich will keine Angst mehr haben oder ich will loslassen.

Was man damit garantiert nicht loslässt, ist die Angst. Denn die will was.

Zitat von seelentraum:
Bei Ängsten geht es ja nicht darum sie wegzumachen, sondern darum zu lernen sie zu integrieren und ihnen damit die Macht zu nehmen. Und das klingt für mich zwar irgendwie logisch und gut aber das wirklich umzusetzen ist eben so schwer....

Um auch auf dieses Thema einmal einzugehen. Akzeptanz von Ängsten - bei gleichzeitiger Arbeit an sich, um diese Ängste zu reduzieren - hat natürlich nichts mit dem Loslassen von Menschen zu tun.
Herbei geht es darum, dass man für den Moment (!) akzeptiert, die Angst xy zu haben. Der Sinn dahinter ist, dass man nicht noch zusätzlich Energie darauf verschwendet, sich selbst wegen der Angst zu geißeln oder sie mit aller Macht zu verteufeln. Sie ist jetzt eben da, die Energie, sie mir wegzuwünschen, sie zu hassen, darüber zu verzweifeln etc. kann man sich sparen. Die Angst an sich, frisst schon genug Energie.

Ich kann dir hier die Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT) empfehlen. Mir gefällt das Buch Das Leben annehmen.
Hier geht es im Kern darum, seine Angst (oder Depression oder Zwang) zu akzeptieren UND GLEICHZEITIG trotzdem sein Leben möglichst weiter zu leben, wie man das eigentlich wollte (wenn man keine Angst hätte).
Dies führt dann zu Erfolgserlebnissen, mehr Zuversicht, mehr Zufriedenheit und im besten Fall (ein gutes Stück) aus der Angst heraus.

Zitat von Tekton:
Die Antwort liegt bereits in der Aussage. Wie kannst du etwas akzeptieren, das du nicht willst?

Man bekommt im Leben nicht immer das, was man will und meist kann man die Gegebenheiten, Umstände etc. nicht beeinflussen oder steuern. Zwangsläufig kommen dann auch Dinge zu einem, die einem nicht gefallen und die man am liebsten nicht haben will, wie z.B. eine Krankheit. Die muss ich aber ja auch akzeptieren, ob ich will oder nicht, da werde ich ja nicht gefragt.

Zitat von seelentraum:
Die muss ich aber ja auch akzeptieren, ob ich will oder nicht, da werde ich ja nicht gefragt.


Das Wort Muss ist ein innerer Autoritarismus, der Widerstand und damit Spannung erzeugt.

Du musst es nicht akzeptieren.

Du akzeptierst, was ohnehin so ist, wie es ist.

Zitat von Tekton:
Wenn ich etwas will oder nicht will, wie könnte ich akzeptieren, dass etwas nicht so ist, wie ich es will oder eben nicht will? Ohne einen Willen für oder wider Etwas, kommt die Akzeptanz von ganz allein. Das Gegenteil von Akzeptanz ist der unbedingte Wille. Ich will keine Angst mehr haben oder ich will loslassen. ...

Hm, willst du damit sagen man soll keinen Willen mehr haben? Dann würde Akzeptanz aber ja Gleichgültigkeit bedeuten......

Zitat von seelentraum:
Zwangsläufig kommen dann auch Dinge zu einem, die einem nicht gefallen und die man am liebsten nicht haben will, wie z.B. eine Krankheit. Die muss ich aber ja auch akzeptieren, ob ich will oder nicht,

Aber es ist ein Unterschied, ob man mit der Krankheit lebt, da man mit ihr leben muss und sie auch immer mal wieder verteufelt und wünscht, sie wäre weg oder ob man sie tatsächlich akzeptiert und damit als einen Teil von sich annimmt. Ohne Wut, ohne Hass, ohne Ablehnung.

Zitat von Tekton:
Das Wort Muss ist ein innerer Autoritarismus, der Widerstand und damit Spannung erzeugt. Du musst es nicht akzeptieren. Du akzeptierst, was ohnehin so ist, wie es ist.

wenn ich nicht akzeptieren will bin ich aber ja auch im Widerstand

Zitat von seelentraum:
Hm, willst du damit sagen man soll keinen Willen mehr haben? Dann würde Akzeptanz aber ja Gleichgültigkeit bedeuten......

Ich war zwar nicht gemeint, aber Akzeptanz macht da Sinn, wo man selber - vielleicht nur in dem Moment oder in dieser Phase des Lebens oder auch für immer - mit seinem Willen nichts mehr ausrichten kann.
Das ist nicht Gleichgültigkeit, sondern annehmen des Schicksals.

Wurde man von einem sehr geliebten Menschen verlassen, kehrt erst dann Friede ein, wenn man die Trennung akzeptiert hat. Man hat verstanden, dass man nichts mehr ausrichten kann. Es ist dann, wie es ist und man lebt sein Leben weiter. Das ist auch keine Gleichgültigkeit, sondern Annahme des Schicksals.

Zitat von seelentraum:
Hm, willst du damit sagen man soll keinen Willen mehr haben? Dann würde Akzeptanz aber ja Gleichgültigkeit bedeuten......


Keinen unbedingten Willen.
Also eine rigide, starre, fixierte oder feste Haltung. Du hälst ein Seil fest.
Hälst du es nicht fest, hälst du kein Seil in der Hand.

Und Akzeptanz heißt, etwas so sein zu lassen, wie es gerade ist, ohne dagegen anzukämpfen.

Gleichgültigkeit dagegen bedeutet, dass es einem egal ist und man sich innerlich abwendet.

Bei der Akzeptanz bleibst du in Kontakt mit dir und deinem Gefühl dazu, und bei Gleichgültigkeit schneidest du dich von dir und deinem Gefühl ab.

Zitat von Pauline333:
Auch das ist ein Prozess. Bei meinem persönlichen Beispiel hatte ich noch ein paar Mal den Gedanken vielleicht kann es ja doch wieder gut ...

Danke für das Teilen deiner Erfahrung. Ich glaub es braucht einfach auch Entschlossenheit etwas zu verändern oder einen entsprechend hohen Leidensdruck?!

Zitat von Pauline333:
Um auch auf dieses Thema einmal einzugehen. Akzeptanz von Ängsten - bei gleichzeitiger Arbeit an sich, um diese Ängste zu reduzieren - hat ...

Danke für den Buchtipp, von ACT hab ich noch nie was gehört. Ist das eine spezielle Therapieform?

Zitat von Pauline333:
Aber es ist ein Unterschied, ob man mit der Krankheit lebt, da man mit ihr leben muss und sie auch immer mal wieder verteufelt und wünscht, sie ...

Ja der Unterschied ist mir vom Verstand her klar, aber trotzdem komm ich gefühlsmäßig nicht dahin....

Zitat von Pauline333:
Aber es ist ein Unterschied, ob man mit der Krankheit lebt, da man mit ihr leben muss und sie auch immer mal wieder verteufelt und wünscht, sie ...

Ja der Unterschied ist mir klar, zumindest kann ich es mit dem Verstand verstehen.... aber gefühlsmäßig hab ich es wohl (noch) nicht verstanden (verinnerlicht)
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Zitat von Pauline333:
Ich war zwar nicht gemeint, aber Akzeptanz macht da Sinn, wo man selber - vielleicht nur in dem Moment oder in dieser Phase des Lebens oder auch für ...

Du meinst also es braucht die Einsicht zu erkennen dass man seinen Willen nicht bekommt damit man es akzeptieren kann...?

Zitat von Tekton:
Keinen unbedingten Willen. Also eine rigide, starre, fixierte oder feste Haltung. Du hälst ein Seil fest. Hälst du es nicht fest, hälst du kein ...

Wow, toll, erklärt danke. Trotzdem irgendwie schwer zu greifen für mich. Bleiben wir mal beim Beispiel Krankheit, Also du meinst auch wenn meine Gefühle in dem Bezug negativ sind soll ich diese annehmen und akzeptieren? Also quasi akzeptieren dass ich die Krankheit nicht will?

Zitat von seelentraum:
Trotzdem irgendwie schwer zu greifen für mich.


Das ist schonmal ein guter Anfang ^^

Zitat von seelentraum:
Also du meinst auch wenn meine Gefühle in dem Bezug negativ sind soll ich diese annehmen und akzeptieren? Also quasi akzeptieren dass ich die Krankheit nicht will?


Hm. Nicht ganz. Mit dem versetzten Einschub, dass du es nicht willst, machst du es für dich inakzeptabel - weil du es nicht willst. Dieses strikte Nicht-Wollen behindert die Akzeptanz.

Damit wird das Seil - es nicht zu wollen - festgehalten. Widerstand durch Beachtung des Widerstands.

Akzeptanz hieße in deinem Beispiel, ich fühle, dass mich meine Krankheit belastet, frustriert und in meiner Freiheit beeinträchtigt (das kannst du auch so artikulieren), aber ich akzeptiere, dass ich es dadurch nicht ändern werde.

Es ist, was es ist.
Der Wind liegt hart an, aber ich fahre mit dem Wind - denn dagegen, ruder ich doppelt. Gegen den Wind und gegen mich selbst.

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