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P
Guten Tach!

Die Sache mit dem Telefonieren ist mir nie so wirklich als Problem aufgefallen, aber heute merke ich extrem wie mich Telefonieren plötzlich stresst. Das ist komisch, weil das Früher eigentlich nicht so war. Ich versteh nicht was plötzlich mein Problem ist.
Gerade im Moment müsste ich für meine Klausuren lernen, bin aber total abgelenkt weil ich vorhin versucht hab meine Oma anzurufen und nicht erreichen konnte. Jetzt weiß ich dass wenn sie Heim kommt meine Nummer am Display sehen wird und dann zurück rufen wird - und darauf warte ich jetzt schon seit 2 Stunden und kann mich überhaupt nicht aufs Lernen konzentrieren weil ich in ständiger Erwartungshaltung da sitze und mir denke: Dann musst du aber ran gehen!

Wenn ich so nachdenke fällt mir ne andere Geschichte ein: Neulich hat mich in der Uni am Handy mehrmals meine Bank versucht zu erreichen. Ich hab, als ich aus hatte und die verpassten Anrufe entdeckt habe, nicht einfach zurück gerufen, sondern bin persönlich vorbei. Es ging nur um eine Formalität und meine Unterschrift, aber ich hätt ebenso gut auch einfach zurück rufen können und hätte gleich gewusst worum es ging. Hab aber das persönliche Gespräch vorgezogen, auch wenn ich dadurch erst mal Stress hatte weil ich nicht wusste was los ist.

Dann fällt mir ein dass ich, wenn Jemand anruft und mir das gerade nicht passt (weil ich z.B. gerade Lernen will oder eben erst Heim gekommen bin und total verschwitzt und kaputt bin) ich meistens einfach nicht hingehe. Theoretisch könnte ich mich ja melden und sagen Du sorry, bin grad erst Heim gekommen, hab jetzt keine Zeit - dann wüsste der Andere wenigstens was los ist. Aber ich ziehe es meistens vor überhaupt nicht erreichbar zu sein. Gerade jetzt in Zeiten von großem Stress durch die bevorstehenden Prüfungen bin ich seit Tagen gar nicht mehr ans Telefon gegangen und hab auch mein Handy ausgemacht. Das Zurückrufen schieb ich dann ewig hinaus, weil ich in der wenigen freien Zeit die ich hab gar nicht telefonieren will.

Mails schreiben, Chatten und Reden sind für mich gar kein Problem, nur das Telefon ist mir auf einmal total verhasst. Ich hab auch wenig Motivation Zuhause anzurufen oder mit den Schwiegereltern zu reden, weil ich mich da immer wie in einem Kreuzverhör fühle.
Die Daheimgebliebenen haben meist wenig Neues zu erzählen, ich frag zwar nach wie es XY geht und all sowas, aber ich bekomm nur knappe Antworten. Im Gegenzug fühl ich mich in so einer Erwartung gefangen dass ich jetzt diejenige sein muss die tolle Sachen berichtet weil ich ja nun in einem anderen Bundesland und weg von Zuhause wohn und scheinbar immer was Interessantes zu erzählen haben müsste. Wenn ich das von mir aus nicht mach werd ich ausgequetscht oder es entstehen unangenehme Gesprächspausen, und in Gesprächspausen hatte ich immer schon das Gefühl einspringen zu müssen damit es nicht unangenehm wird. Das Ergebnis ist dann dass ich meistens den Gesprächsanteil habe, und das Schlimmste ist dass ich so mehrmals hintereinander immer das Gleiche erzähl! Erst der Oma, dann meiner Mama, dann meiner Schwester, und dann der Schwiegermutter. Das ist dermaßen unbefriedigend für mich dass mir das Zuhause-anrufen überhaupt keinen Spaß mehr macht.

Dann wird oft negativ bewertet was ich erlebe.
Bochum ist gar nicht so hässlich wie man sich den Ruhrpott immer vorstellt, es ist sogar sehr grün! Na man muss ja lernen das Gute zu sehen, gell?
Oder: Die Uni ist richtig cool, schön groß, aber ich verlauf mich auch leicht. Na das ist dir in der kleinen Uni in Bayern nie passiert, ne?
Oder: Dann war ich Samstags im Kino und mein Freund war Daheim mit Kumpels zocken. Ihr geht getrennt weg? Wieso macht ihr denn nix zusammen?! Wir machen Sachen zusammen, aber eben auch nicht immer.. Habt ihr Probleme oder wie? So ging das bei XY auch los und jetzt leben sie getrennt.
Oder: Ich war diese Woche auf gleich vier Sommerfesten, da an der Uni ist echt immer irgendwas los. Früher bist du aber nie so viel weg gewesen..
Das ist entsetzlich nervig, plötzlich soll ich mich für alles rechtfertigen. Das nervt.
Das geht schon so weit dass ich sogar Anrufe meiner Oma nicht mehr entgegen nehme, dabei ist es was Besonderes wenn die anruft, weil die richtig nervös ist beim Telefonieren und deswegen nur ganz selten anruft. Und trotzdem geh ich nicht hin und will nicht zurück rufen, weil das inzwischen so ein wöchentliches Rechenschafts-Ablegen ist, und das find ich schrecklich.
Aber trotzdem geh ich z.B. auch nicht ans Telefon wenn's ne unbekannte Nummer ist.

Wenn meine Oma heut irgendwann zurück ruft ist die Chance auch nur 50:50 dass ich hin geh. Ich muss schon richtig gut drauf sein und das Gefühl haben dass ich Zeit hab um ans Telefon zu gehen wenn es klingelt. Ich bin inzwischen selbst genervt von meiner plötzlichen Telefon-Unlust (oder ists schon ne Angst?) weil ich durch mein Vermeidungsverhalten auch den Menschen weh tue die mich erreichen wollen und sich wohl nur fragen wie es mir geht. Wenn die mich dann tagelang nicht erreichen fragen sie sich bestimmt auch irgendwann ob ich echt so oft nicht Zuhause bin oder einfach keinen Bock mehr auf meine Familie hab. Dabei hab ich das ja; ich mag meine Familie sehr. Ich fahr auch in 3 Wochen Heim und freu mich riesig darauf Alle wieder zu sehen.
Ich mag nur inzwischen kaum noch mit ihnen telefonieren.

Jetzt frag ich mich wie ich mich dazu überwinden kann ans Telefon zu gehen, selbst wenn es mir grade nicht passt oder wie ich die Angst vor unbekannten Nummern überwinden kann und vor Allem wie ich es schaffe die Gespräche mit meiner Familie so zu gestalten dass auch ich sie wieder als angenehm empfinden kann. V

Ich war heute schon kurz davor einen Termin bei der psychologischen Beratung zu machen weil ich denke mit mir stimmt irgendwas nicht. Früher hatte ich solche Probleme mit dem Telefonieren nie.


Nachdenkliche Grüße,
Bianca

12.07.2011 17:19 • 01.08.2011 #1


6 Antworten ↓


P
Gerade eben nachdem ich das abgeschickt hatte hats geklingelt und ich hatte direkt nen Schweißausbruch und dachte Jetzt gehst du aber ran, is doch die Oma! - und dann war's nur mein Freund der wissen wollte ob wir noch Butter Zuhause haben und ich war richtig erleichtert.
Total komisch

12.07.2011 17:22 • #2


A


Ich telefonier auf einmal so ungern

x 3


A
Hmm, nur so dahingeraten, aber vielleicht brauchst du einfach mal etwas Abstand von deiner Familie?

13.07.2011 10:23 • #3


O
Lösung ?

Hallo und einen wunderschönen guten Tag. Zunächst an alle Firmen die Telefonwerbung betreiben. Ich schreibe mir die Nummern auf und sende sie der Verbraucherzentrale. Rechtliche Schritte behalte ich mir vor. Nun für alle die privat anrufen. Leider bin ich zur Zeit nicht telephonisch erreichbar .Hinterlassen sie bitte deshalb ihre Nachricht nach dem Piepton auf dem Anrufbeantworter. Vielen Dank und auf Wiederhören. Piiiiiiiep .......


Dann höre ich mir das was aufgesprochen wurde an, weiss schon mal um was es geht und entscheide wen, ich wann zurück rufe und kann Prioritäten setzen

Spart mir Unsicherheiten und somit Stress

Seiner Familie kann man doch sagen ich brauch mal ne Auszeit bitte verschont mich erstmal mit Anrufen ich bin eh im Stress Danke

13.07.2011 11:32 • #4


Strand
Hei Bianca,

Ich stimme da afuman zu, vielleicht brauchst Du ja mal Abstand von Deiner Familie? Oder generell einfach Ruhe vor Telefongeklingel?

Mein Mann hat übrigens eine Telefonphobie. Er nimmt das Telefon daheim nie ab, egal wer anruft. Und auf seinem Handy nur wenn ich oder seine Familie anruft. Er hat das Telefon auch immer auf lautlos. Es ist ihm einfach unangenehm am Telefon zu reden sagt er, aber er sieht darin null Problem und findet es völlig normal.
Das nur so nebenbei. Sowas gibt's auch

LG
Strand

13.07.2011 23:35 • #5


G
Hallo Bianca,

schön, dich mal wieder hier zu lesen!

Also, was du da alles schreibst, finde ich alles total IN ORDNUNG! Und ich kann es nicht nur gut nachfühlen, sondern für mich ist es ganz genau so.

Ich finde es völlig unnatürlich, ständig für andere verfügbar sein zu müssen und von ihnen Kommunikation aufgedrängt zu bekommen - auch wenn das von jedem einzelnen nicht böse, sondern gut gemeint ist. Kommunikation sollte von beiden Seiten freiwllig sein, wozu auch der Zeitpunkt und das Thema gehören.

Aber du hast das alles ja eigentlich selbst perfekt analysiert und erklärt: Es wird einfach auf die Dauer zu viel, es ist ätzend, mehrmals nacheinander mehr oder weniger dasselbe erzählen zu müssen, es ist auslaugend, immer nur selber die Berichterstatterin und Unterhalterin zu sein, es ist ermüdend und frustrierend, immer etwas Neues und Interessanten präsentieren zu sollen.
Das funktioniert so auf die Dauer einfach nicht.

Die Leute haben dafür verschiedene Lösungen für sich gefunden. Die einen gehen einfach nicht immer ans Telefon (warum sollte man das denn immer tun müssen?

Du bist nun aus dem elterlichen Nest draußen und eine ständige Berichtspflicht passt nicht mehr dazu. Da hat afuman Recht.

Vielleicht kannst du das - gelegentliche - Telefonieren für dich wieder leichter machen, wenn du aufhörst zu denken, dass du tatsächlich Bericht erstatten musst, dass du die Fragen Wie geht's dir, was machst du? konsequent beantworten musst. Das sind ja Fragen, die eigentlich nur ein Gespräch in Gang bringen udn Interesse an der Beziehung zu dir signalisieren sollen. Es ist nicht zwingend, bei dieser Vorgabe zu bleiben. Du kannst das Thema auch wechseln und einfach selber bestimmen, worüber du jetzt plaudern oder diskutieren möchtest. Z.B. über die Hochzeit von Kate oder der Monacoschwimmerin, oder über den Film, den du gerade gesehen hast oder egal, was dir gerade durch den Kopf geht. Seit ich das auch so mache, machen mir die Unterhaltungen mit meiner Schwester est wieder Spaß. Als ich noch bemüht war, ihre Fragen nach meinem Ergehen und Tun zu beantworten, hätte ich mich manchmal am liebsten gerne übergeben, so lästig war mir das. Dieses Thema mag sie einigermaßen interessiert haben, aber mich hat es überhaupt nicht interessiert, darüber zu reden.

Damit meine ich: Vermutlich musst du mit deinen Leuten mehr auf die erwachsene Ebene kommen. ).

Liebe Grüße
GastB

14.07.2011 01:07 • #6


P
Hallo ihr Lieben,

Ich hab kürzlich auf einer Betriebsfeier mit zwei studierten Psychologen gesprochen und die haben mir ganz interessante und teilweise etwas verrückte Tipps gegeben, aber inzwischen hat es mir schon gut geholfen mit dem Telefonieren muss ich sagen.
(Und wann kriegt man schon mal kostenlose psychologische Beratung mit kostenlosem Buffet gleich dazu? *lol*)

Was macht ihr eigentlich wenn euch ne unbekannte Nummer anruft? Ich geh generell nicht ran weil es eh meistens Werbung ist die mit unterdrückter Nummer anruft, aber da bleibt immer so ein Rest-Zweifel in mir und ich hab das Gefühl ich könnte ja auch was verpasst haben. (Aber vielleicht ist das normal für meine Generation, ich hab auch das Gefühl was verpassen zu können wenn ich zwei Tage keine Mails abrufen kann.)

Trotzdem ist man immer in so einer Pflicht als Weggezogener. Gestern ist uns was Komisches aufgefallen. Seine Eltern waren kürzlich an der Ostsee, er hatte Geburtstag, da haben wir am Telefon vorgeschlagen sie könnten doch nen kleinen Umweg fahren und uns besuchen kommen. Sind ja nur 200km. Das war ihnen aber zu doof, zu unbequem, Verkehr und so, also nein. Im August fährt meine Schwester mit ihrem Freund hoch an die Ostsee, und auch da hab ich vorgeschlagen sie könnten uns ja besuchen und ein paar Tage hier schlafen, und auch da war der Umweg von 200km zu weit. Aber wehe wir Kinder bleiben mal zu lange weg von Daheim und nehmen den Weg von insgesamt 1.100km nicht auf uns um unsere Familie zu besuchen, das ist dann gleich ein Grund uns böse zu sein.

Ich bin inzwischen froh dass ich den Abstand von Zuhause hab (hätt ich als ich ausgezogen bin nie gedacht) und versuch auch meine Schwester dazu zu bringen zumindest für die Zeit des Studiums mal von Daheim weg zu ziehen, aber die ist wie der Großteil aller Studenten ortstreu und studiert Zuhause. Selbst alte Klassenkameraden, also Studenten in meinem Alter die Zuhause geblieben sind, sagen oft ich red mir das hier halt schön und Zuhause ist's einfach am Besten. Komisch. Ich denk inzwischen mit etwas gutem Willen kann man sich's überall schön machen.

Liebe Grüße!

01.08.2011 10:56 • #7





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