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Butterfly_
Hallo allerseits,

Mich belastet aktuell etwas, das ich leider schon seit meiner Teenie Zeit kenne.
Ich hatte aufgrund meiner extremen Unsicherheiten und sozialen Ängste nie wirklich viele Freundinnen.
Meist nur eine gute, wenn überhaupt.
Und so war es auch schon damals so, dass ich viel einsam war obwohl ich mir nichts sehnlicher wünschte als Freunde.
Die eine Freundin meldete sich dann auch immer seltener. es gab oft Zeiten, da hatte ich niemande n.

Aktuell habe ich 2 gute Freundinnen, beide selbst psychisch belastet, sie sind mir sehr sehr wichtig. Bei Ihnen kann ich ich selbst sein, sie verstehen mich.
Wir treffen uns auch relativ regelmäßig, aber bei beiden bin ich eben nur immer eine Freundin von vielen weil sie noch viele andere Kontakte haben.
Oft rufe ich die beiden an, besonders in letzter Zeit.
Aber ich wünschte so sehr, sie würden sich mal öfters melden denn oft schaue ich auf mein Handy und wieder keine Nachricht oder Anruf.
Dann fühle ich mich schrecklich einsam und auch wertlos oder sogar depressiv, weil ich anscheinend ja nicht besonders wichtig bin für diese 2 Freundinnen.
Möchte aber auch selbst nicht wieder das 100. Mal diejenige sein, die selbst anruft oder schreibt.

Ich habe durch die Arbeit eigentlich auch noch andere Kontakte(nur derzeit nicht wegen Corona), auc h da war immer ich diejenige, die nach einem Treffen fragte, dann traf man sich und es kam nichts mehr vom anderen.
Gut, vielleicht passte es auch einfach nicht..

Was würdet ihr tun, wie damit umgehen?

19.04.2020 17:56 • 20.04.2020 #1


7 Antworten ↓


Perle
Hallo Butterfly,

all das, was Du schreibst, kenne ich auch schon mein Leben lang. Ich war oft traurig darüber, inzwischen habe ich mich damit abgefunden. An schlechten Tagen habe ich die Schuld oft bei mir gesucht aber letztlich denke ich, dass die Bedürfnisse und auch das Einfühlungsvermögen einfach unterschiedlich sind.

Ein Bekannter von mir hat mal auf meine Frage geantwortet wie er denn mit dem Thema umgeht: Ich erwarte nichts mehr von anderen, dann kann ich auch nicht mehr enttäuscht werden.

Nun, das ist natürlich ein Selbstschutz aber ich habe den Satz ein Stück weit für mich übernommen. Er lindert ein wenig den Schmerz und die Enttäuschung. Vielleicht sind unsere Erwartungen, die wir an andere Menschen haben, auch einfach zu groß. Das mag daran liegen, dass wir nicht so viele Sozialkontakte haben und uns darum evtl. zu stark auf andere fixieren und diese das spüren und sich zu doll verpflichtet fühlen?

Probiere doch mal aus, Dich eine Zeit lang nicht zu melden und warte die Reaktion ab. Vielleicht findest Du so den Wert der Freundschaften heraus.

LG Perle

19.04.2020 20:05 • x 1 #2


A


Freundinnen melden sich nicht - Einsamkeit

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Butterfly_
Hallo Perle,

vielen Dank für deine Antwort! Es tut gut, verstanden zu werden in diesem Thema.

Zitat:
Nun, das ist natürlich ein Selbstschutz aber ich habe den Satz ein Stück weit für mich übernommen. Er lindert ein wenig den Schmerz und die Enttäuschung. Vielleicht sind unsere Erwartungen, die wir an andere Menschen haben, auch einfach zu groß.


Ja, den Satz kenne ich und ich wünschte, ich könnte ihn für mich übernehmen. Aber irgendwie gelingt mir das nicht und ich weiß nicht wieso.
Es liegt vielleicht auch ein Stück weit daran, weil ich gerade eine depressive Verstimmung habe und mich die Einsamkeit(bzw. das Gefühl wertlos zu sein für andere, unwichtig zu sein) dann immer mit voller Wucht erwischt und ich da nur schwer rauskomme.
Zwar habe ich auch einen Partner, aber die Beziehung ist durch meine Probleme nicht immer ganz unbelastet und ich kann einfach mit meinen Freundinnen über vieles viel besser reden.

Eigentlich ist mir selbst bewusst, dass ich mich total emotional abhängig mache indem ich darauf warte, ob mir jemand schreibt oder mich anruft. Aber leider ändert das nichts an diesem bedürftigen, einsamen Schmerz in mir.
Sehne mich einfach nur nach warmen, verständnisvollen Worten oder einfach nur ein Gespräch mit einer Freundin, die das versteht.Ich bin mir sicher, es würde mir sofort besser gehen.
Umgekehrt bin ich übrigens natürlich auch jederzeit für die beiden da, das wissen sie auch. Aber die machen Probleme meistens mit sich selbst aus oder wenden sich dann an einen von ihren anderen Kontakten...

Aber du hast Recht, das mit den Erwartungen war auch schonmal Thema in einer Freundschaft.
Ich merkte, dass ich anscheinend andere Vorstellungen von einer Freundschaft habe als eben eine dieser Freundinnen oder auch, dass diese Freundschaft einen viel größeren Wert für mich hat als für sie.
Was natürlich echt hart ist..da glaubt man endlich eine beste Freundin gefunden zu haben und dann stellt man fest..nope. Ich bin nicht ihre beste Freundin.

Zitat:
Probiere doch mal aus, Dich eine Zeit lang nicht zu melden und warte die Reaktion ab. Vielleicht findest Du so den Wert der Freundschaften heraus.


Puh, ich glaube das könnte ich nicht. Ich glaube, ich bin auch ein bisschen abhängig von diesen beiden Kontakten.
Gerade jetzt in der Corona-Zeit, wo ich die meiste Zeit isoliert alleine zuhause herumsitzen muss.
Denn ich merke oft, wie es mir unmittelbar besser geht, nachdem ich mit jemanden der beiden Kontakt hatte.
Darauf zu warten bis sie sich melden würde im schlimmsten Fall bedeuten, dass ich mit jedem verstreichenden Tag(an dem nichts kommt) immer mehr merken könnte, wie unwichtig ich ihnen bin..

Ich habe überlegt, es vielleicht bald mal ganz direkt anzusprechen..z.B. sagte ich letztens zu ihr, wie viel mir diese Freundschaft bedeutet und da kam nichts zurück. Entweder sie kann nicht so gut über sowas reden oder es liegt an was anderem. Das werde ich sie bald mal direkt fragen.
Andererseits leidet sie aber eben auch ziemlich unter ihrer psychischen Problemen und ihr wird schnell alles zuviel. Und ich meine sie sagte auch mal dass ihr soziale Kontakte nicht so viel geben wie mir..würde ja auch passen.
Hmm.

19.04.2020 22:37 • #3


FeuerWasser
Zitat von Butterfly_:
Dann fühle ich mich schrecklich einsam und auch wertlos oder sogar depressiv, weil ich anscheinend ja nicht besonders wichtig bin für diese 2 Freundinnen.

Ich finde, Einsamkeit fängt spätestens dann an, wenn mit dem Handeln anderen Menschen das eigene Wohlbefinden steht und fällt. Du hast 1-2 Kontakte von denen du dich abhängig machst und gehst davon aus für die Personen nicht so wichtig zu sein weil sie sich wenig melden. Du schreibst auch, dass diese Kontakte selbst einen großen Freundeskreis haben. Damit heißt das im Umkehrschluss nicht, dass du unwichtig bist, sondern, dass auch anderen Menschen für sie wichtig sind und nicht nur du. Sie werden sicher auch Zeiten und Phasen haben wo es ihnen selbst nicht gut geht oder sich allgemein mal nicht melden wollen. Sie haben keine Meldepflicht.

Ich muss ganz ehrlich sagen: hätte ich eine Freundin die sich merklich an mich ranhängt, mehrfach extra betont wie wichtig ihr die Freundschaft ist, mit dem Wissen, dass sie sonst kein intaktes Umfeld hat, dann würde ich den Rückzug antreten. Du bringst eine große Erwartungshaltung mit und machst damit anderen, mutmaßlich unbewusst und ungewollt, einen ziemlichen Druck. Dabei darf man nicht vergessen, dass besagte Freundin selbst psychisch belastet ist und mit Sozialkontakten ihre Probleme hat.

ICH würde kein klärendes Gespräch mit der Freundin suchen sondern mich etwas zurückhalten. Stattdessen würde ich dir empfehlen, dass du dir Hobbies oä suchst womit du dich selbst beschäftigen kannst.

20.04.2020 00:14 • x 2 #4


Butterfly_
Hallo @feuerwasser,

Danke für deinen Beitrag!

Bedeutet Freundschaft aber nicht auch für den anderen da zu sein wenn es demjenigen nicht gut geht?
Oder habe ich da wieder falsche Vorstellungen von Freundschaft?
Ich habe diese Phasen wie jetzt ja nicht immer, mache mich also nicht immer abhängig. Nur jetzt, weil ich wie gesagt depressiv bin.

Hobbies wüsste ich keines das diese Leere ausfüllen könnte..

20.04.2020 10:18 • #5


Feuerschale
Zitat von Butterfly_:
Ich habe überlegt, es vielleicht bald mal ganz direkt anzusprechen..z.B. sagte ich letztens zu ihr, wie viel mir diese Freundschaft bedeutet und da kam nichts zurück. Entweder sie kann nicht so gut über sowas reden oder es liegt an was anderem. Das werde ich sie bald mal direkt fragen.
Andererseits leidet sie aber eben auch ziemlich unter ihrer psychischen Problemen und ihr wird schnell alles zuviel. Und ich meine sie sagte auch mal dass ihr soziale Kontakte nicht so viel geben wie mir..würde ja auch passen.
Hmm.
Hallo Butterfly,
mir ist dieser Satz hier aufgefallen, ich denke, da setzt du die Freundin zu sehr mit unter Druck.
Sie soll etwas wieder geben, weil du es hören willst.
Auch wenn sie vielleicht ein Mensch ist, den soziale Kontakte anstrengen und der noch anderes
unter einen Hut bringt.
Vermutlich vergraulst du sie eher, wenn du zuviel möchtest.

Ich kann auch den Wunsch nach mehr und tieferer Beziehung gut verstehen und dass das wichtig ist,
aber man kann es leider nicht erzwingen.

Du scheinst ja in dir ein Loch zu haben und noch viele Verletzungen und Unsicherheiten, vielleicht lohnt es sich
auch, da therapeutisch weiter dran zu arbeiten.

Alles Gute

20.04.2020 10:21 • x 2 #6


KittyC
Hallo Butterfly_,
das Problem mit der Einsamkeit ist so eine Sache.
Ich lebe seit gut 20 Jahren allein und hatte hin und wieder mal eine gute Freundin bzw beste Freundin. Das hört sich erstmal nicht viel an, aber so eine Person ist sehr viel wert.
Das Du Deiner Freundin gesagt hast, was Dir ihre Freundschaft bedeutet, finde ich toll. Auch wenn Sie nicht gleich reagiert hat, hat sie das bestimmt gefreut. Vermutlich war sie in dem Moment einfach nicht auf ein derartige Kompliment gefasst?

Kollegen/innen würde ich (aus eigener Erfahrung) eher nicht als Freunde ansehen. Das kann schnell nach hinten losgehen. Als gute Bekannte mit denen man vielleicht ab und zu mal spontan ein Feierabendbierchen trinkt oder ein Tässchen Kaffee außerhalb der Dienstzeit, wäre es noch ok. So mein Empfinden.

Wenn Du Dich nicht gerade mit Deinen Freundinnen triffst oder online mit ihnen kommunizierst, was machst Du dann? Bist Du gerade wegen Corona im Homeoffice? Hast Du einen geregelten Tagesablauf?
Was genau tust Du für Dich? Legst Du mal einen Beautytag ein? Haarkur, Gesichtsmaske, Nägel lackieren, Bodypeeling... Mädelskram halt
Oder beschäftigst Du Dich in der Freizeit mit Literatur - sprich liest Du gerne?
Mach Dir doch mal ein paar Gedanken darüber, was Du in Deiner Alleinzeit machen könntest. Radfahren, joggen, wandern/spazieren gehen, fotografieren, Tages-/Wochenendausflüge (nach Corona) um andere Städte kennenzulernen, Handarbeiten (nähen, häkeln, stricken), ...

Wenn sich bei mir eine Depression einschleicht, muss ich immer raus. Das hilft. Bei Wind und Wetter spazieren gehen. Lediglich erstmal den Poppes hochbekommen kostet doch ein gewisses Maß an Überwindung Aber wenn ich dann erstmal in Schwung bin, latsche ich stundenlang. Danach geht es mir viel besser.

20.04.2020 13:26 • x 1 #7


FeuerWasser
Zitat von Butterfly_:
Bedeutet Freundschaft aber nicht auch für den anderen da zu sein wenn es demjenigen nicht gut geht?

Ich würde nicht erwarten, dass ein anderer für mich da ist wenn es demjenigen selbst nicht gut geht. Du kreist in der Hinsicht sehr um dich.
Zitat von Butterfly_:
Oder habe ich da wieder falsche Vorstellungen von Freundschaft?

Du hast keine falschen Vorstellungen aber in dem Fall, unrealistische Vorstellungen. Du forderst mit solcher Wehemenz Freundschaft, Aufmerksamkeit, Nähe etc ein, dass sich schlussendlich diese 1-2 Freunde wohl langfristig ebenso zurückziehen werden. Wie ich schon schrieb: du musst zu allererst lernen für dich selbst Verantwortung zu übernehmen. Wenn du depressiv bist, ist nicht diese Freundin für dich zuständig die mit sich selbst schon schwer klar kommt, sondern ein Facharzt Psychotherapeut.

20.04.2020 14:46 • #8





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