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Ein Bekannter sagte mir neulich, er habe irgendwo gelesen, dass Menschen, die einmal suizidgefährdet sind bzw. auch Suizidversuche begingen, immer gefährdet sein können. Keine Ahnung, ob es pauschal so stimmt, ich bin keine Psychologin, ich bin nur seit über drei Jahren in Therapie, nehme nun seit einem Dreivierteljahr u.a. Antidepressiva, diagnostiziert wurde neben Borderline auch Panikstörung, soziale Phobie und Zwangshandlungen. Wegen alledem hasse ich mich selbst, zu Recht, und ich komme aus dieser Spirale dieser absoluten Todessehnsucht nicht heraus, gerade im Moment, wo wieder eine dieser nicht enden wollenden depressiven Phasen trotz AD mit mir ihre perversen Spielchen spielt.

Ich fühle mich nur noch als der allerletzte Dreck und Abschaum, der eigentlich entsorgt gehört. Ab in die Schrottpresse oder noch besser in die Jauchegrube, dann käme zusammen, was zusammen gehört...

Es hört ja sowieso nichts auf, obwohl ich mich bemühe. Aber wofür und für wen eigentlich noch? Macht das Sinn, jeden Dreckstag 24 Stunden lang gegen sich selbst anzukämpfen und froh zu sein, dass man wieder einen Tag näher am Ende angelangt ist? Als meine Mutter noch lebte, hatten wir Streit und sie fragte mich, was sie mir denn angetan habe. Meine Anwort darauf war mich, einfach mich hast du mir angetan, und das allein genügt schon. Ist auch so.

Sorry, dass ich das hier schreibe, aber würde ich so etwas in meinem so genannten Umfeld äußern, würde das vielleicht Konsequenzen haben, und das wäre alles andere als hilfreich. Musste einfach mal raus. Auch Dreck und menschlicher Mist hat manchmal das Bedürfnis, seinen Seelenschrott zu äußern.

11.05.2008 20:13 • 13.05.2008 #1


7 Antworten ↓


T
Hallo Supergau,

jetzt will ich Dir mal eine kleine Geschichte erzählen:

es gibt eine junge Frau, die nach jahrelangem Missbrauch, tiefen Depressionen, Suizidgefahr, Zwangshandlungen und einer Borderlinestörung auch nicht wußte, ob sie jemals wieder Spaß am Leben finden wird.

Und als sie sich auf eine Therapie einließ, endlich jemanden fand, der ihr ihre Geschichte glaubte, ihr zuhörte und ihr half Wege in eine andere Richtung zu finden ging der Weg nach oben.

Sie arbeitete hart an sich und dem Weg aus dem unendlichen Tief heraus. Und irgendwann hörte sie auf, sich selber leid zu tun, sondern Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.
Auch heute noch arbeitet sie an sich und es gibt immer mal wieder Momente, wo die Angst sie überrollt. Aber dann bewertet sie sich nicht, sondern kann es so stehenlassen.
Und sie hat gelernt loszulassen. Die Vergangenheit loszulassen und ihren Frieden mit ihr zu schließen.

Insofern: Du kannst Dich Deinem Schicksal ergeben oder Dich ihm entgegenstellen. Letzteres fände ich wesentlich besser - denn das Leben hat soviel unendlich Schönes zu bieten. Man muß es nur zulassen.

Liebe Grüße
teichmaus

11.05.2008 20:39 • #2


A


Einmal suizidal = immer suizidal?

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Hallo teichmaus,

vielen Dank für deine aufmunternden Worte.

Es ist nicht so, dass ich mich selbst bemitleide, im Gegenteil, ich verspüre einen kaum mehr zu kontrollierenden Selbsthass, habe enorme Schuldgefühle und bin unsicher, denke, dass, wenn ich mit mir selbst nicht klarkomme, nicht akzeptiere, dann können das andere auch nicht.

Wegen der Missbrauchserfahrungen ist es mir zudem unmöglich, eine Beziehung einzugehen. Es macht mir Angst und ich gerate schon in Panik, wenn sich jemand unmittelbar neben mich setzt oder gar berührt. Ich weiß nicht, ob man allein nach so etwas jemals in der Lage sein wird, ein stinknormales und erträgliches Leben zu führen. Liebe empfinde ich nicht mehr, außer für meine und andere Tiere. Liegt wohl daran, dass sie mir nie was angetan haben.

In Therapie bin ich ja seit 2005, ich ging damals sogar freiwillig, ohne jeden Zwang und inzwischen konnte sich auch ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufbauen.

Mühe gebe ich mir auch, ich gehe zum Beispiel unter Menschen oder versuche Dinge, welche mir die, die mich kennen, gar nicht glauben würden. Manches habe ich ja schon gepackt. Aber da ist noch so vieles, was sich irgendwie zu einer zwar durchsichtigen, aber dennoch nicht zu durchbrechenden Wand aufgebaut zu haben scheint.

Du hast schon Recht, was du über die Vergangenheit schreibst. Auch das, was in der Vergangenheit geschah, versuche ich zu vergessen, zu akzeptieren. Nur gibt es Situationen, in du geraten kannst, nicht willst, sie nicht provozierst, und dann assoziierst du wieder, du setzt einfach dem aktuellen Typen den Kopf des damaligen auf und schon ist die Sperre da.

Und gerade in den letzten Wochen kommen immer wieder diese Suizidgedanken. Es geht mittlerweile wieder einmal so weit, dass ich schon ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich irgendwas für die nächsten Monate plane. Das ist idiotisch, ich weiß das. Aber solche Gedanken ruft man nicht, die kommen ungefragt.

Die, die nie mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten, können es auch nicht verstehen, dass man Angst vor Menschen bekommen kann, vor Aufzügen, vor der Höhe, oder dass man unter Zwang manche Dinge tut, stets an Selbstmord denkt, auch, sobald ein Problem auftaucht. Ich meine nicht dich oder andere hier, sondern die, die mir in meinem so genannten Umfeld auf's manchmal fieseste begegnen, obwohl ich niemandem von ihnen etwas erzähle, geschweige denn, dass ich mich auch bei nur einem ausheul(t)e. Nein, sie geben mir ungefragt Ratschläge, wollen mir das Versprechen abringen, dass ich mich nicht mehr schneide, erwarten von mir, dass ich Trauerarbeit im Turboverfahren zu absolivieren habe, aber so einfach, geht das nun mal nicht.

Ich werde mir auf jeden Fall dein Beisipel nehmen, vielleicht kann ich mir ja etwas daraus entnehmen. Danke dir.

12.05.2008 08:49 • #3


T
Liebe supergau,

ich wollte Dir mit Sicherheit nicht das Gefühl geben, dass Du an Deiner derzeitigen Situation selber Schuld bist. Ich hoffe, das ist nicht so angekommen.

Ich weiß wirklich sehr genau, wie das ist, wenn einen tag/täglich Selbstmordgedanken quälen und man sogar den Zwang hat, sich das Leben zu nehmen. Mein Freund mußte damals sogar zu Hause bleiben und sein Studium anders gestalten, weil Bedenken da waren, dass ich mir in der Zeit, wo er nicht da war, etwas antun könnte.
Meine Panikatattacken waren entsetzlich schlimm und kamen jede Nacht. Ich konnte fast schon die Uhr danach stellen - insofern bekam ich sogar Angst vorm Schlafengehen. Ich konnte dann kaum reden, hatte Lähmungserscheinungen und verlor die Kontrolle über meinen Körper. Selbst das Essen fiel mir schwer.

Ein stationärer Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik brachte mir nichts und ich brach ihn nach 3 Wochen ab.
Ich schleppte mich weiter durch meine Therapie und kam 2002 an meine jetzige Therapeutin. Sie war die erste Person (außer meinem Mann), die mir meine Geschichte glaubte und Anteil daran nahm. Ich durfte alles erzählen und sie hörte zu. Und sie war jemand, der bemerkte, dass ich mich selbst verletzte.
Nach mehreren Sitzungen fiel auch die Diagnose Borderline. Und danach begann erst so richtig - nach all den Jahren - meine Therapie. Ich ging zur DBT, hatte Einzelsitzungen und mußte richtig üben.
Ich fiel noch mal richtig auf die Schnauze , aber ich habe es geschafft.

Ich möchte Dir wirklich einfach Mut machen. Es mag ein langer Weg sein und er ist sehr steinig und hart. Aber Du kannst ihn gehen.

Und Du hast auch schon viel erreicht: Du hast den Missbrauch überlebt. Du bist da! Und es ist schön, dass Du da bist.

Glaube an Dich - auch, wenn es immer mal wieder schwerfällt. Nutze Deine Therapie und erkundige Dich nach der DBT. Sie hat mir in meinem Leben unendlich weit geholfen.

Ich freue mich wieder von Dir zu hören.

teichmaus

12.05.2008 09:12 • #4


S
Liebe Teichmaus,

nein, du hast mir ganz und gar nicht das Gefühl gegeben, selbst an meiner Situation schuld zu sein, es kam bei mir nicht so rüber.

Panikattacken finde ich sind eines der schlimmsten Dinge, die einem widerfahren können. Automatisch kommt dann die Angst vor der Angst, wie bei dir vorm Schlafengehen. Vor ca. zwei Wochen hatte ich eine der fiesesten Art, mit dem ganzen Programm, ich bekam sogar Angst vor einem Glas Wasser und konnte erst die rettende Tablette nicht einnehmen. Wer das nicht kennt, würde darüber lachen.

Finde es toll, dass du die richtige Therapeutin gefunden hast. Das ist m.E. das wichtigste, dass die Chemie stimmt und dass man vertrauen kann. Mich wundert selbst, dass ich nun schon so lange bei ein- und demselben bin, denn normalerweise bin ich so, dass ich abgebrochen hätte und woanders hingegangen wäre. Meiner bemerkt auch, wenn ich mich geschnitten. Aber er macht mir dann keine Vorwürfe, sondern fragt, ob der Druck wieder so groß gewesen wäre. Letzte Woche bemerkte er es auch, wollte es sehen, weil ich mich richtig ausgetobt hatte, aber ich wollte das nicht, dass er es genauer sieht oder mich anfasst, und er bohrte dann auch nicht weiter, akzeptierte das so.

Du kannst froh sein, einen solchen Freund zu haben, der sogar zuhause blieb aus Angst um dich. Das würden viele nicht machen. Wenn du noch mit ihm zusammen bist, dann binde ihn nur an dir fest, denn es gibt nicht viele Menschen, die solches Verständnis aufbringen.

Was ist eigentlich DBT?

Natürlich nutze ich meine Therapie, auch wenn ich zwischendurch immer mal an Abbruch dachte, auch einmal abgebrochen hatte, ohne ihm was zu sagen. Später gab er mir doch noch mal eine Chance mit der Bemerkung, wenn ich noch einmal einen Termin nicht wahrnehme bzw. nicht absage, war es das. Bis jetzt habe ich alles gewissenhaft eingehalten, denn einem anderen würde ich sicher nicht das Vertrauen entgegen bringen können wie ihm.

13.05.2008 06:37 • #5


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@ supergau: Mich schockiert Deine Signatur...... Wenn solche Sätze zu Deinem Mantra werden kann sich nichts zum Positiven ändern...

Nachdenkliche Grüsse

Sommersonne888

13.05.2008 12:53 • #6


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Wenn ich irgendwann auch sagen kann, so soll es bleiben, so hab' ich es mir gewünscht wie im neuen von ich und ich, dann werde ich meine Signatur ändern. Versprochen.

13.05.2008 20:09 • #7


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Hallo supergau,

ich denke auch, dass Du Deine Signatur dann ändern wirst, wenn Du etwas anderes spürst.

Ich habe mir damals den Satz: Borderliner sind die unglücklichsten Menschen sehr zu Herzen genommen. Er hat mir was gebracht. Ich fühlte mich verstanden. Heute brauche ich ihn nicht mehr. Heute sehe ich viele Dinge anders.

Ich gehöre auch zu den Menschen, die es nicht für gut halten, wenn Borderliner sich Hilfe bei anderen Borderlinern suchen. Damit meine ich, dass Du im Internet viele Seiten findest (und vielleicht auch schon angemeldet bist), aber sie werden Dich kaum nach vorne bringen.
Mein Mann hat das mal mit einem Alk. verglichen: den kann man auch nicht in eine Kneipe setzen und sagen: Na, dann hör mal auf!
Und meine Therapeutin fand den Vergleich sehr gut. Er stimmt auch.
Du kannst Dich mit anderen austauschen, aber nur die wenigsten werden Dir sagen, dass es Wege zur Besserung gibt und dass Du gesund werden kannst.
Naja, das eigentlich nur so am Rand

Was ist DBT? Ich gebe Dir mal einen link. Sprich Deinen Therapeuten mal darauf an. Eigentlich müßte er die DBT kennen.

www.hansgunia.de

Und wenn Du noch Fragen hast oder Austausch suchst - gib mir Bescheid.

Alles Liebe
teichmaus

13.05.2008 20:37 • #8





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