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Es ist subjektiv, aber seit meiner Angsterkrankung habe ich das Gefühl, geistig nicht mehr - wie früher - alles zu durchblicken, komplexe Planungen nur schwer zu erfassen und durchzuführen oder kurz gesagt: in der Rübe abgestumpft zu sein. Ich bin vergesslicher geworden. Ich mache gelegentlich Sport und durch die Symptome der letzten Jahre fühle ich mich mit meinen Anfang 40 älter als ich sollte.

Mein Job (IT) ist sehr kopflastig und die Aufgaben teilweise komplex, aber auch da merke ich zum einen ein gewisses Desinteresse und fehlenden Antrieb. Je umfangreicher die Aufgaben, desto stärker meine Ablehnung.

Geht es nur mir so? Ich weiß, dass in meiner schlimmsten Angstperiode im Kopf gar nix mehr ging. Ich vegetierte den Tag über dahin. Aber kann sowas dauerhaft dumm machen? Kann Angst dauerhaft doof machen?

03.03.2023 12:59 • 03.03.2023 x 2 #1


9 Antworten ↓


Icefalki
Da Angst, in all ihren Facetten nur eines im Sinn hat, nämlich pronto dein Leben zu retten, ist es nur logisch, dass die Ratio dafür nicht gefragt wird.

Zur Angst kommt später die Depri oder depressive Verstimmung, da ist einfach nimmer viel für anderes übrig.

Ist bei diesem Krankheitsbild leider normal, wird besser , wenn es dir wieder besser geht.

03.03.2023 13:43 • x 5 #2


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Angst dümmer zu werden oder geistig abzubauen

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Reconquista
Zitat von herrAngsthase:
Es ist subjektiv, aber seit meiner Angsterkrankung habe ich das Gefühl, geistig nicht mehr - wie früher - alles zu durchblicken, komplexe Planungen nur schwer zu erfassen und durchzuführen oder kurz gesagt: in der Rübe abgestumpft zu sein. Ich bin vergesslicher geworden. Ich mache gelegentlich Sport und durch die ...


Du bist weder dumm noch doof, noch wirst du es werden. Du überforderst dich und willst immer alles perfekt verstehen und perfekt machen. Es ist zu viel und dein Gehirn „schaltet runter“, ob es dir gefällt oder nicht. Du hast bisher wahrscheinlich wenig bis keine echten Erholungsinseln in deinen Tag eingebaut und bist immer „auf Sendung“. Erholung: ohne Bildschirm, ohne Aufgabe, ohne Zerstreuung. Dein intellektuelles System wird von dir zu sehr beansprucht, da könntest du deinem Frontalkortex mal langsam etwas entgegenkommen und ihm echte Ruhepausen gönnen. Wer nimmt, muss auch geben. Vielleicht: Spaziergänge in der Natur, gute klassische Musik (nichts aufpeitschendes, eher sanfte und harmonische Stücke von Bach, zum Beispiel die Brandenburgischen Konzerte), eventuell sogar Stille (wenn du das kannst). Vergesslicher werden wir alle Jahr um Jahr durch die Informationsüberflutung und auch den Alterungsprozess. Notizen machen.
Liebe Grüße

03.03.2023 14:13 • x 5 #3


H
@Icefalki Danke, das macht Mut. Ja, so in etwa fühle ich mich manchmal. Leer und depri. Und dann macht man eh kopfmäßig noch weniger. Ich hatte mal einen Tag, da habe ich mich richtig gut gefühlt und tatsächlich mal für einen Tag das Gefühl, 100 % wieder ich selbst zu sein. Ich war da.
Aber jedes Mal, wenn irgendwelche Symptome aufkreuzen, taktet mein Hirn wieder runter.

03.03.2023 16:52 • x 3 #4


H
@Reconquista

Zitat von Reconquista:
Du überforderst dich und willst immer alles perfekt verstehen und perfekt machen.

Das ist lustig, ich höre privat und im beruflichen Umfeld sehr oft, dass ich es zu perfekt haben will.
Ich versuche schon umzudenken. Nicht mehr jeden Tag die Wohnung tiefenrein zu putzen. Aber solche Routinen sind rigendwie etwas, das mir Sicherheit gibt. Oder mir zeigt, dass ich nicht ganz verloren bin und wenigstens die Bude sauber und damit mein Leben im Griff habe.

Urlaub ist geplant. Wobei ich auch etwas schiss davor habe. Denn dann habe ich wieder mehr Zeit auf meine Extrasystolen zu achten.

03.03.2023 16:56 • x 2 #5


Clairdelune
@Reconquista danke für deine Antwort. Sowas holt mich auch immer runter wenn ich mich sorge. Einfach mal Klartext, ganz sachlich. Ehrlich, danke!

03.03.2023 18:52 • x 1 #6


Reconquista
Zitat von herrAngsthase:
@Reconquista Das ist lustig, ich höre privat und im beruflichen Umfeld sehr oft, dass ich es zu perfekt haben will. Ich versuche schon umzudenken. Nicht mehr jeden Tag die Wohnung tiefenrein zu putzen. Aber solche Routinen sind rigendwie etwas, das mir Sicherheit gibt. Oder mir zeigt, dass ich nicht ganz verloren ...


Gönne dir deinen Urlaub, du hast ihn dir redlich verdient, und nicht nur Du: sondern auch Dein Körper und das Nervensystem Ihr habt es verdient! Achte einfach nicht mehr auf irgendwelche „Extrasystolen“. Ich habe seit ich denken kann Herz-Zwischenschläge und kenne alle Ängste im Zusammenhang damit. Bei jedem EKG sagten die Ärzte früher „oh“ und „ach“, mir wurde schlecht. Bis mir endlich einmal ein vernünftiger Arzt erklärte, dass das überhaupt nichts schlimmes ist, keine Gefahr und keine Krankheit. Es ist eine kleine Fehlsteuerung zwischen den Systemen Sympathikus und Parasympathikus. Das haben sehr viele Menschen. Also sei stolz drauf und lass Dein Herz seine Arbeit machen, ohne Dich einzumischen. Du wirst hundert damit. Das Sich-auf-Symptome-Fixieren ist eine Sucht und dient nur der Dro.ge Angst und Opfer-sein. Die Sicherheit durch rituelle Tätigkeiten ist natürlich sehr gut, soll man nicht aufgeben. Aber Mußestunden und Stille, wie gesagt, sind genauso wichtig und Du wirst sehr davon profitieren.
Genieße Deinen Urlaub!
Liebe Grüße

03.03.2023 19:13 • x 3 #7


Reconquista
Zitat von herrAngsthase:
Oder mir zeigt, dass ich nicht ganz verloren bin und wenigstens die Bude sauber und damit mein Leben im Griff habe.

Du machst es genau richtig und du bist überhaupt nicht verloren, das kommt dir nur so vor. Ein Selbstbetrug. Ich kenne es nur zuuuu gut.

03.03.2023 19:23 • x 1 #8


S
Zitat von herrAngsthase:
Es ist subjektiv, aber seit meiner Angsterkrankung habe ich das Gefühl, geistig nicht mehr - wie früher - alles zu durchblicken, komplexe Planungen nur schwer zu erfassen und durchzuführen oder kurz gesagt: in der Rübe abgestumpft zu sein. Ich bin vergesslicher geworden. Ich mache gelegentlich Sport und durch die Symptome der letzten Jahre fühle ich mich mit meinen Anfang 40 älter als ich sollte.

Mein Job (IT) ist sehr kopflastig und die Aufgaben teilweise komplex, aber auch da merke ich zum einen ein gewisses Desinteresse und fehlenden Antrieb. Je umfangreicher die Aufgaben, desto stärker meine Ablehnung.

Geht es nur mir so? Ich weiß, dass in meiner schlimmsten Angstperiode im Kopf gar nix mehr ging. Ich vegetierte den Tag über dahin. Aber kann sowas dauerhaft dumm machen? Kann Angst dauerhaft doof machen?


@herrAngsthase

Auch das kenne ich, da ich ja leider auch selbst Betroffener bin.

Tatsächlich liegt der Ursprung in der Erkrankung oder den Erkrankungen.
Wer krank ist, ist ja eingeschränkt und funktioniert dann nicht zu 100% und verliert dann auch bei bestimmten Krankheiten die Motivation, die Lust, das Interesse. Ich selbst leide an schweren Depressionen und habe Angstzustände, bin schüchtern, unsicher usw. Infolgedessen fehlen mir sehr oft die Motivation und das Interesse. Und ja, mir wird auch alles zu viel, da mich selbst kleine Tätigkeiten extrem erschöpfen. Sehe ich dann eine Aufgabe, dann merke ich schon, dass das nichts werden wird zwecks Umfang. Infolgedessen beschäftigt man sich weniger mit diversen Dingen, bleibt somit weniger am Ball, hat weniger Übung und vergisst dann das Eine oder das Andere. Üben, Wiederholen usw. sind ja normal. Wer das nicht tut, der vergisst eben, da das Gehirn dann wohl irrelevante Dinge, die man ja nicht mehr benötigt, aussortiert. Und wenn schon durch die Erkrankung die Motivation fehlt, dann hat man gar keine Lust, sich damit zu beschäftigen, zu wiederholen oder zu lernen.

Wenn man nicht mehr übt, gar nichts mehr liest, sich nicht mehr beschäftigt und dann monoton vor sich hingammelt, dann macht dies dauerhaft leider dumm bzw. dümmer. Es gibt dazu wissenschaftliche Studien. Also, Du wirst jetzt von heute auf morgen nicht 50 IQ Punkte verlieren. Keineswegs. Sobald man dann aber wieder anfängt, sich beschäftigt, lernt, wiederholt usw., wird es auch wieder.

Hat man eben keine Lust/Motivation, übt/wiederholt/arbeitet wenig(er), dann vergisst man eben viel und tut sich dann zwecks Erkrankung auch schwer, Neues zu lernen. Ich tue mir z.B. schwer mit neuen Dingen, vergesse ziemlich viel und brauche unendlich lange für diverse Vorhaben.

Vor meinen Erkrankungen habe ich z.B. regelmäßig Fernstudien abgeschlossen. Durchgelesen, sofort den Kern behalten, nach x Wochen den Abschluss (1-2) gemacht und gut war. Zack, dann angefixt den nächsten Lehrgang angegangen und abgeschlossen. Nun benötigte ich für einen Qualifikationsrahmen (Niveau 7 bis mehrere Jahre!

Also, die Folgen der Erkrankung(en) kann dümmer machen. Weil man eben nichts mehr macht, dahinvegetiert, aus der Übung ist usw.

Ich verstehe Dich!

03.03.2023 19:28 • x 3 #9


H
@Reconquista Wow, danke dir! Ich glaube, ich muss mir deine Antwort ausdrucken, hinhängen und immer wieder durchlesen, wenn ich Zweifel habe. Und du hast es wirklich gut getroffen: die ES (bzw. egal welches Symptom da gerade dominiert) werden zu einer Dro.. Es sind jetzt gut 2,5 Monate, seit mich die ES plagen. Ich verfalle zwar nicht mehr in Panik wie am Anfang, aber ich vergeude so viel Zeit damit, im Netz nach Antworten zu suchen, obwohl ich weiß, dass mir keiner sagen können wird, warum sie da sind. Es ist eine Sucht. Und es raubt mir so viel Kraft und Zeit. Und mit irgendwelchen Symptomen schlage ich mich seit 4 - 5 Jahren rum. Kaum ist das eine abgearbeitet, kommt das nächste.

Und ja, zwischendurch löte ich mal ganze Geräte mit komplexen Schaltungen für mein Tonstudio und bin erstaunt, dass ich sowas noch hinkriege. Ich glaube, die letzten Jahre haben meinem Selbstvertrauen geschadet. Ich habe meinem Angstzentrum viel Raum gegeben. Und dieses Zentrum (das für das Überleben sorgt) spricht mit mir, weist mich darauf hin, dass da ja ggf. noch ein stagnierendes Hirn sein könnte. Hey guck mal, das hast du auch mal gewusst oder besser hin bekommen. Und wo der Kreislauf sich schließt: ich glaube meinem dramatisch orientiertem Hirn. Ich glaube, ich muss meinem Hirn mal einen Riegel vor setzen oder so...

03.03.2023 21:19 • x 1 #10


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