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ophelia
liebe mitleidende,

dank einer starken erkältung bin ich seit einer woche nur noch im hause - horizontal meistens.

ich merke auch, dass mein lebenswille sehr stark nachgelassen hat. vermutlich spielen dabei die artigen viren eine rolle und geben dem inneren saboteur genug futter, dass er sich so richtig vollfressen kann.

mit einem übersättigten gremlin kommen auch die ängste wieder, das haus zu verlassen.

ich darf mich glücklich schätzen, dass ich 3x die woche eine ambulante psychiatrische pflegerin zu besuch habe, mit der ich herausforderungen angehe. das sind beispielsweise spaziergänge oder einkaufstouren im dorf. aber diese woche war ich einfach nicht fit genug und habe alle termine abgesagt, obwohl der verstand sagt, dass ein kleiner spaziergang dem körper gut täte.

heute ist sonntag. die sonne scheint. es ist angenehm warm. aber mein teufelchen treibt mich dazu, einfach daheim zu bleiben. und treibt mir die worst-case-szenarien in den kopf. auch in bezug auf mittwoch. an diesem besonderen tag feiert nämlich mein patenbube seinen 5. geburtstag.

ich bin sehr traurig, wenn ich daran denke, dass ich es an diesem tag eventuell nicht schaffen werde, ihn zu besuchen. mir rinnen die tränen runter. ich möchte mehr da sein für ihn und seine beiden brüder. sie sind wahre schätze. mein herz schmerzt und. ich bin auch wütend auf mich. auf meinen gremlin, der mir mein leben kaputt macht. aber was schreibe ich hier. ihr kennt das ja alles zu genüge, nicht?

mein motto war einmal: hinfallen, krone richten, aufstehen, weitergehen
genau dieser wille ist abhanden gekommen. aus angst. aus angst vor der angst. und mit jedem tag wird es schlimmer, denn genau diese angst vor der angst bringt mich nicht weiter und treibt mich nur mehr in die einsamkeit und ins selbstmitleid. dabei gibt es genug leid da draussen. wirkliches leid.

aber auch freude. ich kann es vor weit her fühlen. die freude, meinen patenbuben wiederzusehen. die freude, die er zeigt, beim auspacken der geschenke. die freude, dass ich wieder einmal bei ihm zu hause bin. in seinem umfeld.

ich möchte mich so gerne aufraffen und es schaffen, ihn an seinem geburtstag zu sehen. er hat es verdient. er kann ja schliesslich nichts dafür, was mit mir passiert.

morgen habe ich wieder ein treffen mit meiner bezugsperson. nach einer woche einsamkeit erneut kontakt. und die möglichkeit, rauszugehen, frische luft zu schnuppern, meinen körper ein bisschen bewegung geben. und darauf hinzusarbeiten, am mittwoch zu ihm zu fahren.

meine frage an euch bei rückfällen: wer das auch, dass sich längeres vermeiden in immer grösseres verwandelt, bis die angst so gross ist, dass ihr euch nichts mehr zutraut? euch selbst nicht mehr vertraut?

ich wünsche allen einen guten tag und hoffe, dass ihr sonnenschein abbekommt,
ophelia

08.12.2019 11:14 • 20.12.2019 x 2 #1


21 Antworten ↓


Schlaflose
Wenn du krank bist, wäre es sogar unverantwortlich, dein Patenkind zu besuchen und ihn und andere vielleicht anzustecken. In solch einer Situation sollte jeder zuhause bleiben, ob mit Angststörung oder nicht.

08.12.2019 11:56 • x 3 #2


A


Als Patentante nicht einmal den Geburtstag mitfeiern

x 3


D
Kann dich deine Bezugsperson am Mittwoch nicht zu deinem Patenkind begleiten?

08.12.2019 12:08 • x 2 #3


ophelia
hi schlaflose,

ich bin am ausheilen, aber wenn ich noch ansteckbar wäre, gäbe ich dir recht.

grüsse,
ophelia

08.12.2019 23:14 • #4


A
Grüße dich,habe auch in letzter Zeit oft Angst vor der Angst deshalb kann ich es sehr gut nachvollziehen.Gute Ratschläge kann ich dir daher nicht geben,außer das ich von mir sagen kann ,wenn der Wille so stark und die Sehnsucht so groß dann gehe ich auch mit zittern in den Beinen.
Aus Erfahrung weiß ich ,es passiert nichts schlimmes und Ablenkung ist immer gut und lässt für kurze Zeit Ängste in den Hintergrund verschwinden.Doch jeder Mensch ist anders und ich bin in deinen Schuhen noch nicht gelaufen daher........?Gute Besserung

08.12.2019 23:44 • x 1 #5


ophelia
hi akinom,

erstmal danke für deine offenheit.

ich kenne das selber auch noch sehr gut, als der echte wille noch da war. da habe ich challenges angenommen und durchgestanden (meist mit bravour, von denen ich heute nur noch träumen kann.

wieso erwähne ich auch hier wieder meinen fehlenden willen? ich möchte es so erklären: laut wiki wird dieser als umsetzungskraft bezeichnet. aber eben diese kraft ist flöten gegangen. die ängste sind stärker, die barrieren, um vorwärts zu kommen, habe ich mir selber unbewusst höher gebaut.

wo ein wille ist, ist auch ein weg - geht mir gerade durch den kopf. okay, wenn der wille da ist, meinen patenbuben zu besuchen, weshalb versuche ich es nicht einfach? da kommen nebst angst vor der angst, versagensängste, etc. auch der druck, den ich mir selber aufbaue, wenn ich mit meiner bezugsperson schlussendlich für die fahrt und den besuch abgemacht habe, auf. an dieser stelle möchte ich noch erwähnen, dass ich von einer bestimmten erwartungshalten seitens seiner mutter (also meiner schwester) und meinen eltern, ausgehe - nämlich: es wird von mir erwartet, dass ich zusage und auch erscheine, um nicht enttäuscht zu sein. vielleicht auch enttäuscht für den jungen zu sein.

ich denke, dass jeder, der mit ängsten ringt, dieses dilemma sehr gut kennt: die eigene erwartung an einem selbst und die voreingenommene erwartung der anderen an einen - und das dann zu einer symbiose zu bringen.

ich wollte schon vor langer zeit einmal zur feder greifen und auf papier meiner familie meine seelische verfassung und den verbundenen ängsten, phobien, etc. zu erklären. was hält mich davon ab? ich denke jedesmal, wenn ich jemanden aus meiner familie treffen: nein, jetzt ist noch nicht der richtige zeitpunkt... prokrastinieren nennt man das so schön. eben auch wieder ein vermeideverhalten. nun ja, vielleicht kann ich mich ja vor ende jahr noch dazu aufraffen und so etwas ballast abbauen, indem ich ihnen auf das ende des alten jahres hin mich von der seele schreibe.

ich habe mich wohl da wieder etwas verloren und bin nicht eigentlich auf deine antwort eingegangen...

Zitat:
Aus Erfahrung weiß ich ,es passiert nichts schlimmes und Ablenkung ist immer gut und lässt für kurze Zeit Ängste in den Hintergrund verschwinden.


ja, wenn ich zurückdenke, ist bis jetzt der worst case nicht eingetroffen. und zur ablenkung: da muss ich noch was geeignetes finden - ich denke da an ein paar NLP-übungen, wo man im score-modell sich auf das endergebnis fokusiert.

wenn ich mir also visualisiere, dass ich es geschafft habe, mit irgendjemand bekannten zu meinem patenbuben zu fahren, ihn dort glückseelig im geburtstagsrausch anzutreffen, sein lächeln im innern aufzusaugen und dann zu all dem den besuch noch geniessen kann... wow, das hört sich wirklich toll an

danke, dass du mich unbewusst auf das score-modell gebracht hast

liebe grüsse,
ophelia

09.12.2019 00:29 • x 1 #6


Feuerschale
Hallo ophelia,

ich finde, du hast eine sehr erfrischende selbstironische Art zu schreiben, und entdecke dort auch
Lebensgeister.

Dass Angst und Rückzug das fehlende Zutrauen erhärten und das Krankheit insgesamt noch mehr
entmutigt, kenne ich auch.

Einerseits gönne ich dem Körper dann viel Erholung und hoffe, dass eine Basis an Energie irgendwann
wieder da ist, wo die Welt dann nicht ganz so dunkel und gedrückt aussieht.

Bzgl. Angst versuche ich das Prinzip der kleinen Schritte, und wenn es nur minimale Schritte sind.
Vor eineinhalb Jahren war ich so eingefroren, was spazieren ging betrifft, dass das rausgehen vors Haus,
schon ein Abenteuer war, und das 10 minuten rausgehen auch eine Reizüberflutung und die Beine
wirklich schmerzhaft kribbelten.
Ich war schon noch arbeiten im Büro, den Trott einhalten, aber spazieren gar nicht mehr.

Hatte dann gelesen, dass auch kleinste Schritte gut sind, und wenn es nur Schuhe anziehen ist,
mal kurz vor die Tür gehen, vier Schritte, wieder zurück. Sich langsam gewöhnen.
Sich - einmal-aufraffen. Mit dem Gedanken anfreunden und umsetzen.
Und die Dosis langsam steigern.

Bzgl. dem Patenkind, ich weiß nicht, wie da ein kleiner Schritt aussehen könnte. Anrufen-Geschenk vorher
zukommen lassen- Videotelefon? (falls das technisch möglich ist, bei mir noch nicht so).
Geschenk an der Haustür übergeben und erklären, dass es nicht länger geht? (Vielleicht vorher schon
kurz das ankündigen am Telefon, damit man das nicht an der Tür lange erklären muss?)

Die Mischung finden aus kleinen Schritten, aber nicht überfordern.
Ein bisschen entwickelt sich da schon.
Zitat von ophelia:
aber auch freude. ich kann es vor weit her fühlen. die freude, meinen patenbuben wiederzusehen. die freude, die er zeigt, beim auspacken der geschenke. die freude, dass ich wieder einmal bei ihm zu hause bin. in seinem umfeld.
Schön, dass du diese Freude noch ahnst. Sowas kann schon auch motivieren.
Sich der Wirkung auf andere bewusst sein und dass es diesen positiven Aspekt gibt.

Mittlerweile verbringe ich z. B. manchmal einen Tag in der Großstadt, weil ich mich freue da jemanden
zu treffen, obwohl die Zugfahrt oft schrecklich ist, das Gewusel in der Großstadt auch stressig,
aber diese Freude, diese Person zu sehen (er hat auch eine Angststörung) motiviert uns beide, das
auf uns zu nehmen.
Ich war schon ca 15 Jahre sonst nicht mehr in einer Stadt. Vermeidung hat da ganze Arbeit
geleistet. Hab aber gemerkt,dass das wirklich kein guter Kreislauf ist und man erst wächst
durch zumuten. Spaß macht das immer noch keinen und es kostet Energie, aber der Spielraum
ist doch besser als das kleine Zutrauen der Angst im Kopf.

Gute Besserung mit der Erkältung und gutes anfangen von den aktiveren Dingen.
lg

09.12.2019 12:52 • x 3 #7


ophelia
liebe feuerschale,

du hast mich richtig eingestuft - sarkasmus und schwarzer humor prägen mich schon recht

vielen herzlichen dank, dass du dir zeit genommen hast, mir mit deinen aufmunternden worten zu schreiben (und auch anderen). du hast dich wirklich mit diesem thema auseinandergesetzt und nicht das erste mal, wie schnell zu raten ist.

frauen reden meist darüber, dass männer in ein jammertal fallen, wenn sie mal krank sind. aber frauen können das ebensogut *fingerdeutaufmich* . die käferchen haben ihr nest eins nach dem anderen verlassen und meinen körper hat am montag frische luft auftanken können. mit hilfe meiner bezugsperson. ahhh, das tat gut! a. weil ich dem innneren saboteur kein neues futter mehr lieferte, b. weil ich nach gut 3/4 std. spaziergang stolz auf mich war und c. weil ich weiss, dass mir mein körper dankt für die bewegung.

das
Zitat:
Prinzip der kleinen Schritte
nenne ich in meinem alltag baby steps. es fühlt sich ja auch meist so an, als wollte ich wieder laufen lernen. und ja, es sind die kleinen schritte, die etwas ausmachen (genau wie der neil armstrong es der menschheit mitteilte).

mit deinen worten hast du mir einen stups gegeben, meine disziplin wieder ernst zu nehmen und täglich baby steps zu machen - und zwar vor der haustür - egal welches wetter petrus uns parat hält. wichtig ist, dran zu bleiben. nur so kommt man weiter. das weisst du, das weiss ich, das wissen wir angsthasen eigentlich alle sehr gut. am verstand mangelt es ja nie. nur an der ausführung.

wenn ich deine worte durchgehe, lese ich zwischen den zeilen, dass du (auch) ein hochsensibler mensch bist. ist das richtig? denn das feuert die angst natürlich prächtig an. kein filter. alles kommt rein, wie es gerade eben kommt. farben, bewegungen, gerüche, geräusche... dann ist es ganz verständlich und nachvollziehbar, dass ein rückzug für eine bestimmte zeit ganz wichtig ist, um wieder energie zu tanken, zu adjustieren, wieder innere balance zu gewinnen.

das hört sich ja fantasisch an, dass du wieder in die grossstadt kannst! welch erfolg - und wenn du dann noch einen kaffee mit freund/freundin geniessen - und damit meine ich wirklich geniessen - kannst... so schön!

ich wünsche dir auf diesem weg weiterhin ganz viele tapfere schrittchen in den richtigen schuhen (manche ziehen ja nach gelegenheit die passenden hüte an, weshalb da nicht das passende schuhwerk, so als gingst du mit dir selber aus

jo, wir schaffen das!

ps: nun rückt der geburtstag meines patenbuben sehr nah. morgen ist es soweit. den ersten schritt habe ich hinter mir, indem ich eben gestern draussen war. ich werde mit dem visionieren weiter arbeiten. mir das glückliche ende vorstellen. und wie heute mein therapeut am telefon meinte, mir sagen: ich versuche es statt die erwartungen am mich erfüllen zu wollen. und ja, das nimmt schon ein wenig druck weg.

10.12.2019 22:52 • x 1 #8


Feuerschale
Hallo ophelia
Zitat von ophelia:
liebe feuerschale,du hast mich richtig eingestuft - sarkasmus und schwarzer humor prägen mich schon recht


Das freut mich, dass du rausgegangen bist und und nun stolz auf dich bist, dem Körper was gutes getan hast.
Baby Steps finde ich da auch einen guten Ausdruck.

Irgendwie das Gehirn fit halten, noch was rausfinden, schauen was man aktiver oder anders machen kann.
Zitat:
die käferchen haben ihr nest eins nach dem anderen verlassen und meinen körper hat am montag frische luft auftanken können. mit hilfe meiner bezugsperson. ahhh, das tat gut! a. weil ich dem innneren saboteur kein neues futter mehr lieferte, b. weil ich nach gut 3/4 std. spaziergang stolz auf mich war und c. weil ich weiss, dass mir mein körper dankt für die bewegung.
klingt gut und ermutigend.
Zitat:
wenn ich deine worte durchgehe, lese ich zwischen den zeilen, dass du (auch) ein hochsensibler mensch bist. ist das richtig? denn das feuert die angst natürlich prächtig an. kein filter.
Ja, das mit der Angst auseinandergesetzt stimmt schon, und das mit dem kein Filter auch.
Das strengt oft sehr an und eine letztendliche Gewöhnung gibt es eigentlich nicht, mehr das aushalten und für
Rückzug sorgen.
oder eine Art Tunnel schaffen z B durch Musik hören oder Atemübungen z B., klappt mal mehr mal weniger.

Dankbarkeit ist ja auch eigentlich so ein guter Fokus.
Zitat:
ja fantasisch an, dass du wieder in die grossstadt kannst! welch erfolg - und wenn du dann noch einen kaffee mit freund/freundin geniessen - und damit meine ich wirklich geniessen - kannst... so schön!ich wünsche dir auf diesem weg weiterhin ganz viele tapfere schrittchen in den richtigen schuhen (manche ziehen ja nach gelegenheit die passenden hüte an, weshalb da nicht das passende schuhwerk, so als gingst du mit dir selber aus
Ja, finds auch gut, mal wieder was zu machen und zu erleben.
Ist halt auch Stress, aber auch gute Eindrücke, gibt ja auch ruhigere Ecken oder Kunst zu gucken oder einen schönen Imbiss mit ganz frischen Sachen (japanisch ect).
Zitat:
ps: nun rückt der geburtstag meines patenbuben sehr nah. morgen ist es soweit. den ersten schritt habe ich hinter mir, indem ich eben gestern draussen war. ich werde mit dem visionieren weiter arbeiten. mir das glückliche ende vorstellen. und wie heute mein therapeut am telefon meinte, mir sagen: ich versuche es statt die erwartungen am mich erfüllen zu wollen. und ja, das nimmt schon ein wenig druck weg.
Ich dachte hier noch so, dass da ja auch noch das Umfeld reinspielt.

Das spazierengehen kann man noch für sich selbst machen, kämpft mit sich selbst, und eigenen hohen Erwartungen.

Wenn andere dazukommen, haben die ja ggf. auch noch Erwartungen, das hattest du ja in deinem
ersten Beitrag auch schon angedeutet. Entweder die eigenen Erwartungen über die Erwartungen der anderen,
oder tatsächliche andere Erwartungen.

Die wissen noch nichts von deiner Krankheit, oder wie dich das einschränkt, oder?

Würden die sowas denn per se zulassen oder reagieren die da eher hart und ganz oder gar nicht,
stell dich nicht so an gibts nicht?

So ein Patenkind hat damit sicher keine Probleme, Kinder haben ja gar nicht solche Erwartungen, was
sein muss und wie was ablaufen muss.
Aber die restliche Familie hat vielleicht so Riten, wie der Ablauf sein müsste.

Und da kommen dann so zwei Sachen rein- für sich selber zu sorgen - wieviel kann ich?
Und dem Umfeld irgendwie klar zu machen, wieviel man kann.

Ich hoffe dass dein Umfeld da etwas flexibel und verständnisvoll ist.
Das war meins leider nicht. Bei mir war auch Brief schreiben eine richtig schlechte Idee , das wurde ignoriert und
im nachhinein wurde ich beleidigt und als unmöglich, seltsam ect betitelt und wie ich es überhaupt wagen kann, aus meiner Rolle auszubrechen.

Aber das kommt ja auf die Familie an, wie man denen klar macht, wer man ist, was man kann und dass man
eben in manchen Situation nicht 1A so ne Rolle erfüllen kann.

Das kannst du ja jetzt auch nicht übers Knie brechen, nur weil morgen dann wieder so ein Tag ist mit Fest.
Da kommen dann ggf. auch äußere Erwartungen dazu.
Vielleicht da auch so kleine Testballons starten? Müssen ja nicht so große umfassende Erklärungen sein.
Nur, wenn aktuell was nicht geht, das sagen.
Und solange man präsent sein kann und das genießen, das auch tun.
Zitat:
jo, wir schaffen das!
genau, in kleinen Schritten die Welt verändern und es den ganzen Schweinehunden zeigen
(Aber ich glaub die und die Saboteure usw sollte man gar nicht so bekämpfen, dem Schweinehund vielleicht
einen dicken Knochen geben, mit dem er sich beschäftigen kann, er meints ja nur gut)

11.12.2019 06:40 • x 1 #9


ophelia
liebe feuerschale,

heute ist der grosse tag - eigentlich sollte ich mich freuen, mit all den guten zusprüchen.

aber die emetophobie macht sich so breit, dass ich komplett blockiert bin.

wieder versagen. wieder nicht schaffen...

das umfeld, sprich meine familie hat begrenzt verständnis. in diesem falle sind sie einfach nur tiefst enttäuscht, wenn ich mich nicht aufraffe und zu meinem patenbuben gehe.

ich könnte mich mehr freuen, wenn ich kein termin hätte.

ich werde alles absagen, mich zurückziehen und im selbstmitleid baden. wie immer.

well, that's life - thank you so f*** very much

mein ventil: ich heule nur noch. es hilft ein wenig, aber nimmt weder die übelkeit noch die angst.

es tut mir so leid, dass ich es nicht schaffe. für ihn.

ich habe noch genau 1h25 zeit, um mich zurechtzumachen. parat sein für meine bezugsperson.

kennst du das auch, dass du am liebsten laut ausrufen möchtest lasst mich doch alle in ruhe!?

Zitat:
Dankbarkeit ist ja auch eigentlich so ein guter Fokus.


ja, das stimmt. ich bin dankbar dafür, dass sich meine familie nicht schon lange von mir abgewendet hat.

Zitat:
So ein Patenkind hat damit sicher keine Probleme, Kinder haben ja gar nicht solche Erwartungen, was
sein muss und wie was ablaufen muss.
Aber die restliche Familie hat vielleicht so Riten, wie der Ablauf sein müsste.


das ist richtig. ich kenne das nur zu gut. und wenn dann die erwartungen an mich nicht erfüllt werden, bekomme ich das durch meine überempfindlichkeit auch zu spüren.

Zitat:
Ich hoffe dass dein Umfeld da etwas flexibel und verständnisvoll ist.
Das war meins leider nicht. Bei mir war auch Brief schreiben eine richtig schlechte Idee , das wurde ignoriert und
im nachhinein wurde ich beleidigt und als unmöglich, seltsam ect betitelt und wie ich es überhaupt wagen kann, aus meiner Rolle auszubrechen.


das tut mir so leid für dich. aber es scheint auch, als hätten sie dich in diese genannte rolle gezwängt (die du vielleicht nie haben wolltest).

ich wünsche dir einen kraftvollen, motivierenden tag und sende dir ganz liebe schwyzergrüessli

11.12.2019 10:58 • x 1 #10


kritisches_Auge
Hallo,
wenn ich darf, klinke ich mich einmal ein.

Die Angst aus dem Haus zu gehen kenne ich kaum oder eher selten in besonderen Situationen, aber seit vielen Jahren kenne ich die Angst vor dem Autofahren, ich selber habe keinen Führerschein, bin also Beifahrer.
Kleine Strecken innerhalb der Stadt sind kein Problem, auch wenn es mir viel lieber ist wenn ich selber ohne auf den Fahrer angewiesen zu sein, nach Hause komme. Der Herr Auge ist dabei ein guter und sehr vorsichtiger Fahrer.

Aufgrund dieser Angst war ich schon früher bei keinem Familientreffen dabei und der Herr Auge besucht unsere Tochter allein. Ich könnte sagen, dass diese Angst noch durch die Sorge um meine Haustiere verstärkt wird, der Angst was aus ihnen wird wenn wir einen Unfall hätten, aber früher gab es ja noch keine Haustiere.

Die Babyschritte sind eine gute Idee, aber in meinem Fall aus besagten Gründen nicht anwendbar.
Wie schon geschrieben wurde, die Angst vor der Angst ist am schlimmsten, ich könnte mir vorstellen, dass ich mitfahren würde, wenn es an dem Tag hieße, heute fahren wir zur Tochter, doch das ist nicht praktikabel.

Wäre es bei dir praktikabel ganz spontan am gleichen Tag deinen Besuch anzukündigen, hätte deine Familie dafür Verständnis?

11.12.2019 11:35 • #11


Feuerschale
Hallo ophelia
Das tut mir leid mit den Symptomen, gute Besserung.

Versagen ist so ein blödes Wort. Dass man das ganze Programm nicht schafft und nicht nur
erfolgreich vorwärts schreitet. Aber das ist ja normal.
(wenn man Programm nicht mehr kann, sondern mit sich so als lebendiges Wesen zu tun hat).
Zitat von ophelia:
sprich meine familie hat begrenzt verständnis. in diesem falle sind sie einfach nur tiefst enttäuscht, wenn ich mich nicht aufraffe und zu meinem patenbuben gehe.ich könnte mich mehr freuen, wenn ich kein termin hätte.
Gehts denn um das nicht aufraffen?
Kennt die Familie deine Krankheit und Grenzen?
Ich glaub viele Angehörige kennen sich zu wenig mit so Krankheiten aus.

Damit mein ich auch nicht, dass man damit alles entschuldigen sollte und alle sollen sich einem
anpassen, aber dass vieles kein böser Wille ist, wenn was nicht geht.
Und man doch gar nicht persönlich enttäuschen und andere hängenlassen will.

Und selbst macht man sich dann diese Vorwürfe auch noch.
Aber da kennt man sich doch eigentlich besser.

Ich finde, wenn eine gute Absicht da ist (für das Patenkind) und man kann aus gesundheitlichen Gründen
nicht, das ist doch keine Enttäuschung. Die innere Haltung zählt doch.
Zitat von ophelia:
ich wünsche dir einen kraftvollen, motivierenden tag und sende dir ganz liebe schwyzergrüessli

Dankeschön. Dann wünsche ich mal ganz viel Akzeptanz zurück

11.12.2019 17:15 • x 1 #12


ophelia
¡hola, kritisches auge!

Zitat:
Der Herr Auge ist dabei ein guter und sehr vorsichtiger Fahrer.


nach meinen erfahrungen und gesprächen mit mitleidenden zeigen sich bei der angst die nebeneffekte wie perfektionismus und korrektheit. was wiederum dazu führt, dass wir kontrolliert und übervorsichtig sind. ist auch gut so. aber was mich hier ein wenig verwirrt: du schreibst in der 3. person männlich, bist jedoch im profil als weiblich deklariert... hmmm. ist denn herr auge dein alias?

Zitat:
Ich könnte sagen, dass diese Angst noch durch die Sorge um meine Haustiere verstärkt wird,


du sorgst dich bei fahrten über deine haustiere, was sehr sympatisch ist. aber auch die frage aufwirft: sind denn du und deine tochter nicht doch an erster stelle?

Zitat:
ich könnte mir vorstellen, dass ich mitfahren würde, wenn es an dem Tag hieße, heute fahren wir zur Tochter, doch das ist nicht praktikabel.


verstehe ich dich richtig, dass du trotz ängsten eher zu den spontanen gehörst? und was meinst du nicht praktikabel? nicht umsetzbar aus angstgründen?

tja, und wie es sich bei mir gestern herausstellte: meine bezugsperson kam nach langem zureden bei mir vorbei. ich packte dann in ihrem beiseinn gemütlich weiter die geburtstagsgeschenke ein (wirkte beruhigend - konnte es aber nicht alleine) und habe mich - mit ihrer hilfe - mit meinem inneren kind in verbindung gesetzt. auch das gespräch half. so fuhren wir dann mit 3/4 std verspätung los.

und ja, ich habe es geschafft! ich habe dir fahrt überstanden. ich habe meinen patenbuben gesehen. habe kurz mit der familie zeit verbringen können. und nach 1/2 std kam dann meine bp mich wieder abholen und ich verliess die etwas verdutzte und leicht enttäuschte familie wieder (besonders traurig stimmte mich das ausgesprochene von meinem patenkind: du gehst schon wieder? - und das war nicht das erste mal). ich versprach ihm dann, dass er mich in der ferienzeit (er ist im kindergarten) morgens besuchen könne und wir - und nur wir zwei - zeit zusammenverbingen werden.

ich war zwar total groggi und mässig zufrieden mit meinem erfolg, aber ich habe meinen gremlin besiegt (denn ich bin ja ins auto gestiegen) und alles wider den erwartungen überstanden

12.12.2019 18:23 • x 1 #13


ophelia
liebe feuerschale,

kurze rückmeldung von der drama-queen par excellence: habe mich aufgerafft - dank unterstützung von meiner bezugsperson und benzos - und habe die fahrt und den besuch doch noch geschafft - wider erwartens

Zitat:
Versagen ist so ein blödes Wort.


ich habe ein bisschen über die bedeutung dieses wortes nachgedacht und bin dann hier gelandet (einfach, weil mich die tiefe interessierte): https://wiki.yoga-vidya.de/Versagen

hier steht auch: Jeder Fehlschlag kann ein Stein sein, der die Treppe zum Erfolg ist. wenn man nun aus dieser perspektive das eigene versagen (was meist aus erwartungen an einem selbst entspringt) betrachtet, so ist diese aussage ein wohlwollen dem sich gegenüber. und das sollten wir uns eigentlich immer wieder zu herzen nehmen.

Zitat:
Gehts denn um das nicht aufraffen?


nun ja, ich sehe das pauschal so, dass ich von mir behaupte, eine nicht durchgreifende disziplin habe. also, ja, ich habe mich nicht aufraffen können. aufraffen kostet viel energie, denn letztendlich geht es um den inneren kampf gegen die angst. wir angstgetriebenen wissen eigentlich nur zu gut, dass dieser kampf aussichtslos ist. lieber dem schweinehund vielleicht einen dicken knochen geben, wie du so schön geschrieben hast, statt mit ihm zu ringen.

Zitat:
Kennt die Familie deine Krankheit und Grenzen?


wenn ich so darüber nachdenke... nein, nicht wirklich. und es scheint mir auch keinen sinn zu haben, sie mit noch mehr informationen zu überfluten, was meine blockaden anbelangt. sie haben alles, was zu meiner krankheit gehört, von mir entweder erzählt bekommen oder auch nachlesen können (habe ihnen viel informatives für angehörige im internet zugespiesen).

wer hier kennt das auch, dass man einerseits von der familie verstanden werden möchte (was schlussfolglich zu einer akzeptanz führen dürfte), sich jedoch manchmal im kreuzfeuer der fragen befindet und keine befriedigende antwort geben kann (zumindest kein entsprechendes verständnis/verstehen)?

mich hat es bei meiner letzten grossen krise im sommer 2016 viel mühe gekostet, meine familie auf dem laufenden zu halten, ihnen fakten zu liefern und sie wissen zu lassen, was in mir vorgeht. folge: die informationsblätter und internetseiten wurden nur weit überflogen und so blieben die wissenslücken.

heute denke ich, dass ich mit meiner krankheit niemanden überfordern noch überfluten möchte. wenn sich jemand aus familien-/freundeskreis WIRKLICK dafür interessiert, soll er/sie mich direkt fragen. ich bin bereit für ein gespräch. bin bereit, mich zu öffnen und sozusagen einen seelen-striptease hinzulegen. es liegt nun an ihnen. ich will keinen den gottes willen anhängen, wie wir bei uns sagen. ich habe gelernt, dass es nur noch mehr verwirrungen und sorgen oder auch unverständnis bringen kann...

Zitat:
Und man doch gar nicht persönlich enttäuschen und andere hängenlassen will.


ich glaube, dass dies noch eine grosse hürde ist - für alle von uns angsthasen - eben nicht alles persönlich zu nehmen und v.a. sich mit sorgen plagen, indem man für sein nicht-da-sein andere im stich lässt.

es ist doch erstaunlich, was für kräfte manchmal in uns stecken, wenn es wirklich darum geht, jemanden nahestehendem in not zu helfen und dadurch eigene (angst)grenzen zu überschreiten.

ich verbleibe hier nun mit dem spruch: Umso steiniger der Weg, umso wertvoller das Ziel

12.12.2019 19:10 • #14


kritisches_Auge
Ich freue mich sehr, dass du es geschafft hast.

12.12.2019 19:39 • x 3 #15


Feuerschale
ich finde es auch richtig cool

12.12.2019 21:04 • x 1 #16


ophelia
lieben dank, feuerschale und auge

wie sieht es bei euch aus? irgendwelche bestimmte challenges die bevorstehen?

13.12.2019 09:49 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

kritisches_Auge
Bei mir steht nichts Bedrohliches bevor.

13.12.2019 10:41 • #18


ophelia
na, das sind doch gute nachrichten

13.12.2019 12:35 • #19


Feuerschale
Zitat von ophelia:
lieben dank, feuerschale und auge wie sieht es bei euch aus? irgendwelche bestimmte challenges die bevorstehen?
Das so zu beobachten bei dir hat wirklich so eine spürbare Freude bei mir geweckt

Und ich hatte eher vermutet, du last dich so, als wärst du so down und eingenommen von so vielem, dass du dich nicht mehr aufraffst, also doppelt alle Achtung. Ich denke, da hast du viel Grund zum stolz auf dich sein.
Auch wenns sicher anstrengend war und Freude und Stolz für dich so pur vielleicht gar nicht durchkommt, oder später erst.

Akute Challenge liegt bei mir eher nicht an, mir reicht gerade der Alltag und der Versuch, nicht zu negativ zu denken bei Sachen die nicht so laufen oder sich als Problem anfühlen.

Wollte noch ein bisschen mehr schreiben, wenn ich darf zu deinem, wills aber auch nicht zerreden oder zuviel einen
Stempel drauf drücken.

Was mir gefällt an dem, was du gemacht hast, ist, dass du Unterstützung hattest (Medis, Bezugsperson)
und dass du das ganze limitiert hast (eine halbe Stunde bleiben, auch wenn die Familie verdutzt geschaut hat).
Und dass du für das Gefühl von deinem Patenkind und für seinen Wunsch ein alternatives Angebot gemacht hast, was für dich machbar ist, mit weniger Stress.
Zitat von ophelia:
ich habe ein bisschen über die bedeutung dieses wortes nachgedacht und bin dann hier gelandet (einfach, weil mich die tiefe interessierte): https://wiki.yoga-vidya.de/Versagen
Ja, interessant, dass das irgendwie auch eine Sache der Perspektive ist.
Und dann gibt es wohl auch Bereiche, wo man gar nicht versagen kann.
Aber die kann man auch vergessen, wenn man vor was akutem steht, vor einer akuten Erwartung
und Forderung.
Zitat von ophelia:
aufraffen kostet viel energie, denn letztendlich geht es um den inneren kampf gegen die angst. wir angstgetriebenen wissen eigentlich nur zu gut, dass dieser kampf aussichtslos ist. lieber dem schweinehund vielleicht einen dicken knochen geben, wie du so schön geschrieben hast, statt mit ihm zu ringen.
Ja, ringen muss manchmal sein.

Mit dem Knochen hatte ich so ein anderes Bild im Kopf. Nicht so, dem Schweinehund ganz nachgeben, sondern: Schweinehund funkt mir nicht rein, ist beschäftigt mit dem Knochen und ich mache so mein Ding. Schweinehund hat quasi so seinen Platz, und wird so gewürdigt- er will ja Energie sparen.
Aber manchmal rostet man damit eben eher ein und tut sich keinen Gefallen damit.

Der Schweinehund soll mich halt auch nicht dominieren und bestimmen, aber er braucht so seinen Platz.
Und dann finde ich es versöhnlicher, wenn es ihm gut geht und er in so einer Hütte liegt und an einem Knochen nagt.
Zitat von ophelia:
mich hat es bei meiner letzten grossen krise im sommer 2016 viel mühe gekostet, meine familie auf dem laufenden zu halten, ihnen fakten zu liefern und sie wissen zu lassen, was in mir vorgeht. folge: die informationsblätter und internetseiten wurden nur weit überflogen und so blieben die wissenslücken.

heute denke ich, dass ich mit meiner krankheit niemanden überfordern noch überfluten möchte. wenn sich jemand aus familien-/freundeskreis WIRKLICK dafür interessiert, soll er/sie mich direkt fragen.
Diese Haltung finde ich auch am besten, informieren und bereit halten für Fragen, aber nicht überfluten
und bedrängen.
Leider haben die anderen selten Verständnis und die selbe Erlebniswelt.
Was schonmal hilft ist, Vergleiche zu finden aus ihrer Welt. (z B Depressionsschub - fühlt sich an wie fiebrige Grippe mit ähnlicher Kraft, die Dinge anzugehen und ähnlich beschissen vom Gefühl).

Erzwingen kann ich das Verständnis aber auch nicht. Die Reaktionen ohne Verständnis sind zwar sehr eng
und anstrengend (auch wenn man selber keins hat), aber da ist ja jeder an seinem eigenen Punkt, was
man begreifen und mitfühlen kann und was nicht.
Zitat von ophelia:
es ist doch erstaunlich, was für kräfte manchmal in uns stecken, wenn es wirklich darum geht, jemanden nahestehendem in not zu helfen und dadurch eigene (angst)grenzen zu überschreiten.

ich verbleibe hier nun mit dem spruch: Umso steiniger der Weg, umso wertvoller das Ziel
Ja, merke auch so, dass man für andere oder wirklich wichtiges viel Motivation findet, um auch
schwere Sachen durchzustehen.
Sonst würde man das ja gar nicht in Kauf nehmen.
Und dann ist es irgendwie auch befriedigend, wenn man sich für was wertvolles angestrengt hat, finde ich.

13.12.2019 13:54 • x 1 #20


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