@SpiritTiger127
Oh Spirit… willkommen im Club der Familien-Reizwäsche, wo Schuldgefühle immer frisch gewaschen und direkt wieder umgehängt werden. Du könntest dich auf den Kopf stellen, deine Mutter auf Händen zum Arzt tragen und auf dem Rückweg noch das Wartezimmer tapezieren – es wär trotzdem nie genug. Warum? Weil du längst zur Servicekraft im emotionalen Familiensystem geworden bist. Und wehe, du nimmst dir mal ne verdammte Pommespause. Dann steht die Schwägerin mit dem Moral-Fensterputzer da und wischt dir übers Gesicht.
Weißt du, was das eigentlich ist? Emotionaler Erpressungsversuch auf niedrigstem Niveau. Nicht, weil deine Schwägerin bewusst fies ist – sondern weil du den bequemsten Platz eingenommen hast: die, die springt, wenn andere sich drücken. Du bist halt verlässlich. Und genau deshalb wird dir jedes Nein ausgelegt wie ein Verbrechen.
Und jetzt kommt das Gemeine: Du bist sauer – aber traust dich nicht, die Wut zu fühlen. Stattdessen schiebst du sie runter, und da wartet schon das Schuldgefühl mit ’nem warmen Kakao und sagt: „Na komm, war doch nicht so schlimm. Du bist doch die Vernünftige.“ Und zack, hängst du wieder in der Schleife: Du hilfst zu viel brennst aus sagst Nein wirst angefeindet fühlst dich schuldig hilfst wieder zu viel.
Und hey, das Ding mit der Nichte? Auch typisch. Wenn das Kind sich respektlos benimmt, wird nicht das Verhalten reflektiert, sondern lieber der Black-Peter an deine Mutter zurückgeschoben. Warum? Weil’s einfacher ist, als Grenzen zu setzen. Und weil in solchen Familiensystemen immer jemand der Blitzableiter sein muss. Mal ist es deine Mutter, mal bist du’s.
Also was tun?
Nicht versuchen, „besser klarzukommen“, sondern aufhören, dich schuldig zu fühlen für etwas, das du gar nicht falsch machst. Dein Nein war gesund. Punkt. Dass es jemandem nicht passt, ist nicht dein Problem. Wenn du willst, dass sich was verändert, dann nicht durch noch mehr Anstrengung, sondern durch klare Kante. Nicht laut, nicht aggressiv – aber innerlich klar: „Ich bin nicht verfügbar, nur weil du’s von mir erwartest.“
Und ganz ehrlich? Vielleicht darfst du mal die Sätze üben, die sonst keiner sagt. Wie:
– „Ich weiß, dass es euch stört, wenn ich mal nicht springe – aber das ist kein Grund, mich zu beschämen.“
– „Ihr müsst nicht einverstanden sein mit meinen Grenzen. Aber ich werd sie trotzdem setzen.“
– „Wenn ihr euch Sorgen macht, dann organisiert das bitte selbst – ich hab auch ein Leben.“
Klar, gibt erst mal Gegenwind. Aber irgendwann merkt auch der stärkste Windstoß: Hier bewegt sich nichts mehr, wenn ich puste. Und genau da fängt deine echte Freiheit an.
Ich kenn das übrigens auch. Vor allem dieses Gefühl, dass ein Nein nie ernst genommen wird. Du sagst’s, ganz ruhig und klar, und alle so: „Ja ja, sie beruhigt sich wieder.“ Und wenn du’s dann wirklich durchziehst, stehen alle da wie die Kuh vorm Gewitter: „Achso… du meinstest das ernst?“ – Äh ja. Exakt das war der Punkt. Aber weil man sich jahrelang selbst übergangen hat, kann sich keiner vorstellen, dass du plötzlich anfängst, dich ernst zu nehmen.
Gestern 20:44 •
x 3 #5