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Hallo liebe foris,
ich brauche gerade mal ein paar Gedanken von außen und vielleicht kennt ja jemand so eine Situation.

In meiner Familie (ich wohne noch nah bei meiner Mutter) ist es oft so, dass ich viele Aufgaben übernehme – Arzttermine, Begleitung, Hilfe im Alltag usw. Das mache ich oft gerne, aber manchmal wird es einfach zu viel. Heute z.B. sollte meine Mutter zum Arzt, und ich dachte, mein Bruder könnte das auch mal übernehmen. Ich war mittags kurz mit meinem Partner etwas essen, und jetzt ist meine Schwägerin sauer, weil ich „nicht mit meiner Mutter zum Arzt bin – aber zur Pommesbude kann ich“.
Solche Vorwürfe treffen mich, obwohl ich weiß, dass ich mir eigentlich nichts vorzuwerfen habe.

Was mich besonders belastet ist dieses Gefühl, dass ich es nie allen recht machen kann. Ich helfe so viel, bin emotional oft erschöpft – aber sobald ich mal nicht springe, kommt sofort Kritik oder unterschwellige Ablehnung.
Dazu kommt, dass meine Nichte (die Tochter meiner Schwägerin) sich meiner Mutter gegenüber oft sehr respektlos verhält, und wenn das jemand anspricht, ist plötzlich meine Mutter „schuld“, anstatt das Verhalten des Kindes zu hinterfragen.

Ich merke, dass mich das richtig sauer macht – aber ich fühle mich gleichzeitig schuldig, wenn ich mal Nein sage oder mich abgrenze. Es fällt mir schwer, da eine gesunde Mitte zu finden.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wie geht ihr mit ungerechten Erwartungen und familiären Schuldgefühlen um?
Und wie kann man besser bei sich bleiben, ohne sich emotional in allem zu verlieren?

Ich bin dankbar für jedes Feedback
Liebe Grüße
Spirit

Gestern 16:54 • 11.07.2025 x 3 #1


9 Antworten ↓


Ich lese erstmal mit...

A


Abgrenzung fällt mir schwer Was hilft euch?

x 3


Wichtig ist, dass du mit deinen Entscheidungen klar bist. Wenn du findest, du machst definitiv genug, macht sogar mehr als dir lieb ist, hast dir nichts vorzuwerfen, dann ist das die beste Basis, um ruhigen Gewissens ein ruhiges Gewissen zu haben.

Jetzt musst du dir nur noch glauben. Bei dir bleiben. Leider kann man auch damit keinen Schalter umlegen, der verhindert, dass es bei solchen Sprüchen im Herzen sticht, aber wenn man sich immer wieder vor Augen führt, dass man sich nichts vorzuwerfen hat, dann wird der Schmerz der Verletzung immer weniger und dauert kürzer. Man schafft sich damit ein dickes Fell.

Zusätzlich solltest du daran arbeiten, Grenzen zu setzen und dir solche Sprüche nicht gefallen zu lassen.

Was würdest du in solchen Fällen gerne entgegen? Manchmal fällt einem das hinterher ein. Du solltest dir ein Repertoire an Antworten zulegen, die du in solchen Fällen äußerst. Dann werden solche Sprüche wahrscheinlich auch immer weniger.

@SpiritTiger127 Hallo - das kenne ich auch, und kann die Situation gut nachvollziehen. Ich glaube einfach, dass manche Menschen schon früh darauf konditioniert werden, immer im Außen alle zu bedienen, immer zu helfen, immer da zu sein. Und eigentlich ist das ja auch eine gute Sache - man bekommt ja dafür auch Lob und Anerkennung. Ich glaube, das Problem ist nur, dass sich das Umfeld ganz stark daran gewöhnt dass immer diese eine Person verfügbar ist für alles - und der ein oder andere nicht mit Verständnis reagiert wenn man dann mal eine Grenze zieht und sich Zeit für sich nimmt. Ich denke, deine Schwägerin hat sich aus persönlichen Gründen darüber geärgert, und das dann an dir abgelassen. Eigentlich weiß sie und weißt du das es völlig ok ist dass du deinen Bruder mal eingespannt hast. Aber du bist es vielleicht nicht gewöhnt dir das zuzugestehen, und dein Umfeld eben auch nicht?

@SpiritTiger127

Oh Spirit… willkommen im Club der Familien-Reizwäsche, wo Schuldgefühle immer frisch gewaschen und direkt wieder umgehängt werden. Du könntest dich auf den Kopf stellen, deine Mutter auf Händen zum Arzt tragen und auf dem Rückweg noch das Wartezimmer tapezieren – es wär trotzdem nie genug. Warum? Weil du längst zur Servicekraft im emotionalen Familiensystem geworden bist. Und wehe, du nimmst dir mal ne verdammte Pommespause. Dann steht die Schwägerin mit dem Moral-Fensterputzer da und wischt dir übers Gesicht.

Weißt du, was das eigentlich ist? Emotionaler Erpressungsversuch auf niedrigstem Niveau. Nicht, weil deine Schwägerin bewusst fies ist – sondern weil du den bequemsten Platz eingenommen hast: die, die springt, wenn andere sich drücken. Du bist halt verlässlich. Und genau deshalb wird dir jedes Nein ausgelegt wie ein Verbrechen.

Und jetzt kommt das Gemeine: Du bist sauer – aber traust dich nicht, die Wut zu fühlen. Stattdessen schiebst du sie runter, und da wartet schon das Schuldgefühl mit ’nem warmen Kakao und sagt: „Na komm, war doch nicht so schlimm. Du bist doch die Vernünftige.“ Und zack, hängst du wieder in der Schleife: Du hilfst zu viel brennst aus sagst Nein wirst angefeindet fühlst dich schuldig hilfst wieder zu viel.

Und hey, das Ding mit der Nichte? Auch typisch. Wenn das Kind sich respektlos benimmt, wird nicht das Verhalten reflektiert, sondern lieber der Black-Peter an deine Mutter zurückgeschoben. Warum? Weil’s einfacher ist, als Grenzen zu setzen. Und weil in solchen Familiensystemen immer jemand der Blitzableiter sein muss. Mal ist es deine Mutter, mal bist du’s.

Also was tun?

Nicht versuchen, „besser klarzukommen“, sondern aufhören, dich schuldig zu fühlen für etwas, das du gar nicht falsch machst. Dein Nein war gesund. Punkt. Dass es jemandem nicht passt, ist nicht dein Problem. Wenn du willst, dass sich was verändert, dann nicht durch noch mehr Anstrengung, sondern durch klare Kante. Nicht laut, nicht aggressiv – aber innerlich klar: „Ich bin nicht verfügbar, nur weil du’s von mir erwartest.“

Und ganz ehrlich? Vielleicht darfst du mal die Sätze üben, die sonst keiner sagt. Wie:

– „Ich weiß, dass es euch stört, wenn ich mal nicht springe – aber das ist kein Grund, mich zu beschämen.“
– „Ihr müsst nicht einverstanden sein mit meinen Grenzen. Aber ich werd sie trotzdem setzen.“
– „Wenn ihr euch Sorgen macht, dann organisiert das bitte selbst – ich hab auch ein Leben.“

Klar, gibt erst mal Gegenwind. Aber irgendwann merkt auch der stärkste Windstoß: Hier bewegt sich nichts mehr, wenn ich puste. Und genau da fängt deine echte Freiheit an.

Ich kenn das übrigens auch. Vor allem dieses Gefühl, dass ein Nein nie ernst genommen wird. Du sagst’s, ganz ruhig und klar, und alle so: „Ja ja, sie beruhigt sich wieder.“ Und wenn du’s dann wirklich durchziehst, stehen alle da wie die Kuh vorm Gewitter: „Achso… du meinstest das ernst?“ – Äh ja. Exakt das war der Punkt. Aber weil man sich jahrelang selbst übergangen hat, kann sich keiner vorstellen, dass du plötzlich anfängst, dich ernst zu nehmen.

Zitat von WayOut:
Und wehe, du nimmst dir mal ne verdammte Pommespause.

Amen

@Pauline333 Danke für deine liebe Antwort, ja ich versuche jetzt mich weiter abzugrenzen aber es fällt mir sehr schwer, vor allem da meine Mama so gerne mit ihren Enkeln und meinem Bruder Zeit verbringen mag und durch diese Streitereien mit meiner Schwägerin ist es für sie nicht möglich da sie nicht rüber darf zu denen wenn die mal wieder sauer ist.
Ich hätte ihr am liebsten gesagt das ich es nicht normal finde das ich mit ihren Kindern zum Arzt gehen soll aber mein Bruder kann meine Mama nicht begleiten. Dann mache ich das mit den Kindern auch nicht mehr. Ich weiß momentan nur nicht ob ich das jemals sagen könnte, traue mich auch einfach irgendwie nicht…

@soh ja das kann gut sein, aber ich kenne diese Frau schon soooo lange und ich habe immer das Gefühl gehabt sie freut sich darüber wenn alle nach ihrer Pfeife tanzen. Also ich glaube sie ärgert sich wirklich darüber das ich meinen Bruder eingespannt habe weil es ihr nicht in ihren Kram passt. Sie ist ja auch manchmal so wenn er was für meine Mama einkaufen soll, dann sagt sie im manchmal das sie das nicht möchte und dann macht er das auch nicht…

@WayOut Danke für deinen ehrlichen, humorvollen und hilfreichen Beitrag!
Ich werde auf jeden Fall versuchen an mir zu arbeiten. Mit dem was du beschrieben hast, hast du so so recht und ich werde versuchen die Sätze die du mir geschrieben hast zu üben.
Ich bin wirklich meist erst wütend und nach kurzer Zeit denke ich mir „ach ist ja nicht so wild“ und mache wieder wie vorher weiter. Traue mich halt aber irgendwie auch nicht dagegen was aktiv es zu sagen, will keinen Streit verursachen. Aber was sein muss muss sein. Möchte nicht mehr die sein die alles für alle machen muss, ich hab auch noch ein Leben!
Danke!

Zitat von SpiritTiger127:
Was mich besonders belastet ist dieses Gefühl, dass ich es nie allen recht machen kann.

Mal daran gedacht das du es niemand recht machen musst? Hast du bei deiner Geburt was unterschrieben das du das musst?

Zitat von SpiritTiger127:
Und wie kann man besser bei sich bleiben, ohne sich emotional in allem zu verlieren?

Für dich einstehen und dir immer wieder selber sagen das ein Nein für dich Nix schlimmes ist- wenn dein gegenüber das nicht akzeptiert ist das sein Problem…Es ist doch dein Leben oder?

A


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